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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2020

Entwicklung einer Eingangssituation und Neubau eines Forschungsgebäudes auf dem Campus Charité Mitte in Berlin

Perspektive Invalidenstraße

Perspektive Invalidenstraße

2. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

augustinundfrank/winkler ARCHITEKTEN

Architektur

Ingenieure für Brandschutz Peter Stanek

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

In der Bauflucht der Invalidenstraße zeigt sich das Gebäude als typologisch eindeutig der Charité zugehörig und architektonisch zeichenhaft. Es erfüllt damit sehr gut die Aufgabe, auf die besondere Situation des Nordzugangs zum Campus der Charité Mitte hinzuweisen.
An der Grenze zwischen offener und geschlossener Bauweise steht das Gebäude als Kopfbau mit dreifacher Ausrichtung. Es rundet die von Osten heranreichende geschlossene Bebauung mit einer in das Blockinnere reichenden Straßenfassade ab und besetzt dasGrundstück in Form einer Platzbebauung.
Im Zwischenraum zur Strahlenklinik entsteht damit ein von Straßenfassaden begleiteter öffentlicher Raum in der Tradition innerstädtischer Privatstraßen oder Passagen. Zur Passage ist der Neubau mit seinen Zugängen ausgerichtet und bietet Passanten vielfältige Ein- und Durchblicke. Zugang und Zufahrt zur Strahlenklinik bleiben erhalten und werden in den Strassenraum der Passage integriert.
Das neue Gebäude ist lang gestreckt und einhüftig. Seine Innenräume entsprechen mit einer Tiefe von ca. 8m der gängigen Raumtiefe von Laboren. Die Geschosse haben Nutzflächen kleiner 400 Quadratmeter und sind somit ohne notwendige Flure nutzbar. Die
Geschosse sind frei von Stützen und frei einteilbar. Es entsteht ein flexibles Raumgefüge in Form eines Regals mit einem einzigen Kern, der die technische und funktionale Infrastruktur beinhaltet.
Das lange und schlanke Laborregal steht mit Abstand von mehr als 5 m vor der Westfassade des Friedrich-Busch Hauses. In diesem Zwischenraum liegen Galerien und Übergänge, Treppenanlagen und Meeting Points als zusätzliche Erschließung und
Kommunikationsbereiche des neuen Gebäudes. Von den Galerien aus können geschossweise alle Raumbereiche separat erschlossen werden.
Der Zwischenraum ist baurechtlich ein geschützter Aussenraum vergleichbar einem Gewächshaus oder einem überdachten Hof, mit einfacher Verglasung und großen Lüftungsöffnungen. Neben seiner Funktion als Verteiler, Kommunikations- und Aufenthaltsraum ermöglicht er innerhalb der dichten umgebenden Baustruktur eine zweiseitige Belichtung der Labore und Arbeitsräume. Analog zur offenen Passage auf der Westseite bildet er einen weiteren transitorischen Raum als Innenraum zwischen Invalidenstraße und Campus der die Torfunktion der neuen Bebauung weiter verdeutlicht.
Die denkmalgeschützte Westfassade des Friedrich-Busch Hauses einschließlich des neuen Aufzugs bleibt erhalten. Sie behält alle ihre Fensteröffnungen und die Spuren vergangener Anbauten und Transformationen. Wir schlagen vor, diese Fassade mit selbstklimmenden Pflanzen zu begrünen. Wir schlagen ebenfalls vor, über den Zwischenraum hinweg, Alt- und Neubau baulich miteinander zu verbinden. Dies kann aus Gründen des Brandschutzes oder aus organisatorischen Gründen sinnvoll sein.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit sieht einen riegelförmigen Baukörper vor, der sich durch seine Materialität und Dachform signifikant von dem Charakter der Nachbargebäude und der Baustruktur in der Invalidenstraße heraushebt und so auf die Zugangssituation zur Charité hinweisen möchte. Er schließt direkt an das Friedrich-Busch-Haus an und lässt auf der Seite zur Strahlenklinik hin eine breite Gasse frei, über die man das Campusgelände erreicht. Die Materialität als Glashaus wurde von der Jury als sehr unpassend beurteilt. Auch für die Nutzung des Gebäudes und die energetische Betreibung erscheint die schräge Glasfassade sehr problematisch. Überzeugend war die Arbeit vor allem bezüglich des Grundriss-Layouts im Inneren. Ein breiter Spalt zwischen dem Friedrich-Busch-Haus und den Ebenen schafft die Möglichkeit, die alte Fassade des Friedrich- Busch-Hauses weiterhin freizuhalten, was zunächst von Seiten des Denkmalschutzes begrüßt wurde. So wird darüber hinaus auch die Möglichkeit geschaffen, die ursprünglich einmal in der Konstruktion dieser Wand vorgesehenen Fensteröffnungen zur Belichtung des dahinter liegenden Flures zu brechen. Der hohe Luftraum wird als großzügige Erschließungszone genutzt, mit qualitätsvollen Kommunikationsbereichen, was von Nutzerseite ausdrücklich begrüßt wurde. Grundsätzlich sind die Grundrisse sehr einfach und klar organisiert und gut und flexibel nutzbar. Abschließend wurden die großen Qualitäten im Inneren gewürdigt, die äußere Erscheinung thematisiert jedoch bei aller Signifikanz nicht ganz überzeugend die Zugangssituation zum Campus.