modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 05/2008

Instandsetzung und Erweiterung des Rathauses Kevelaer

Perspektive, Haupteingang und Vorplatz

Perspektive, Haupteingang und Vorplatz

1. Preis

Fissler Ernst Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Die Bebauungsstruktur von Kevelaer ist geprägt von zwei- bis viergeschossigen Gebäuden; die Fassaden sind vorwiegend in Klinker ausgeführt. Das in den 1970-er Jahren errichtete Rathaus bedeutet insofern in der Höhenentwicklung, der Gebäudeproportion sowie der äußeren Gestal-tung einen markanten Bruch der baulichen Historie, der durch die stadträumliche
Maßstabslosigkeit des direkten Umfeldes noch verstärkt wird.

Entwurfskonzept / Leitidee
Die geplanten Instandsetzungs- sowie Erweiterungsmaßnahmen bieten die Chance, die entstan-denen Defizite zumindest teilweise zu relativieren. Ausgehend von dem zu sanierenden sechsge-schossigen Bestandsgebäude wird eine Erweiterung an der West- und Nordseite mit einer vorge-lagerten viergeschossigen Kubatur vorgeschlagen, die zum Peter-Plümpe-Platz sowie zu der kleinen Grünanlage an der Annastraße die gewachsenen stadträumlichen Proportionen wieder herstellt. Unterstützt wird dieser städtebauliche Grundansatz durch die Verwendung von Klinker als Fassadenmaterial für die Ergänzungsbebauung, die zusammen mit dem bereits erfolgten Anbau des Rats-Saales das sechsgeschossige Bestandsgebäude
einrahmt. Wünschenswert wären in diesem Zusammenhang ein zumindest teilweiser Rückbau der Stadtbild-zerstörenden Parkplatzflächen und die Wiederherstellung von Platzfolgen in pro-portional angemessenen Dimensionen auf Grundlage vorangegangener städtebaulichen Überle-gungen.
Die vorgeschlagene Erweiterung integriert grundsätzlich auch die optionalen Flächen des Hoch-bau- und Rechnungsprüfungsamtes. Der neue Rathaus-Komplex erhält in den vier Basis-Geschossen eine Gebäudetiefe von ca. 22 Metern, die im Erdgeschoss adäquate Flächen-Dimensionen für den Service-Bereich und die Polizei-Wache erreicht sowie in den Obergeschos-sen eine drei-bündige Erschließungsstruktur mit der Organisation von unbelichteten Nebenräu-men in der Mittelzone erlaubt.

Gebäudeerschließung
Die Haupterschließung des Rathauses verbleibt für die BürgerInnen sowie MitarbeiterInnen an der gewohnten Stelle an der Westseite des Gebäudes. Während der Öffnungszeiten des Service-Centers erfolgt der Zugang über eben diesen Bereich, in den Abendstunden oder außerhalb der Öffnungszeiten des Rathauses ist auch ein direkter Treppenraumzugang – zum Beispiel zur Er-reichbarkeit des Rats-Saales - gegeben.
Die Material-Anlieferung erfolgt an der N-O-Seite des Gebäudes im Erdgeschoss; für die Andie-nung des UG ist eine außenliegende Hub-Bühne vorgesehen. Die Polizeiwache erhält einen se-paraten Haupt-Zugang gleichfalls an der Westseite des Gebäudes sowie ggf. einen Neben-Zugang an der N-O-Ecke. Für Dienstfahrzeuge der Polizei sind Stellplätze unmittelbar vor der Wache vorgesehen.

Interne Erschließung
Die vertikale Erschließung des Gebäudes erfolgt über die vorhandene Haupttreppe, die über alle Etagen in einem eigenen Treppenraum geführt wird. Die Erreichbarkeit im EG ist vom Hauptzu-gang aus direkt oder über das Service-Center gegeben. In diesem Gebäudebereich sollen auch zwei neue Aufzugsanlagen installiert werden. Der zweite – neu geplante - Treppenraum dient vorrangig zur internen Erschließung für die MitarbeiterInnen des Hauses sowie als zweiter bauli-cher Rettungsweg aus allen Gebäude-Ebenen. Die horizontale Erschließung erfolgt in allen Eta-gen über interne Flure, die die beiden Treppenräume bzw. die Aufzugsanlagen miteinander ver-binden und eine leichte Orientierung im gesamten Gebäude gewährleisten.

Funktionalität / Nutzungsbereiche
Die gemäß Programm-Vorgaben dargestellten Nutzungsbereiche der einzelnen Ämter sind wie in den Zeichnungen vermerkt in den gewünschten Zuordnungen in kompakten Raumabfolgen or-ganisiert. Eine besondere Erwähnung soll neben der bereits beschriebenen Erdgeschosszone die Ebene des 2. Obergeschosses erhalten, auf der in unmittelbarem Zusammenhang
mit dem bestehenden Rats-Saal das Hauptamt mit den zentralen Funktionen wie Sitzungszim-mer, Bibliothek, Diensträumen des Bürgermeisters etc. angeordnet werden.

Funktionalität / Abtrennbarkeit von einzelnen Einheiten
Die einzelnen Etagen sind grundsätzlich von den Treppenräumen abzutrennen, wodurch die je-weils dort befi ndlichen Ämter z.B. außerhalb von Besuchs- oder Sprechzeiten geschlossen gehalten werden können. Funktionsbereiche wie Service-Center, Polizeiwache, Rats bzw. Sit-zungssaal mit dazu gehörenden Nebenräumen wie Garderobe, WC, Lobby etc. sind grundsätzlich separat von den Verwaltungsbereichen erschlossen bzw. nutzbar.

Materialien / Gestaltung / Fassaden
Die Materialien der Fassaden folgen den vorgenannten Prämissen, den Gebäudekomplex des Rathauses im Ortsbild der Innenstadt zu verankern. Für die Erweiterung wird eine Klinker-Vorsatzschale aus dunkel gebrannten Steinen vorgeschlagen, die um die Fensteröffnungen teil-weise mit leichtem Versatz der Faschen gemauert wird. Die stehenden Fensterformate erhalten eine helle Optik in Weiß-Aluminium. Die Fassaden des Bestandsgebäudes
werden an den Längsseiten mit einer vorgehängten Pfosten-Riegel-Konstruktion in Leichtmetall geschlossen, die auch in Bereichen geschlossener Paneele mit hell getönten Glas-Oberflächen erscheinen. An den Giebelseiten sollen die vor einigen Jahren vorgeblendeten Klinkerfassaden verbleiben.

Materialien / Gestaltung / Innenräume
Die einfachen Grundstrukturen des Gebäudes auch im Detail werden durch die Verwendung möglichst naturbelassener Materialien herausgearbeitet. Dabei wird auf rein dekorative Verklei-dungen etc. verzichtet. Generell sollen robuste, aber auch alterungsfähige Materialien und Bau-stoffe zur Anwendung kommen, die sensibel gefügt werden und ihre spezifischen Eigenschaften bewahren können. Für die klassisch organisierten Obergeschosse
sollen Raum-Trennwände in Systembauweise zum Einsatz kommen. Eine hohe Transparenz wird hierbei durch die Verwendung von Glas zum Beispiel als ‚Seitenlicht- Elemente’ neben den Tür-blättern erzielt.

Konstruktion
Die Konstruktion des Ergänzungsgebäudes sowie im Bereich konstruktiver Veränderungen im Bestandsgebäude werden aus Stahlbeton bestehen. Die Stützweiten orientieren sich an der Ras-terstruktur des Bestandsgebäudes und betragen maximal 7 Meter x 5,50 Meter. Die Geschoss- und Raumhöhen übernehmen die geometrischen Vorgaben des Bestandsgebäudes. In Konse-quenz hieraus sind lediglich im Erdgeschoss durch die Anordnung
eines Hohlraumbodensystems Installationen auf der Geschossdecke möglich, die Verkabelung der Obergeschosse erfolgt in Brüstungskanalsystemen parallel zu den Fassaden. Der Ausbau der Büroräume erfolgt grundsätzlich auf dem Bestands-Raster von 1,30 Metern - eine Anpassung an sich weiter entwickelnde Raumanforderungen ist problemlos möglich.

Aussagen zu energieoptimierenden Maßnahmen
Der Gesamtkomplex des Rathauses wird durch die vorgeschlagene Erweiterung eine hohe Kom-paktheit erhalten; von der ursprünglichen Fassadenfläche verbleiben nur ca. 60% als Gebäude-hülle mit einem damit verbundenen entsprechenden Sanierungsbedarf.
Die neuen Fassaden- und Dachflächen werden als hochwärmegedämmte, winddichte und wär-mebrückenfreie Gebäudehüllen ausgeführt.
Grundsätze passiver und aktiver ökologischer Maßnahmen wie z.B. Nutzung von anfallendem Regenwasser auf den begrünten Dachfl ächen, Wärmerückgewinnung aus Fortluft, solare Wär-megewinnung durch individuell steuerbare Sonnenschutzeinrichtungen sowie eine innovative Gebäudeleittechnik werden sinnvoll auf die jeweiligen Funktionseinheiten bezogen eingesetzt. Hierbei soll insbesondere eine abschnittsweise Unterteilung des Gebäudes in Zonen z.B. ent-sprechend der Nutzungseinheiten realisiert werden.

Freiflächenkonzeption
Im direkten Gebäude-Umfeld sind an der West- bzw. Nordseite Anpassungen im Außenraum notwendig. Vorgeschlagen wird ein Rückbau der Straßen-Verbindung vom Parkplatz zu der öst-lich des Rathauses verlaufenden Straße – eine Anbindung dieser Stichstraße soll über die Anna-straße erfolgen, die auf einem kurzen Abschnitt somit eine Gegenverkehrsregelung
erhält. Die Zahl der Stellplätze bleibt weitgehend erhalten – wie bereits eingangs erwähnt wäre jedoch eine Umgestaltung des gesamten Peter-Plümpe-Platzes und damit verbunden auch Ver-änderungen der Stellplatzanlagen im Hinblick auf eine notwendige Stadtreparatur.
Perspektive, Haupteingang und Vorplatz

Perspektive, Haupteingang und Vorplatz

Grundrisse Normalgeschoss

Grundrisse Normalgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt, Ansichten

Schnitt, Ansichten

Innenraumperspektive

Innenraumperspektive