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Nichtoffener Realisierungswettbewerb | 02/2020

„tempus futurum“ – Stadtmuseum Neustadt in Sachsen

2. Preis

Preisgeld: 11.650 EUR

Naumann Wasserkampf Architekten PartGmbB

Architektur

modellwerk weimar | Architekturmodelle, Modellbau, Frässervice, Laserservice

Modellbau

Erläuterungstext

Leitgedanke des Entwurfs
Eine große Dachfigur zu entwickeln, die alle Nutzungen und Gebäudeteile unter sich
vereint und dabei ihren ganz eigenen architektonischen Ausdruck entwickelt, war Ausgangspunkt
der Überlegungen zum zukünftigen Stadtmuseum Neustadt in Sachsen.
Ziel war es, bewusst keinen Neubau am Markt vorzuschlagen, der dessen Gesamtbild
verändern würde, sondern die Bestandsbauten selbst sensibel zu überformen und ihnen
so zu einem ganz eigenen Charakter zu verhelfen.

Städtebauliche Idee
Das bestehende Ensemble wird um zwei Baukörper ergänzt. Ein Anbau an das Gebäude
Markt 23 schließt den Block nach Süden ab und bildet dadurch einen Innenhof, der in
der Südöstlichen Ecke offenbleibt. Ein zweites Volumen auf der Fläche südlich der Langen
Gasse fasst diese – vom Markt kommend – räumlich. Die im Knick der Straße
entstehende Aufweitung wird Vorplatz der über den Kreuzgang erschlossenen Stadtverwaltung.
Der Hochzeitsplatz soll zukünftig aber auch als angemessener Ort für den Empfang
von Brautpaaren durch ihre Gäste dienen.
Der eingestellte Kreuzgang übernimmt mehrere Funktionen. Er ist offener Verteiler
zwischen Markt 24 und der Stadtverwaltung, die über die Tourist-Information eine öffentliche
Adresse am Markt erhält, Raumerweiterung des Ausstellungsteils Industrie im
Erdgeschoss an der Bahnhofstraße, Foyer der Stadtverwaltung und Vermittler zwischen
städtischem Außenraum und Hof.
Die nachzuweisenden Stellplätze werden auf dem südlichen Grundstücksteil nachgewiesen.

Freiräume
Sowohl der Hochzeitsplatz als auch der Hochzeitshof werden mit Natursteinpflaster
belegt. Im Innenhof wird dieser Belag durch einen Grünstreifen gefasst, der den Übergang
zum Kreuzgang bildet.
Architektonisches Konzept
Das Entrée des Stadtmuseums und die Tourist-Information bilden den zukünftigen
Eingang in das Museum. Durch die unterschiedliche Höhenlage der Erdgeschosse entsteht
dabei ein Foyer auf zwei Ebenen, die es ermöglichen einen barrierefreien Zugang
am Markt 24 und einen weiteren Eingang am Markt 23 zu realisieren. Direkt an das
Entrée angeschlossen beginnt der Rundgang mit dem Auftakt. Nachdem der Besucher
in das neue Dachgeschoss gefahren ist, bildet eine große Gaube den Ausblick auf die
Stadt. Von hier aus, führt der Rundgang von Geschoss zu Geschoss bis ins Erdgeschoss
zurück, wo er mit Blick in den Innenhof endet.
Das große Dach unternimmt den Versuch, die vorhandene Dachlandschaft in ein selbstbewusstes
neues Bild zu überführen. Durch die großen Gauben und die Stehfalzdeckung
entsteht ein ganzheitlicher oberer Abschluss. Das Ensemble wird zum großen
Haus und damit unverkennbar öffentliche Einrichtung.

Konstruktion
Die Neubauten werden monolithisch errichtet. Das verputzte Dämmsteinmauerwerk
erhält, angelehnt an die baulichen Motive aus den Bestandsbauten, einen Sockel aus
Betonfertigteilen als unteren Abschluss. Die Dächer bekommen eine Stehfalzdeckung
aus Zinkblech.
Die Einbauten im Markt 23 werden als Stahlbetonkonstruktion in die bestehenden
Mauern eingestellt. Die alten Fassaden werden innen gedämmt und verkleidet.
Der Kreuzgang im Innenhof ist eine eingestellte Holzkonstruktion, die – wo benötigt –
verglast wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf betont die Bewahrung des überlieferten Stadtraums und der dort typischen, eher schlanken Bauvolumen. Um dies zu erreichen, werden größere und auch höhere Gebäude an die Lange Straße ausgelagert. Nach Süden wird der Baublock ergänzt, es entsteht ein Innenhof, der in der süd-westlichen Ecke geöffnet bleibt. Erfreulich ist die Erhaltung der markt- und bahnhofstraßenseitigen Außenhülle mit ihren Öffnungsstrukturen und vielen Details, wenngleich auf den Erker verzichtet wurde. Durch die Beibehaltung des Erdgeschoss-Niveaus im Markt 23 verbleiben auch die Keller unbeschädigt. Schmerzlich ist das Fehlen der gestaltbestimmenden gestaffelten Hechtgauben nach dem Markt. Die weit aus der Mitte gerückte Schleppgaube bietet dafür keinen adäquaten Ersatz. Gleichwohl entsteht ein neues, gut proportioniertes Bild, das die Gesamterscheinung des Marktes nicht beeinträchtigt und eine diskret neue Note hinzufügt. An der langen Straße entsteht ein kleiner Vorplatz, von dem aus der mit einer Art Kreuzgang umfasste Innenhof erschlossen wird. Dieses räumlich attraktive Erschließungselement wird allerdings funktional nicht konsequent durchgehalten. Die Hauptzugänge vom Markt führen in das Entree des Stadtmuseums und zur Touristeninformation. Die Barrierefreiheit ist durch eine Verbindung im Innern gegeben. Das Museum ist gut an das Entree mit einem Aufzug angeschlossen, der zu einer großen Gaube mit Blick auf die Stadt führt. Der dort beginnenden Museumsrundgang ist schlüssig im Ostflügel angeordnet. Hinsichtlich der Ausstellungsfläche gibt es keine Beanstandung. Allerdings beeinträchtigen die in die Wegführung eingestellten Treppenhäuser etwas die räumliche Abfolge. Auf die im Museumskonzept angesprochene räumliche Korrespondenz der Museumsbereiche wurde verzichtet. Funktional wird die Auslagerung der Depots in das Gebäude auf der anderen Straßenseite als problematisch bewertet. Ungünstig erscheint die räumliche Trennung von Werkstatt und Vorbereitungsraum für die Museumspädagogik (Anordnung in unterschiedlichen Geschossen). Insgesamt zeichnet sich die Arbeit durch ihre Angemessenheit und Schlichtheit der Mittel aus. Mit seiner typologisch klaren Ordnung, einer disziplinierten und sensiblen Gestaltung und sinnvollen Konstruktionen lässt der Entwurf attraktiv zu nutzende Räume und einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten.
Modell - modellwerk weimar

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Modell - modellwerk weimar

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