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Konkurrierendes Gutachterverfahren mit Teilnahmewettbewerb und Überarbeitungsphase | 06/2008

Gestaltung der Freiflächen des Hortes der Nürtingen-Grundschule

Gesamtkonzept

Gesamtkonzept

2. Preis

KIRK+SPECHTlandschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Spielkonzept

Das Konzept sieht die eindeutige Formulierung von unterschiedlichen Räumen vor, aus denen sich vielfältige Nutzungs- und Spielideen am jeweiligen Ort ergeben können und werden.
Im Unterschied zum kurzen Spiel auf dem Schulhof in den Pausen, stehen hier das Spiel und der Aufenthalt über Stunden, Tage und in den Ferien sowie das Experimentieren und Erforschen, das Erarbeiten von Projekten im Vordergrund.
Dabei werden Räume geschaffen, die sowohl die ziellose Bewegung, als auch Rückzugsräume und Privatheit sowie die Entdeckung der Natur in der Stadt ermöglichen.
Durch die Gestaltung sollen die Kinder angeregt werden, Ideen für ihr Tun selbst zu entwickeln.
Dabei stehen nicht überwiegend Spielgeräte im Vordergrund, sondern vielmehr werden die Orte selbst und die unterschiedlichen sinnlichen Materialien die Kinder inspirieren und zu immer wieder neuen Herausforderungen und Möglichkeiten führen.
Während die unterschiedlichen Orte räumlich klar definiert sind, können sie sich durch die Ideen der Kinder weiterentwickeln.
In zahlreichen Bereichen ist die Mitarbeit der Kinder möglich, notwendig und erwünscht, so z.B. auch beim Initiativprojekt „170 bunte Hölzer von 170 Kindern“, bei dem die Dschungelwände und das Dschungeltor von Kindern, Eltern und Erzieherinnen gestaltet und aufgestellt werden und somit den Kindern kurzfristig eine zusätzliche sehr interessante Spielfläche -der Dschungel- erschlossen werden kann.


Der Dschungel

Der Dschungel ist für uns Menschen in der Stadt ein ganz besonderer Ort: Wildnis.
Hier unter dem schattigen Blätterdach, zwischen den Stämmen der Bäume, auf und in dem weichen Boden finden wir alles, was wir sonst nicht haben: Modrige Erde, Wurzeln, Ästchen, Blätter, Stöcke, Wasserkuhlen, kleine Gräben und Huckel, Moos, kleine Tierchen, Früchte,Blüten, Stümpfe, Holzabschnitte. Hier können wir erkunden und ausprobieren, was uns dazu und damit einfällt: Aus alten Hölzern Brücken bauen oder Wippen, auf ihnen balancieren, an Ästen schaukeln, Seile spannen, Knoten schaffen, schnitzen, Seilzüge bauen, auf Bäume klettern, Hindernisse überwinden oder durch sie hindurchkriechen.
Das knappe Material des Dschungels wird zum Schutz des Baumbestandes durch weiteres angereichert.
Unter Aufsicht können hier Bewegungsexperimente mit aus Material temporär und spontan gebauten „Geräten“ angeboten werden, eine Art Bewegungsbaustelle. Der Fallschutz ist natürliches Material: Erde.
Zu den benachbarten Zäunen wird das „Unterholz“ verdichtet um den Wildnischarakter sowie den Spiel- und Bauwert zu erhöhen.
Zur räumlichen Verknüpfung der einzelnen Hofbereiche wird der Dschungel Richtung Piazza verlängert.
Eine verspringende Wand aus bemalten Hölzern in Abwechslung mit Weidengebüschen bildet die Abgrenzung zwischen Hof und Dschungel. Der schmale Dschungel-Raum dahinter ermöglicht das geheime Beobachten des Hofes durch die Schlitze des Zaunes und das Verstecken im Weidengebüsch.
Im Bereich des Sportplatzes wird zur Erschließung des Sportfeldes für den Hort eine Wegefläche und ein Tor im Spielfeldzaun angelegt. Von einer langen Bank aus kann man das Spielfeld beobachten.
Der Zugang zum Dschungel erfolgt über ein Tor in der Dschungelwand unter dem Baumhaus.


Das Baumhaus

Durch kleine Luken, Löcher und Schlitze im Baumhaus kann man an strategisch wichtiger Stelle im direkten Kontakt mit dem Blätterdach des Dschungels aus der Vogelperspektive die Umgegend ausspionieren, ohne selbst gesehen zu werden: Den Dschungel, die Piazza, die Nachbarn, den Sportplatz, das Gärtchen......
Obwohl es in den Wipfeln des Dschungels hängt, steht es zum Schutz der Bäume auf eigenen Pfosten.


Das Gärtchen

Im Übergangsbereich zwischen dem wilden Dschungel und dem städtischen Hof befinden sich wie in der Landschaft die kultivierten Felder, die Gärtchen, die von den Kindern bepflanzt und gepflegt werden. Die etwas höherliegenden Gärtchen sind eingefasst mit Weidengeflecht. Auch das Pflasterbild entspricht dem alter Feldwege. Das ggfls. noch vorhandene historische Pflaster des Hofes wird -ergänzt durch anderes Fundmaterial- mit Rasenfuge verlegt und vermittelt in der Rauigkeit zwischen dem offenen Boden des Dschungels und den befestigten Flächen des Hofes.
Von einem kleinen geschützten Platz aus kann man die Gärtchen genießen und sich von der Arbeit ausruhen.


Die Düne

Auf dem Sonnendeck im Sand kann man sich ausbreiten und die Sonne genießen wie am Strand.
Mit Blick auf die Dünenlandschaft fühlt man sich wie im Urlaub.
Im Gegensatz zum schattigen Dschungel, ist man hier auf der Sonnenseite des Hofes.
Entsprechend sind auch die Materialien: hell, gelb, weich und warm.
Im Sand findet man den einen oder anderen Schatz. Durch das Graben und Bauen im Sand ergibt sich jeden Tag ein neues Dünenbild.
Hinter der sich in der Höhe entwickelnden Düne aus warmem Kunststoff folgt direkt das blaugrüne begehbare Meer aus Holzschnitzeln, das leider schon mit dem sich im Wind wiegenden Weidengebüsch am Nachbargrundstück sein Ende findet.
Was man mit und auf der Düne im Sommer und im Winter alles erleben kann, bleibt der Phantasie der Kinder überlassen. Fest steht nur: Es gibt ein Davor, ein Dahinter, ein Obendrauf, ein Drüber und ein Dazwischen.
Das robuste Weidengebüsch stellt den auch räumlich bewegten Rahmen des Spielbereiches her und bildet durch seine Form versteckte Rückzugsräume.
An mehreren Stellen ist das Gebüsch unterbrochen. Holzpodeste in den Nischen ermöglichen durch ihre unterschiedliche Ausrichtung vielseitige Perspektiven zu den Nachbarn und über´s Meer zur Dünenlandschaft.


Die Spielwände

Die Spielwände bilden das Rückgrat dieses Spielbereiches und stellen gleichzeitig durch ihre Lage und Ausrichtung den räumlichen Bezug zur E.O.Plauen-Grundschule her.
Durch die versetzte Anordnung der Spielwände erschließen sich unterschiedliche, miteinander kommunizierende Spielräume und Perspektiven.
Die durchquerbaren Spielwände geben Schaukeln, Limbostange, Kletterseilen, Klettergriffen, Rutsch- und Kletterstangen einen Ort und stellen durch ihre schrägen Kanten den gestalterischen Bezug zum Giebel der angrenzenden Turnhalle her.
Der vorhandene Wasserspielbereich wird in etwa seiner heutigen Größe räumlich durch einen leicht ansteigenden bügelförmigen Weg gefasst, der die Spielwände quert und sich in der Nische zwischen den Weidengebüschen zum Platz aufweitet. Über diesem Platz bietet ein Dach Schutz vor Regen und Sonne.
In einer drehbaren Kugel können einige Kinder sitzen und sie durch ihre eigene Kraft oder die anderer Kinder, die außen an der Kugel hängen, drehen lassen. Ein sehr kommunikativer Spaß.
Der Giebel der Turnhalle könnte nach einem Entwurf der Kinder maltechnisch gestaltet werden.


Die Piazza

Wie auf einer Piazza das Monument oder der Brunnen, ist hier das Naturdenkmal -die alte Kastanie- in Verbindung mit dem Kastanienmosaik das zentrale Element der Piazza.
Das Kastanienmosaik schützt den alten Baum und betont seine Bedeutung als Naturdenkmal. Das Kastanienmosaik ist der neue Treffpunkt und Aufenthaltsbereich auf der Piazza im Eingangsbereich zum Gebäude; für die Kommenden, die Wartenden, die Rund-Umschauenden, die Quatschenden.....
Das Mosaik wird von den Kindern gestaltet.
Die Piazza ist ein offener Treffpunkt in der Mitte des Hofes, der von Geräten und Einbauten freigehalten ist.
Hier ist viel Platz zum Laufen, Springen, Fahrradfahren, Spuren hinterlassen, Seilchen, Völkerballspielen, Stelzenlaufen, Gummitwist, bolzen, Hulla hoop, Ball über die Schnur....
Zum Schutz der wertvollen alten Bäume und zur Minimierung des Eingriffes in den Kronen- bzw. Wurzelbereich wird ein freundlich heller, wasserdurchlässiger Tennenbelag eingesetzt.
Der glatte Belag vor dem Gebäude ermöglicht Spiele und Tätigkeiten, die nur auf glatten Flächen möglich sind, wie z.B. Inliner/Rollschuhfahren, Hüpfekästchen oder mit Kreide malen.
Den Verknüpfungsbereich zur Düne bildet ein höhergelegenes Holzdeck, das auch als Bühne und Forum genutzt werden kann.
Die Piazza wird im Westen von der freistehenden bauzeitlichen Mauer, an der keine Veränderungen der bauzeitlichen Substanz vorgenommen werden, begrenzt. In ihrem Schutz können China und Tischtennis und mit Murmeln kann an blattförmigen Murmelbahnen gespielt werden.
Grundsätzlich ist das improvisierte Ballspiel auch auf der Piazza weiterhin möglich, improvisierte Tore lassen sich mühelos finden.
Durch die Erschließung des Fußballplatzes für den Hort mittels eines Tores im Zaun, sind Ballspiele jetzt
auch dort möglich. Hierzu werden 4 weitere Tore an den Längsseiten des Spielfeldes platziert.
Mit Blick auf das Gärtchen, die Düne und die Piazza erhalten die Trampoline einen interessanten und zentralen Standort.


Der Galeriehof

Von der Wrangelstraße aus durch den neuen alten Hofzugang kommend durchschreitet bzw. streift man verschiedene Räume auf dem Weg zur Piazza.
Den Weg begleitet auf der linken Seite eine freundlich grüne Hecke, die dem Ankommenden ein positives Bild vermittelt.
Eingespannt zwischen dem Gebäude und den neuen Wänden des Gerätehauses, zum Nachbargrundstück geschützt durch eine grüne Heckenwand, befindet sich der Galeriehof.
Unter der alten Eiche, im Schutz der Mauern, unter einem temporär zwischen den Wänden gespannten Segel, mit Blick auf die von den Kindern gestaltete Galerie entfaltet sich ein hofartiger Raum, der sich durch den übergroßen Tisch und lange Bänke für eine lange Tafel oder das Hausaufgabenmachen im Freien mit hoher Aufenthaltsqualität auch als Chill-Out-Area empfiehlt.
Außengeräte und Müll sind, getrennt voneinander zugänglich, in einem „Häuschen“ mit Gründach untergebracht. In Anlehnung an die denkmalgeschützten Fassaden, jedoch als Zeichen der neuen Gestaltung, bestehen die Wände aus mit gelben Klinkern gefüllten Gabionen.
Rund um das Häuschen ist viel Platz zum „Aus- und Einpacken“ und Aufbauen der Materialien aus dem Haus, auch für das sommerliche Bad im Freien geeignet.


Startprojekt

Mit der kurzfristigen Errichtung des Baumhauses und der Dschungelwände besteht die sehr effiziente Möglichkeit, ein außergewöhnliches Startzeichen für das Projekt zu geben und gleichzeitig den Kindern einen bisher nicht zur Verfügung stehenden sehr interessanten Spielbereich -den Dschungel- zu erschließen ohne die späteren Bauarbeiten zu behindern oder den Bereich wieder umbauen zu müssen.
In Ergänzung zum Baumhaus könnten die Dschungelwände und das Dschungeltor von Kindern, Eltern und Erziehern als Initiativprojekt „170 bunte Hölzer von 170 Kindern“ gestaltet und aufgestellt werden.


Mitbauen

Außer dem Startprojekt mit Baumhaus und den Dschungelwänden ergeben sich im weiteren Verlauf des Projektes zahlreiche Möglichkeiten des Mitbauens.
Die Kinder können u.a. aktiv mitwirken bei folgenden Projekten:
Bildergalerie, Entwurfswettbewerb zur Gestaltung der Giebelwand der Turnhalle, Pflanzarbeiten, Weidengeflechte, Weidentunnel, Weidenbauwerke usw., Gärtchen, Kastanienmosaik...
Zusätzlich können die Spielbereiche auch spontan nach den Ideen der Kinder durch sie ergänzt und verändert werden.
In einzelnen Bereichen besteht die Möglichkeit der Veränderung durch Projekte (z.B. Wechselausstellung Bildergalerie, wechselnde Bepflanzung der Gärtchen, Parcours oder Hütten bauen im Dschungel.....).
Der Dschungel bietet, wenn dieser Spielbereich geöffnet ist, ständig die Möglichkeit des spontanen Bauens und Experimentierens mit unterschiedlichen Materialien (“Bewegungsbaustelle“- Spielen und bauen mit nachwachsendem Pflanzen-Baumaterial - spielen mit und in Bäumen- spielen mit natürlichen vorhandenen Materialien).


Oberflächenmaterialien

In Anlehnung an die Gebäudefassaden werden die Oberflächenmaterialien der Bewegungsflächen in freundlichen, hellen gelblich-erdigen Tönen vorgesehen, wobei das Materialspektrum von Erde im Dschungel, Pflaster mit Rasenfuge (Materialmix aus historischem Pflaster und weiterem) im Bereich des Gärtchens, über Tenne und glattes Plattenmaterial auf der Piazza und im Galeriehof, Mosaikpflaster im Zugangsbereich von der Wrangelstraße, zu Sand, Kies, Holzschnitzeln und farbigem Kunststoff als Fallschutzbeläge im Bereich der Düne und der Spielwände reicht.
Mithilfe unterschiedlicher Materialien werden die einzelnen Orte klar definiert. Die Art der Materialien hat Einfluss auf die unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten am jeweiligen Ort.
Die Auswahl der Materialien minimiert den Versiegelungsgrad und stellt ein dem Ort angemessenes Spektrum dar.


Grün

Die Bedeutung der Bäume als räumlich wirksame, ortsprägende und bereichernde Elemente wird herausgearbeitet. Entsprechend ist der Eingriff in die Kronen- und Wurzelbereiche minimiert.
Räumlich vermittelnd zu den Bäumen und zur Raumbildung werden niedrige und im Grenzbereich zu den Nachbargrundstücken halbhohe vegetative Elemente ergänzt.
Zwischen offenen und gebundenen Oberflächenmaterialien vermitteln Materialien mit Grünanteil.
Das „Häuschen“ erhält ein Gründach.


Erschließung

Die drei vorhandenen Zugänge von der Wrangelstraße und den nördlichen Schulhofflächen aus werden ergänzt durch interne Zugänge mit Toren zum Sportplatz und zum Dschungel, die die stufenweise Erweiterung des beaufsichtigten Geländes bei Bedarf ermöglichen.
Fahrradständer werden dezentral im Bereich der Hauptzugänge zum Hof angeordnet.


Sonstiges

Im Einklang mit der stadt- und schulräumlichen Situation und unter Einbeziehung denkmalpflegerischer Belange werden die Flächen zu einem attraktiven, qualifiizierten Standort für die Schulkinder profiliert.
Der Hof des Hortes erhält einen individuellen Charakter, mit dem sich die Kinder identifizieren können.
Es wird eine spannungsreiche, vielfältige, lebendige Atmosphäre geschaffen, die aber auch Möglichkeiten zum Rückzug gewährt. Es entstehen multifunktionale Nutzungsmöglichkeiten für die Nachmittags- und Feriengestaltung.
Das nachhaltig wirksame Konzept integriert die Bestandsbäume, verwendet standortgerechte Pflanzen, vermeidet Pflegeaufwand, setzt widerstandsfähige, zweckmäßige Ausstattung und dauerhaft belastbare
Materialien ein.

Piazza

Piazza

Düne

Düne

Spielwände

Spielwände

Dschungel

Dschungel

Gärtchen

Gärtchen