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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2007

Gestaltung Domplatz

Abgabeblatt 1

Abgabeblatt 1

2. Rang

Prof. Gabriele G. Kiefer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Situation
Der Burgberg bildet über der Altstadt Meißens die eindrucksvolle Silhouette der Stadt, die durch ihre geschichtlich wertvolle Bebauung viele in- und ausländische Besucher anzieht. Rund um den Domplatz stehen imposante Gebäude wie der Meißener Dom, das Bischofsschloss und die Albrechtsburg. Kornhaus, sowie die Amtsfronfeste und die Domherrenhäuser vervollständigen das Ensemble.
Inmitten dieser komplexen Struktur öffnet sich der Domplatz als einheitlich befestigte und unbebaute Fläche.
Ein Wildpflaster aus rötlichem Granitstein prägt die Fläche, der Dom ist von einem Sockelbereich aus Sandsteinplatten eingefasst sowie der Eingangsbereich der Albrechtsburg. Im zentralen Bereich vor dem Westportal der Fürstenkapelle erstreckt sich eine Intarsie aus wassergebundener Wegedecke, deren atmosphärischer Schwerpunkt eine mächtige alte Linde nördlich des Portals bildet. Eine zweite Linde auf der südlichen Seite des Portals sowie Bäume südlich des Doms und im Garten des Kornhauses lockern den steinernen Charakter des Ortes auf.
Das historische Wildpflaster weist bedingt durch verschiedenste Nutzungen und Bodensetzungen eine starke Unebenheit auf. Die wassergebundene Wegedecke vor dem Westportal der Fürstenkapelle ist sanierungsbedürftig, ihre Einfassung an einigen Stellen schadhaft.
Die übermäßige und dem Ort unangemessene Nutzung als Parkplatz schwächt erheblich die Atmosphäre des Domplatzes. Die Großzügigkeit des Platzes mit seinen arrondierenden historischen Bauten ist nur stellenweise wahrnehmbar, bedeutende räumliche Zusammenhänge gehen verloren, die Aufenthaltsqualität leidet.

Anspruch einer Neugestaltung des Domplatzes ist demzufolge, die räumliche Lesbarkeit wiederherzustellen um dadurch das geschichtlich wertvolle Ensemble besser zu inszenieren. Insgesamt soll die Aufenthaltsqualität erhöht werden; zudem ist geplant durch vermehrte Open-Air-Veranstaltungen vor der Albrechtsburg die Attraktivität und Nutzbarkeit des Platzes zusteigern.



Konzept
Wir schlagen vor, den Hauptakteuren des Ortes - den Bauwerken - den angemessenen Freiraum zugeben und ihre uneingeschränkte Interaktion - den räumlichen Zusammenhang - zu fördern.
Dies geschieht, indem der Domplatz von allem Blick verstellenden Mobiliar und permanenten Nutzungen (Parken) befreit wird. Er wird somit zur neutralen Plattform, auf der in Zukunft die Besucher die strukturelle Komplexität des Ortes erleben können.

Pflaster_Fläche
Das Wildpflaster des Platzes wird behutsam aufgenommen und neu verlegt, um eine entsprechend des Materials möglichst ebene Fläche zu erhalten. Dabei entspricht der neue Wildpflasterverband dem historischen Vorbild und auch das Verhältnis von Pflaster- zu Fugenfläche bleibt erhalten.

Sandstein_Band
Um die verwinkelte Geometrie des Ensembles sichtbar zu machen, wird den Baukörpern ein Band aus Sandsteinplatten vorgelagert. Es fasst das Pflaster und schafft zudem eine ebene Vorzone für die Gebäude, die zum Beispiel die Aussenbestuhlung der Gastronomie aufnehmen kann.
Vorbild hierfür sind die bereits existierenden Sandsteinplatten um den Dom herum und vor der Albrechtsburg. Der momentan existierende Gehweg vor den Domherrenhäusern wird durch den Sandsteinstreifen ersetzt, wobei der Höhensprung zur Pflasterfläche verschwindet. Die Platten werden in Sand verlegt.

Messing_Intarsien
Um die Orientierung auf zurückhaltende Weise zu fördern und die Eingänge der Gebäude zu markieren, werden in das Sandsteinband Messing-Streifen eingelegt. Die Breite der Messing-Intarsien variiert nach Prominenz der Gebäude, Informationen zu den Gebäuden werden eingraviert.
_Insel
Der baulichen Dominanz des Domes geschuldet, wird die bestehende Fläche aus wassergebundener Wegedecke vor dem Westportal der Fürstenkapelle in ihrer Geometrie neu definiert. Sie bezieht sich in ihrer Breite und Form nun auf das Kirchenschiff des Domes. Als zentraler Aufenthaltsort wird sie niveaugleich durch ein Stahlband vom umgebenden Wildpflaster abgegrenzt.

_Decks
Um den Domplatz gestalterisch in der heutigen Zeit zu verankern, werden besondere Orte durch „Decks“ inszeniert. Alle „Decks“ scheinen über der Platzoberfläche zu schweben, um bewusst die neue Zeitschicht ablesbar zu machen. Die Einfassung besteht aus Messing, ein Material das sowohl in der Sonne reflektiert als auch patinieren kann.
Auf der Fläche vor dem Westportal der Fürstenkapelle lädt ein Holzdeck aus Eiche unter der großen Linde zum Sitzen, Liegen und Verweilen ein.
Ein Wassertisch spiegelt die Westfassade und die Türme des Doms und betont die Länge des Bauwerks. Die nötige Technik wird, wenn möglich, unterirdisch in der existierenden Zisterne untergebracht. Ebenso ist denkbar den Technikraum in einem der angrenzenden Gebäude, z.B. im Kornhaus, unterzubringen.
Drei Vegetationsplattformen vor dem Verbindungsgang zwischen Albrechtsburg und Kornhaus erhöhen die Aufenthaltsqualität indem sie einen geschützten Bereich definieren. Die geschnittenen Heckenkörper aus Eiben setzen einen grünen Akzent auf dem bewusst steinern gehaltenen Platz.
Im Hof des Bischofsschlosses bietet ein weiteres, schwebendes Holzdeck unter den Bäumen Platz zum Sitzen, Liegen und zum Genießen der Aussicht. Das Deck ersetzt die existierenden Rundbänke.

Freie Bestuhlung
Um den Besuchern die Möglichkeit zu geben, den individuellen optimalen Standort zu besetzen, wird anstelle von fest installierten Bänken eine freie Bestuhlung angeboten. Der Nutzer kann so seinen eigenen Blickwinkel, einen Sonnen- oder Schattenstandort, ein ruhiges oder kommunikatives Plätzchen wählen.
Der Typus folgt den in den Pariser Parks und Gärten erprobten gusseisernen Stühlen. Durch ihre transparente Gestalt verstellen sie nicht den Blick, erschweren aber durch ihr Eigengewicht die nicht erwünschte Mitnahme.

Sonstige Ausstattungselemente
Mülleimer aus gusseisernem Gitter bleiben ebenso mobil und können je nach Jahreszeit und Besucherandrang in in verschiedener Anzahl aufgestellt werden.
Fahnenmasten und Fahrradständer befinden sich ausschließlich im Sandsteinband. Fahnenmasten vor der Albrechtsburg und südlich des Doms, sowie Fahrradständer am Kornhaus, der Albrechtsburg und am Eingang zum Dommuseum werden mit den Sandsteinplatten. Fahrradständer werden vorzugsweise aufgeschraubt, die Frage der Fundamentierung der Fahnenmasten ist im Detail zu prüfen.

Beleuchtung
Der Platz wird über die historischen Stadtlaternen an den Gebäudefassaden sowie dem von der Fassade des Doms reflektierten Licht beleuchtet. Eine dezente Lichtlinie unter den Decks lässt diese auch nachts optisch schweben.

Bushaltestelle
Die Bushaltestelle für den Meißener Stadtbus wird vom Platz in den Bereich westlich des Kornhauses verlegt. Es ist denkbar, hier in Kombination mit dem geplanten Aufzug vom Parkhaus an der Meisastraße ein Wartehäuschen zu erstellen.

Parkplätze / Verkehr
Der Meißener Domplatz soll möglichst für den Autoverkehr gesperrt werden. Ausnahmen sind dabei der Zulieferverkehr, sowie die Zufahrtsmöglichkeit für Menschen mit Behinderung. Für sie sind im Bereich vor dem Burgkeller sowie vor dem Amtsgericht insgesamt 5 Parkmöglichkeiten vorgesehen. Hotelgäste können zum Be- und Entladen kurz mit ihrem Wagen vorfahren, müssen diesen dann aber im Parkhaus an der Meisastraße abstellen.
Abgabeblatt 2

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