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Offener Wettbewerb | 03/2021

Entwicklung des heutigen Großparkplatz-Geländes "Regnitzstadt" in Erlangen

Perspektive Regnitzplatz

Perspektive Regnitzplatz

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

URBANOPHIL.KOELN Stadtplaner BDA

Stadtplanung / Städtebau

weihrauch+fischer gmbh

Landschaftsarchitektur

Kepler 32

Architektur

Erläuterungstext

Westlich des Erlanger Hauptbahnhofs entsteht mit der Regnitzstadt ein neues Stück Innenstadt – ein lebenswertes urbanes Stadtquartier mit optimaler Verkehrsanbindung. Folgende Leitideen werden mit dem städtebaulichen Konzept verfolgt:

Schaffung einer urbanen Stadterweiterung …
… auf der bisher lediglich zum Parken dienenden Fläche mit ihrer attraktiven Lage zwischen der Innenstadt Erlangen und dem Landschaftsraum der Regnitzaue. Die Nutzungsmischung aus Wohnen, Gewerbe und Bildung lässt ein lebendiges Viertel entstehen.

Entwicklung eines intelligenten Verkehrskonzeptes …
… durch die Verknüpfung verschiedener Mobilitätsstränge am Erlanger Hauptbahnhof und die Konzentration des öffentlichen Parkens in externen Parkhäusern. Dadurch wird zum einen der Umstieg auf alternative Verkehrsmittel zum eigenen Auto gefördert und zum anderen der Parksuchverkehr aus dem Quartier herausgehalten.

Vernetzung des Landschaftsraumes mit der Innenstadt …
… durch die Schaffung zusätzlicher Fuß- und Radwegeverbindungen über die bisherigen Barrieren von Autobahn und Bahntrasse. So werden die Anbindung des Naherholungsraums
Erlanger Wiesengrund an die Stadt verbessert und das neue Quartier selbstverständlich ins Stadtgefüge integriert.


Städtebauliches Konzept
Das städtebauliche Konzept nimmt die vorhandene Erschließung auf, welche die Fläche in zwei gleichgroße Teile teilt. Eine urbane Blockstruktur mit einer überwiegend vier- bis fünfgeschossigen Bebauung strickt das Erlanger „Schachbrett“ auf moderne Art und Weise fort.
Drei Hochpunkte markieren die nördliche und südlich Eingangssituation ins Quartier bzw. zur Stadt sowie die Quartiersmitte und den Bahnhof am Regnitzplatz. Sie machen die neue Stadterweiterung auch in der Stadtsilhouette Erlangens ablesbar.
Der große zentrale Regnitzplatz schafft eine neue gleichberechtigte Adresse für den Erlanger Hauptbahnhof und befreit den westlichen Bahnhofszugang aus seinem Dasein als Rückseite. Es entsteht ein großstädtischer, von moderner Bebauung geprägter Platz als Gegenstück zum beschaulich-kleinteiligen Bahnhofsvorplatz.
Gleichzeitig besitzt der Regnitzplatz die Funktion der Verkehrsverknüpfung verschiedener Mobilitätsstränge. Durch das neue Plateau, auf dem sich der Busbahnhof befindet, entsteht eine östliche Platzkante und ein großzügiger Eingangsbereich zum Hauptbahnhof.

Nutzungskonzept
Das neue Quartier zeichnet sich durch eine urbane Mischung verschiedener Nutzungen aus. Alle zentralen Funktionen bündeln sich dabei um den Regnitzplatz:
• An der Ostseite die Verkehrsnutzungen Hauptbahnhof, Parkhaus mit Mobilitäts-Hub, Busbahnhof und Haltestelle der Stadt-Umland-Bahn;
• an der Südseite das Zentrum der Berufsfachschulen für das Gesundheitswesen und die Akademie für Gesundheits- und Pflegeberufe am Universitätsklinikum Erlangen (ZBG), dessen offener Außenraum gleichzeitig als öffentlich nutzbare Wegeverbindung zwischen dem tieferliegenden Platzniveau und dem höhergelegenen Niveau des Busbahnhofs vermittelt (mit der Durchlässigkeit für die Öffentlichkeit wird als positiver Nebeneffekt die Wahrnehmung der Pflegeberufe und der entsprechenden Berufsausbildung gestärkt);
• an der Nordseite ein Hotel, welches dem Platz einen repräsentativen Charakter verleiht und durch die unmittelbare Nähe zu Bahnhof und Innenstadt eine optimale Lagegunst aufweist;
• an der Westseite eine Wohnnutzung, welche für eine durchgehende Belebung des Platzes zu allen Tageszeiten sorgt;
• an allen Platzseiten eine mischgenutzte Erdgeschosszone mit Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungen, die alle Platzseiten bespielt und sich entlang der Neuen Münchener Straße als urbanem Straßenraum fortsetzt.

In Symbiose mit dem ZBG ist auf dem südwestlichen Grundstück ein Gründerzentrum für Startups aus dem Bereich Medizininformatik vorgesehen, dass durch seinen 11-geschossigen Hochpunkt zugleich einen Leuchtturm für das neue Quartier darstellt.
Als Gegenstück dazu ist am nördlichen Ende des Plangebiets eine weitere Bildungseinrichtung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vorgesehen, z.B. ein eigenes Institut für Epidemiologie als Spin-Off des bisherigen IMBE.
Dazwischen spannen sich in den Riegeln entlang der Autobahn (Frankenschnellweg) verschiedene Büronutzungen auf, welche zugleich die östlich gelegene sensiblere Wohnnutzung vor Lärmeintrag schützen.
In den Baufeldern im zentralen nördlichen Bereich ist eine urbane Wohnbebauung vorgesehen, welche in der Erdgeschosszone zum Teil Läden, Gastronomie oder Dienstleistungen beinhaltet und so zu einer Belebung der angrenzenden Straßenräume beiträgt. Auch die Integration von Kinderbetreuungseinrichtungen ist hier vorstellbar, um so die erforderlichen Wege des alltäglichen Lebens kurz zu halten.
Südlich der Münchener Straße / Friedrich-List-Straße brechen zwei neue Baukörper aus der Blockstruktur aus. Hier entstehen ein weiteres Bürogebäude, welches zusammen mit dem gegenüberliegenden Hochpunkt die Funktion eines Stadttors übernimmt, sowie ein Parkhaus, welches durch sein begrüntes und abgestuftes Dach zum Friedhof und zur angrenzenden Bebauung vermittelt. Gleichzeitig reduziert die neue Bebauung auch hier den Lärmeintrag für die südöstlich angrenzenden Flächen.
Im nördlichen Gerbereiviertel wird durch die Ausbildung von Handwerkerhöfen eine neue attraktive Gewerbenutzung geschaffen. Hier kann auch der Trödelmarkt einen neuen Standort finden, bei dem dann die ansässigen Handwerksbetriebe ihre selbst hergestellten Produkte verkaufen.

Verkehrskonzept
Das Verkehrskonzept sieht eine Verknüpfung und Konzentration aller Mobilitätsstränge rund um den Bahnhof vor. Hierzu gehören:
• der Hauptbahnhof mit den Nah- und Fernverkehrszügen,
• die neue Stadt-Umland-Bahn (StUB) mit ihrer Haltestelle am Bahnhof,
• der Busbahnhof (ZOB) oberhalb der StUB-Haltestelle,
• eine Vorfahrt am ZOB mit Halteplätzen für Taxen und Kiss+Ride,
• das Parkhaus Bahnhof und das Parkhaus Innenstadt mit direkter Anbindung an Bahnhof, StUB, ZOB und Stadtzentrum – ausgestattet mit E-Ladesäulen und App-gesteuerten Plätzen für Car-/Bike-/Scooter-Sharing (Mobilitäts-Hub),
• eine Radstation an der ebenerdigen Rückseite des Parkhaus Bahnhof, in der neben Fahrradstellplätzen auch ein Reparatur-Service, Routen-Info und ein Fahrradverleih angeboten werden.

Um diese Bündelung – insbesondere von Busbahnhof und StUB-Haltestelle – zu erreichen und gleichzeitig einen attraktiven Bahnhofsvorplatz zu schaffen, war die Aufgabe der Münchener Straße erforderlich. Diese wird ersetzt durch die Neue Münchener Straße (ehemalige Parkplatzstraße) als zentraler Quartierserschließung und Nord-Süd-Verbindung parallel zur Autobahn.
Um die Neue Münchener Straße vom Parkverkehr zu befreien und diesen aus dem Quartier weitgehend herauszuhalten, werden die beiden oben genannten Parkhäuser vorgesehen, welche extern erschlossen sind. Über ein Park-Leitsystem werden Autofahrer von der Ausfahrt Erlangen-Nord zum Parkhaus Bahnhof geführt. Autofahrer von der Ausfahrt Erlangen Mitte werden zum Parkhaus Innenstadt (mit angrenzender Tiefgarage unter dem Busbahnhof) geleitet.
Die neue StUB ist im Bereich des Busbahnhofs zunächst überbaut. Oberlichter schaffen in diesem Bereich eine natürliche Belichtung/Belüftung und visuelle Wahrnehmung. Auf dem Regnitzplatz, welcher auch die erforderliche Wendeschleife integriert, kommt die Bahn ans Tageslicht und verschwindet dann kurze Zeit später in der geplanten Unterführung unter der Autobahn. In der Regnitzaue wird die Bahn dann als Hochbahn geführt. Durch eine möglichst direkte Wegeführung über Wöhrmühle und den weiteren Wiesengrund soll der landschaftliche Eingriff so gering, wie möglich, ausfallen.

Freiraumkonzept
Das Stadtgefüge Erlangens ist geprägt von der harten Kante zwischen Stadt und Landschaft, die auch zukünftig erhalten bleibt. Dennoch soll die Vernetzung mit dem angrenzenden Freiraum als bedeutsamem Naherholungsgebiet für die Bewohner des neuen Quartiers und der Erlanger Innenstadt deutlich verbessert werden. Dies geschieht durch folgende Maßnahmen:
• Schaffung einer neuen Fuß- und Fahrradbrücke über die Autobahn, welche als architektonisches Highlight eine Landmarke bildet: Zusammen mit der im weiteren Verlauf vorgesehenen Bahnunterführung zur Helmstraße entsteht so eine neue attraktive Fuß- und Fahrradachse zwischen dem Schlossgarten, dem Schlossplatz und der Regnitzinsel Wöhrmühle.
• Schaffung einer lichtdurchfluteten Fuß-/Fahrradunterführung im StUB-Tunnel: Westlich der Autobahn bleibt der Fuß- und Radweg auf Auenniveau und bindet über eine neue Brücke an die Wöhrmühle an.
• Aufwertung der vorhandenen Unterführungen unter Auto- und Eisenbahn auf Höhe der Gerbereistraße.
• Perspektivisch ist im nördlichen Gerbereiviertel eine weitere Ost-West-Verbindung denkbar, welche die Thaler Mühle mit den vorgesehenen Handwerkerhöfen und der Erlanger Altstadt verbinden.

Auch in Nord-Süd-Verbindung bilden sich neue Fuß-/Radwegeverbindungen aus:
• Die Neue Münchener Straße mit baumbestandenen Fußwegen und Fahrradstreifen als städtische Achse: In ihrer südlichen Fortsetzung entsteht über einen neuen Zugang ein Fußwegeanbindung an den Neustädter Friedhof.
• Parallel dazu die begrünte Wegeverbindung entlang des Frankenschnellwegs, die nach Norden bis zu den geplanten Handwerkerhöfen fortgesetzt werden kann.
• Entlang der Westseite der Eisenbahntrasse entsteht ein durchgängiger Fuß-/Radweg, der direkt an den Bahnsteig Richtung Nürnberg sowie den Busbahnhof anbindet.

Der zentrale urbane Freiraum der Regnitzstadt ist der Regnitzplatz mit seiner großzügigen Grünfläche, welche die Wendeschleife der Stadt-Umland-Bahn als gestalterisches Element inszeniert. Die Rasenfläche bietet ein vielfältiges Angebot, um die Wartezeit auf den nächsten Zug zu verkürzen.
Etwas weiter nördlich liegt der intimere Quartiersanger, welcher als Freiraum für die Bewohner des neuen Stadtviertels dient, aber auch mit dem dortigen Biergarten zu einem letzten Radler einlädt, bevor man sein Fahrrad an der Radstation zurückgibt.
Das südliche Parkhaus mit Gründach bietet neben Liegeflächen mit attraktiver Aussicht auf Stadt und Regnitzaue auch Sportangebote.

Realisierungsphasen
Aufgrund seiner klaren Gliederung ist das neue Quartier in unabhängigen Teilabschnitten realisierbar. Zunächst ist jedoch die Schaffung der neuen Infrastruktur – insbesondere der Kompensation des entfallenden Busbahnhofes und Parkangebotes – erforderlich:
1. Bauabschnitt: Parkhäuser, StUB-Haltestelle, Busbahnhof und ZBG als vermittelndes Bauteil zwischen Platz- und Busbahnhofebene;
2. Bauabschnitt: Das mit dem ZBG baulich verbundene Gründerzentrum sowie das Hotel als prägende Platzkante;
3. Bauabschnitt: Realisierung der Baukörper entlang der Autobahn zur Gewährleistung des Lärmschutzes für die Wohnbebauung;
4. Bauabschnitt: Wohnbebauung und südliches Bürogebäude.


Energie-/Nachhaltigkeitskonzept
Die in der Regnitzstadt vorgesehenen Flachdächer sollen durchgehend begrünt werden, um einen klimatischen und ökologischen Beitrag zu leisten. Vor allem einer Überhitzung des innenstadttypisch stark versiegelten Quartiers soll dadurch entgegengewirkt werden. Darüber hinaus soll die Versiegelung im Quartier durch die Verwendung wassergebundener Wegedecken auf den öffentlichen Platz- und Wegeflächen vermindert werden.
Zur Schaffung eines angenehmen Mikroklimas tragen auch die Frischluftschneisen bei, insbesondere zwischen Regnitzaue und Innenstadt, die mit den durchgängigen Straßenzügen erhalten bleiben.
Zur Energieversorgung wird auf die zur Verfügung stehende Fernwärme als nachhaltige Wärmequelle zurückgegriffen werden. Zur Stromversorgung sollen auf den Flachdächern Solaranlagen errichtet werden. Für die Gebäude wird der Standard „KfW Effizienzhaus 40“ angesetzt. Für die Realisierung sind hier nachhaltige Materialien, wie Recyclingbeton, Holz oder Lehmbauteile vorstellbar.
Nicht zuletzt bieten die kurzen Wege innerhalb des Quartiers sowie die optimale Verkehrsverknüpfung am Erlanger Hauptbahnhof und der dortige Mobilitäts-Hub optimale Voraussetzungen für ein umweltschonendes und nachhaltiges Stadtleben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Entwurf basiert auf der Grundidee, einen „Empfangsplatz“ und eine Nordsüdachse auszubilden. Er sticht insbesondere durch die auf den ersten Blick überzeugende Anordnung des ZOB direkt am Bahnhof, die angenehme Proportionierung der öffentlichen und privaten Räume und die gut ausgestaltete, zweite Querung des Areals durch den Quartiersanger hervor. Auf den zweiten Blick wird allerdings klar, dass die Platte des ZOB und das Parkhaus entlang der Bahn die beiden Fußgängerunterführungen verlängern und damit die Überwindung der Bahnstrecke letztlich erschweren. Insbesondere die StUB-Haltestelle als „U-Bahn-Station“ kann weder räumlich überzeugen, noch erscheint diese genehmigungsfähig. Die erhöhte Lage des ZOB erschwert auch seine Erreichbarkeit für Busse und Passagiere. Nicht überzeugen können auch die geradlinig verlaufende Nord-Süd-Achse und die verkehrslastige Gestaltung der Zufahrtsstraße im Süden, so dass der Stadteingang wenig attraktiv wirkt. Allerdings offenbart der zweite Blick auch die höchst sorgfältige Arbeit an der Proportion der Räume, den sensiblen und einfallsreichen Umgang mit dem Bodenrelief und die gute Setzung von Durchgängen und zweigeschossigen Aussichtsfenstern aus den Höfen in die Landschaft. Dieses sind jedoch weniger städtebauliche, als vielmehr architektonische Qualitäten, deren planungsrechtliche Sicherung Fragen aufwirft. Die Großform der Blöcke ist eher simpel und die Qualitäten in der Umsetzung bleiben undeutlich. Die Unterbringung der Stellplätze ausschließlich in Tiefgaragen erschwert die öffentliche Nutzung und die modulare Umsetzung. Die Vorgabe der Erhöhung von öffentlichen Stellplätzen wird nicht hinreichend erfüllt. Der Herausforderung, die an diesem zentralen Ort anfallenden Mobilitätsströme geschickt, modern und attraktiv zu verbinden, beantwortet der Entwurf nur bedingt. Modellhafte Maßnahmen zur Klimaanpassung oder zur Verbesserung des Kleinklimas sind nicht erkennbar. Die sensiblen Wohnbereiche sind überwiegend im Zentrum des Quartiers angeordnet und durch die umliegenden Nichtwohnbaukörper schallschützend umgeben. Die weiträumigen Durchwegungen bedingen entsprechende Schalleinträge für die geplante Bebauung. Insgesamt stellt die Arbeit ein sehr sorgfältig geplantes Konzept dar, das wegen seiner sensiblen Durcharbeitung im Detail Anerkennung verdient, aber städtebauliche Schwächen hat und zur praktischen Umsetzung nicht reif ist.
Lageplan

Lageplan

Körnung

Körnung

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Geländeschnitt Ost-West

Geländeschnitt Ost-West

Geländeschnitt Nord-Süd

Geländeschnitt Nord-Süd

Geländeschnitt Nord-Süd

Geländeschnitt Nord-Süd

Geländeschnitt Nord-Süd

Geländeschnitt Nord-Süd

Geländeschnitt Nord-Süd

Geländeschnitt Nord-Süd

Perspektive Quartiersanger

Perspektive Quartiersanger