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Einladungswettbewerb | 02/2020

Neubebauung Orleansstraße / Orleanshöfe in München

Perspektive Haidenauplatz

Perspektive Haidenauplatz

Anerkennung

Preisgeld: 11.000 EUR

bogevischs buero

Architektur

Burger Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter Kühn Partnerschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das neue Stadtquartier zwischen Ostbahnhof und Haidenauplatz erhält zwei markante Gesichter.
Zur Stadt hin zeigt sich das Quartier als ein neues Arbeitsquartier mit schicken Arbeitsplätzen. Zur Bahn hin wird gewohnt.
Es entsteht ein Quartier mit sehr guten Adressen für moderne Arbeitsplätze.
Über die feinen, mit erdgeschossigen Ateliers und Dienstleistungseinheiten bestückten Innenhöfe, erreicht man die rückwärtigen Wohngebäude. Es entstehen ausschließlich ruhige, innovative Wohnungen, bei welchen sämtliche Schlafzimmer in die ruhigen Innenhöfe hi orientiert sind.
Es entstehen aber auch wunderbare Blicke aus den Küchen und Wohnräumen über die Bahnachse.
Alle Wohnungen haben eine Orientierung mindestens eines Aufenthaltsraumes zur Sonne hin. Die Wohnqualität ist einzigartig.
Eine Laubengangerschließung zur Bahn in Kombination mit Schallschutzloggien und einer intensiven Fassadenbegrünung erzeugt ein lebendiges Bild nach Süden. Das neue, die neuen Gebäude werden zur Marke an der Bahn.
Wir stellen uns Gebäude in einer Sichtklinkerfassade vor, die trotz gestalterischer Vielfalt eine prägnante, dem vormaligen Industriestandort gerechte Klinkerhülle erhalten.
Die Innenhöfe als halböffentliche Erschließungs- und Aufenthaltsräume für Bewohner und Gäste werden intensiv begrünt. Sie sind untereinander verbunden- es entsteht ein ruhiges Binnenraumgeflecht mit einer Vielzahl an kleinteiligen Einheiten.

Alle Wohneinheiten sind durch Sicherheitstreppenräume oder 2 bauliche Rettungswege ausgestattet, so, dass die Feuerwehr die Höfe nicht befahren muss.

Die Dächer sind gemeinschaftlich von den Bewohnern nutzbar.
Der erste Bauabschnitt ist auch mittelfristig eigenständig nutzbar( 2. Stammstrecke) +
Die Zufahrten für die Bahn sind umgesetzt.
Die Bürogebäude wie die Wohngebäude sind in einzelne Einheiten zu zerlegen, so dass eine Individualvermarktung/Realteilung möglich wäre.
Die Bürogebäude sind von den Wohngebäuden unabhängig.


Der große Einzelhandelsmarkt wird über eine innenliegende Lieferzone bedient. Die kleineren Einheiten werden über die Tiefgarage versorgt. Für die Essenslieferungen der Kitas sind Flächen vorgesehenen, die die übrige Zeit als Synergieraum genutzt werden können.
Es ist Platz für Müllräume vorgesehen. Im vorderen Bereich des Grundstücks können die Tonnen zur Abholung gesammelt werden.

Die Tiefgarage wird über die bereits bestehenden Einfahrten erschlossen und werden platzsparend mit den Durchgängen zu den Innenhöfen kombiniert.
Im Erdgeschoss des Bahnriegels ist reichlich Raum für Fahrräder.
Die Mobilitätszentrale wird nah am Ostbahnhof und den Einzelhandelsmärkten platziert, um Synergieeffekte zu schaffen. Die vorgelagerte Arkade schafft Platz zum Aufstellen von Leihrädern, Lastenrädern, etc.

Durch den Büroriegel zur Orleansstraße und den Wohnriegel zur Bahn entstehet eine große Lärmgeschützte Zone. Zur Bahn hin werden konsequent schutzbedürftige Aufenthaltsräume vermieden. Nur in Sonderfällen wie am Abschluss des Entwicklungsabschnitts werden Maßnahmen wie Schallschutzloggien notwendig.
Die Dachterrassen werden durch transparente schallschutzwände geschützt. Durch die intensive Begrünung und Situierung der Terrassen auf den niedrigeren Geschossen werden können sie geschickt in das Stadtbild eingebunden werden.
Durch die Verwendung von schallabsorbierenden rauen Ziegel wird eine hohe Schallreflexion zur Orleansstraße vermieden.



Freiraumkonzept

Bedingt durch die richtigerweise vorgesehene bauliche Dichte auf dem Perimeter – bei jedoch gleichzeitig immer höherem Bedürfnissen an Freiraum - Funktionen und den daraus folgenden Bedarfen auf eng begrenztem Potentialflächen schlagen wir vor, zuerst alle verfügbaren „Freiflächen“ zu betrachten.
Also eben auch alle Fassaden, die Dachflächen, selbstverständlich die erdgeschossigen Freiräume unter der Fragestellung der qualitativ möglichen Nutzungspotentiale.
Die in Richtung Stadtzentrum weisenden Fassaden (der Büronutzung) mit der vorliegenden Baumallee wird entsprechend der nachbarschaftlichen - in erster Linie – historischen Typologien steinern formuliert. Ebenso die beiden Solitäre an den Köpfen der Setzung. Die hofseitigen Fassaden erhalten in den Büronutzungen eine intensive bodengebundene Fasssadenbegrünung, ebenfalls die Wohnnutzungen, ergänzt um den Wohnungen direkt zugeordnete Individualbegrünungen, die auch produktiv - gärtnerisch genutzt werden können.
Die Dächer sind im besten Fall als zur gemeinschaftlichen Nutzung aktivierte Flächen (Mix aus Belag und Intensivbegrünung(auch nutzbar als Garten)) entwickelt. Es sollen dort auch geschützte Spielzonen für kleine Kindern inkludiert werden. Auf – z.B. wegen Lärmbeaufschlagung oder Energiegewinnung – nicht zugänglichen/nutzbaren Dachflächen ist eine ökologisch wertvolle Intensivbegrünung vorgesehen, nur im Ausnahmefall lediglich extensiv begrünt. Reine Kiesdächer sind auszuschließen.
Die 6 Höfe werden als grüne Höfe unterschiedlicher Atmosphären und damit einzeln adressierbar, gestaltet und erfüllen sowohl transitorische, als auch erschließende Funktionen, bieten jedoch auch Aufenthaltsqualitäten. Zur vertikalen Maßstäblichkeit und damit angenehmen Raumbildung für die Nutzer tragen Baumstellungen, wie auch intensiv begrünte Pergolen und Stellagen bei. Diese reduzieren das häufig als unangenehm empfundene Gefühl der „Beobachtung von oben“.
Die bahnseitigen Fassaden schließlich stellen für uns – trotz hoher Lärmwerte - ein gewaltiges Freiraumpotential zur gemeinschaftlichen Nutzung und sozialem Leben dar. Die unverbaubare Weite mit der hoch belichteten Südostausrichtung stellt eine Qualität an sich dar und ermöglicht durch die baulichen Formulierungen vor allem eine vielfältige Aneignung jeweils geschossgebunden, damit nicht privatisert. Dadurch ist weiterer Lärmschutz unnötig. Diese Fassaden sollen sich so „grün“ wie nur möglich formulieren, die Vegetation bleibt – da im jeweiligem Geschoss integriert - individuell von der „kleinen Nachbarschaft“ steuerbar.
Die nicht zugänglichen vorgelegten Biotopflächen im Zwischenbereich Bebauung Bahntrassen bleiben einer ungesteuerten Entwicklung überlassen.
Insgesamt entsteht eine prägnante, richtungweisende hoch differenzierte Freiraumabfolge auf dem Perimeter.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser begreifen die Ausdehnung und lineare Ausrichtung des Grundstücks zwischen Orleansstraße und Gleisfeld als Besonderheit und einmalige Qualität und belegen es in einem ersten Schritt folgerichtig und durchaus nachvollziehbar mit einer zusammenhängenden baulichen Gesamtfigur. Die Gliederung dieser Figur durch die Aneinanderreihung von sechs geschlossenen Hoftypen erzeugt subtile Rücksprünge sowohl zur Bahn als auch zur Orleansstraße. Auf diese Weise werden die einzelnen Gebäudeteile zum Stadtraum lesbar und die baulich geschlossene Figur reagiert selbstverständlich auf die geometrische Verjüngung und abnehmende Tiefe des Grundstücks in Richtung Norden zum Haidenauplatz. Allerdings erscheinen Setzung, Ausdehnung und Anzahl der Höfe repetitiv-schematisch und zu gleichförmig. Die zur Orleansstraße vorspringenden Kopfbauten rhythmisieren, dominieren in ihrer strengen Abfolge aber auch den Straßenraum. Die fünf winkelförmigen, 8- geschossigen Baukörper erzeugen zur Straße und zur Bahn eine angemessene vertikale Profilierung der Baumassen.
Die Entscheidung der Verfasser, die Büronutzung auf voller Länge entlang der Orleansstraße anzuordnen, die Wohnnutzung dagegen entlang der Bahn und in den Querriegeln der Innenhöfe, führt zu einem durch die gewerbliche Nutzung dominierten Auftritt des neuen Quartiers in Richtung der gewachsenen Strukturen Haidhausens mit dem Franzosenviertel, was durch die Jury sehr kritisch beurteilt wird. Die Adressierung und Auffindbarkeit der Wohnungen wird so nur in zweiter Reihe über die Innenhöfe möglich und deutlich erschwert. Die vertikale Erschließung der Wohnungen erfolgt logisch und konsequent aus den geschützten Höfen über Sicherheits- oder auch Schachteltreppenräume. Zur Bahn werden die dort situierten Wohnungen über vorgelagerte Laubengangbereiche erschlossen, die in ihrer Doppelbelegung als Pufferraum für die dorthin orientierten Wohnräume zu Problemen in der Nutzung und Entfluchtung führen werden. Die Bürobereiche liegen gut adressiert entlang der Orleansstraße und im südlichsten Querriegel in Richtung Ostbahnhof. Entgegen den Angaben in den Plänen ist ein Anleitern an die Bürobereiche aus Richtung Orleansstraße auf Grund des Baumbestandes nur sehr schwer möglich und nicht gewünscht. Die Lage der drei Zu- und Ausfahrten zu den Tiefgaragen ist in der dargestellten Form ungünstig. Aufstellflächen in den Zufahrtsbereichen der Stichstraßen können nicht nachgewiesen werden. Die Dimension der Gebäudedurchfahrten zu den Rampen ist zu gering, um die erforderlichen Radien nachweisen zu können. Im Bereich der mittleren Zufahrt auf Höhe der Spicherenstraße kommt es zu Konflikten mit der Fußgängererschließung des Innenhofs. Das vorgeschlagene Fassadenbild der in Ziegel ausgeführten Lochfassaden verstärkt trotz der schönen Differenzierung der einzelnen Gebäudeteile den kritisch beurteilten, beinahe bastionsartigen Charakter eines großen Gesamtbaukörpers.
Die Freiraumgestaltung für die kompakte Großform wird differenziert formuliert, lässt jedoch die Wirkung in das Quartier vermissen. Der Bürotrakt entlang der Orleansstraße wird von der bestehenden Allee und der Wohntrakt zu den Gleisen vom Biotopverbund begleitet. Eine raffinierte Durchwegung verbindet die Höfe untereinander und bietet Werkstattatmosphäre für das Wohnen, also halböffentliche Orte der Begegnung, gestaltete Spielflächen und grüne urbane Nischen. Das wohnungsnahe Grün findet sich auf allen Ebenen: von der Vertikalbegrünung an den Südfassaden über die differenziert gestalteten Gartenhöfe, von den geschützten Dachgärten zu den klar definierten Freianlagen der KITAS.
Insgesamt liegt die Qualität der Arbeit in ihrem klaren baulich-räumlichen und organisatorischen Grundprinzip. Dieses weist in seiner Rigidität allerdings zu wenig Offenheit und Differenzierung auf und lässt so einige Fragen zu räumlichen und funktionalen Qualitäten offen.
Perspektive Orleansstraße

Perspektive Orleansstraße

Lageplan

Lageplan

Ansicht Orleansstraße

Ansicht Orleansstraße

Ansicht Orleansstraße Detail

Ansicht Orleansstraße Detail

Orleanshöfe Ansicht Bahn

Orleanshöfe Ansicht Bahn

Orleanshöfe Ansicht Bahn Detail

Orleanshöfe Ansicht Bahn Detail