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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2008

"Bonn - Stadt zum Rhein"

Perspektive von der Kennedybrücke

Perspektive von der Kennedybrücke

3. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Situation - Das Rheinufer als Gesicht der Stadt
Die Stadtlandschaft entlang des linksrheinischen Ufers in Bonn, zwischen Beethovenhalle und UN Campus, ist charakterisiert durch eine heterogene, mannigfaltige Textur. Sie präsentiert sich zum Rhein hin in unterschiedlichen Teilbereichen als historisch gewachsene Ortsteile in kleinteiligen Bau- und Nutzungsstrukturen wie zum Beispiel in den Zeilenbauten und geschlossenen Straßenzügen der Innen- und Nordstadt. Hinzu kommen prägnante Solitäre unterschiedlichen Maßstabs und Alters, als Abfolge verschiedener international und national bedeutender Institutionen. Die überwiegend öffentliche Belegung der Gebäude entlang des linken Rheinufers und das entsprechende Repräsentationspotential für die Stadt als Ganzes gibt der Promenade als verbindendes, Charakter gebendes Element ein besonderes Gewicht.
Diese einende und repräsentative Funktion wird derzeit nicht in angemessener Weise erfüllt.

Um die Promenade als eigenständiges städtisches Element zu stärken und erlebbar zu machen, soll eine durchgängige Aufwertung erfolgen, die kontinuierliche Eleganz und hohe Gestaltqualität aufweist. Hiermit wird gleichzeitig ein alltagstaugliches Bild geschaffen, das einen hohen Grad an Orientierung bietet. Schon vorhandene klassische Gestaltungselemente der Promenade können hierzu aufgegriffen, zeitgenössisch interpretiert und kohärent fortgeführt werden. Mit der klaren Systematisierung von Promenade, Anknüpfungspunkten, Gartenelementen und linearen Verbindungen entlang dieses neu erstarkten Stadtelementes wird auch die Verbindung Bonns zum Rhein gestärkt.


Gestaltung

Promenade
Die lineare Kontinuität und atmosphärische Dichte des Uferbereiches wird durch eine durchgehende zwei- und dreireihige Allee aus geschnittenen Linden erzielt. Diese klare Gestalttypologie der Promenade wird mit einer regelhaften und konsequent verfolgten Belagsmaterialisierung entlang der Rheinpromenade unterstützt. Während die Flächen am Rhein mit Granit belegt werden, sind die Bäume der Allee in Flächen aus wassergebundener Decke positioniert, die verbleibenden Straßenflächen und Radwege werden mit Asphalt belegt. Das Geländer wird entlang der gesamten Promenade in der vorhandenen Gestaltungssprache fortgeführt und ergänzt. Die Promenade ist unter den Linden periodisch mit linearen Bänken und Abfalleimern ausgestattet.

Stadtbalkone
In der Linearität der Promenade erzeugen eng mit der Stadttextur verwobene „Stadtbalkone“ einen orientierenden Rhythmus. Die markanten Knotenpunkte sind jeweils am Ende der auf der Rhein treffenden Strassen als Halte- und Orientierungspunkt angeordnet und schaffen gleichsam entlang der Grundlinie der Promenade rhythmisch melodische Akzente. Die Stadtbalkone (von denen einige im Ansatz schon vorhanden sind) bestehen jeweils aus einer charaktervollen, malerische Baumgruppe aus Trauerweiden und Säulenpappeln, eingefasst durch eine elegante Rundbank aus Holz. Diese Baumgruppen sind ein Verweis auf die dahinter liegenden, parkartigen Baumstrukturen des Grüngürtels, die Baumwahl bildet jedoch gleichzeitig einen eigenständigen Verweis auf die Ufersituation. Die Stadtbalkone sind mit Granitbelag ausgestattet. Entlang der Uferkante wird im Bereich der Stadtbalkone jeweils ein Geländertypus eingefügt, welcher durch seine Ausstattung mit einem breiten und anatomisch geformten Holzprofil statt des sonstigen Handlaufs zum Anlehnen, Aufstützen und Ausschauen über den Flussraum des Rheins einlädt.
Die Stadtbalkone dienen als Verbindungspunkte zwischen Stadt und Rhein und systematisieren die Zugänglichkeit und Orientierung zwischen beiden.

Höhenentwicklung
Während der überwiegende Teil der Promenade höhengleich (und barrierefrei) ausgeführt wird, vermittelt im Norden, zwischen Stadtgarten und Terrassenplatz vor der Beethovenhalle, eine Stufenfolge die vorhandenen Höhendifferenzen. Die Stufen sind im Bereich der Stadtbalkone eingerückt, zu Teil als Sitzstufen ausgeführt und unterstützen somit gleichzeitig die Raumwirkung und Funktionalität dieser Knotenpunkte. Rampen ermöglichen im Nordbereich in angemessenem Abstand den barrierefreien Zugang zur unteren Ebene der Promenade.

Grünverbindungen
Die Stadtstruktur zwischen Rhein und Bundesstrasse (Römerstrasse, Belderberg, Adenauerallee, Willy Brandt-Allee) ist geprägt durch eine insgesamt heterogene Bebauung, welche jedoch durch eine locker verteilte, parkartige Grünstruktur zusammengehalten wird. Wir schlagen vor die Anbindung der Stadt durch diesen „Grüngürtel“ hindurch zu systematisieren und durch die Ausstattung der querenden Strassen mit Straßenbäumen zu akzentuieren. Die Pflanzungen sollen hierbei zwischen Straßenräumen differenzieren, welche in linearer Kontinuität übergeordnete Wegverknüpfungen darstellen und solchen, die nur der Erschließung zwischen Bundesstrasse und Rhein dienen. Erstere werden mit Reihen aus entsprechend parkartigen Straßenbäumen bis in die Tiefe des Stadtkörpers fortgesetzt. Alle weiteren Querungen, werden mit charakteristischen, blühenden Baumreihen (z.B. aus Zierkirschen) bestückt. Die Baumreihen werden jeweils an der Nordseite der Strassen angeordnet.

Drei Gesten
In der übergeordneten, linearen Grundstruktur sollen auch die größeren öffentlichen Freiräume des Grüngürtels stärker zum Rhein in Beziehung gesetzt werden. Zu diesem Zweck setzen drei unterschiedliche Freiraumelemente Akzente an der Promenade:

Lennégarten
Der am Rhein liegende, vorhandene Lennégarten soll in seiner komplementären Beziehung zum Stadtgarten gestärkt werden. Durch die präzise Öffnung im linearen Kronendach der Promenadenlinden wird er quasi neu gerahmt. Der Ausbau der nördlich des Stadtgartens vorhandenen Strassen/Rampensituation als „Promenadefläche“ (durch Neubelegung mit einem glatten Granitbelag und einer verkehrlichen Ausweisung als Anliegerstrasse) schafft an dieser Stelle einen selbstverständlichen Zugang zur Rheinpromenade und bindet entlang der Maueranlagen gleichzeitig den Stadtgarten besser an die Promenade an. Eventuell können weitere Treppenanlagen hier die Erschließung ergänzen.
Opernareal
Die besondere Situation am Fuß der Kennedybrücke nutzend schafft – analog zur Beziehung Lennégarten/Stadtgarten - ein neuer Heckengarten eine Verknüpfung der Freianlagen zwischen Opernhaus und Berliner Freiheit mit der Rheinpromenade. Mit dieser Beziehungsschaffung des Opernareals an den Rhein erfolgt gleichzeitig eine Neuinszenierung des Operngebäudes. Der mit Stauden bepflanzte Heckengarten wird formal als zeitgenössisches Pendant zum Lennégarten verstanden.
Terrassenplatz an der Beethovenhalle.
Der topographischen, funktionalen und urbanen Rolle des Rheinpromenade an der Beethovenhalle entsprechend wird hier eine zum Fluss offene, großzügige Fläche geschaffen, welche sich – im entsprechenden Maßstab mit einer Rampe zum Rhein hinab bewegt. Der Terrassenplatz bildet den Auftakt zum städtischen Teil der Rheinpromenade. In der Systematik der Promenadenräume bildet der großzügige Terrassenplatz eine exponierte Sonderrolle. Die sich dem Flussrum öffnende Fläche wird von mehreren locker verteilten Baumgruppen aus Säulenpappeln und Trauerweiden rhythmisiert und schaffen eine Art Stadtplatz mit Ufercharakter. Die Baumgruppen sind jeweils durch eine Rundbank aus Holz gefasst.


Verkehrliche Neuordnung
Die Promenadenpartie von der Beethovenhalle bis zur zweiten Fährgasse wird derzeit zweispurig befahren. Um eine verkehrliche Beruhigung zugunsten von Rad- und Fußgängerverkehr zu ermöglichen, soll der Straßenquerschnitt auf eine Fahrspur (Einbahnverkehr Richtung Süden) und eine Parkspur (stadtseitig) reduziert werden. Der vorhandene, derzeit durch Parkverkehr verstellte Bürgersteig wird stadtseitig komfortabel für den Fußgängerverkehr freigespielt. Innerhalb des neuen Straßenquerschnitts sind Radwege in beide Fahrtrichtungen integriert.

Lichtkonzept
Das Lichtkonzept spiegelt das Gesamtkonzept von Kontinuität und Akzent wieder. Entlang der Promenade wird die Wegebeleuchtung mit zurückhaltender städtischer Standardbeleuchtung (Mastleuchten) gewährleistet, während die Stadtbalkone und ihre pittoresken Baumgruppen durch eine differenzierte Lichtinszenierung hervorgehoben werden. Der Promenadenbereich unter der Kennedybrücke wird nachts durch eine eigene Lichtinszenierung aufgewertet und akzentuiert.

Schiffsverkehr
Die Promenade soll drei Schwerpunkte für Schiffsanleger erhalten: Im Bereich der Beethovenhalle, im Bereich des UN-Campus, und im Bereich Universität / Oper. Im Sinne einer Orientierung gebenden Rhythmisierung der Uferpromenade sollen die Zwischenbereiche möglichst von Schiffsanlegern freigehalten werden. In diesen Schwerpunktbereichen, insbesondere in der Beethovenallee sind entsprechende Bushalteplätze vorgesehen.

Umsetzungsphasen
Es bietet sich an, die Umsetzung der Neugestaltung phasenweise durchzuführen. Der erste Abschnitt der Umsetzung könnte zwischen Kennedybrücke und Rheingasse sein, der zweite zwischen Rheingasse und Stadtgarten. Ein dritter Abschnitt könnte den Bereich von Kennedybrücke bis Beethovenhalle erfassen.

Perspektive von der Promenade

Perspektive von der Promenade