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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2007

Hochhäuser Riebeckplatz

2. Preis

Gerber Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Ein wesentlicher Planungsgedanke ist, den konstruktiven Bestand des Gebäudes zu erhalten und hierein nicht einzugreifen. Trotzdem sollen dabei moderne Wohnungen mit nachhaltiger Wohn- und Gestaltqualität entstehen. Das gleiche gilt für die weiteren Vorschläge zur Nutzung, wie z.B. Bürobereiche etc.

Mit einer geringfügigen Änderung des Kerngrundrisses des Gebäudes können Treppenhaus und Aufzüge entsprechend den heutigen Anforderungen innerhalb der äußeren Umfassungswand des Kernes erreicht werden. Dadurch ist ein Hinzufügen eines Treppenhauses oder Anbauten für Aufzüge etc. nicht notwendig. Trotz der unglücklich angeordneten Stützen und darüber liegenden Balken sind in den Erschließungsbereichen um den Haupterschließungskern nun großzügigere Flächen entstanden, so dass das Entree zu den Wohnungen eine wesentlich höhere Qualität erfährt. Das Hauptangebot der Nutzungen sind Wohnungen, als Alternative ist in den unteren Geschossen eine Büronutzung vorstellbar.
Im Unter- und Erdgeschoss werden entsprechende Gewerbeflächen für kleinere und größere Läden sowie Restaurants angeboten.

Die große Problematik des vorhandenen Gebäudes ist das unglückliche konstruktive System mit hohen, weitgespannten längs durchlaufenden Trägern, mit sehr niedrigen lichten Höhen von 2,20 Meter. Solche Flächen mit derartig niedrigen lichten Höhen, können heute kaum vermietet werden. Großzügige Wohn- und Arbeitsbereiche sind so nicht möglich. Insofern werden nun im wesentlichen Wohnungen angeboten, die über zwei Geschosse organisiert sind, mit z.T. über zwei Geschosse durchgehenden Lufträumen, die so jeder Wohnung entsprechende Großzügigkeit und Offenheit verleihen. Dabei bleiben alle tragenden Balken und Stützen des vorhandenen Gebäudes erhalten.

Entsprechend der Empfehlung im Kolloquium wurden die starken Verschachtelungen der Wohnungen zurückgenommen, ohne jedoch die differenzierte Durchdringung durch die Geschosse mit horizontalem Übereinanderlegen aufzugeben. So entstehen nun einfachere aber in ihrer Wohn- und Gestaltqualität noch anspruchsvollere Wohnungszuschnitte.

Für das heutige und auch künftige Wohnen wird neben der inneren räumlichen Grußzügigkeit und Offenheit auch und ganz besonders die jeder Wohnung zugeordnete Fläche des äußeren Freisitzes eine Rolle spielen. So ist das zum Kolloquium vorgestellte Konzept bei dem die Loggien mit in die Wohnflächen einbezogen wurden, aufgegeben worden zugunsten von großen, vor den Wohnungen liegenden Loggien.

Um hier entsprechend großzügige Flächen zu erhalten, aber auch um die Freisitzflächen entgegen der bisherigen Disposition wohnungsmäßig gegeneinander abzuschotten, wird ein Screen vor die Fassade gelegt, dass aus T-Profilen besteht, die als Kopf die abschottenden Zwischen-Außenwände abschließen. Gleichzeitig kann mit diesem Screen der oben über Träger abgehangen wird, die Tiefe der Loggien vor den Wohnungen vergrößert werden, um so großzügige Freibereiche zu den Wohnungen zu gewinnen.

Es müsste konstruktiv genauer untersucht werden, ob die bestehenden Loggien-Decken verwendet werden können, oder ob es sinnvoller ist, diese Loggien neu zu erstellen.

Mit diesem Prinzip der Loggien, die zum Teil über zwei Geschosse und teilweise über ein Geschoss reichen, die sich aber immer für eine Wohnung in der Fassade nach außen hin abbilden, können sich bei weggeschobenen Fensterelementen die Freiflächen nach innen in den Wohnbereich hin aufweiten, so dass bei guten Wetter schon der Wohnbereich zum offenen Terrassenbereich wird.

Mit diesem Loggien-Prinzip sind auch bei Zweigeschossigkeit die Fassaden ohne eine Fassadenbefahranlage für den Mieter zu reinigen.

Darüber hinaus könnte die Loggia mit entsprechenden schiebbaren Elementen, die sowohl den Sonnenschutz als auch einen Wärmeschutz bewirken sollen, einen wesentlichen Beitrag zum Niedrigenergiehaus leisten.

So könnte z.B. abends diese Elemente die Vorderseite der Loggia abschließen, so dass die Loggia selbst zu einer Pufferzone, für die Wohnraumfassade wird und somit einen wesentlichen Beitrag zur Energieeffizienz leisten kann.

In den obersten Geschossen sind Penthouse-Wohnungen vorgeschlagen, die zum Teil die Dächer der niedrigeren Bauteile des Hochhauses als Terrassen nutzen.

Große Aufmerksamkeit ist sowohl dem Erdgeschoss als Eingangsgeschoss, als auch dem Untergeschoss beigemessen worden. So ist das obere Eingangsgeschoss mit der Haupteingangshalle des Hochhauses zu den Wohnungen zu einem neuen Stadtplatz entwickelt, der im Bereich des Hochhauses auch ein Restaurant anbietet, mit einer Gewerbeeinheit als Shop oder auch eventuell für Mieter zu nutzen ist. Nach Osten ist ein eingeschossiger Gebäudebereich auf diesem Platz mit kleineren Läden wie Frisör, Bäcker, Café, Bar etc. vorgeschlagen, der sowohl Schallschutz zur lärmintensiven Straßenbahn bietet, als auch diesen Stadtraum zu einem angenehmen Aufenthaltsraum formuliert.

Den Bedenken, dass damit vielleicht eine zu enge Schlucht zur Straßenbahn und Magdeburger Straße entstehen könnte, wird durch eine überkragende Arkadenbildung im Untergeschoss zur Straßenbahn hin begegnet.

Die auskragende Platte an der südöstlichen Ecke folgt nicht mehr der bisherigen Grundstücksbegrenzung, sondern verläuft gradlinig und kragt in den öffentlichen Raum der Leipziger Straße/Riebeckplatz aus, so dass hier überdachte Stadtraumbereiche entstehen können, die sowohl der Haltestelle für die Straßenbahn, aber vor allem dem Eingangsbereich für den großflächigen Laden dienen können. Damit wird der Eingangsbereich und auch die südöstliche Ecke als Abschluss der gesamten Stadtbebauung entsprechend pointiert mit einer gefassten stadträumlichen Geste.

Das zweite Hochhaus könnte in der gleichen Weise wie die vorliegende Bearbeitung durchgeführt werden, mit dem ähnlichen Angebot von überwiegend Wohnungen.



Tragwerk

Die Tragwerke der beiden vorhandenen Wohnhochhäuser sind regelmäßig aufgebaut und bestehen aus je einem zentralen Kern, der für die Horizontalaussteifung zuständig ist, einer stählernen Konstruktion aus Stützen und weitgespannten Unterzügen sowie darauf aufgelegten, relativ dünnen Stahlbetonplatten.
Im Zuge der Sanierungs- und Umbaumaßnahmen ist vorgesehen, das vorhandene Tragwerk so weit wie möglich zu belassen und möglichst keine Belastungssteigerungen herbeizuführen. Dadurch bleiben die Umbaumaßnahmen im Rohbau in einem sehr wirtschaftlichen Bereich.
Trotz der geringen vorhandenen Geschosshöhen werden durch das bereichsweise Herausnehmen von Deckenfeldern großzügige, zweigeschossige Räume geschaffen, die attraktive Wohnungen und Büros ergeben. Die stählerne Konstruktion bleibt mit Ausnahme der Kragarme außen vollständig erhalten. Die Deckenfelder können, da sie nicht als durchlaufende Systeme ausgebildet sind, ohne Einfluß auf die Tragfähigkeit bereichsweise herausgenommen werden, wobei in den Wohngrundrissen stets ganze Felder von Unterzug zu Unterzug entfallen, während in den Bürogrundrissen mitunter nur halbe Felder entfernt werden. In diesen Fällen kann auf einfache Weise eine stählerne Abfangkonstruktion innerhalb der Ebene der Hauptunterzüge eingefügt werden. Aufgrund der entfallenden Deckenbereiche wird die Gesamtlast auf die Stahlkonstruktion geringer. Dies ergibt zusammen mit den weggenommenen Balkonen aus Betonfertigteilplatten in der äußeren Stützenachse Lastreserven, die zur Errichtung einer neuen, etwas weiter ausladenden Balkonkonstruktion genutzt werden können. Aufgrund der Grundrissdisposition im EG ist eine vertikale Lastabtragung nach unten durch zusätzliche Stützen nicht erwünscht. Aus diesem Grund wird im oberen Geschoss bzw. auf dem Dach eine Auslegerkonstruktion eingebaut, die wie eine Art Fachwerk über die äußere Stützenachse nach außen auskragt und an seiner Spitze vertikale Hängeträger aufnimmt. Zwischen diese Hänger werden in jeweils den Geschossen, in denen Balkone eingebaut werden sollen, Querträger eingehängt, die als äußeres Auflager für eine leichte, neu einzubauende Deckenkonstruktion für die Balkone dienen. Die Hängeträger sind gegen horizontale Lasten mit Streben gegen die vorhandene Konstruktion abgestützt bzw. daran angehängt. Die Querschnitte der Hänger und der Fachwerkkonstruktion im Dach sind so ausgelegt, dass die vertikalen sich aufaddierenden Verformungen gering bleiben. Die vordere Auflagerkraft der auskragenden Fachwerkkonstruktion ist aufgrund der leichten Decken der neuen Balkone geringer als die Last, die aufgrund der entnommenen Deckenbereiche entfällt. Eine Ertüchtigung der vorhandenen Stahlkonstruktion ist deshalb nicht erforderlich.
Die Kerne der Gebäude sind nach einer durchgeführten überschlägigen Berechnung für die auftretenden horizontalen Lasten vermutlich mehr als ausreichend dimensioniert. Dies betrifft sowohl die Druck wie auch die Zugseite. Bei den Umbaumaßnahmen werden innere Wände, die für die Tragfähigkeit nur eine untergeordnete Rolle spielen, teilweise entfernt und durch andere ersetzt. Bei entsprechend schubfester Verbindung der neuen Teile mit den alten kann von einem Erhalt der Tragfähigkeit ausgegangen werden. Nur durch den Einbau von Türöffnungen wird die Tragfähigkeit um die schwache Achse etwas beeinträchtigt. Sollte die üppig eingelegte Bewehrung hier nicht mehr ausreichend sein, kann auf verschiedene Weise ertüchtigt werden. Aufgrund der engen Platzverhältnisse ist hier ein Aufkleben von GFK-Lamellen wahrscheinlich die sinnvollste und einfachste Sanierungs-Variante.
Wie bereits beschrieben werden die Decken in den normalen Nutzungsbereichen unverändert belassen und sind ausreichend tragfähig. Wenn in einigen Bereichen zukünftig höhere Lasten auftreten, z.B. für Wellness und Fitness-Bereiche, kann eine einfache Verstärkung mit Hilfe von Stahlträgern unterhalb der Betonplatten in der Ebene der Hauptstahlträger vorgenommen werden. Je nach Anordnung der Lasten im Gesamtbild könnten hier örtlich auch Verstärkungen von Hauptunterzügen erforderlich werden, wobei die Gesamtbilanz der Lasten mit Sicherheit insgesamt eine Reduzierung bringt und Verstärkungsmaßnahmen auf örtlich eng begrenzte Teile beschränkt bleiben.