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Offener, städtebaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb | 03/2020

Neues Stadtquartier Südwest in Landau in der Pfalz

Grüner Anger (Perspektive von Johannes Petzl)

Grüner Anger (Perspektive von Johannes Petzl)

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

SCHIRMER Architekten + Stadtplaner GmbH

Stadtplanung / Städtebau

WGF Nürnberg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU UND MOBILITÄT
Das Neue Stadtquartier baut auf folgenden entwurfsleitenden Prinzipien auf:


Kompaktes Stadtquartier mit identitätsstiftender grüner Mitte und klaren Kanten zur Landschaft und zur Stadt.

Mit der Setzung einer städtebaulicher Kanten zeigt das neue Stadtquartier einen deutlich definierten Übergang zum angrenzenden landwirtschaftlich geprägten Landschaftsraum und formuliert so einen eindeutigen Abschluss der Stadt. Auch zur Wollmesheimer Straße zeigt das Quartier eindeutig Kante und bindet die Straße als Stadtstraße in den neuen städtebaulichen Zusammenhang ein. Dementsprechend sind die Adressen der neuen Wohnbebauung hier nach Norden orientiert und zeigen Gesicht zum öffentlichen Raum. Die Wollmesheimer Straße wird als der neu gestalteten Stadtstraße in Form einer dreireihigen Allee ein urbanes Gesicht erhalten und den südwestlichen Stadteingangsraum von Landau zukünftig attraktiv erlebbar machen.

Im Zentrum bildet ein großzügiger Anger die Mitte des neuen Stadtquartiers. Er übernimmt gleichermaßen als Aufenthaltsbereich soziale Funktionen wie auch durch Großbäume und versickerungsoffene Flächen Aufgaben für das Klima.


Setzung eines Stadteilzentrums als integratives Gelenk zwischen dem neuen Stadtquartier und der Gesamtstadt

Den Übergang zur bestehenden Stadt bildet unmittelbar am Schnittpunkt zum Nord-Süd-Grünzug das neue Stadtteilzentrum. Es markiert mit seinem Kopfgebäude den Eingang zur inneren Stadt und schließt unmittelbar an den zentralen Stadtquartiersplatz an. Auf Grund seiner Lage bildet es nicht nur die funktionale Mitte des neuen Stadtquartiers, sondern stellt eine wirksame räumlich-funktionale Beziehung zu den angrenzenden Quartieren her.

Zur Schaffung eines Ortes mit guten Rahmenbedingungen für Kommunikation und soziale Kontakte sind dem neuen Stadtteilzentrum alle wesentlichen Versorgungsfunktionen des Quartiers zugeordnet: Ein Kindergarten, dessen großzügige Spielbereiche von der unmittelbaren Lage zum Grünzug profitieren ist hier ein ebenso wichtiger Baustein für die soziale Interaktion wie auch ein Lebensmittelmarkt. In den den oberen Geschossen stehen umfangreiche Flächen für co-working sowie Dienstleistungen zur Verfügung. Unmittelbar angrenzend an das Stadtquartierszentrum wird auch das Studentenwohnheim angeordnet. Damit ist das neue Stadtquartierszentrum in vielfacher Hinsicht ein wichtiger Ort sozialer Integration.


Gewährleistung baulichen Vielfalt innerhalb eines robusten aber gestaltwirksamen Rahmens für die städtebauliche Ordnung

Ein klares und robustes Grundgerüst des öffentlichen Raumes schafft die Voraussetzung für hochwertige Wohnadressen. Nördlich des zentralen Angers öffnen sich südorientierte Wohnhöfe zur grünen Mitte. Die Abgrenzung nach Norden bietet, neben der inneren Grundrissorganisation mit Nebenräumen zur Lärmquelle, Schutz vor den Verkehrsbelastungen der Wollmesheimer Straße. Durch die Schließung der Raumöffnungen im Bereich der Erschließungswege mit Glaselementen kann der Lärmeintrag weiter reduziert werden.

Südlich des Angers gliedern kleine Wohnquartiersplätze den öffentlichen Raum und schaffen zusammen mit kleinen Basteien als „Austritte“ in die Landschaft einen attraktiven und abwechslungsreichen Bewegungs- und Aufenthaltsraum im Stadtquartier. Die Baufelder bieten bei einer wirtschaftlichen Dichte ein gutes Spektrum unterschiedlicher Wohntypologien auf der Grundlage einer offenen Bebauung und erlauben unterschiedliche Interpretationen der baulichen Gestaltung.


Gliederung des Stadtteils in einzelne überschaubare Nachbarschaften mit sozialer Mischung

Die durchgehende Struktur des offenen Blocks schafft nicht nur die Voraussetzung für differenzierte Wohnungstypologien, sondern erlaubt auch unterschiedliche Mischungen der Eigentumsverhältnisse. Genossenschaftliche Formen des Wohnungsbaus durch Baugemeinschaften, sowie Eigentumswohnungen und geförderter Wohnungsbau können innerhalb des Stadtbaustein „Block“ differenziert kombiniert und integriert werden. Damit beinhaltet das neue Stadtquartier eine hohe Flexibilität indem zukünftige Konfigurationen den jeweils aktuellen Anforderungen entsprechend angepasst werden können.

Das Prinzip der sozialen Mischung findet sich auch im Repertoire der öffentlichen Räume.
Neben dem zentralen Stadtquartiersplatz bieten der Anger sowie kleinräumig zugeordnete Wohnquartiersplätze eine differenziertes und attraktives Angebot für nachbarschaftliche Kontakte und Kommunikation.


Integration des Verkehrs in eine verkehrsarme Siedlung mit reversiblen Nutzungsbausteinen

Das neue Stadtquartier soll gute Aufenthaltsqualitäten insbesondere für Fußgänger und Fahrradfahrer gewährleisten. Die Erschließung erfolgt deshalb ausschließlich über verkehrsberuhigte Wohnstraßen. Damit das neu Stadtquartier autoarm organisiert werden kann, ist es erforderlich den Zielverkehr frühzeitig abzufangen. Durch den Umbau der Wollmesheimer Straße zu einer angebauten Stadtstraße eröffnen sich hierfür neue Chancen. Mit insgesamt vier Zufahrten kann ein großer Anteil des Erschließungsverkehrs schon am Eingang zum Quartier den entsprechenden Parkierungsanlagen zugeführt werden. Diese sind grundsätzlich so ausgebildet, dass bei einer zukünftig starken Reduzierung des Bedarfs auf Grund innovativer Mobilitätsangebote, die Flächen auch einer anderen Nutzung zugeführt werden können.

Folgende Angebote für den ruhenden Verkehr werden bereitgestellt:
Parkhäuser an den zentralen Eingängen. Diese sind so positioniert, dass eine Beeinträchtigung der Wohnlagen weitgehend vermieden werden kann. Die Standorte der Parkhäuser werden zu sog. Mobilitätshubs funktional verdichtet. Hier finden sich neben angrenzenden Haltestellen des ÖPNVs, Abstell- und Serviceangebote (Verleih, Werkstatt, Sharing) für Fahrräder, car-sharing sowie Ladestationen für e-Mobilität. Die städtebauliche Einordnung erlaubt bei Wegfall der verkehrlichen Nutzung einen Rückbau und damit eine sinnvolle Nachnutzung der Fläche.

Anordnung wohnungsnaher Stellplätze in Form halbversetzter Garagengeschosse unter den Wohnriegeln zur Wollmesheimer Straße sowie der Bebauung an der südlichen Kante zum Anger. Natürliche Belichtung und Belüftung sowie kurze Rampen sind Vorteile dieser Parkierungsform. Im Falle reduziertem Parkraumbedarfs lassen sich diese Räume als Souterraingeschosse für Wohnen oder Büros nutzen.

Ein Quartiersparkhaus am östlichen Quartiersrand.
Das Parken für den Lebensmittelmarkt findet auf der EG-Ebene unter der Verkaufsfläche im 1. OG statt. Die Erschließung des Marktes erfolgt über eine Rollrampe innerhalb eines großzügigen Eingangsfoyers mit Café.

Besucherparkplätze stehen als Längsparker an geeigneten Orten innerhalb des Quartiers zur Verfügung. Für kiss & ride am Kindergarten stehen Kurzzeitplätze als Längsparker an der Zufahrtsstraße zur Verfügung.

Auf den kleinen Wohnquartiersplätzen stehen Stellplätze für car-sharing sowie für e-Mobile zur Verfügung. Damit ist eine Wohnungsnahme Versorgung über das gesamte Stadtquartier gewährleistet.


Gewährleistung eines stufenweisen Wachstums
Die Entwicklung des Quartiers wird sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Damit ein geordnetes Wachstum möglich ist werden die einzelnen Baustufen so angeordnet, dass jederzeit ein geordnetes Stadtbild gewährleistet ist und nicht der Eindruck eines halbfertigen Torsos die Wohnadresse belastet. Für die Bauabschnittsbildung spielt die Grünordnung im Quartier eine wichtige Rolle, indem der Anger für den ersten Bauschnitt den Stadtrand bildet und damit in der Zwischenphase einen hochwertigen Übergang in den Landschaftsraum darstellt.


FREIRAUM
Das Konzept sieht ein abgestuftes System von Freiräumen vor, welches den Ansprüchen an die Erholung durch die Bewohner, einer gestalterischen Aufwertung, der Klimavorsorge und der Schaffung unterschiedlicher Lebensräume für Pflanzen und Tiere genügen soll. Unbestreitbar stellt die Realisierung des neuen Quartiers in den jetzigen Landschaftsraum ein Eingriff dar, der jedoch durch ein umfangreiches Maßnahmenkonzept weitgehend an Ort und Stelle ausgeglichen werden soll. Vier grüne Komponenten konstituieren das neue Quartier:

- die mit Bäumen bestandene Straße
- der Grünzug im Osten
- der Ost-West-Grünzug im Inneren als großer Anger
- die südliche Pufferzone mit ihren Bezügen in die Landschaft

Private Grünflächen
In den Wohnblöcken werden für die Bewohner beruhigte Innenbereiche angeboten. Vor den EG-Wohnungen liegen rein privat nutzbare Terrassen, durch eine kleine Schnitthecke abgeschirmt. Es bildet sich ein privater Gemeinschaftsbereich aus, der als Treffpunkt für die Mieter, als Mutter-Kind-Spielplatz oder für kleine Krautgärten genutzt werden kann. Die Wahl der Möglichkeiten sollte mit der Mietergemeinschaft entwickelt werden. Zu den öffentlichen Freiräumen bilden Vorgärten den erforderlichen Abstand. Zur Klimavorsorge wird nach dem Prinzip „Schwammstadt“ das Regenwasser zurückgehalten und über Vegetationsflächen zur Abkühlung verdunstet. Dies geschieht zunächst auf „blau-grünen Dächern“ mit einem vegetationsbestimmten Rückhaltevolumen von min. 30 cm, der Sammlung in Zisternen und der Rückhaltung/ Verdunstung in Vegetationsflächen. Restwasser wird zur Rückhaltung/Versickerung in den Anger geführt.

Öffentliche Grünflächen
Die Baumreihen an der nördlich verlaufenden Straße werden alleeartig ergänzt.
Der Anger strukturiert das Quartier im Inneren, sorgt für Luftaustausch und wohnungsnahe Erholung. Sein Charakter wird durch Wiesen, Bäume, Aufenthaltsbereiche und kleine Spielangebote bestimmt. Der Grünzug im Osten wird strukturreich und vielfältig gestaltet. Er dient dem Kinderspiel und der allgemeinen Erholung, zugleich soll er jedoch auch durch seinen Wechsel von nutzbaren Rasenflächen und Langgras-Wiesen, topographisch leicht verformten Flächen mit Wildstauden, Gehölzgruppen und Sukzessionsflächen eine neue Landschaft entstehen lassen, die auch einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen ausbildet. Die südliche Übergangszone zur Landschaft vermittelt zwischen Siedlung und offener Agrarlandschaft, bildet zugleich einen schützenden Puffer und bezieht sich mit einem Panoramaweg auf den Außenraum.

Wege und Plätze
Es gibt keine klassischen Straßen, sondern befahrbare Wege in einem autoarmen Quartier, die zugleich dem Aufenthalt, der Kommunikation und dem Kinderspiel dienen. Baumüberstandene Plätze bilden besondere Orte aus.

Kinderspiel
Kinder können überall herumstreifen und spielen: Mutter und Kind in den geschützten Höfen, Größere Kinder bewegen sich auf allen Wegen, Plätzen und Grünflächen. Hier gibt es kleine Angebote, klassische Spielanlagen liegen unter Bäumen im östlichen Grünzug.

Materialität
Verwendung einfacher Materialien für die befestigten Flächen, Beton, Asphalt und wo möglich wassergebundene Decken und durchlässige Pflasterbeläge.
Ausstattungsgegenstände zeitgemäß, schlicht und nachhaltig.
Pflanzen standortgerecht, heimisch und klimafest, Wiesen artenreich vielfältig.
Einsatz der Mittel so, dass Unterhalt und sachgerechte Pflege möglich sind.
Lageplan - Dachaufsicht, o.M.

Lageplan - Dachaufsicht, o.M.

Die Idee

Die Idee

Die Idee

Die Idee

Lageplan - Dachaufsicht, o.M.

Lageplan - Dachaufsicht, o.M.

Grüner Anger (Perspektive von Johannes Petzl)

Grüner Anger (Perspektive von Johannes Petzl)

Neuer Stadtquartiersplatz (Perspektive von Johannes Petzl)

Neuer Stadtquartiersplatz (Perspektive von Johannes Petzl)

Neuer Stadtquartiersplatz (Perspektive von Johannes Petzl)

Neuer Stadtquartiersplatz (Perspektive von Johannes Petzl)