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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2020

Ersatzneubau für die Experimentierhalle Physik der Bergischen Universität Wuppertal

Anerkennung

Preisgeld: 12.500 EUR

SCHOEPS & SCHLÜTER Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Die Bergische Universität Wuppertal wurde in den 1970 gern gegründet und über die Jahre kontinuierlich erweitert. Die Gebäude strukturieren sich entlang der Gaußstraße in einer heterogenen Ausbildung, die direkte Bezüge zum Bestand nur bedingt zulässt.

Die Lage des Baufeldes, am südlichen Ende des Universitätscampus, liegt im Spannungsfeld zwischen den bestehenden Hochschulgebäuden und den Grünflächen mit ihrer ausgeprägten Baumstruktur. Der Lage des Grundstückes kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. Zum einen bildet das neue Hochschulgebäude den zukünftigen Eingang in den Campus und zum anderen soll bei der Gestaltung des Neubaus auch die umgebenen Grünflächen Berücksichtigung finden. In dieses Spannungsfeld wird ein 5-geschossiger Gebäuderiegel in Querausrichtung zur Gaußstraße positioniert, der als Landmarke den Auftakt in den Hochschulcampus definieren soll. Zwischen dem Riegel und der Bestandsbebauung wird die Experimentierhalle angeordnet. Hierbei wird die Gabionenwand der Nachbarbebauung verlängert und in die Grundstückstiefe geführt.

Entlang der in die Tiefe geführten Gabionenwand und dem Gebäuderiegel führt eine Freitreppe auf die höher gelegenen Grundstücksbereiche. Die Freitreppe mit der Ausbildung von Sitzstufen, ist als offener Kommunikationsbereich konzipiert und kann bei Bedarf auch für Veranstaltungen oder der Unterrichtung genutzt werden. Über die Treppenanlage wird eine Verbindung des Straßenraumes in die Freiflächen, aber auch auf die begrünte und mit Terrassen und Sitzgelegenheiten ausgestattete Dachfläche der Experimentierhalle gewährleistet. Frei in die Dachfläche eingestellte Rotunden sollen die Freifläche beleben und dienen gleichzeitig der natürlichen Belichtung der Halle in der Gebäudetiefe.

Die Experimentierhalle und die Werkstatt verfügen über einen ebenerdigen Zugang von außen. Der Gebäuderiegel mit den Seminar-, Labor- und Büronutzungen, wird über die vorgelagerten Platzflächen und das zweigeschossige Foyer erschlossen. Die publikumsintensiven Flächenbereiche wie die Seminar- und Übungsbereiche befinden sich in direkter Andienung des Foyers in den Ebenen 0 und 1. Die Seminarräume in der Ebene 0, lassen sich bei Bedarf zusammenschließen und ermöglichen es, zusammen mit der Nutzung des Foyers, auch größeren Veranstaltungen einen Raum zu geben. Unmittelbar an der Fläche des Foyers beginnt der Werkstatt und Lagerbereich.
Von hieraus gelangt man über einen internen Flur auch in die Experimentierhalle und die zugehörigen Räumlichkeiten. In den Ebenen 2 und 3 ist die Fachschaft der Teilchenphysik und in der Ebene 4 die Atmosphärenphysik angeordnet. Organisatorisch ist der Grundriss so organisiert, dass der Gebäudebereich in Ausrichtung zu den Grünanlagen dem eingewiesenen Nutzer vorbehalten ist und durch eine Zugangsberechtigung beschränkt werden kann. Die Stirnseiten des Gebäuderiegels werden durch geschlossene Fassadenbereiche mit einer Verkleidung aus Schieferelementen gebildet, einem Material, dass traditionell im Bergischen Land als Markenzeichen zuhause ist. Die beiden Längsseiten des Gebäudes erhalten ebenfalls eine dreiseitige Rahmung aus Schiefer und eine elementierte Glasfassade, die die Ausrichtung als Landmarke und Eingangsbetonung des Hochschulcampus unterstützen soll.

Über die gestalterischen Komponenten der Landmarke am Anfang des Hochschulcampus, den Außenflächen mit Aufenthaltsqualität im Grünen, aber auch der Inneren Grundrissstruktur, soll ein Gebäude geschaffen werden, dass der Nutzung als modernes Hochschulgebäude der Forschung und Lehre gerecht wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

In diesem Entwurf wird die Baumasse in zwei weitgehend unabhängige Baukörper aufgeteilt. Zum einen ist dies der quer zur Straße stehende fünfgeschossige Institutbaukörper und zum anderen die Experimentierhalle als optische Verlängerung des Gebäudesockels des angrenzenden Hörsaalgebäudes.

Das führt dazu, dass beide Gebäudeteile sich nur sehr wenig als zusammengehörige Nutzungseinheit darstellen. Der hohe Institutbau ist hangseitig zur Straße positioniert und stellt sich wegen seiner Querstellung nur mit einer bürobautypischen Giebelwand dar. Kritisiert wird das sehr enge Herankommen des Bauteils an die Gaußstraße.
Die zwischen beiden Gebäudeteilen verlaufende, teilweise im Gebäude liegende und teilweise öffentlich zugängliche Freitreppe ist die große Attraktion des Entwurfes und verbindet die Gaußstraße mit dem 10 m höher liegenden fußläufigen Freibereich des Universitätsgeländes.

Die Gebäudekonstruktion wird durch die Aufteilung in zwei Bauabschnitte stark vereinfacht, da über der stützenfreien Werkhalle keine weitere Bebauung angeordnet wird und eindeutige Lastableitungen möglich sind. Funktional schränkt das aber die gewünschte enge Verbindung zwischen Versuchshalle und Werkstatt ein. Die Erschließung über den Haupteingang erfolgt von Nordwesten sehr schlüssig, ist von Südosten her aber nur schwer auffindbar.

Die zweigeschossige, mit Sitzstufen kombinierte große Treppe schafft im Gebäudeinneren ein großzügiges Foyer mit Kommunkations- und Aufenthaltsflächen über mehrere Ebenen. In den drei oberen Etagen wurden die Möglichkeiten eines Dreibundes leider nicht genutzt, um solche Flächen zu schaffen. Die Flure und Erschließungsflächen erscheinen eher unattraktiv und dunkel. Die durch den Dreibund gegebene Raumtiefe für Büros, Übungsräume und Labore führt zu Einschränkungen bei der Möblierung und Nutzung, insbesondere der größeren Räume.

Wirtschaftlich liegen die Kennwerte dieses Entwurfes im mittleren bis unteren Bereich. Zu berücksichtigen wird sein, dass zusätzliche Fläche für Technikschächte und Raumluftzentralen erforderlich werden.
Modell Wettbewerb Experimentierhalle Wuppertal

Modell Wettbewerb Experimentierhalle Wuppertal