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kooperativer zweiphasiger Planungswettbewerb | 02/2020

Revitalisierung des Parks von Schloss Morsbroich

Lageplan

Lageplan

ein 3. Preis

Preisgeld: 6.750 EUR

LILL + SPARLA Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur

ELKE LORENZ Landschaftsarchitektin

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraumkonzept – Revitalisierung Schlosspark Morsbroich mit Parkanlagen

Das historische Schlossensemble Morsbroich stellt sich heute in seiner Ausdehnung zwar deutlich reduziert dar, doch sind aus allen gestaltgebenden Stilen weiterhin ablesbare Elemente vorhanden. Das barocke Schloss wird umrahmt von den Parterres aus den 1760er Jahren. Ebenso stammen die Kaskadenachse und die in die Umgebung einbindenden Alleen aus dieser Zeit. Ab 1885 wurde der umgebende Park im landschaftsgärtnerischen Stil entwickelt und die barocken Strukturen von Kaskadenachse und Schlossinsel umgestaltet.
Die Gesamtheit von Schloss und Park und dessen räumlichen Bezügen folgen dem historischen Gesamtkonzept des 18. Und 19. Jahrhunderts. Wesentlich für das Raumerlebnis der Parkanlagen sind die Ablesbarkeit der Raumtypologien mit ihrer spezifischen Grenzausbildung sowie deren Verbindungen über Blickbezüge und Wege untereinander.
Seit vielen Jahren wurde die Pflege vernachlässigt und die Vegetation sich selbst überlassen. Aus ökologischer Sicht haben sich in vielen Bereichen für Flora und Fauna wertvolle Biotope entwickelt, die in der jetzigen Betrachtung eine Herausforderung bei der historischen Revitalisierung darstellen.
Das Ensemble Morsbroich hat neben seiner ökologischen und kulturellen Wertigkeit einen hohen kulturhistorischen Wer mit großer Ausstrahlungskraft, der für die zukünftigen Generationen bewahrt und entwickelt werden soll.
Zur Entwicklung des wertvollen Schlossensembles wird ein umsichtiger Planungsvorlauf mit Untersuchung der schützenswerten Substanz und Zielaufstellung für Denkmal- und Naturschutz sowie Integration von Freizeitnutzungen empfohlen. Das Wettbewerbskonzept zeigt eine Annäherung an die Potentiale des Ortes und seiner Verflechtungen, in der Vorkenntnis darüber, dass im weiteren Planungsprozess die Belange von Denkmalschutz, Naturschutz und das Nutzungskonzept sorgsam miteinander abgewogen und synergetisch verbunden werden müssen.
Für die Bürger und Besucher soll die Parkanlage als öffentlicher Raum mit hoher Aufenthaltsqualität zur Verfügung stehen. Neben dem gastronomischen und musealen Angebot auf der Schlossinsel lockt der Park mit einem Angebot für Kunstinteressierte, Naturliebhaber und Familien mit Kindern sowie nicht zuletzt mit einer attraktiv gestalteten Kulisse unter freiem Himmel.

Äußere Anbindung
Im Eingangsbereich wird die historische Blickachse der Schlossallee herausgearbeitet. Verkehrlich wird der Vorbereich beruhigt indem der motorisierte Verkehr frühzeitig auf den Parkplatz geleitet wird, auf dem ungefähr 100 Stellplätze vorhanden sind. Die Vergrößerung des Parkplatzes ergibt sich aus der Hinzunahme einer historisch dem Schloss zugehörigen Fläche, für temporäre Märkte kann ein Teil des Parkplatzes genutzt werden. Der Radverkehr wird durch eine klare Radwegeverbindung und Abstellmöglichkeiten gestärkt.
Zwei neue Querungen des Gräftenrings sowie die Öffnung des Zugangs an der Kaskadenachse intensivieren die Vernetzung aller Teilbereiche des Ensembles.

Ort der Geschichte
Schlossinsel - Die historischen Strukturen des Schlosshofes sollten geordnet werden, der Lindenkranz und die Wasserkunst als zentrales Element in den Vordergrund treten. Die Wege des Schlossgartens werden im landschaftlichen Stil geschwungen und binden an die neuen Zugänge über den Wassergraben an.
Gräftenring - Die Böschung des Wassergrabens wird weitgehend freigestellt, nur vereinzelte Bäume säumen noch den Gräftenring um die Blickbeziehung in den Schlosspark offen zu halten.
Kaskadenachse - Die Kaskadenachse wird entschlammt, die Uferzonen als klare Linien nachgezogen und umgefallene Bäume entfernt. Im angrenzenden Gehölzbestand wird nur sehr behutsam eingegriffen, schmale Wege werden erneuert und schonend ausgelichtet.
Schlosspark - Gegliedert durch Einzelbäume, Baum- und Strauchgruppen erschließt sich eine Abfolge von spannungsvollen Räumen mit immer neuen Perspektiven: abwechslungsreiche Landschaftsbilder wie dichter Wald und offene Rasenflächen, bunte Wiesen und stilles Wasser entstehen.

Ort der Kunst
Neben dem sichtbar machen des historischen Gedankens (Schloss und Park als Gesamtkunstwerk) werden auch die Skulpturen im Park in Teilen neu verortet. Jede Skulptur erhält einen spezifischen Ort im revitalisierten Ensemble. Die naturwaldartige Anmutung des Gehölzbestandes an der Kaskadenachse setzt Phantasien frei für temporäre Landartprojekte, einer Verbindung von Kunst und Natur, welche die Schönheit der Natur zelebriert und behutsam inszeniert.

Ort der Natur
Naturdenkmale werden freigestellt und wertschätzend inszeniert. Der Schutzraum für die Blutbuche wird hergestellt durch eine einfache Drahtverspannung mit Holzpflöcken, die in die artenreiche Krautstrukturen eingebunden ist. Durch die unterschiedlichen Landschaftsbilder auf engem Raum entsteht eine Dichte Biodiversität; alte Bäume, offene Flächen und Wasserbereich schaffen vielfältige Habitate für Flora und Fauna.

Ort des Spiels
Für Kinder entstehen zwei Spielorte. Auf der Schlossinsel in räumlicher Nähe zur erwarteten Gastronomie entsteht eine Spiel- und Sitzskulptur zum Erforschen und Genießen. Deutlich umfangreicher gestaltet sich der Spielort im Norden des Parks; in kleinen Lichtungen des Waldes werden Szenen mit unterschiedlichen Waldtieren nachgestellt, anhand von Tafeln wird der Lebensraum Wald erklärt und die Waldschule mit Sitzmöglichkeiten bietet einen Ort für weitere didaktische Angebote.

Audioguide und Kinderquiz
Zum Verständnis der Gesamtheit des Ortes wird ein Audioguide zu den Themen Natur, Kunst und Geschichte entwickelt, der Hintergrundinformationen zu den Themen erläutert. Für Kinder werden altersgerechte Routen entwickelt, die als Quiz im Sinne einer Entdeckungsreise spielerisch durch das Ensemble führen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die zentrale Idee der Arbeit ist es, die historischen Landschaftselemente aus dem 18. und 19. Jahrhundert des Schlossensembles herauszuarbeiten und zu stärken. Dabei geht der Entwurf sehr behutsam mit dem Bestand und den vorhandenen Vegetationsstrukturen um.
Die Verknüpfung und der Bezug zwischen dem inneren und äußeren Schlosspark werden durch das Freistellen einzelner Bäume hervorgehoben und positiv bewertet.
Das freigestellte Naturdenkmal hat ebenfalls eine positive Auswirkung auf die räumliche Wahrnehmbarkeit der Parkanlage und lässt diesen in seiner Dimensionierung großzügiger erscheinen. Auch der Umgang mit dem geschützten Bereich, der als ökologische Wiesenfläche hergestellt und mit einem subtilen Weidenzaun eingefriedet ist, wird positiv hervorgehoben.
Das neu angelegte Wegenetz bildet mit seinen Haupt- und Nebenwegen ein spannendes System, welches vielseitige und abwechslungsreiche Parkrundgänge ermöglicht. Auch dievorgeschlagene Brücke im südöstlichen Bereich wird positiv bewertet und stellt eine gute Anbindung an die Umgebung und das Radwegenetz dar.
Das Öffnen und Inszenieren der Kaskadenachse werden aufgrund der Sensibilität des Ortes kontrovers diskutiert. Die Anzahl der neuen Angebote ist sehr reduziert und beschränkt sich auf einen Waldspielplatz im nördlichen Bereich, der in seiner Lage und Dimensionierung eher negativ diskutiert wird.
Insgesamt stellt die Arbeit einen guten Beitrag dar, wird allerdings aufgrund des auf die Historie reduzierenden Ansatzes als nicht zeitgemäß und zukunftsorientiert eingestuft.
Übergeordnetes Konzept

Übergeordnetes Konzept

Perspektive Blickbeziehung

Perspektive Blickbeziehung

Perspektive Kaskadenachse

Perspektive Kaskadenachse

Entwicklung Kaskadenachse

Entwicklung Kaskadenachse

Audioguide und Kinderquiz

Audioguide und Kinderquiz

Schnitt Spielplatz

Schnitt Spielplatz