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Einladungswettbewerb | 05/2020

Entwicklung des Laurenz-Carrés, Baufeld Nord in Köln

1. Preis

Preisgeld: 41.000 EUR

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Görtzen Stolbrink & Partner mbB, Beratende Ingenieure für Brandschutz

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Im Reigen der Bauten um den Kölner Dom sollte sich jedes Gebäude wie ein Instrument in einem Orchester verhalten: nicht heraustreten, aber seinen Beitrag zur Harmonie leisten. Der Entwurf erreicht dies durch seine Proportionen, Formensprache und sein ausgewogenes Verhältnis der Materialien Stein und Glas.

Farbigkeit und Eleganz
Eine Fassade aus grünem Sandstein, Profile in Messing- und Bronzetönen und Fenster, die gerundet um die Gebäudeecke führen: Hier entsteht ein elegantes, zurückhaltendes, aber durch seine Plastizität ebenso unverwechselbares Stadthaus. Die grundsätzlich flächige Fassade erhält eine plastische Modulation, die an den Faltenwurf schwerer Vorhänge denken lässt. Der Baukörper wird durch diese Dreidimensionalität seiner Fassade und ihrer Schattenwirkung gegliedert, sie verleiht ihm eine Maßstäblichkeit, die trotz seiner breiteren Abwicklung an die vertikalen Proportionen der Nachbarbauten anknüpft. Über dem vorspringenden Dachgesims, das den gerundeten Ecken folgt, wird das Dach bis zum Staffelgeschoss mit grauem Zinkblech eingedeckt. Auf diese Weise verbindet sich das Staffelgeschoss mit dem unteren Baukörper und es entsteht ein in sich stimmig wirkender Gesamtbaukörper.

Quartier und Körnigkeit
Die für das Gebäude „Am Hof“ entwickelte Formensprache wird auch südlich entlang der Straße „Unter Goldschmied“ weitergeführt. Hier wird das Thema der gerundeten Ecke am Übergang zum Bürogebäude nochmals eingesetzt, um in der Abwicklung der Fassaden „Unter Goldschmied“, diese als eigenständiges Volumen zu identifizieren. Das Hotel, dessen Eingang zur „Große Budengasse“ liegt und das den Block komplettiert, wird als ein Gebäude verstanden, das mit eigenem Gestaltungsanspruch in den Stadtraum tritt. Durch die Gebäudehöhen, die nur im Erdgeschoss an das Nachbargebäude angepasst sind, entwickelt sich ein deutlich abgesetztes Volumen, was den Übergang zum Senatshotel gegenüber bewältigen wird. Materialität und Farbigkeit der Fassaden werden dazu genutzt, zwischen den beiden Gebäuden eine gewisse Quartiersidentität zu schaffen. Ziel ist es, städtebaulich zwei eigenständige Gebäude zu entwickeln, die optisch miteinander in Verbindung stehen und die Körnigkeit der Umgebung spiegeln.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich hält sich der Entwurf an die Vorgaben. Er berücksichtigt die Grundstücksgrenzen, die Eingangspositionen und die Fremdparzelle ‚Am Hof‘. Die Gebäudehöhen sind eingehalten. Die Vorgaben der Bodendenkmalpflege wurden vorwiegend eingehalten. Der römische Brunnen an ‚Unter Goldschmied‘, wurde berücksichtigt, allerdings ist zu vermuten, dass die Unterfahrt des PKWAufzuges, den Brunnen behindert. Zufahrten und Tiefgarage sind gut gelöst. An den vorgenannten Bereich werden erhöhte sowie verdichtete Anforderungen gestellt. Die verträgliche Positionierung der Technik auf dem Dach ist allerdings nicht nachgewiesen. Zur Ausbildung und Integration der Technikgeschosse steht noch eine Einigung zwischen Gerchgroup und Stadt aus, dessen Ergebnis es bei der Überarbeitung zu berücksichtigen gilt (siehe hierzu Seiten 3 ff.)

Das Raumprogramm wird gemäß den Vorgaben eingehalten. Die ansteigenden Geländehöhen entlang ‚Am Hof‘ bedürfen einer Rampe im Inneren des Einzelhandels, um die geforderten Geschosshöhen einzuhalten. Hiermit gibt der Entwurf, für dieses Problem, eine sehr geeignete Lösung.

Die Attikahöhen sind teilweise nicht eindeutig zu erkennen, scheinen aber den Vorgaben zu entsprechen. Die möglichen Austritte auf die Dachflächen sind mit einer entsprechenden Absturzsicherung versehen. Die Bewertung der Werbeanlagen wird erst im nachfolgenden Verfahren erfolgen können. Die Aufschlagrichtung der Türen ist im Entwurf nicht klar erkennbar, diese sollten nicht in den öffentlichen Raum hinein aufschlagen. Eine bauordnungsrechtliche Vorprüfung ist nicht erfolgt. Außengastronomie wird in den Plänen schematisch dargestellt, die Zulässigkeit ist im Rahmen nachfolgender Verfahrensschritte zu beurteilen. Etwaige Be- und Entlüftungen müssen über die Fassade erfolgen. Lichtschächte im öffentlichen Raum sind nicht zulässig.

Das Konzept sieht eine Abfolge von eigenständigen Gebäuden vor. Dabei wird der Fassade zum Roncalliplatz hin in Material und Ausgestaltung ein angemessen hoher Stellenwert zugewiesen. Die Fassaden an der ‚Großen Budengasse‘ fallen deutlich bescheidener aus.

Die Verfasser/innen nähern sich den besonderen Qualitätsanforderungen an die Fassadengestaltung zum Roncalliplatz - einem der bedeutendsten Plätze Kölns - sehr behutsam. Hier, dem Dom direkt gegenüber und auch in der Straße ‚Unter Goldschmied‘, wird eine Erkerlösung mit gerundeten Ecken vorgeschlagen. Die sehr feine Detailausbildung im Bereich der Fenster lässt gestalterische Anleihen aus den 30er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts erahnen, so z.B. sitzen die Fenster mit gebogenen Scheiben bündig in der Fassade. Diese Setzung, insbesondere auch die geschossweise springenden Fenster, wirkt zunächst irritierend und gibt in der Bewertung Anlass zu intensiver kontroverser Diskussion. Zu diesem Punkt wurde festgehalten, dass eine Überarbeitung zur Beruhigung der Fassade erfolgen muss. In Summe jedoch wird die leise, von zurückhaltender Eleganz geprägte Fassadengestaltung mit graugrünem Sandstein als dem Ort angemessen empfunden und somit positiv gewürdigt.

Die Entwurfsansätze erfordern in besonderem Maß weitere Qualifizierung mit sorgfältigster Durcharbeitung / Detaillierung, um die in Aussicht gestellten, gestalterischen Qualitäten zu realisieren.
Unausgereift wirkt die Fassade von Erdgeschoss und erstem Obergeschoss an der Ecke ‚Am Hof‘ / ‚Unter Goldschmied‘. Die vorgeschlagene Ausbildung zweier Attikagesimse bleibt eher im Groben stecken und kann ebenso wenig überzeugen wie die gezeigte Fassadengestaltung des Staffelgeschosses.

Die Fassadengestaltung über die Ecke ‚Unter Goldschmied‘ / ‚Große Budengasse‘ (zum TheoBurauen-Platz) erscheint solide, findet allerdings, auch hinsichtlich der Materialität (Putzfassade mit Natursteinsockel), keinen thematischen Zusammenhang mit den übrigen Fassaden. Auch hier ist eine Überarbeitung des Entwurfes als erforderlich erachtet worden.