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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2008

"Bonn - Stadt zum Rhein"

Teilnahme / 2. Phase

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschafts- / Umweltplanung

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Bonn: Stadt(Gärten) zum Rhein
Bonn: Stadt zum Rhein – R(h)ein zur Stadt: Bonn


Die Überschrift des Wettbewerbs suggeriert eine sich bewegende Siedlungsmasse in Richtung eines Flusses. Bonn zum Rhein? Bonn liegt am Rhein oder besser formuliert, der Rhein ist in der Stadt Bonn. Der Fluss war und ist präsent, dennoch identifiziert sich die Stadt wenig mit dem Rhein.
Das Gestaltungskonzept sucht daher nicht nur nach architektonischen oder ästhetisierenden Interventionen an den Rhein zuführenden Straßen und Wegen, sondern will den Charakter und die Identität des Bonner Rheinraums aufzeigen und daraus resultierend die neue Qualität definieren.
Der Entwurf sieht nicht nur eine Bewegung in Richtung Rhein, sondern mindestens gleichwertig die Betrachtungsrichtung Rhein in die Stadt. Von dieser dualen These betrachtet, erhält der gesamte Stadtraum zwischen Rheinufer und der ersten Verkehrstrasse der B9 in Nord-Süd-Richtung und nicht nur die zuführenden Straßen und Wege besondere Bedeutung.
Der zwischen der B9 und dem Rheinufer aufgespannte Raum bildet eine Vermittlungszone zwischen Stadt und Fluss: hier findet Fluss Stad(t)t. Das Konzept sieht in dem Raum das Verzahnungspotenzial und nicht in den schmalen Einschnitten der Straßen.
Der Konzeptansatz interpretiert in der Rheinpromenade die erste Membran des Flusses und in der Vermittlungszone die zweite. Hier kommunizieren Stadt und Fluss. Hier ist die Stadt halbnass und der Rhein halbtrocken. Dieser Zwischenraum darf daher nicht nur Transitraum durch seine Straßen sein, sondern muss das Potenzial dieser Überlagerung in der Fläche für die Menschen der Stadt generieren.
Der Garten, Raum zwischen Natur und Kultur, zwischen Wildnis und Zivilisation, ist das vom Konzept inszenierte landschaftsarchitektonische Element für diesen Überlagerungsraum. Der Garten verbindet Stadt und Fluss, er erweitert den Freiraum der Rheinpromenade, er bietet Aufenthalt.
Dabei sind die Interventionen in keiner Weise nur gärtnerisch. Der Begriff des Gartens ist an diesen Stellen zwar verknüpft mit der Typologie eines Freiraums, präsenter ist aber in allen Freiräumen das Synonym sowohl der Intensität und Exklusivität des Ortes, als auch dessen Identifikationskraft.

Der Entwurf sieht analog zum Stadtgarten am Alten Zoll die neue Zugänglichkeit der vorhandenen Gartenräume, die sich wie grüne Perlen neben oder unter den besonderen öffentlichen Gebäuden entlang der Rheinuferpromenade aufreihen. Sie bilden den besonderen Charakter der städtischen Wasserkante Bonns.
Diese topographisch zum Rhein liegenden Stadtgärten bilden auch neuen FreiRaum für Durchwegungen und bieten die notwendige Perforierung, um den Rhein zur Stadt und die Stadt zum Rhein durchdringen zu lassen.
Die Gärten sind aufgereiht zwischen Hofgarten und Rheinauenpark, den beiden größten innerstädtischen Parkanlagen Bonns. Aufgrund ihrer Lage, Zugehörigkeit oder Ausbildung erhalten die Gärten besondere Themenzuweisungen, die das Profil und die Besonderheiten der Stadt Bonn repräsentieren.
Grundprinzip aller Gärten ist die räumlich wahrnehmbare Verzahnung, Überlagerung mit der Rheinpromenade, die Inszenierung und die Überwindung des topographischen Höhenversatzes sowie die maximale öffentliche Zugänglichkeit zwischen B9 und dem Rheinufer. Die Gärten bieten aufgrund ihrer Lage oberhalb der Rheinpromenade Ansatz für den Entwurf, die neue Sichtbeziehung zu beiden Rheinseiten zu akzentuieren und den freien Raum des Rheins zu inszenieren.
Im Einzelnen sind es acht Gärten zwischen Beethovenhalle und UN-Campus: die Internationalen Gärten am Langen Eugen, der mittelfristig anvisierte SkulpturenGarten entlang der neuen Verbindung als Einschnitt durch die Parkanlagen der Villa Hammerschmidt und dem Kanzler-Bungalow, dem Südstadt Garten an der ehemaligen Kinderklinik, dem Dichter Garten am Arndt-Haus, dem Philosophen Garten an der Universitätsbibliothek, dem Stadtgarten am Alten Zoll, dem Opern Garten und Beethoven Garten.
Diese Gärten sind nicht nur als Freiräume programmiert, sondern sie sind die Kontakte der besonderen, möglichst grünen Korridore vom Rhein in die Stadt. Die Verzahnung mit dem Stadtraum geht über diese grünen „Anlegestellen“ und endet an stadträumlichen oder infrastrukturellen Brennpunkten wie z.B. Bahnhof, Museen, Plätze, Umsteigepunkte und Kirchen. Diese Stadtgärten sind thematische Solitäre mit aber gleichen Verlinkungsfunktionen (Linking Park).
Diese Linking Parks akzentuieren sowohl ihren vorgelagerten Promenadenraum als auch die Korridorverbindungen in die Stadt, welche die städtischen Brennpunkte mit dem Rhein verbinden. Die Strategie der Verknüpfung der Gärten mit den Brennpunkten stärkt die Verknüpfung in beide Richtungen und lässt keine Verbindungswege im Stadtraum einfach enden. Es geht um keine Markierung, sondern um eine neue Verlinkung zwischen Bonn und Rhein. Die Diversität der Stadtgärten ist Grundsatz ihrer Ausgestaltung und basiert auf einer kongruenten themenbezogenen Formensprache.

Sie sind in ihrer Qualität das Besondere des Bonner Ufers und gleichzeitig decken sie thematisch die Facette der Bundesstadt Bonn ab, von Beethoven zu Lenné, von der Bundesstadt zu den Vereinten Nationen, vom Kurfürst zum Dichter.
Diese BonnerGartenVielfalt ist auch unmittelbar auf der Promenade spürbar, der Garten integriert die Promenade und geht bis zur Wasserkante. Die durchgängig klar strukturierte und geordnete Rheinpromenade wird durch die Überlagerung mit den Gärten rythmisiert und akzentuiert, Abschnitte des Aufenthalts und des Bezugs in die Stadt entstehen. Die Fahrbahn, der durchgängige Radweg, Aufenthaltsbereiche und der Weg an der Ufermauer werden eindeutig ablesbar.

Stadtgarten
Die große Achse des Hofgartens wird bis zum Alten Zoll weitergeführt, um so eine klare Verbindung der Rheinuferpromenade über die Universität bis hin zum Bahnhof und Poppelsdorfer Schloss zu schaffen. Dabei betonen zwei kleine Plätze den Gelenkpunkt der Achse an der U-Bahn-Haltestelle und am Alten Zoll. Pflanzflächen in der Achse sind eine Reminiszenz an das Lenné-Parterre auf der Rheinuferpromenade und verweisen an das Geburtshaus des Gartenbaumeisters.

Opern Garten
Auf das architektonisch sehr dominante Opernhaus reagiert der Freiraum mit einem großen Platz, der dem Gebäude „Luft“ verschafft. Die Formensprache lehnt sich an die verwinkelte Kubatur der Oper an. Mit der großen Freitreppe zum Rhein öffnet sich der Platz zum Wasser und zur Promenade. Lange Bankelemente, der einheitliche Plattenbelag mit Natursteinbändern sowie die Ausrichtung der Bäume schaffen einen grünen Korridor bis zum Markt. Wie beim Alten Zoll stärkt auch hier ein Schwimmponton, der gleichzeitig den Schiffsanlegern und als Aufenthaltsort genutzt werden kann, den Bezug zum Wasser.

Beethoven Garten
Der Freiraum südlich des Parkplatzes wird neu geordnet und klar strukturiert. Die Öffnung des Raums hin zur Nordstadt lädt ein, diesen Ort auch als Park zu nutzen. Die zum Rhein hin abgestufte Terrasse schafft neue Aufenthaltsqualität direkt am Wasser. Durch die gleiche Formensprache und Materialität entsteht mit dem Park westlich der Beethovenhalle eine räumliche Einheit. Neben dieser Ausdehnung des Rheinfreiraums durch die Gärten sieht der Entwurf auch eine stärkere Verzahnung der Rheinpromenade mit dem Rhein vor. Ran ans Wasser! Das Wasser berühren, echte Aufenthalte am und auf dem Wasser. Elemente dieser neuen Beziehung sind Sitzstufenanlagen als Einschnitte des Ufers am Langen Eugen und an der Beethovenhalle. Holzdecks auf dem Rhein bieten Aufenthalt, gleichzeitig konzentrieren sie die Ausdehnung dieser technischen Anlagen unter Bündelung der Anlegestellen. Das Thema Licht spielt in der Inszenierung des Ufers sicher eine besondere Rolle. Der Entwurf sieht neben der funktionalen Ausleuchtung der Rheinuferpromenade aber nur eine Licht- inszenierung der Stadtgärten vor. Auch nachts sind sie der besondere Lichtrhythmus am Wasser.

Die Verbindung zwischen den Stadtgärten und den städtischen Brennpunkten kann durch das Licht unterstützt werden, eine generelle Markierung dieser Route wird aber negiert. Die heutigen Rhein zuführenden Straßen fungieren weiterhin als Zuführungen und erhalten an ihren Endpunkten am Rhein dezente Balkone als reduzierte Setzungen am Ufer, sie sind aber nicht die Prägnanz des Bonner Ufers.
Dieser linksrheinisch orientierte Konzeptansatz ist der Anspruch der Gesamtbetrachtung des Flussraumes, insbesondere der Beziehungssetzung beider Ufer. Straßenverbindungen werden über den Rhein durch Markierung auf der gegenüberliegenden Seite visuell wahrgenommen. Fortführungen der Gartenräume finden auf der Beueler Seite ihr Pendant, denn neben dem Defizit der Verzahnung Stadt – Rhein ist die Thematik der Akzeptanz der rechtsrheinischen Stadtteile ein weiteres städtebauliches Problem. Der Rhein als Barriere und nicht nur als Chance.