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Offener Wettbewerb | 03/2007

Neue Mitte Gerbrunn

Übersichtslageplan

Übersichtslageplan

3. Preis

BAURCONSULT Architekten Ingenieure

Architektur

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht Städtebaulicher Ideenwettbewerb ‚Ortsmitte’ Gerbrunn

1.1. Städtebauliche Konzeption

Gerbrunn kennzeichnet sich durch seine markante topographische Lage entlang der Talstraße mit Bebauung an den flankierenden Hängen. Somit war die Prägung der Ortschaft durch eine komplexes Gefüge von Mauern, Treppen und Hangarchitekturen bereits vordefiniert. Durch die Lage der Ortschaft in der großstädtischen Agglomeration Würzburgs gingen aber diese Ortsqualitäten durch unsachgemäße Sanierungen in den letzten Jahrzehnten verloren. Der öffentliche Raum ging verloren, Aufenthaltsqualitäten wurden vermindert, was insbesondere durch die überrepräsentierte Bedeutung des automobilen Verkehrs bedingt ist.

Hauptziel der hier vorgestellten Vorschläge ist nun, das Ortsinnere als gestaltete Mitte wiederzugewinnen, wobei Mitte nicht nur räumlich verstanden wird, sondern auch sinnstiftende Aspekte aufweist. Tradierte Themen der historischen Kulturlandschaft sollen wiederaufgenommen werden, aber in einer die zeitgemäßen Interpretation werden: Neben dem Weinbau sind dies die insbesondere die Kulinar- und die Sakrallandschaft. Einzelne dafür passende Orte sollen mit diesen Themen adressiert werden (Sakrallandschaft unterhalb der Kirche an der Schulstraße, Kulinarlandschaft am Rathausplatz, Weinbau am Feuerwehrplatz). Die Weitung und Öffnung mit Platzräumen entlang der Hauptstraße wird dabei aufgegriffen und sinnvoll weiterentwickelt. Bislang verborgene Bezüge und unterbrochene Beziehungen sollen durch punktuelle Interventionen hergestellt werden, die angemessen auf den Ort, seine Geschichte und seine spezifischen endogenen Potentiale reagieren.

Als Hauptmaterial der Umgestaltung wird Muschelkalk in verschiedenen Formen und Oberflächen vorgeschlagen. Dazu treten an wichtigen Orten moderne Materialien wie Stahl und Glas (Feuerwehrplatz, Rathausplatz) Mit der Beschränkung auf wenige Materialien wird versucht, der baulich-räumliche Heterogenität entgegenzutreten. Bislang in Gestaltung und Funktion auseinanderfallende, innerörtliche Platz- und Straßenräume werden über einen einheitlichen Muschelkalkbelag (kleinformatiger Belag, Oberfläche gestockt, Kanten gebrochen) zusammengebunden, wobei mit dem engmaschige Fugenbild ein weiteres, kleinmaßstäbliches Gestaltungselement hinzugewonnen wird.

Es wird vorgeschlagen, die Häuser Alte Gasse 7 und 9 abzubrechen und eine sich Richtung Kirche verjüngende Treppenanlage zu errichten, an deren Seite über die Stufen entlang der flankierenden Mauer Wasser fließt. Diese verbindet mit großer Geste den Kirchenbereich mit den Straßen- und Platzräumen im Nordwesten des Wettbewerbsbereichs. Dadurch entsteht für den fußläufigen Verkehr ein durchlässiges Netz von Wegen und Plätzen. Dem dient auch die Öffnung der Mauer zwischen Sparkasse und dem Platz an der Alten Gasse über Treppen und ein Tor.


1.2. Verkehrskonzept

Die Verkehrsarten sollen entflochten und sinnvoll geordnet werden. Ziele sind dabei mit Hilfe entschleunigender Maßnahmen den fußläufigen Verkehr aufzuwerten und verloren gegangene Aufenthalts- und Erlebnisqualitäten wiederzugewinnen.
Der fließende Verkehr an der Hauptstraße soll zwar durch minimale Fahrbahnverengungen, Ausbildung von Torsituationen (über Bäume) und den Belagswechsel verlangsamt werden, die Durchlässigkeit wird aber gewahrt.
Der ruhende Verkehrkonzentriert sich an untergeordneten und rückwärtigen Punkten. Dabei wird mit dem Bau einer in ortstypischen Bauformen gehaltenen ‚Parkscheune’ im Bereich der Alten Gasse (Fl.-Nr. 123) eine störende bauliche Lücke geschlossen (22 Parkplätze). Weitere ortsnahe Parkplätze werden an der Hauptstraße geschaffen (24 Parkplätze am Bauhof, 5 Parkplätze Fl.-Nr. 3). Die Flächen sollen entsiegelt und als wassergebundener Belag gestaltet werden. Weitere Parkflächen sind am Feuerwehrplatz (6 Stellplätze von Kopernikusstraße aus, 6 Kurzparkplätze auf dem oberen Feuerwehrplatz) sowie 4 Kurzparkplätze gegenüber dem Rathaus.
Der fußläufige Verkehr wird aufgewertet und den anderen Verkehrsarten prinzipiell gleichgestellt. Dem dient auch die nur schwach wirkende Abtrennung der Fahrbahnen über auch für die Entwässerung vorgesehene, zwei- und dreizeilige Pflasterrinnen in Muschelkalk.

1.3. Frei- und Grünflächen

Der bislang übergroße Anteil von versiegelten Flächen wird verringert, insbesondere im Bereich des ruhenden Verkehrs. Hier werden entlang der bzw. hinter der Hauptstraße wassergebundene Flächen vorgeschlagen, die mit dem harten Muschelkalkbelag kontrastieren.
Bislang separiert liegende Freiflächen und Grünräume werden über Baumstrukturen vernetzt. Prinzipiell sollen die bestehenden Bäume erhalten werden. Im Bereich der Parkplätze werden wiederstandsfähige Platanen vorgeschlagen, zudem sich diese bereits im Ort finden. Auch sind diese in engen Bereichen als schmalkronige Sorte erhältlich.
Im Bereich des Platzes wird eine Mischung, aus harten und weichen Oberflächen vorgeschlagen, wobei deren Wechsel durch weiträumige Beziehungslinien definiert wird. Massive Sitzblöcke aus Muschelkalk fassen den Raum in der Nord-Ost-Ecke. Für die weichen Oberflächen wird ein Apothekergarten (als Heilkräutergarten mit Bezug zur nahen Apotheke) und ein Mutter-Kind-Bereich vorgeschlagen, der über wenige Stufen vom Muschelkalkbelag abgesetzt ist.

1.4. Teilbereich ‚RATHAUSPLATZ’
Die Hanglage am Rathausplatz wird ausgenutzt, um unterschiedliche Plateaus auszubilden, die über Stufen getrennt und zusammen gebunden werden. Es entstehen einzelne Bereiche, die einzelnen Funktionen zugeordnet werden.
An der Hauptstraße liegt ein aufgeweiteter Platzraum, auf dem beidseitig überdachte Wartehäuschen aus Stahl und Glas installiert werden. Die Treppe ist im Bereich der Überdachung aus Sitzstufen gebildet, die mit einem Sitzbelag aus Holz ausgestattet sind. Während der untere Platz vor allem dem öffentlichen Personennahverkehr zugeordnet ist, dient der obere Platz vor dem Cafe bzw. dem Rathaus primär dem Aufenthalt. Die bestehende Linde und ein runder Brunnen geben dem Ort einen intimen, kleinräumigen Rahmen.

1.5. Teilbereich ‚FEUERWEHRPLATZ
Die Trennung in einen oberen und in einen unteren Platzbereich bleibt bestehen. Für die funktionslos gewordenen Fahrzeughallen werden Ausstellungszonen zum Thema Gerbrunn und der Weinbau vorgeschlagen, in Verbindung mit einer temporär geöffneten Probierstube der örtlichen Weinwirtschaft. Ein leichter Vorbau aus bedruckten Glasplatten dient der Erschließung von Ausstellung , Wohnungen und der neuen Tierarztpraxis. Auch bindet dieser Vorbau den großen Baukörper des Feuerwehrhauses mit der offenen Halle aus Stahl und bedrucktem Glas zusammen, die seitlich auf der Mauer situiert ist. Die Keller werden für die Öffentlichkeit geöffnet und können mittels Führung besucht werden. Sie dienen einer Ausstellung zur Ortsgeschichte und dem historischen Weinbau und sind funktional der Ausstellung in der ehemaligen Fahrzeughalle zugeordnet. Es wird vorgeschlagen, die Umrisse der Keller mittels eines groben Pflasterbelags auf der Platzoberfläche abzubilden. Mittels einer einläufigen Treppe wird ein zweiter Zugang auf das obere Plateau geschaffen, welcher der separaten Erschließung von Wohnungen und Tierarztpraxis dient. Seitlich befindet sich ein Becken mit Wasser, das begeleitend über Stufen läuft. Hier wird das bereits im Innenort eingeführte Thema Wasser wiederaufgenommen.
Topograpie | Siedlung | Raum

Topograpie | Siedlung | Raum

Querschnitt

Querschnitt

Lageplan Feuerwehrplatz

Lageplan Feuerwehrplatz

Längsschnitt

Längsschnitt

Lageplan Rathausplatz

Lageplan Rathausplatz