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Einstufiger, begrenzt offener städtebaulicher Ideenwettbewerb mit hochbaulichem und landschaftsarchitektonischem Realisierungsteil | 04/2008

"Weltquartier" Wilhelmsburg

Städtebauliches Gesamtkonzept

Städtebauliches Gesamtkonzept

Ankauf

Kunst + Herbert Architekten

Architektur

URBAN CATALYST

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Weltquartier Wilhelmsburg 280147

Die Transformation des Weltquartiers Wilhelmsburg beschreibt einen vielschichtigen Prozess, der sowohl auf die bauliche Modernisierung des Quartiers als auch auf seine programmatische Erneuerung zielt. Der Anspruch des IBA Projektes für das Präsentationsjahr 2013 ist hoch: Gezeigt werden sollen herausragende Lösungsmodelle auf akute Fragestellungen der Stadtentwicklung und Stadtgesellschaft: klimagerechtes Bauen, Raumentwicklung durch Raumaneignung, neue Formen interkulturellen Zusammenlebens, Modelle lokaler Kleinst-Ökonomien, Aufbau von Wissensnetzen und Wissensmilieus. Ausgangspunkt für den herausfordernden Transformationsprozess sind die heutigen Bewohner des Quartiers. Sie sollen ihre Bedürfnisse in den Prozess einbringen, neue Raumnutzungen experimentieren und den Umbau ihres Quartiers aktiv mitgestalten können. Voraussetzung für eine erfolgreiche Umgestaltung ist, dass die Bewohner nach der Sanierung in ihr Quartier zurückkehren können.
Die Neugestaltung des Weltquartiers basiert somit auf einem integrativen Ansatz. Das städtebauliche Strukturkonzept, Planungen für den Umbau und die Sanierung von Gebäuden sowie die Entwicklung neuer Raumtypen und Nutzungsprogramme in Kooperation mit den Bewohnern münden in ein integriertes Gesamtkonzept, das planerische Werkzeuge, Beteiligungsmodelle, kulturelle Aktivierungsstrategien und künstlerische Interventionen vereint.

Robuste Struktur – Nährboden für vielfältige Programme
Die lineare, städtebauliche Struktur des Weltquartiers wird auch in Zukunft das Erscheinungsbild des Stadtteils maßgeblich prägen. Gestärkt werden soll die städtebauliche Grundmatrix im wesentlichen durch die Neugestaltung besonderer Orte – die Eingangssituationen an der Neuhöfer und Rotenhäuser Straße sowie der Weimarer Platz. Die Zugänge in das Gebiet werden durch Neubauten im Norden und Süden neu akzentuiert, Kristallisationskerne für neue Programme und Öffentlichkeiten entstehen. Stellt sich das Quartier heute eher als Aneinanderreihung monotoner Raumtypen dar, sollen künftig im Spannungsfeld dieser neuen öffentlichen Orte Raumsequenzen mit unterschiedlichen Identitäten ein vitales Quartiersleben ermöglichen. Mit dem Umbau der Wohngebäude können in Abstimmung mit den Bewohnern und dem Eigentümer zusätzliche Räume für quartiersbezogene Nutzungen wie ein Indoorspielplatz, gemeinschaftliche Arbeitsräume oder Vereinszimmer genutzt werden.
Eine klare Differenzierung der Freiräume zwischen privaten Aneignungszonen, gemeinschaftlichen und nutzerspezifischen Raumangeboten schaffen die Voraussetzung für vielfältige Nutzungsmöglichkeiten im Freiraum, die sowohl einen intensiveren Austausch als auch individuelle Rückzugsräume ermöglichen.

Der Kristallpalast im Weltquartier – Pioniernutzungen und Perspektiven
durch informelle Ökonomien
Mit der Sanierung der bestehenden Wohngebäude ist für die Bewohner des Weltquartiers ein einschneidender Eingriff in ihr bisheriges Leben verbunden. Nicht alle Bewohner werden innerhalb des Quartiers während der Umbauphase umziehen können. Für manche wird der Umzug zum dauerhaften Wegzug. Umso wichtiger erscheint es, den Umstrukturierungsprozess nicht nur inhaltlich zu begleiten, sondern auch als Chance für die Entwicklung neuer sozialer und ökonomischer Entfaltungsräume zu nutzen. Hierbei geht es weniger um die Inszenierung künstlerischer Projekte als vielmehr um die Etablierung kultureller Handlungsräume, in denen Fragen des Transformationsprozesses verhandelt, aber auch neue Arbeits- und Lebensperspektiven für die Anwohner entstehen können. Unser Konzept geht dabei von folgenden Voraussetzungen aus:

• Für die Dauer des Umbaus benötigt das Weltquartier eine Basisstation, einen festen Ort, an dem der Transformationsprozess transparent wird.
• Den Ort braucht ein identitätsstiftendes, ikonenhaftes Zeichen, dass sowohl architektonisch als auch programmatisch erlebbar wird.
• Die Basisstation ist Plattform für die soziale und ökonomische Erneuerung des Quartiers.

Während die Modernisierung der Wohnhäuser mit wenig Zeitverlust durchgeführt werden kann, gibt es heute für das mittelfristig geplante Gründerzentrum noch keinen konkreten Investor. Mit dem Abriss des südlichen Gebäuderiegels an der Veringstraße und der angrenzenden, bestehenden Gewerbezone eröffnet sich hier die Möglichkeit einer temporären Basisstation, die den frühzeitigen Aufbau einer vielseitigen ökonomischen Struktur ermöglicht und den Bewohnern des Weltquartiers eine wirtschaftliche Lebensperspektive, ein Ort des Austausches für Waren, Gedanken und Dienstleistungen bietet, auch als Schnittstelle zu ganz Wilhelmsburg. Die Schaffung solcher informellen Klein- und Kleinstökonomien setzt einen Startpunkt (Kapital und Raum) mit längerfristiger Entwicklungsoption voraus. Analog zu der Idee von Weltausstellungen sollen hier in einer modularen Glashausarchitektur entsprechende wirtschaftliche und gesellschaftliche Aktivitäten zunächst als Zwischennutzung mit mittelfristiger Perpektive auf Konsolidierung im Gründerzentrum unterstützt werden. Grundlage der Überlegungen zur Gestaltung der temporären Basisstation sind die Geschichte des Ortes und die Geschichte Hamburgs als Hafenstadt. Der Verweis auf historische Formen von Migration und Handel, die insbesondere in Hamburg als Knotenpunkt von Handel und Wirtschaft seit der ersten Globalisierungswelle (1870-1914) stetig zunahmen, soll verdeutlichen, dass die Idee eines ethnisch vielschichtigen Stadtviertels keine neue Entwicklung, sondern eine etablierte Form des Zusammenlebens darstellt. Das Prinzip der von uns vorgeschlagenen Zwischennutzung ist es Strukturen anzuregen, diese mit den Anwohner weiterzuentwickeln, mit Inhalten zu füllen und über die Zwischennutzung hinaus eine Siedlungsidentität zu entwickeln.
Doch welche Gestalt kann dieser Ort haben, der einerseits individuelle Ökonomie ermöglicht, andererseits Kooperationen anregt und dieses zu einem ikonographisch klaren Bild vereint?


Ein historisches Element, auf das wir uns beziehen wollen, sind die seit der Mitte des 19 Jhd. durchgeführten
Weltausstellungen. Die in der Folge zunehmenden Handelsaustauschs stattfindenden Industrie- und
Innovationsmessen waren Präsentationsplattform für wirtschaftliche und kulturelle Errungenschaften der Länder der Welt. Weltausstellungen verkörperten den Geist ihrer Zeit. Seine bauliche Vergegenständlichung findet diese Idee in den Architekturen der Weltausstellungen, allem voran in London (Crystal Palace), Paris (Trocadero),
Wien (Rotunde), München (Glaspalast) und Chicago (White City). Im Kristallpalast “vereinigen sich die Bewohner aller Zonen, ein Zweck führt sie zusammen, und friedlich betrachten sich die Schöpfungen aller Nationen. Wasein utopischer Traum schien, ist hier Wirklichkeit” (zit.n. Kretschmer 1999, S.47). Natürlich lassen sich die Ideen des späten 19 Jhd. nicht ungefiltert auf heutige Verhältnisse übertragen, jedoch zeigen sich hier Analogien, die für die identitätsstiftende Bespielung des Transformationsprozesses Weltquartier interessant sind: das Zusammenkommen verschiedenster Nationalitäten und Kulturen sowie unterschiedlicher Formen (in-)formeller Ökonomien.

Nach Abriss des südlichen Gebäuderiegels an der Veringstraße schlagen wir den Bau eines „wachsenden“ Kristallpalastes für das Weltquartier vor. Die Architektur dieses ortsspezifischen ‘Crystal Palace’ besteht aus teilweise modifizierten, unterschiedlich großen Gewächshäusern – wenn es sich anbietet, auch recyclet aus Moorwerder. Über Komplementär-Währungen (z.B. Options-Scheine), die gleichermaßen an alle Bewohner des Weltquartiers verteilt werden, erhält man das Recht auf Raum und Material im Kristallpalast. Der Raumanspruch besteht zunächst für einen begrenzten Zeitraum, kann jedoch durch Kooperationen mit anderen auf längere Zeiträume ausgedehnt werden. Wie auch bei Weltausstellungen finden sich unter den Glasdächern verschiedene Ökonomien. Die Nutzungen im Kristallpalast Weltquartier reichen je nach Wunsch der Anwohner von Kleinökonomien wie Basaren, Handwerksleistungen, Reparaturwerkstätten, Imbissen über gärtnerische Subsistenzwirtschaft bis hin zur reinen Freizeitnutzung oder sonstigen gesellschaftlichen Aktivitäten.

Ähnlich einem Fußballfeld, von denen es zahlreiche in der Nachbarschaft gibt, hat der Kristallpalast als Untergrund einen roten Ascheplatz mit diversen weißen Linien, die mit einem einfachen Kreidewagen immer wieder neu gezogen werden können. Mit diesen Linien wird der Platz unterteilt. Anstatt von Zäunen und Hecken entstehen auf diese Weise Zonen für Flohmarktstände, Hochbeetkulturen oder BMX Parcours. Markiert werden auch die Flächen für die Gewächshäuser. Je nach Bedarf wächst die Struktur der Häuser sukzessive. Neben dem Ascheplatz ist eine Fontäne wie auch bei den historischen Weltausstellungen üblich erster Kristallisationskern. Um sie herum entstehen die ersten Gewächshäuser, die Fontäne ist Mittelpunkt des Kristallpalast, die bestehenden Gewerbeeinheiten werden integriert, durch Öffnungen direkte Verbindungen zum Weimarer Platz und die angrenzenden Quartiere geschaffen. Begleitet wird der Kristallpalast Weltquartier während der Umbauzeit durch ein kuratorisches Programm mit inszenierten Parzellenwechseln, Weltquartierfestspielen, Paraden oder künstlerischen Interventionen. Mit der Setzung von klaren End-und Anfangspunkten wird ein nachvollziehbarer zeitlicher Rahmen gesetzt und an ein wiederkehrendes Ritual gebunden.

Der Kristallpalast versteht sich als Prototyp und Katalysator des Gründerzentrums. Die Gewächshäuser dienen als Brutstätte für neue Ökonomien, die sich nach Möglichkeit verstetigen und in das Gründerzentrum überführt werden sollen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Kosmos Weltquartier sein. Die räumliche Realisation kann aus den Bewegungen und Kreisläufen abgeleitet werden, die im Weltquartier herrschen, bzw. in Gang gesetzt werden, bis ein Interesse an einer Investition im klassischen Sinne zu einem konkreten Gebäude quasi als Fußabdruck der hier herrschenden ökonomischen Strukturen und Mustern entstehen kann.

Modernisierung
Die Wettbewerbsaufgabe lässt sich hier in zwei Bereiche unterscheiden, die Sanierung und der Neubau einer immobilen Hülle (Hardware und die Bereitstellung von Mitteln und Werkzeugen, darin eine Weltquartierkultur zu ermöglichen (Software).
Unser Startpunkt ist dabei keinesfalls ein Nullpunkt: es gibt bereits eine Weltquartiernachbarschaft mit sehr unterschiedlichen Existenzfragen. Bewohner sollen hier wohnen bleiben, nicht nur über die Modernisierungsphase hinaus, sondern auch, wenn sich ihre äußere Situation ändert, die Familienstruktur sich ändert, man älter wird... Ihre Häuser bleiben wie sie sind, die Struktur, die Einteilung orientiert sich am IST-Zustand. Der Raum wird jedoch viel flexibler, jeweils ausgerichtet auf die individuellen Nutzungsbedürfnisse seiner Bewohner. Die bestehende Nutzungsfläche wird um Plusräume erweitert für Arbeitsräume, Spielräume, Loggien, Nähzimmer, Babynester, Gästezimmer. Gerade so groß, um alles darin zu machen, was in einer flächenmäßig optimierten 2- oder 3-Zimmerwohnung nicht möglich ist. Es entsteht ein einfaches „Mehr“, das aus dem Mangel der Situation eine Möglichkeit macht. Die Weltquartierbürger werden ermutigt diesen Raum auch zu nutzen. Um den Bestand wird eine wärmende, raumhaltige Hülle gelegt, die die teilweise räumlich beengte Situation der Bewohner ebenso elegant löst, wie die Problematik einer energetisch wirksamen Sanierung der bestehenden Außenhülle. Die bleibt nämlich erhalten und wandert ins Innere. Die äußere Erscheinung wird eine großtafelige, Metallfassade sein, die sowohl die Fassaden, als auch die Dachflächen überziehen wird. Durch die rhythmisch angeordneten großen Öffnungen sieht man das alte Ziegelmauerwerk hindurchschimmern. Die Treppenhäuser werden im Erdgeschoss an den Garten angeschlossen und ermöglichen nun für die gesamte Hausgemeinschaft den Zugang zur zentralen Grünfläche. Neben der Wohnnutzung ist in den EG Wohnungen auch eine teilgewerbliche Nutzung denkbar- als Dienstleister und Quartiermanager, wie Übersetzerbüro, Arbeitshilfeverein, Nachhilfeschule ...
Die Dreibundstruktur der alten Anlage bleibt im Wesentlichen erhalten, kann aber vereinzelt aufgebrochen werden, um das Wohnungsangebot stärker zu variieren. Die Dachflächen werden teilweise gemeinschaftlich von der Hausgemeinschaft als Trockenräume alt. Spielzimmer oder Gasträume genutzt, aber auch als Wohnfläche bereitgestellt. Hier können sehr individuelle Familien- oder WG Wohnungen bereitgestellt werden, die durch die Nutzung des gesamten Dachquerschnittes interessante, maisonettartige Grundrisse haben können. Die Wohnungsgrössen variieren von 4x40qm bis 2x80qm im EG /3x66 oder 1x66+1x75 1x57qm in den Obergeschossen und 1x75qm+1x120qm im Dachgeschoss.

Neubau
Das Weltquartier spannt sich zwischen Neuhöfer Straße und Rotenhäuser Straße auf. Die Weimarerstrasse wird ergänzt von einer neuen, südlich gelegenen Verbindung, die unterhalb der Ladenzeile an der Weimarer Strasse einmündet. Die Zugänge im Norden und Süden werden durch Neubauten neu formuliert.
Norden. Zwei Neubauten an der Neuhöfer Str. bilden zusammen mit dem modernisierten Gebäude Weimarer Str. 74-78 den neuen nördlichen Zugang des Weltquartiers. Ein Riegel bildet den Kopf zwischen Veringstrasse und Neuhöfer Strasse. Die Wohnungen in den oberen Geschossen wird durch Ladennutzungen im EG ergänzt, die so angelegt sind, dass sie zusätzlich auch von der internen Grünfläche z.B. als Cafe oder Suppenküche aus erreichbar wären.
Der Riegel wird von einem kompakten annähernd quadratischen Körper ergänzt, der als Solitär zwischen den Riegeln an der Veringstr. und Weimarerstr. den optischen und funktionalen Zugang ins Quartier regelt. Der Baukörper wird mit einem einzigen Treppenhaus erschlossen, das an gemeinschaftlich nutzbare Laubengänge angeschlossen ist. Im Innern entsteht so ein klimatisch gepufferter, begrünter Außenraum, der ganzjährig einen Verweilraum der Bewohner darstellt. Beim Riegel werden Wohnungstypen angeboten, die in der Größe relativ gleich sind, aber sehr unterschiedliche Spielmöglichkeiten haben, und somit sowohl Familien- und WG Wohnungen mit einzeln abgegrenzten Raumzellen ebenso möglich macht, wie die Kopplung von offeneren und geschlosseneren Zonen. In den offenen Raum wird ein System aus Nebenräumen gestellt, die die Zugänge zu den einzelnen Raumgruppen ebenso regeln, wie sie Schrank- und Lagerräume überflüssig erscheinen lassen. Im Quadrat werden Wohnungen angeboten, die aufgrund ihrer windmühlenartigen Anlage um den Erschließungshof herum eine grosse Außenorientierung haben, die durch eingefügte Loggien noch erweitert werden. Es entstehen Wohnungen zwischen 40 und 90 qm, die aber durch den umlaufenden Laubengang auch anders gemixt werden können.
Westen . Die bestehenden Zeilen an der westlichen Veringstrasse werden durch Neubauten ersetzt, die sich stärker mit der Tiefe des Grundstückes verzahnen, und so die westlichen Freibereiche in die Wohnnutzung mit einbeziehen sollen. Im Bereich südlich der Kirche wird zugunsten einer neuen übergeordneten Querverbindung vom Veringkanal, den internationalen Gärten über das zentrale Grün des Weltquartiers bis zur östlichen Grünfläche am Flakbunker, eine städtebauliche Neuordnung vorgeschlagen.
Süden . Dem neuen Marktplatz zugewandt, entsteht eine Bebauung mit dreigeschossigen Townhouses ( Wohn-Gewerbenutzung), die zum Gebiet im östlichen Bereich mit seiner atypischen Struktur vermittelt und abgrenzt. Der Zugang zum Quartier wird im Süden durch das Gründerzentrum (Phase 2)/ Kristallpalast (Phase 1) markiert, das die Schnittstelle zwischen Weltquartier und städtischer Öffentlichkeit bildet.

Freiflächen
Unser Freiraumkonzept für das Weltquartier basiert auf vier Schwerpunkten, die die Belebung der öffentlichen und privaten Freiräume fördern sollen: dem Weimarer Platz, dem Marktplatz mit Gründerzentrum am Rotenhäuser Weg, einem Hofplatz als Teil der neuen Eingangsbebauung an der Neuhöfer Straße sowie der Gestaltung des zentralen Freiraumbandes.
Im Bereich des aufgeweiteten Straßenraumes entsteht entlang der Weimarer Straße das neue Quartierszentrum des Weltquartiers. Der Umbau der Erdgeschosszonen für öffentliche Nutzungen wie Cafe, Kiosk oder Läden zur lokalen Versorgung, die Gestaltung eines großzügigen Platzraumes mit Zugängen zu den angrenzenden Freiflächen und die Bündelung der Stellplätze auf einer Fläche machen den bisher undifferenzierten Raum zum lebendigen Mittelpunkt des Quartiers. Der Verkehr wird eben über den Platz geführt, die bisherigen Stellflächen auf einem nördlich angrenzenden Parkplatz konzentriert. Der vorhandene Baumbestand wird von Vegetationsinseln mit integrierten Bänken gefasst und durch ein Baumquarré auf der Parkplatzfläche ergänzt. Die Anzahl der Stellflächen bleibt erhalten. Durch Teilrückbau des südlichen Gebäuderiegels wird auf der Südseite des Weimarer Platzes ein Durchstoß für Radfahrer und Fußgänger geschaffen. An der Schnittstelle zwischen Weltquartier und dem Rotenhäuser Weg als eine der wichtigsten Wegeverbindungen zur IGS wird die Eingangssituation an der Südseite des Quartiers städtebaulich neu formuliert. Zusammen mit dem mittelfristig anvisierten Gründerzentrum und dem direkt angebunden Weimarer Platz ist der Marktplatz prädestinierter Ort für öffentliche Nutzungen und Ökonomien. Der Platz soll unterschiedlichsten Ansprüchen und Nutzungsbedürfnissen gerecht werden. Nach dem Timeslot-Prinzip (geregelte Zeiträume für verschiedene Nutzungen) bietet sich der Ort für Mehrfachnutzungen geradezu an: Märkte, kleine Messen, Parkplatz, Sportevents, Anlieferung oder öffentliche Versammlungen.
Das zentrale Freiraumband des Quartiers entwickelt sich zu einem aktiven Raum für die Bewohner. Zwischen den neu formulierten Eingangssituationen gliedert sich das Band in zwei Zonen für private Raumaneignung und eine mittlere, gemeinschaftlich nutzbare Freifläche. Die privatere Zone wird nicht durch Heckeneinfassungen vordefiniert, sondern eröffnet Spielräume für unterschiedliche Aneignungsintensitäten vom einfachen Austritt mit Freisitz über die Familienterrasse bis zum üppigen Gartenkosmos. Die Mitte hingegen bildet mit dem ausgedünnten Baumbestand großzügige Rasenflächen aus, die durch besondere Orte an wichtigen Wegequerungen akzentuiert werden sollen: einer Spielfläche in Verbindung mit einem Indoorspielplatz, einem Teepavillion, einer Grillnische und einem internationalen Kräutergarten. Schon heute genießen viele Bewohner des Weltquartiers das Straßenleben. Durch kleine Sitzplattformen an den Hauseingängen und bizarr geschnittenen Heckenelementen wird die Zone zwischen ursprünglichem Vorgarten und Gehsteig zu einem neuen Raum für öffentlichen Austausch umgestaltet.
Die Oberflächen der Plätze werden aus Betonplatten gestaltet, Wege durch Rasenflächen als wassergebundene Decken ausgebildet.



Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf bietet ein solides und in Teilen städtebaulich überzeugendes Grundgerüst, das interessante Ansätze, insbesondere am nördlichen und südlichen Ende anbietet und auch die Grün- und Freiflächen plausibel und von großer sozialer Brauchbarkeit gliedert.

Der eigentliche Clou der Arbeit liegt in einigen erfrischenden und
radikalen Einfällen zu wichtigen Fragestellungen des Wettbewerbs, die allerdings im Hinblick auf ihre Realisierungsmöglichkeit eine Reihe von Fragen offen lassen. Das gilt insbesondere für die vollständige Umhüllung aller Bestandsbauten mit einer thermischen Haut, die zwar in ihrer architektonischen Gestalt überzeugt, aber durch die Metallfassade das heutige Milieu der Siedlung auf den Kopf stellen und den Kostenrahmen bei Weitem sprengen würde. Gleiches gilt für den Gedanken, für eine wachsende lokale Ökonomie in der Siedlung mit modulartigen Glashäusern eine flexibel veränderbare Baustruktur zu schaffen. Leider fehlt dem Entwurf eine ebenso schlüssige und interessante Idee für die neuen Kopfbauten an der Neuhöfer Straße. Insgesamt wartet der Entwurf mit einer Reihe von experimentellen Ideen auf, die sich aber in ihrer Gesamtheit zu weit von den realen Gegebenheiten entfernen.
Städtebauliches Gesamtkonzept

Städtebauliches Gesamtkonzept

Modellausschnitt

Modellausschnitt

Modellausschnitt

Modellausschnitt

Plusräume durch 2. Hülle

Plusräume durch 2. Hülle

Plusräume durch 2. Hülle

Plusräume durch 2. Hülle

Crystal Palace als Katalysator der Transformationsphase

Crystal Palace als Katalysator der Transformationsphase

Crystal Palace als Katalysator der Transformationsphase

Crystal Palace als Katalysator der Transformationsphase

Eingang Crystalpalace

Eingang Crystalpalace

Eingang Crystalpalace

Eingang Crystalpalace

Markierte Felder für temporäre Raumaneignungen

Markierte Felder für temporäre Raumaneignungen

Markierte Felder für temporäre Raumaneignungen

Markierte Felder für temporäre Raumaneignungen