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Mehrfachbeauftragung | 06/2007

Parkanlage UniversitÀtsviertel

Lageplan

Lageplan

1. Preis / Zuschlag

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

  • Verfasser:

    Matthias Funk

  • Mitarbeitende:

    Alexander Stark, Matthias Funk, Hiltrud Lintel, Rainer Sachse Mitarbeit: Torsten Deppe, Andreas Dittrich, Jan Heimann, Sabine Kanne, Alexander Stark, Kai Spurling, Mike Verhaert

ErlÀuterungstext

Strategie
Die zentrale Parkanlage im Zentrum des neuen Wohnquartiers „UniversitĂ€tsviertel“ zwischen Innenstadt, Einkaufszentrum Limbecker Platz und dem UniversitĂ€tscampus definiert die zukĂŒnftige IdentitĂ€t dieses Quartiers. Durch eine eigenstĂ€ndige, aus der Typologie und Historie des Standortes entwickelte, Freiraumgestaltung wird ein markantes Signet fĂŒr diese neue IdentitĂ€t geschaffen. Die landschaftsarchitektonische Gestaltung löst sich von vorhandenen Parkbildern und definiert eine moderne, einzigartige Gestaltungssprache, die optimal auf den Standort reagiert.

Gestaltungssprache
Innovative Konzepte zur Gestaltung von Parkanlagen haben immer auf die vorherrschende Lebenssituation reagiert. In der Geschichte waren diese Parkanlagen meistens idealisierte Gegenwelten zu den realen Lebensumwelten (z. B. Romantik/AufklĂ€rung – Landschaftszerstörung durch die beginnende Industrialisierung – Parkanlagen im Stil des Landschaftsparks als idealisierte arkadische Welten). Im 21. Jahrhundert erleben wir z. B. durch die Gentechnik die Grenzauflösung zwischen Natur und Technik; gleichzeitig werden in der Bionik biologische Konstruktionsprinzipien in den Ingenieurstechniken nachgeahmt. Diese Indifferenz zwischen Natur und Technik bildet die Inspiration zur landschaftsarchitektonischen Gestaltung des UniversitĂ€tsviertels. Ausgehend von der Geschichte des Segeroth-Viertels als Wohnstandort der kruppschen Gießerei-Arbeiter werden die technischen Rahmenbedingungen der Gusstechnik (Eckradien, Ausbildung von SchrĂ€gen und Kreuzungen ohne rechte Winkel, nicht additive Formengebung usw.) zur Entwicklung einer eigenstĂ€ndigen Formensprache genutzt. Diese Formensprache findet sich in allen Parkelementen vom Grundriss bis zu den Details der Möblierung wieder und schafft so die gewĂŒnschte signethafte Einzigartigkeit der gesamten Parkanlage.

Raumbildung
Ausgehend von der stĂ€dtebaulichen Figur sowie der beabsichtigten Funktionszuweisungen wird die nördliche Parkkante als weiche Kante, die die halböffentlichen Hofsituationen mit den öffentlichen ParkrĂ€umen verknĂŒpft, definiert; die sĂŒdliche Parkkante ist dagegen deutlich hĂ€rter, da sie an die vorhandene Blockrandbebauung grenzt. Zur Reduzierung der potentiellen Konflikte zwischen Anwohnern und Parknutzern werden entlang der RĂ€nder untergeordnete Wege ohne Aufenthaltsmöglichenkeiten angeboten, so dass der halböffentliche Charakter hier ĂŒberwiegt. Die Hauptwegeverbindung sowie die Aufenthalts-, Spiel- und Sportangebote werden entlang einer Promenade in die Mitte der Parkanlage gelegt. Dies hat, neben der verringerten LĂ€rmbelĂ€stigung der Anwohner, den grundlegenden Vorteil der Möglichkeit einer zentralen, gut einsehbaren öffentlichen Promenade zwischen dem nördlichen Wasser- und dem sĂŒdlichen Wiesenpark. Zur Steigerung der rĂ€umlichen AttraktivitĂ€t der Promenade wird diese nicht auf einer Achse durchgefĂŒhrt, sondern mehrmals aus der Achse versetzt. Im Bereich der VersĂ€tze werden als Zielpunkte die Aufenthalts-, Spiel- und Sportorte platziert. Im Schnittpunkt der Promenade mit der Wegeachse UniversitĂ€t-Weberplatz befindet sich eine offene, multifunktionale VeranstaltungsflĂ€che. Die Promende ist durch zahlreiche Querwege mit dem umgebenden Wohnquartieren verknĂŒpft.

Funktionen
Entsprechend der vorhandenen GrundflĂ€che und unter BerĂŒcksichtigung der Maxime „LĂ€rm-zu-LĂ€rm“ stellt die Funktionszuweisung einen abnehmenden LĂ€rmpegel vom Berliner zum Viehofer Platz dar. Der Auftakt am Berliner Platz wird durch eine großzĂŒgige Gastronomieterrasse und zahlreiche Sitz- und Liegemöglichkeiten unter einem lockeren Hain aus blĂŒhenden Ziergehölzen gebildet. Zwischen diesem Hain und der zentralen VeranstaltungsflĂ€che liegt der intensiv nutzbare Parkabschnitt mit seinen Spiel- und Liegewiesen sowie den Promenaden-Orten „Sandspiel“, „Wasserspiel“ und „Sportspiel“. Der daran anschließende Parkabschnitt bis zur Talstraße dient mit seinen Wiesen und WasserflĂ€chen sowie den Promenaden-Orten „Blumenmeer“ und „Insel“ eher der ruhigen Erholung. Im letzten Parkabschnitt bis zum Viehofer Platz werden nur noch Sitzmöglichkeiten angeboten, die im Bereich des Promenaden-Ortes „Internetlounge“ auch zum Arbeiten geeignet sind.

Vegetation
Der Hain am Berliner Platz wird aus auffĂ€llig blĂŒhenden Zierkirschen, -Ă€pfeln und -birnen aufgebaut; die Baumreihen in Ost-West-Richtung bildet der japanische Schnurbaum und die Orte entlang der Promenade werden durch SolitĂ€re (Tulpenbaum, Blauglockenbaum, FlĂŒgelnuss) akzentuiert. Alleen und Reihen aus Rot-Ahornen kennzeichnen die Achse UniversitĂ€t-Weberplatz. Die Filterbecken sind mit Sumpfarten wie Schwertlilie und WasserflĂ€chen mit Schwimmpflanzen wie Seerosen bepflanzt. Punktuell sind attraktive Prachtstaudenpflanzungen möglich.

Wassermanagement
Die WasserflĂ€chen werden mit Regenwasser gespeist. Diese Regenwasser stammt von den Dach- und FußwegeflĂ€chen der nördlich der Parkanlage liegenden Baufelder. Über offene Wasserrinnen gelangt das Regenwasser im natĂŒrlichen GefĂ€lle an die obere Böschungskante. Dort wird es zur Reinigung in Rohrrigolen eingeleitet und ĂŒber unterirdische Rohrleitungen in das Band der untereinander verbundenen Wasserbecken abgeschlagen. Das Wasser durchströmt die Becken in West-Ost-Richtung. Jeweils im Bereich der zentralen VeranstaltungsflĂ€che und am Viehofer Platz befindet sich eine Installationseinheit mit Absetzbecken und Pumpensumpf. Von dort wird das mittlerweile durch die Nutzung und Art des GewĂ€ssers belastete Wasser zur Reinigung an die OberflĂ€che der KlĂ€rbecken ĂŒber den Wasserspiegel der Becken gepumpt. Nach Passage des KlĂ€rbeckensubstrates tritt das gereinigte Wasser wieder in die Becken ĂŒber.

Beleuchtung
Unter der Annahme, dass die beiden stĂ€dtebaulich prĂ€gnanten GebĂ€ude am Berliner und Viehofer Platz die nĂ€chtliche Landmarkenfunktion fĂŒr den Park ĂŒbernehmen können, wurde aufgrund der NĂ€he zur Wohnbebauung ein zurĂŒckhaltendes Beleuchtungskonzept unter Sicherheitsaspekten entwickelt. Analog zur Tagessituation soll die zentrale Promenade auch in der Nacht aus LĂ€rmschutz- und Sicherheitsaspekten die HauptverkehrsflĂ€che bleiben. Dementsprechend wird sie hell, die seitlichen Wege etwas dunkler ausgeleuchtet. Dementsprechend sind die Leuchten der Promenade höher und auffĂ€lliger als die seitlichen Mastleuchten. Punktuelle Lichtinszenierungen finden sich im Boden der zentralen VeranstaltungsflĂ€che (blaue LED-Bodenleuchtfliesen als Fortsetzung der Wasserbecken) und in den blau glimmenden Fußkanten der Sitzobjekte.

Materialverwendung
Der Einsatz der prĂ€genden Materialen stellt einen harmonischen Gesamteindruck unter BerĂŒcksichtigung der ökonomischen Unterhaltung her:
Promenade = Asphalt, beige abgesplittet; Promenaden-Orte = Terraway, beige-orange; Einfassungen = hellegraue Granit-Bord- und kantensteine; Sitzmauern und Treppenwangen = Natursteinmauern, Granit, hellgrau; Sitzobjekte = Granitwangen, hellgrau und Holzauflagen

Rheinische Bahn
Der Rad- und Fußweg der Rheinischen Bahn liegt im Kontinuum der nachgenutzten Industrieanlagen. Seine Gestaltung sollte sich in die Gestaltungssprache der ruderalen Industriefolgelandschaften einpassen. Dementsprechend wird der ehemalige Bahnkörper als ruderale SukzessionsflĂ€che auf unterschiedlichen Schotterkörnungen entwickelt. Parallel zur wassergebundenen Wegetrasse liegen BĂ€nder unterschiedlicher Körnung auf denen sich ruderale Hochstaudenfluren entwickeln. Begleitet wird der Weg durch Robinienreihen. Die aus dem UniversitĂ€tsviertel kommenden Wegeachsen werden ĂŒber den Radweg hinaus gefĂŒhrt und enden vor solitĂ€ren GötterbĂ€umen auf kleinen PlĂ€tzen mit SitzbĂ€nken. Diese PlĂ€tze sind ĂŒber Treppen an den UniversitĂ€tscampus angebunden. Das Stellwerk an der Segerothstraße und der Pylon an der Gladbecker Straße definierten die markanten AuftaktsrĂ€ume im Bereiche der UniversitĂ€tsviertels. FußgĂ€ngerbrĂŒcken in der Gestaltungssprache der Parkanlage stellen die BezĂŒge her.
Konzeptpiktogramme

Konzeptpiktogramme

Parkorte

Parkorte

Berliner Platz

Berliner Platz

Promenade

Promenade

Promenadenort Spiel

Promenadenort Spiel