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Interessenbekundung | 02/2008

Interessenbekundung Sanierungsgebiet "Traveplatz-Ostkreuz", Planung öffentliche Durchwegung von der Scharnweber- zur Dossestraße

Grüne Fuge

Grüne Fuge

1. Preis

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erläuterungstext


„Grüne Fuge“

Raumkanten, Raumwahrnehmung, Orientierung
Das Sanierungskonzept Traveplatz sieht unter anderem vor, die wohnungsnahe Freiraumnutzung durch die Gestaltung von Plätzen, Spielplätzen, aufgewertete Wegesysteme zu verbessern und neue und interessante Adressen zu schaffen. Die Aufwertung der Durchwegung ist Teil dieses Programms. Sie bietet die Möglichkeit, dem lauten Verkehrslärm und dem hektischen Stadtleben für einen kurzen Moment zu entfliehen. Schon jetzt wird sie vor allem tagsüber genutzt von Fußgängern, Radfahrern, Joggern, die die lärmenden Straßen umgehen wollen.

Die Durchwegung wird zurzeit geprägt durch heterogene Raumkanten. Im Westen und Süden wird sie von den sehr hohen und hellen Brandwänden gefasst. In die Fläche hinein stößt der private Gartenbereich der angrenzenden Blockrandbebauung. Im Osten liegt der Kindergarten, der sich durch einen neuen Stahlzaun und eine gepflanzte Hecke deutlich abgrenzen wird. Der Raum wirkt kühl, anonym und nicht besonders einladend. Insgesamt ist die Durchwegung zurzeit sehr verschattet.

Durch eine einheitliche, offene Gestaltung mit einer durchleitenden Wegeführung und niedriger Bepflanzung soll eine sichere und zugleich spannende Durchwegung gewährleistet werden. Die dunklen Stämme der Pappeln wirken sehr kontrastreich vor der hellen Brandwand. Dieses spannende Moment wird aufgegriffen und in ein artifizielles Konzept für die Brandwände umgesetzt. Die Stämme und Baumwipfel setzen sich auf den Wänden fort und suggerieren einen imaginären Wald, durch den der Raum erweitert und „fließend“ erlebt werden kann.
An einer „Lichtung“, der einzigen besonnten Stelle an der westlichen Brandwand, weitet sich der Weg auf und bietet die Möglichkeit zum Boulespiel, Morgengymnastik und kurzen Treff. Von Bänken mit einer Holzauflage aus kann man teilhaben am Geschehen.

Brandwände
Künstler, Sprayer oder Anwohner (Kiezfest) können das Konzept des Waldes an der Wand umsetzen. Für diese Aktion könnte das Baugerüst, das für die Montage der Wärmedämmung benötigt wird, mitgenutzt werden. Kletterpflanzen wie Efeu können zusätzlich die Fläche erobern und gar im Laufe der Zeit die Bemalung ergänzen und teilweise ersetzen.

Der Weg
Helle, in der Breite differenzierte Einfassungen der Pflanzflächen durchziehen die Durchwegung als leitendes, lineares Element. Ein begleitender Text ist in die breiten Oberflächen geprägt:
Der Wald
Nimm mich in kühligen, schattigen Arm,
Säuselnder Hain!
Fern von rauschender Freuden Schwarm,
Ungestört vom nagenden Harm,
Will ich deiner mich freu\'n.

Lieblich strömt von den Gipfeln herab
Wallender Duft;
Langsam ans moosige Ufer hinab,
Rollen die murmelnden Wellen ins Grab,
Spiegelschimmernder Luft.

O Natur! wie bist du so schön;
Lieblich und hehr
Deine verjüngende Schönheit zu sehn,
So durch\'s Leben lächelnd zu gehn,
Mit der Unschuld daher!

Unschuld nur, und du, o Natur!
Seliges Band!
Ihr versüßet das Leben uns nur;
Stets will ich folgen der blumigen Spur
Mit der Lieb\' an der Hand!
Friederike Brun (1765 – 1835)

Das private Gartengrundstück wird nach Osten hin durch eine lineare Hecke geschützt. Ein Plateau aus z.B. Eichenbohlen lenkt den Passanten um in die Dossestraße und lädt ihn zum kurzen Verweilen ein.
Eine Befahrung für Pflegefahrzeuge ist durchgängig möglich, da der Weg an der schmalste Stelle 3,20m bemisst.

Zugänge
Die bestehende Kastanie an der Scharnweberstraße wird in eine Pflanzinsel integiert, die sich leicht in den Bürgersteig schiebt und den Zugang zur Durchwegung signalisiert. An der Dossestraße wird der Passant durch die niedrige Pflanzfläche hineingeleitet. Niedrig geschnittene Heckenstücken bilden an beiden Zugängen torartige Situationen.

Vegetation
Alle Bäume sollten erhalten werden. Aufgrund der Höhenunterschiede von etwa 20 bis 40 cm zwischen den Wurzelhälsen der Bäume und dem bestehenden Weg werden alle Bäume mit Ausnahme der im Plateau eingefassten Pappel in Pflanzflächen integriert. Eine niedrige, pflegeleichte und schattenverträgliche Bepflanzung, z.B. Blaubeeren (Vaccinium corymbosum) und Brombeeren (Rubus tricolor) oder Immergrün (Vinca major und minor) und Lärchensporn (Corydalis Lava), zieht sich durch die gesamte Durchwegung und schafft ein einheitliches Bild. Moosige Bereiche können sich darunter ungestört entwickeln.

Materialien, Bodenbeläge
Der Weg wird als Tennenasphalt („Allwetterweg“) mit einer hellbeigefarbenen Abstreuung ausgebildet. Somit wird eine sichere Durchwegung auch bei Regenwetter gewährleistet. Zudem wäre eine Ausbildung als Wassergebundene Wegedecke bei Nutzung durch Radfahrer nicht lange überlebensfähig.
In die Fläche werden rutschfeste Lochblechbänder eingelassen, die sich mit Schlitzrinnen abwechseln. Die Bleche reflektieren an Sonnentagen das Licht und zonieren gleichzeitig die längliche Erschließung.

Beleuchtung
Nachts wird der Weg zurückhaltend, jedoch ausreichend beleuchtet: In die den Weg begleitenden Einfassungen sind Bodenstrahler integriert, die ein angenehmes Licht über den Weg streuen.
Uplights setzen zusätzlich Akzente: an drei verschiedenen Stellen werden die Stämme und Kronen der Pappeln angestrahlt.


Weg durch den Stadtwald

Weg durch den Stadtwald

Lageplan

Lageplan