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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2020

Entwicklung des Bahnhofsquartiers in Radolfzell am Bodensee

Perspektive

Perspektive

1. Preis

Preisgeld: 29.000 EUR

bb22 architekten + stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Grundgedanke des Konzepts ist die Entwicklung eines öffentlichen Raumes, in dem einzelne Baukörper platziert werden. Die Altstadt wird nicht fortgeführt, sondern Freiräume werden erhalten und erlebbar gemacht.

Die geforderten Nutzflächen verteilt der Verfasser auf insgesamt 6 solitäre Baukörper; 3 westlich und 3 östlich des Bahnhofs. Die Geschossigkeit beträgt i.d.R. zwischen 3 und 5 Vollgeschossen. Jedes Gebäude für sich erscheint in einer individuellen Grösse und Gestaltung; jedoch tragen alle Baukörper eine architektonische Handschrift.

Im Vergleich der Arbeiten besticht die Planung durch eine massvolle Dichte der Bebauung und einen hohen Anteil überplanter Freiflächen. Dadurch entstehen vielfäl-tige Blickbeziehungen und Sichtachsen. Durch die gewählte Massstäblichkeit erfährt die Altstadtsilhouette nur geringe Beeinträchtigungen. Sowohl Höhenentwicklung als auch Körnigkeit der Baukörper stehen im Einklang mit der Altstadt.

Im westlichsten Baukörper ist im Erdgeschoss ein Lebensmittelmarkt geplant. Nach einer Platzsituation östlich davon schließt sich ein Gebäude mit Drogeriemarkt an. Der Baukörper westlich des Bahnhofs beinhaltet ein Hotel mit Gastronomie. Östlich des Bahnhofs sind zwei Baukörper mit Schuh- und Textilfachmarkt konzipiert. Der Beitrag orientiert sich an der unteren Grenze der geforderten Einzelhandelsflächen. Im Gebäude im Osten des Plangebiets sind Büros und Dienstleistungen vorgesehen.

Entgegen der Auslobung verteilt der Verfasser die Handelsnutzungen auf beide Teil-flächen des Plangebiets. Dies wird aus Sicht der Einzelhandelsentwicklung kritisch gesehen. In den Obergeschossen der westlichen Baukörper ist eine Wohnnutzung vorgesehen. In den Obergeschossen der östlichen Baukörper sind Büros geplant.

Südlich des Scheffelhofs und in Verlängerung der Bahnhofsstraße sind sog. Multi-funktionsplätze (Behindertenparkplätze, Kurzzeitparken, Carsharing, Lastenfahrräder) positioniert. Ggf. kann hier die hohe Zahl geplanter Stellplätze zugunsten einer höheren Freiraum- und Aufenthaltsqualität reduziert werden.

Ein Defizit der Konzeption ist die in Teilen fehlende Durchgrünung des Straßenraums. Aufgrund der strassenparallelen Anordnung des ZOBs geht wertvolle Fläche für eine qualitätvolle Strassenraumgestaltung verloren.

In südlicher Verlängerung des Stadtgartens ist südlich der Strasse eine Grünfläche mit der Bezeichnung „Erweiterung Stadtgarten“ geplant. Dies ist stadträumlich befreiend, eine hohe Aufenthaltsqualität ist bei der Lage der Grünfläche zwischen Straße und Bahngleisen nicht zu erwarten.

Unterhalb der Gebäude und Freiflächen sind zwei zusammenhängende Tiefgaragen-komplexe vorgesehen. Die Zufahrten liegen richtig positioniert um die Verkehrsströme so früh als möglich in die Parkierungsanlagen zu lenken.

Ein zentrales Fahrradparkhaus ist in Form einer Tiefgarage westlich der bestehenden Bahnhofsunterführung positioniert. Die Erschliessung erfolgt über Rampen in westliche und östliche Richtung.
Der Zentrale Omnibusbahnhof ist entlang der Strasse Bahnhofsplatz geplant; 8 Bushaltestellen sind südlich und 6 nördlich der Straße vorgesehen. Insgesamt verteilen sich die Haltestellen auf eine Länge von ca. 200 Meter. Dies erschwert Umsteigebe-ziehungen. Ein weiterer Schwachpunkt der gewählten Lösung ist die fehlende Wende-möglichkeit für Busse.

Kritisch gesehen wird der weitgehende Erhalt des bestehenden Parkplatzes auf dem Kapuzinerareal; lediglich eine Teilfläche im Süden soll dem Stadtgarten zugeschlagen werden. Ebenfalls kritisch zu hinterfragen ist der Standort einer Touristik-Info in der Südostecke der Freifläche vor dem Weltkloster.

Die Arbeit zeigt einen sensiblen Umgang mit vorhandenem Baumbestand. Am west-lichen Ende des Plangebiets ist eine Fussgängerbrücke zur Wiese am Yachthafen angedacht.

Der Wettbewerbsbeitrag besticht besonders durch eine angemessene Dichte, Mass-stäblichkeit, einen sensiblen Umgang mit der Altstadtsilhouette, den Erhalt wichtiger Blickbeziehungen zwischen Altstadt und See sowie einem hohen Anteil an Grün- und Freiflächen.
Lageplan

Lageplan

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Landmarks

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Mobilität

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