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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2003

Nördliche Innenstadt

1. Preis

Preisgeld: 26.000 EUR

Kohne und Neideck Architekten

Architektur

stadt landschaft plus Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf liegt eine nachvollziehbare und starke Idee zugrunde. Sie geht aus von einer Zweiteilung des Areals: dem Landschaftsraum der Werre im Norden und das städtisch geprägte Quartier im Süden. Gestaltet als städtischer Boulevard wird die auf zwei Fahrspuren rückgebaute Mindener Straße zum Rückgrat der Nördlichen Innenstadt und zur Visitenkarte der Stadt. Fester Bestandteil dieser Konzeption sind drei „Grünspangen“, die einerseits den Landschaftsraum in die Stadt holen und andererseits mit ihren begleitenden Fußwegen attraktive Verbindungen zwischen der Innenstadt und der Auenlandschaft eröffnen. In der Konsequenz dieser Funktion ist die Lage der Spangen richtig gewählt.

Die Grünzüge sind gleichzeitig struktur- und adressenbildende Bausteine des notwendigen Transformationsprozesses des südlichen Quartiers.

Auch wenn sie sich über private Grundstücksgrenzen hinwegsetzen: der Aufwand bodenordnerischer Maßnahmen wäre angesichts der zu erwartenden Wirkungen lohnend, zumal es sich bei einigen der betroffenen Grundstücke um ausgeprägte Mindernutzungen und aufgegebene Bahnflächen handelt.

In Verbindung mit zwei weiteren Solitärgebäuden wird das Rathaus im Landschaftsraum der Werre platziert. Der Standort ist gut gewählt, wird das Gebäude so zum Gelenk zwischen der Innenstadt und der Werreaue und es vermittelt zwischen der Innenstadt und den nördlichen Stadtteilen. Unklar bleibt die Erschließung und damit verbunden die Frage nach der Beachtung der Quellschutzes.

Auch wenn dies auf den ersten Blick anders aussehen mag: der Entwurf berücksichtigt ganz besonders die vorhandenen Strukturen. So bildet das vorhandene Straßennetz auch künftig die Grundlage der Transformation. Wirkungsvoll und strategisch konsequent wir dieses Netz um die bereits erläuterten Grünspangen ergänzt. Insgesamt begründet sich die ausgewiesene Stärke dieses Entwurfes über die struktur- und adressenbildenen Qualität der öffentlichen Räume. Sie bilden den qualitätsvollen Rahmen, innerhalb dessen sich die Entwicklung vollziehen kann.

Die vorgeschlagene Dichte und „Korngröße“ für das südliche Quartier wirkt überzogen. Eine Reduktion der Dichte ist ohne Qualitätseinbußen möglich und notwendig. Generell gilt, dass bezogen auf die Neustrukturierung im Detail noch viele Fragen zu beantworten sind. Allerdings scheint die Grundlage stark genug, um künftigen Baustrukturen im Dialog zwischen Stadt, Eigentümern, Nutzern und Architekt zu entwickeln. Eine Realisierung in überschaubaren Schritten ist auf Grund der Bestandsorientierung möglich. Im Sinne einer öffentlichen Vorleistung müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um die elementar wichtigen Grünspangen zu Beginn des Umstrukturierungsprozesses zu realisieren.

Problematisch wird die vom Verfasser stark abstrahierende Form der Darstellung gewertet. Sie erschwert die Kommunikation der hervorragenden konzeptionellen Strategie.

Großzügigkeit, Klarheit und Prägnanz sind die charakteristischen Merkmale des Entwurfes. Die Nördliche Innenstadt erhält die Chance, zu einer besonderen Adresse zu werden. Der Landschaftsraum der Werre, die Grünspange und der Boulevard der Mindener Straße sind unverzichtbare Elemente dieser Struktur.