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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2008

Universität Kassel - Campus Nord

Engere Wahl

Ludescher von Spreckelsen Architekturbüro

Architektur

bbz landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

D/FORM Gesellschaft für Architektur + Städtebau mbH

Architektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHES KONZEPT

Der Campus der Universität Kassel am Holländischen Platz zwischen Kurt-Wolters-Straße und Mombachstraße wird zu einer räumlichen und funktionalen Einheit mit urbanen und landschaftlichen Qualitäten entlang der Ahna erweitert. Ein parallel zur Gottschalkstraße angelegter Boulevard erschließt alle Neu- und Bestandsbauten des nördlichen Universitätscampus. Es entsteht ein Stadtcampus, der sich mit den angrenzenden städtischen Quartieren räumlich und funktional verzahnt.
Zentraler Ort innerhalb des Campus ist der Mensaplatz mit der angegliederten und erweiterten Mensa an der Moritzstraße. Analog des Platzes an der Bibliothek im südlichen Campus bildet innerhalb des Campus Nord ein neuer Platz am künftigen Campus Center ein weiteres Zentrum. Die Diagonale im Campus Süd und der neue Boulevard des Campus Nord verbinden sich über das Scharnier Mensaplatz zu einer Einheit. Das gesamte Campusareal wird so durch eine differenzierte Platzfolge gegliedert. Die Plätze bilden urbane Zentren innerhalb des Hochschulgeländes, an deren Rändern sind die wichtigen gemeinschaftlichen und öffentlichkeitswirksamen Funktionen anlagern, die gleichzeitig die Platzräume nutzen und beleben.
Der Campus schließt in seiner kompakten und städtischen Form an die gründerzeitliche Bebauung der Nordstadt an und führt diese in den Auenraum der Ahna fort. Durch die Konzentration der Bebauung entlang der Gottschalkstraße entsteht ein großzügiger Auenpark der sich mit dem Campus verzahnt und die landschaftlichen und freizeitlichen Qualitäten des Auenparks in den Campus führt. Durch die Berücksichtigung städtischer Erschließungsachsen und Infrastrukturen bei der Erschließung des Campusareals entsteht ein klar gegliedertes Netz, das den Campus mit den angrenzenden städtischen Quartieren verbindet und durch eine klare Hierarchisierung Orientierung innerhalb des Campus bietet.


FREIANLAGEN

Zentrales Element und Rückgrat des Campus Nord ist der Campus Boulevard, der die Gebäude des neuen Campus verbindet und erschließt. Die Gebäude orientieren sich mit ihren Eingängen zum Campus Boulevard und öffnen sich zu diesem als öffentliches lineares Element innerhalb des Areals. Weitere öffentliche Funktionen und Einrichtungen wie der Platz am Campus Center, das Parken und öffentliche Nutzungen der Universität wie das Campus Café und der Kindergarten sind an den Boulevard direkt angelagert. Der Auenpark der Ahna stößt in grünen schmalen Fingern an den Campus Boulevard und vernetzt den Campus Nord mit dem Auenpark. Sitzgelegenheiten und große Lampenmaste gliedern den Boulevard und bieten Pausenräume.
Der Platz am Campus Center ist das urbane Zentrum des Campus Nord, an ihm sind die öffentlichkeitswirksamen Fakultätsgebäude und gemeinschaftlichen Einrichtungen angegliedert, die den Platz stark beleben und bespielen. Die Platzfläche wird zusätzlich durch die Außengastronomie des Campus Cafés in den Sommermonaten intensiv genutzt. Hier grenzen die Freibereiche und Ausstellungsflächen des Fachgebietes ASL an. Nach Osten wird der Besucher zwischen Campus Center und dem Campus Café im entkernten Altbau über Rasenstufen in den Auenpark an der Ahna geführt.
Über die Moritzstraße hinweg führt der Campus Boulevard direkt auf den Platz vor der Mensa, der durch die Erweiterung der Mensa und des Restaurants Moritz klar gefasst und bespielt wird. Das lichte Baumdach gliedert den Platzbereich und beschattet die großzügigen Außengastronomiebereiche.
Der Auenpark der Ahna greift die landschaftlichen Qualitäten der flachwelligen Ahna Aue entlang der Hangkante auf und schafft einen großzügigen Park mit einer hohen Freizeitqualität. Er setzt den Nordstadtpark entlang des Campus bis zur Kurt-Wolters-Straße fort und leitet als Grünverbindung in seinem weiteren Verlauf an das Flussufer der Fulda über. Die weitläufigen Wiesenflächen werden durch den Baum- und Gehölzrücken entlang der Ahna gefasst. Wegeverbindungen aus der Siedlungsstruktur und dem Campus sowie vom Campus Boulevard gliedern den Park und führen auf den Uferweg entlang der Ahna. Die klar gegliederte Gebäudestruktur des Campus zum Ahnapark nutzt die parkartigen Bereiche als gestaltetes Gebäudeumfeld. Einzig Campus Center und Mensa schieben sich in den Auenpark. Ein Netz aus Gärten, grünen Höfen und zur Pflanzenzüchtung genutzten Freiflächen komplettiert den Campus.
Zur Belieferung der Gebäude westlich des CampusBoulevards dienen zwei Stichstraßen von der Gottschalkstraße – zum einen in Verlängerung der Ludwigstraße und zum zweiten in Verlängerung des Westrings.
Die östlich vom Boulevard gelegenen Gebäude erhalten eine rückseitig gelegene Erschließung, deren Höfe sich in die Bestandstopografie schneiden. Entlang der Hofmauern werden die Parkwege aus der Ahna-Aue über Rasenböschungen auf den CampusBoulevard geführt.
Die Studentenwohnheime werden vom Süden her über die Freifläche an der Moritzstraße erschlossen.

VERKEHR

Die Stellplätze für PKW befinden sich an den Endpunkten des Campusboulevards im Süden (65 Stück) im Übergang zum Platz an der Mensa und im Norden an der Mombachstraße (29 Stück). Desweiteren befinden sich 30 Stellplätze an der Zufahrt in den Campus von der Gottschalkstraße aus. Eine Erweiterungsfläche für 156 PKW Stellplätze findet sich nördlich der Mensa. Dieses dezentrale Konzept führt zu einer direkten Erreichbarkeit der wichtigen Einrichtungen, die klare Zuordnung der Stellplätze vermeidet Parkraumsuchverkehr und führt insgesamt zu einer reduzierten Belastung durch die negativen Effekte von Parkplätzen.


BEBAUUNGSSTRUKTUR

Deutlich umrissene Baufelder wurden gesetzt um eine robuste und flexible städtebauliche Struktur vorgeben zu können, die in Zukunft unterschiedlichste Bautypologien erlauben wird. Um eine möglichst hohe Durchlässigkeit der Campuserweiterung gegenüber dem Stadtraum zu erzielen wurde eine klare Anordnung der Baukörper gewählt, so dass Wege und Blickbeziehungen vom Straßenraum aus verständlich erscheinen. Darüberhinaus wird eine offene Verbindung des Campus Boulevards mit der Moritzstraße im Süden bzw. der Mombachstraße im Norden angestrebt. Entlang der Gottschalkstraße öffnet sich das Gelände über die historische Werkseinfahrt zwischen den beiden Torhäusern, die auf den Werk- und Schauplatz führt, als auch den in Verlängerung der Ludwigstraße auf den Campuscenter zuführenden Zugang.
Ebenso ist eine klare funktionale Zuordnung der Baufelder angestrebt: Der zentrale Mensaplatz verknüpft durch die Ausrichtung der Mensa beide Campusseiten. Auf der westlichen Seite des Boulevards sind sämtliche Bebauungsbausteine der 1. Bebauungsstufe angeordnet, auf der östlichen sind die Naturwissenschaften als Teil der zweiten Bebauungsstufe vorgesehen. Um bereits während der 1. Baustufe eine Umschließung des großen Platzes zu erreichen wurde das Campus Center auf der östlichen Seite des Boulevards geplant. Das Studentenwohnheim wurde an der Gottschalkstraße platziert, die Kita unmittelbar daran angeschlossen.
Die ehemalige Produktionshalle, Torhäuser A und B bilden im Zusammenhang mit dem Neubau der Werkstatthalle an der Gottschalkstraße und dem Neubau des zentralen ASL-Gebäudes den Werk- und Schauplatz begrenzenden ASL-Campus. Der Neubau des ASL-Gebäudes liegt in der Sichtachse des Campus Boulevard, und nimmt durch sein Satteldach Bezug auf den umliegenden Bestand. Das Science Center verknüpft sich auf der Westseite des Campusboulevards einerseits mit der umliegenden Bebauung und ist gleichermaßen in die neue Struktur eingebunden.
Die Architektur der Campuserweiterung soll in ihrer Materialität und Ausformung auf den ehemaligen Produktionsort verweisen. In ihrer Größe und Aneinanderreihung reflektieren die Gebäudekörper die historischen Werkshallen und verbinden sich zusammen mit den vorhandenen Altbauten zu einer klaren städtebaulichen Figur. Die in Rottönen changierenden Fassadenpanele der Neubauten Naturwissenschaften sowie des Science Centers führen die Materialität des Campus Süd und der ehemaligen Werkshallen in spielerischer Weise fort und bewirken ein lebendiges und gleichermaßen geschlossenes Bild des Campus Nord.
Das Campus Center soll als Hauptanziehungspunkt auf dem nördlichen Gelände eine besondere, markante Materialität erhalten. Reflektierende Fassadenpanele, von großen Fensterflächen entlang der Eingänge durchbrochen, lassen das Gebäude transparent und zugleich homogen erscheinen. Unter der Überkragung des Boulevards befindet sich die Haupterschließung des Gebäudes, dessen Foyer sich großzügig zum Platz hin öffnet.


ENERGIE

Neben wirtschaftlichen und städtebaulichen Kriterien sind energetische Gesichtspunkte ausschlaggebend gewesen, die Gebäudekörper der Neubauten möglichst kompakt zu halten. Die großen Bauvolumina des Campuscenters als auch der Neubauten Naturwissenschaften können so mit einer geringen Hüllfläche erstellt werden. Die Fassaden sind teilweise als hinterlüftete Vorhangfassaden (Campus Center, ASL-Gebäude) und in Massivbauweise (Neubau Naturwissenschaften, Science Center) mit hochdämmenden Eigenschaften vorgesehen, so dass bei einer entsprechenden Bauwerksabdichtung Passivhausstandart erreicht werden kann. Um die Wärmelasten gering zu halten sind sämtliche Fenster bzw. Verglasungen mit Sonnenschutzsystemen ausgestattet und großflächige Verglasungen nach Süden wurden grundsätzlich vermieden. Die Energieversorgung der Gebäude wird über den Fernwärmeanschluss sichergestellt. Des Weiteren sind die großflächigen Dächer für die Aufstellung von Solarzellen vorgesehen, was sich ebenfalls durch ihre Orientierung nach Süden anbietet.

ASL
Der Neubau des Fachbereichs ASL ist unmittelbar am großen Platz positioniert und bildet den Übergang vom Altbauensemble an der Gottschalkstraße zur neuen Bebauung. Die prismatische Form des Gebäudes reflektiert gleichermaßen die Form der Altbauten und erzeugt eine Platzfassade, die sich auch in die Perspektive des Boulevards einfügt.
Der Neubau ist durch sein Programm der Mittelpunkt des Fachbereichs ASL mit den großen Seminarräumen, dem Grauen Raum, den Computerräumen, Ausstellungsflächen sowie der zentralen Verwaltung des Fachbereichs. In den Altbauten – der Produktionshalle sowie Torhaus B ¬- wurde der Schwerpunkt auf die studentische Arbeitsräume gelegt, die durch ihre Großräumigkeit das für die Universität Kassel typische Lehrkonzept des interdisziplinären und semesterübergreifenden Lernens unterstützt. Torhaus A beherbergt einen Großteil der Fachgebiete, um innerhalb des Lehrkörpers die Zusammenarbeit durch räumliche Nähe zu unterstützen.
Der Neubau ASL ist als Stahlbetonkonstruktion mit hochdämmender hinterlüfteter Fassade geplant, an dessen Südseite sich die Hülle ablöst und den Foyer- bzw. Ausstellungsbereich überspannt. Hierdurch entsteht ein von der Sonne geheizter Raum, der als Pufferzone fungiert und sich den Kamineffekt zur natürlichen Durchlüftung zunutze macht. Sämtliche Fenster, außer an der Nordseite, sind mit horizontal verschiebbaren transluzenten Sonnenschutzpanelen ausgestattet. Die Glaskonstruktion zur Erzeugung des Kamineffekts ist mit bedruckten Glaspanelen zur Gewährleistung des Sonnenschutzes geplant, indessen einige Fenster zur Regulierung des Sonnenlichteintrags und zur Ablüftung vollständig geöffnet werden können.

Mensa
Die geplante Mensaerweiterung richtet sich nach Westen zum zentralen Platz des Campus der Universität Kassel aus. Um die markante Wirkung des Mensaaltbaus nicht zu beeinträchtigen und trotzdem genügend Fläche vorhalten zu können, ist die Erweiterung als flacher Baukörper entworfen, der weiterhin von der Mensahalle im Hintergrund dominiert wird. Durch die Erweiterung bekommt die Mensa jedoch eine eindeutige Ausrichtung: Um den zentralen Platz in die Mensa mit einzubeziehen kann die gesamte Platzfassade vollständig geöffnet werden, so dass sich der Speisesaal nach außen stark erweitern kann. Im Inneren übernimmt die auf Betonstützen auflagernde Dachkonstruktion aus Leimbindern die Materialität der Altbaudachkonstruktion, außen setzt sich die Erweiterung hingegen bewusst vom Altbau ab. Die Blechummantelung der Erweiterung soll sich durch ihre spiegelnde Oberfläche von den Altbauten unterscheiden diese aber auch reflektieren.
Einfache Konstruktionsmethoden, ein minimaler Eingriff in den Bestand (die Küche bleibt vollständig erhalten), kostengünstige Materialien sowie die effiziente Kubatur führen zu einer sehr kostengünstigen und effizienten Planung.
Um die Warmwasserversorgung der Mensa zu gewährleisten sollen Solarthermiemodule auf den Bestandsdachflächen eingesetzt werden. Zusätzlich sollen die großen Dachflächen der Mensaerweiterung mit Photovoltaikmodulen zur Stromerzeugung belegt werden.

Campus Center
Das Campus Center bildet das Herzstück der Campuserweiterung auf dem Nordgelände, was durch seine verdrehte Stellung versinnbildlicht wird. Das Auskragen über den Boulevard markiert den Eingang und richtet sich gleichermaßen zum Boulevard als auch zum großen Platz aus. Die Eingangshalle nimmt die Topografie des Geländes auf und bezieht sich auf die Ahna Aue. Beim Eintreten wird der Blick in Richtung der Aue gelenkt und die Landschaft scheint sich in die aufsteigenden Hörsäle und die große Halle zu erweitern. Die großen Hörsäle im 1.OG sind zur Aue ausgerichtet, die Büroflächen in den Obergeschossen wurden am Boulevard um ein Atrium angeordnet. Vom Landschaftspark aus gesehen öffnet sich das Campus Center durch seine aufsteigenden Hörsäle und bietet einen Übergang zum städtischen Campus.
Die Anlieferung des Campus Centers erfolgt von der Südseite aus vom Niveau der Aue wodurch ein sehr kurzer Anlieferungsweg zur Mensa gewährleistet (ca. 100m) wird.
Das Campuscenter soll auch in zwei unterschiedlich geheizte Zonen eingeteilt werden: Das EG wird gering beheizt während die Hörsäle und oberen Geschosse normal beheizt werden. Das großflächige Dach soll zur Aufstellung von Photovoltaikelementen dienen.
Rahmenkonzept

Rahmenkonzept

Boulevard

Boulevard

Ahnapark

Ahnapark

ASL

ASL

Mensaplatz

Mensaplatz