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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2020

Städtebauliche Gestaltung des Entwicklungsgebietes "Jüchen-West"

Teilnahme

farwickgrote partner Architekten BDA Stadtplaner

Architektur

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die ca. 39 ha große Fläche östlich des Stadtkerns von Jüchen birgt mit ihrer stadtnahen Lage, der Nähe zum Bahnhof Jüchen und der umliegenden Autobahnen, der schnellen Erreichbarkeit der Städte Düsseldorf, Köln und Mönchengladbach sowie dem angrenzenden großen Landschafts- und Naherholungsraum ein immenses Potential.
Um dieses Potential aufgrund der anhaltenden Nachfrage nach Wohnraum bestmöglich zu nutzen, sollen die Flächen nördlich und südlich der Römerstraße zu einem neuen Wohnquartier mit angrenzendem Landschaftsraum entwickelt werden. Dabei stellt die Gestaltung der Übergänge zur Bestandsbebauung und zum Landschaftsraum
Herausforderungen an die städtebaulich-freiraumplanerische Konzeption.

Die heute landwirtschaftlich genutzte Fläche soll aufgrund der Nähe zum Ortskern und der direkten Lage am Naherholungsgebiet städtebaulich-freiraumplanerisch maßvoll und dem Ort angemessen entwickelt werden. Das Konzept für das neue zukunftsfähige Wohnquartier soll unterschiedlichen Ansprüchen und Lebensformen gerecht
werden und einen ressourcenschonenden Umgang mit Grund und Boden beinhalten und den zukünftigen Bewohnern einen attraktiven Naherholungsbereich in unmittelbarer Nähe anbieten.

Rahmenbedingung für die Entwicklung der Fläche ist die Anbindung über das Mischgebiet an der Odenkirchener Straße, die Erschließung eines ÖPNV-Netzes und die Anbindung an den Bahnhof Jüchen sowie der Brückenschlag zum zukünftigen Innovation Valley.


Leitidee – Konzept

Die Entwicklung der Flächen zu einem zukunftsfähigen Wohnstandort wird getragen von der Leitidee der Schaffung eines lebendigen und vielschichtigen Wohnquartiers, welches die vorhandenen Strukturen nutzt und sich mit den umgebenden Strukturen verknüpft. Strukturell und im Maßstab angemessen in die Jüchener Wohnstruktur eingebettet, präsentiert sich die Neuplanung als offenes qualitätvolles Wohnquartier, das sich entsprechend der Lagequalitäten in unterschiedliche, gut bemessene Teilquartiere und Baufelder gliedert.

Die Bebauungsstruktur des neuen Wohnquartiers wird durch den Verlauf der Römerstraße und neue senkrecht darauf zulaufende Straßen, die gebündelt an das Mischgebiet an der Odenkirchener Straße anbinden, gegliedert und strukturiert. Es entstehen Mikroquartiere in differenzierter Bebauungsstruktur und Dichte, sodass Wohnhöfe mit Mehrfamilienhäusern ebenso wie Wohnhöfe mit eigenem Charakter und unterschiedliche Haustypen (EFH, RH und DH) und Quartiere mit freistehender Wohnbebauung angeboten werden können. Untergeordnet strukturieren „Grüne Taschen“ die Bebauungsstruktur, die zur Verbesserung des Mikroklimas beitragen und als Treffpunkt und Begegnungsort für die Nachbarschaft dienen.

Die städtebauliche und architektonische Ausformung soll ein Quartier mit hoher Identifikation schaffen, welches als eigenständiges Wohnquartier erkennbar und in sich differenziert gegliedert ist. Die städtebauliche Konzeption bildet einen klar ablesbaren Stadtrand hin zur Landschaft.

Aufgrund der zukünftigen Ausrichtung von Jüchen zu einem „Urbanen Kandidaten“ sieht das Konzept eine zentrale Verdichtung vor, um dem zukünftigen Bedarf an Bewohnern gerecht zu werden. In der Nord-Süd Achse ist eine dichte Bauweise in Form von Wohnhöfen mit Mehrfamilienhäusern und Townhouses vorgesehen. Die an die Achse
angrenzenden Wohnbereiche weisen eine starke Durchgrünung und damit einen geringen und Jüchen entsprechenden Versiegelungsgrad auf.

Quartiersmitte als räumlicher und lebenswerter Mittelpunkt Entlang der Römerstraße entsteht auf einer sich nach Westen öffnenden Fläche ein neuer Quartiersplatz. Neben
der Platzfläche, beispielsweise für Feste, soll hier ein neuer Spielbereich sowie Platzangebot für Außengastronomie mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen. Der Platzraum verbindet wie ein Gelenk die nördlichen und südlichen Siedlungsteile. Eine neue Bushaltestelle schafft eine neue Adresse für Jüchen zum Treffen, Begegnen und
Ankommen. Rund um den Quartiersplatz empfiehlt es sich, besondere öffentlichkeitswirksame Nutzungen, kleinere Gewerbeeinheiten oder Geschäfte wie zum Beispiel Bioläden, Bäcker, Cafés im Erdgeschoss zu integrieren und den neuen Freiraum zu beleben.

Wohnen – Individualität in Gemeinschaft

Gemäß der örtlichen Nachfrage und den Vorgaben werden unterschiedliche Wohnungstypen und -größen angeboten. Die Mischung erlaubt, dass die Bebauung von unterschiedlichen Nutzergruppen – Familien, Singles, Wohngruppen, Alten wie Jungen – bewohnt werden kann und auch das Wohnen für mehrere Generationen unter
einem Dach ermöglicht wird. Eine Mischung von öffentlich geförderten, förderfähigen und frei finanzierten Wohnungen ist möglich. Zur Förderung des Gemeinschaftsgedankens und zur Entwicklung von Nachbarschaften werden Quartiersplätze in den Wohnhöfen und Naturkorridore zwischen den Mikroquartieren angeboten, die neue Gemeinschaftsräume im Freiraum entstehen lassen.

Die Mehrfamilienhäuser werden zu Wohnhöfen gruppiert, in denen differenzierte Wohnformen ein lebendiges Miteinander bieten. Die Freibereiche mit Übergängen zwischen Bebauung und öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räumen unterstützen das Ziel eines offenen Miteinanders, ohne auf das ausreichende Maß an Privatheit zu verzichten. Einfamilien- /Reihen- und Doppelhäuser gruppieren sich um die Wohnhöfe im Westen und ermöglichen im inneren ein gemeinsames Miteinander.

Einzelne Naturkorridore bringen naturnah gestalteten Raum in die einzelnen Siedlungsbereiche als Alternative zu Stellplätzen. Nutzungen wie Urban Gardening oder Wildwiesen und Gemeinschaftsgärten können integriert werden. Sie können so das Nachbarschaftsgefüge stärken und die Identifikation der Bewohnerschaft mit ihrem
Quartier fördern.

In Anlehnung an die vorherrschende geneigte Dachform in Jüchen sind alle Dächer als geneigte Dächer mit unterschiedlicher Neigung ausgebildet. Zur Betonung der Bebauung entlang der Römerstraße und in der Nord-Süd-Achse der Wohnhöfe soll die Bebauung mit flachen Dächer und als begrünte Dächer ausgebildet werden. Die Höhenentwicklung im Quartier sieht eine abfallende Staffelung von Osten nach Westen hin zur Landschaft vor.

Erschließung

Über den Kreisverkehr an der Odenkirchener Straße ist das neue Quartier an das vorhandene Erschließungsnetz angebunden. Abgehend von dieser Straße verzweigt sich die Haupterschließung beim Eintreten in das Quartier Richtung Süden. Baumüberstandene Straßen erschließen ringförmig das Gebiet. Zwischen den Bäumen sind Besucherstellplätze angeordnet. Untergeordnete Wohnstraßen erschließen die angrenzenden Mikroquartiere.

Ein neues ÖPNV-Netz bindet den Bahnhof Jüchen über den Quartiersplatz an die Odenkirchener Straße und das bestehende Netz im Stadtgebiet an. Fuß- und Radwege vernetzen das Quartier mit dem Stadtkern sowie mit dem angrenzenden Landschaftsraum. Das Fußwegenetz ermöglicht die fußläufige Erschließung der Wohnhöfe und der Quartiere untereinander. Ladestationen für E-Mobilität befinden sich an städtebaulich wichtigen Bereichen wie zum Beispiel am Quartiersplatz.

Landschaftsarchitektonisches Konzept

Das prägende, übergeordnete Freiraumsystem des neuen Stadtquartiers besteht aus dem Landschaftsraum, vielfältig ausgestalteten und nutzbaren Naturkorridoren, differenzierten Platz- und Treffpunkten sowie Wohnhöfen und einem facettenreichen Angebot an naturnahen und umweltfreundlichen Grünräumen.

Landschaftsraum als räumlicher und verbindender Erholungsraum

Als eine Art Mantel der Siedlungsentwicklung entsteht ein Landschaftsraum als Erholungs- und egegnungsraum für die Bewohner und Besucher aller Altersgruppen. Neben der Funktion als lebenswerter Freizeit- und Naherholungsraum dient er als Bindeglied und räumliches Gelenk zwischen den umliegenden Landschaftsräumen
und Siedlungsgebieten von Jüchen. Er verdeutlicht die freiräumlichen Verbindungen der umliegenden Wald-, Landschafts- und Siedlungsflächen und verknüpft die nahegelegenen Siedlungsbereiche. Hier bestimmen offene Wiesen- und Rasenflächen sowie „Wälder“ mit schattigen und besonnten Bereichen das Bild.

Ökologie und Klimaanpassung auf kleinem Raum

Für eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung soll der Großteil des Regenwassers über einzelne Sammelbereiche Schritt für Schritt der Topografie entsprechend in Retentionsbecken geleitet werden. Dadurch wird anfallendes Wasser bestmöglich wieder dem Boden zugeführt. Die Becken sind dadurch geprägt von einer hohen
Biodiversität mit besonders ökologischem Mehrwert. Einzelne Korridore schaffen die Möglichkeit, naturnahe Räume zwischen die Baufelder zu integrieren. Der neue Landschaftsraum schafft Gehölz- und Strauchstrukturen auf ehemaliger Feldflur und sorgt langfristig für guten Boden, Biodiversität und kühlende Räume.

Realisierung

Das neue Wohngebiet kann in vier aufeinander folgenden Bauabschnitten realisiert werden. Entsprechend der Nachfrage können Bauabschnitte zusammengelegt werden.