modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Mehrfachbeauftragung | 06/2019

Städtebauliche Entwicklung eines Wohn- und Gewerbequartiers in Bad Aibling

Visualisierung

Visualisierung

2. Preis

Leupold Brown Goldbach Architekten

Architektur

Erläuterungstext

„TRADITION UND MODERNE“

Der westliche Ortseingang von Bad Aibling wird sich durch die Entwicklung in der Münchner Straße 33-35 (dem jetzigen Sport Fischbacher) in den nächsten Jahren völlig verändern - eine große Chance für die Stadt! Gleichzeitig werden durch die Entwicklung attraktive Gewerbeflächen sowie hochwertiger Wohnraum geschaffen. Das Wettbewerbsgrundstück befindet sich inmitten einer Mischung aus Wohnbebauung aus sehr unterschiedlichen Zeitaltern und vorwiegend großflächigem Gewerbe (Supermarkt, Sportgeschäft, Autohaus). Die Münchner Straße ist die Haupteinfallstrasse nach Bad Aibling von Westen kommend und hat eine sehr hohe Verkehrs- und damit Lärmbelastung. Glücklicherweise liegt sie im Norden und die Wohnungen können zur ruhigen Seite nach Süden orientiert werden.

Der Schallschutz empfiehlt eine geschlossene Bebauung entlang der Münchner Straße. Um diese Bebauung nicht zu massiv und riegelartig erscheinen zu lassen, wird sie gezielt aufgebrochen in vier klassische „Häuser“ mit angemessener Größe. Diese werden in zwei L-förmigen Zweiergruppen im Wechsel giebel- und traufständig entlang der Straße aufgereiht.

Die Hausform selber bildet mit dem ortstypischen Satteldach klar den Bezug zur Aiblinger Baukultur ohne historisierend oder aufgesetzt zu wirken. Die Häuser sind unterschiedlich hoch und reagieren auf den unmittelbaren Kontext. Das östlichste Haus (H4) hat lediglich drei Geschosse plus Dachgeschoss, um einen möglichen Konflikt mit dem angrenzenden Wohngrundstück zu vermeiden. Das westlichste Haus (H1) bildet den Kopf der Bebauung und begrüßt mit einer markanten, viergeschossigen Giebelseite mit Dachgeschoss den nach Aibling einfahrenden Besucher. Der gewünschte Hochpunkt (H2) mit fünf Geschossen plus Dachgeschoss versteckt sich gewissermaßen hinter H1 um die Höhe nicht zu sehr in Erscheinung treten zu lassen.

Die Fassaden orientieren sich ebenfalls an der Aiblinger Baukultur. Eine Lochfassade mit hellem Putz und Holzfenstern wechselt sich ab mit einer hellen Holzverschalung. Die horizontale Gliederung verwendet auf eine unaufdringliche Art die ortsüblichen Baumerkmale, ohne sie zu imitieren. Das Erdgeschoss springt gegenüber dem Obergeschoss zurück, die Schaufenster sind großzügig verglast.

Die Bebauung hält ausreichend Abstand zur Münchner Straße. Die bestehende Baumreihe wird erhalten bzw. ergänzt und bildet einen „Grünsaum“ vor der Bebauung und überdeckt die hohe geforderte Anzahl an Stellplätzen. Zwischen den Hausgruppen entsteht eine Aufweitung. Ein kleiner „urbaner Quartiersplatz“ wird von einem stolzen Baum markiert. Trotz Nordseite kriegen die Querseiten ein paar Sonnenstunden ab, hier könnte auch ein kleines Café eingerichtet werden. Ebenfalls hier angeordnet sind zwei der insgesamt vier Hauszugänge für die Obergeschosse sowie die nötige Infrastruktur wie Fahrradabstellplätze etc. Durch die Bündelung von Aktivitäten entsteht hier ein lebendiger Ort mit Identität, Begegnung und automatischer sozialer Kontrolle. Die Lage des Platzes korrespondiert mit der Entwicklung auf der gegenüberliegenden Straßenseite (Kindergarten, Projekt Karl Wagner Straße).

Die Häuser sind im Erdgeschoss verbunden, um die gewünschten zusammenhängenden großen Gewerbeflächen zu schaffen. Der Bauabschnitt 1 (östliche Hausgruppe aus H1 u. H2) kann im laufenden Betrieb vom Sport Fischbacher erfolgen, dieser kann nach Fertigstellung „nahtlos“ umziehen. Die etwas abgerücktere Lage vom Kreuzungspunkt Münchner Straße/ Westendstraße wird durch die herausgestellte Ecke aufgefangen und erzeugt Sichtbarkeit für den von Westen kommenden Kunden.

Auf der Südseite des Erdgeschosses werden Wohnungen angeordnet, die sogenannten Gartenwohnungen. Die vorgelagerten Freiflächen werden als Privatterrassen oder kleine Gärten genutzt. Die notwendige Feuerwehrzufahrt entlang der südlichen Grundstücksgrenze wird zum Spielweg für die Bewohner. Durch Rücksprünge in der Bebauung entstehen zwei geschützte Nischen, die als Gemeinschaftsflächen genutzt werden, insbesondere für Kinderspiel, sowie Sitzplätze unter Bäumen. Der gesamte südliche Bereich ist gemeinschaftlich und autofrei und damit ausgesprochen familienfreundlich.

Das gesamte Gebiet kommt mit einer einzigen Tiefgaragenzufahrt aus. Diese befindet sich im Bauabschnitt 1. Die Tiefgarage kann im Bauabschnitt 2 einfach verlängert werden. Der Tiefgaragengrundriss selber ist extrem flächensparend organisiert, um den geforderten Stellplatzschlüssel zu erfüllen. Wunschgemäß wird ein Teil der Besucherstellplätze in einem vorgeschalteten Bereich der Tiefgarage untergebracht.

Um die gewünschte hohe Bebauungsdichte zu erlangen, wird zwischen die Satteldachhäuser Geschossfläche „modelliert“. Zu der südlich angrenzenden, bestehenden Wohnbebauung aus Mehrfamilienhäusern terrassiert sich die Bebauung ab, um Konflikte, insbesondere durch zu große Wandhöhen zu vermeiden.

Diese terrassierte Welt besteht zum überwiegenden Teil aus Balkonen. Holzgeländer, Markisen und großzügige Begrünung sorgen für eine natürliche und lebendige Ausstrahlung. Alle Wohnungen sind zur Sonne und in den oberen Geschossen mit Blicken zu den Bergen orientiert.

Die zur Sonne orientierten Dachflächen können mit Photovoltaikelementen ausgestattet werden.

Die Teile der Terrassen, die nicht für den Aufenthalt bestimmt sind, werden mit Dachbegrünung ausgestattet. Dies dient dem Mikroklima und verzögert die Abgabe des Regenwassers in die Versickerungssysteme.

Die Grundrisse sind effizient organisiert. Es wird sehr wenig Erschließungsfläche benötigt. Das gesamte Projekt kommt mit lediglich vier Treppenkernen aus. Dies verbessert zum einem die Wirtschaftlichkeit des Projektes und sorgt zudem für ausreichende Frequenz in den tagesbelichteten Treppenhäusern: die zwanglose Begegnung fördert die Kommunikation zwischen den Bewohnern und damit den sozialen Zusammenhalt der Hausgemeinschaft.

Bei den Wohnungsgrundrissen ist das zentrale Thema das „nach Außen leben“ als Wohngefühl. Durch die großzügigen Terrassen fühlt sich jedes Geschoss ein bisschen an wie ein Penthaus mit Sonnendeck. Durch die Anordnung der Wohnungen auf der Südseite haben alle Wohnungen eine sehr hohe Anzahl an Sonnenstunden pro Tag. Bei den west- und ostorientierten Wohnungen sorgt eine eingeschnittene Loggia für einen lärmgeschützten Außenraum und eine Lüftungsmöglichkeit ohne Schallschutzmaßnahmen.

Die unterschiedlichen Wohnungsgrößen schaffen automatisch eine bunte Bewohnerstruktur aus Jung und Alt, Familien und Singles, wohlhabend und nicht wohlhabend - das Abbild der Gesellschaft unserer Zeit.

Die rein nordorientierten Geschossflächen eignen sich ideal als Gewerbeflächen, z.B. für Büros oder Praxen. Die Flächen sind flexibel teilbar in große oder mehrere kleine Einheiten. Auch die aktuell gefragten Coworking-Spaces sind hier ideal realisierbar. Hiermit kann ein breites Angebot für Gewerbetreibende geschaffen werden.

Es entsteht ein lebendiges Haus, in dem „unter vier Dächern“ gewohnt, gearbeitet und eingekauft wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Pro

+ Bauabschnitte machbar
+ Gut gestaltete Dachlandschaft (Satteldach)
+ Grundstück Zehetmaier solide gelöst
+ Verträgliche Wandhöhe zur Münchner Strasse
+ sehr effiziente TG
+ nur eine TG Abfahrt, gute Zufahrt zum Gewerbe (2x)
+ sehr effiziente Erschließung
+ sehr guter Wohnungsmix
+ Nimmt die Körnung der zukünftigen Bebauung Karl-Wagner-Strasse auf
+ Gute Staffelung der Einzelgebäude

Contra

⁃ Keine großen Gewerbeflächen im EG möglich (heilbar durch Vergrößerung im EG und Terrassen auf dem Gewerbe Dach)
⁃ Anteil Gewerbe zu niedrig (heilbar)
⁃ Auftaktgebäude im Westen ist städtebaulich unbefriedigend und passt nicht zum Rest
⁃ Fläche im 5. OG (10% lt. Auslobung) überschritten
X:\Bauvorhaben\1903 Münchener Str. 33-35, B.A\Protokoll 1.Phase.docx 4 von 7

Neutral:

• Mit Glasverbindung zwischen den beiden V-Gebäuden könnte ein weiterer Innenhof entstehen
• Fassade wirkt eintönig (war nicht gefordert, aber wurde dargestellt)
Lageplan

Lageplan

Vogelperspektive

Vogelperspektive