Neubau einer Kindertagesstätte und eines pastoralen Begegnungszentrums in Füssen

Die Arbeit überzeugt durch ihre eigenständige und identitätsstiftende städtebauliche Präsenz. Zwei L-förmige Baukörper umschließen einen atmosphärisch qualitätvollen Begegnungshof. Im Nord-Osten öffnet sich das Ensemble zum Quartiersplatz, der zeichenhaft, kraftvoll und städtebaulich wirk-sam durch die prägnanten Ausbildungen von Glockenturm- und Sakralraumbaukörper geprägt ist.

Vom Quartiersplatz aus erfolgt der Hauptzugang zum Sakral- und Begegnungsraum, den Begegnungshof betritt man über die großzügige Baukörperöffnung an der Nordostecke. Die Raumfolgen sind dramaturgisch gegliedert und entwickeln sich vom Quartiersplatz zum Begegnungshof, vom Begegnungshof zum Gebäude mit seinen Teilnutzungen.

Der Hof bildet das in sich ruhende Zentrum der Anlage. Der kreuzgangartige Umgang in Verbindung mit locker verteilten „Szene“- Elementen laden zum Miteinander verweilen und Begegnung ein.

Die Grundrisse sind stringent, aber trotzdem locker, spielerisch und lebendig gegliedert. Die Zuordnungen der Nutzungen sind schlüssig vorgenommen, Nutzungsbereiche klar und übersichtlich zoniert.

Sakralraum und Pfarrsaal sind gut zusammenschaltbar und können schlüssig in Verbindung mit der Außenhoffläche bespielt werden.

Die Architektur ist geprägt durch Wandflächen aus Klinkermauerwerk im Wechsel mit großformatigen Fensterelementen, die eine stimmig strukturierte Lochfassade ausbilden.

Die Außenspielbereiche der Kita sind bzgl. der Flächenanforderungen etwas untererfüllt. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um zusammenhängende, erdgeschossige Außenspielflächen, sondern um den Gruppen zugeordnete Einzelflächen, die sich auch in wesentlichen Teilen im Obergeschoss auf begrünten Dachterrassen befinden. Besonders kritisch wird aus Nutzersicht gesehen, dass sich die EG-Außenflächen für die insgesamt 150 KiGa- und 30 Krippenkinder (!) nur als „Schamstreifen“ am nördlichen und um den südwestlichen Baukörper erstrecken.

Die Gebäudekubatur ist effizient bemessen und lässt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Die Tiefgaragenzufahrt (Rampe nur in einer Richtung befahrbar) erfolgt im westlichen Teil der Lehmannstraße, die dadurch vom durchgängigen Fahrverkehr gekappt ist und diesbzgl. eine Alleinstellungsmerkmal zu den anderen Arbeiten hat. Das Stellplatzangebot in der Tiefgarage ist etwas über-, je-doch die oberirdischen Stellplätze untererfüllt, im Saldo wird der Stellplatzbedarf erfüllt.

Insgesamt eine in sich schlüssige und stimmige Arbeit mit hoher Qualität im atmosphärischen Be-reich, die aber in Bezug auf die doch sehr wesentliche Anforderung der Außenspielfläche ein deutliches Defizit aufweist.