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Offener Wettbewerb | 02/2021

Erweiterung Campus Handwerk der Handwerkskammer Koblenz

Außenperspektive

Außenperspektive

2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

fischerarchitekten Partnerschaft

Architektur

silvia beretta kastner landscape architect

Landschaftsarchitektur

VSU GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Entwurfskonzept

Das Areal der HWK Koblenz, als auch das umliegende Gewerbegebiet Koblenz-Nord ist bis auf wenige Ausnahmen durch eine anonyme Gebrauchsarchitektur aus einfachen, industriellen Materialien ohne Bezug zur Straße bestimmt. In diesem Kontext versucht der Entwurf mit den vorhandenen Höhen, Stilmitteln und Materialien, durch eine klare und starke Setzung einen neuen – zur Straße orientierten – Ankerpunkt zu definieren. Der Entwurf ordnet sich daher sowohl in seiner Lage zur August-Horch-Straße, als auch in der Gebäudehöhe und seiner Materialisierung in die Umgebung ein, schafft jedoch durch eine klare Gebäudekomposition eine neue urbane Landmarke im Einerlei des Gewerbegebietes. Die Komposition der Neubauten bildet einen autofreien Campus und formuliert zur Straße eine markante Eingangssituation. Zur Formulierung und Adressbildung des Gesamtcampus setzt der Entwurf dabei bewusst auf eine architektonische Annäherung der unterschiedlichen Neubauten. Eine Vorhangfassade aus Metall-Lamellen bildet das Bindeglied zwischen den Bauten und bindet sie in die Gebrauchsarchitektur der Umgebung ein.


Freiraumkonzept

Der Entwurf versucht die versiegelten Flächen zu Gunsten grüner und entsiegelter Freiflächen zu minimieren. Die Freiflächen werden dabei in vier unterschiedlichen Flächentypen, mit unterschiedlicher Funktion und Gestaltung differenziert. Die Gebäudekomposition der unterschiedlichen Bauabschnitte formuliert zunächst zur „Repräsentation“ einen grünen, autofreien Zentralraum als Herz des Campus. Die Gebäude des ersten Bauabschnittes definieren dabei Eingang und Torsituation. Der zentrale offene Grünraum wird aus einer einfachen robusten Parklandschaft aus Rasen und Hecken mit eingestreuten Bestandsbäumen gebildet. Von hier werden alle Neu- und Altbauten erschlossen. Der zentrale Grünraum läuft dabei über die August- Horsch-Straße und bindet über eine Querungshilfe auch die gegenüberliegende Straßenseite mit Radweg und ÖPNV-Haltestelle ein. Parallel zur August-Horsch-Straße bildet ein vorgelagerter, längsgestreckter Platzraum einen urbane Platzfläche. Sie nimmt die öffentlichen Funktionen wie die gut sichtbaren Besucherparkplätze und die ÖPNV-Haltestelle in sich auf und mündet in das öffentliche Foyer des Verwaltungsneubaus. Zur „Rekreation und Aktion“ verläuft im Übergang zu den Bestandsgebäuden ein Aktionsband senkrecht zum zentralen Campus. Es dient der Aufnahme und Bündelung der vorhandenen Wegebeziehungen des Bestandsareals und bietet Spiel-, Sport- und Aktionsflächen in unmittelbarer Nähe der Mensa sowie des Ausstellungsgebäudes an. Über die Funktionen soll der Campus als Gemeinschaftsfläche auch außerhalb der Lehrzeiten genutzt und erlebbar werden. Die Aktionsflächen werden seitlich durch ein „Retentionsband“ zur Aufnahme der Oberflächenversickerung begleitet. Das „Retentionsband“ versucht Ökologie und Nachhaltigkeit im Campus erlebbar zu machen. Innerhalb der Gebäude sieht der Entwurf zusätzliche Freiflächen als atmosphärische Hofflächen („Meditation“) zur Orientierung und Belichtung der Volumen vor.


Verkehrskonzept

Der zentrale Campus wird bis auf die interne Anlieferung autofrei ausgebildet. Alle Zu- und Ausfahrten des Individualverkehrs werden hierzu zu den Außengrenzen des Baufeldes verschoben. Dabei werden die Verkehre entsprechend ihrer Nutzung auf zwei Bereiche aufgeteilt. Östlich des Verwaltungsbaus befinden sich ausschließlich die gezielt angefahrenen Parkflächen für Vorstand, Ehrenamt und Fahrbereitschaft (50 Stpl.). Westlich des zentralen Campus sind die Parkplätze für Besucher (50 Stpl.) Mitarbeiter (144 Stpl.), Azubis (311 Stpl.) und Behinderte ( 10 Stpl.) angeordnet. Die Zufahrt dieser Stellflächen orientiert sich an der zentralen Eingangsgeste, nutzt jedoch eine Einfahrt unmittelbar neben dem Campus. Zur Ausfahrt ist eine Orientierung zum zentralen Eingang nicht notwendig. Sie erfolgt zur Entzerrung der Verkehrsströme daher auf der Westseite des Grundstücks. Zur Beschleunigung des ÖPNV’s wird die Einfahrt auf das Grundstück der HWK unterbunden. Beide Haltestellen werden im Straßenraum angeordnet und über eine Querungshilfe mit dem zentralen Grünraum verbunden.


Verwaltungsgebäude

Das Bürogebäude besteht aus zwei zweihüftigen und zweigeschossigen Riegeln die über Brückenbauwerke um einen grünen Innenhof miteinander verbunden werden. Die Büroflächen basieren auf 4 max. 600qm großen, offenen Brandschutzeinheiten mit jeweils einer eigenen notwendigen Treppe sowie einem zweiten Rettungsweg über eine Fremdeinheit. Die einfache Zweihüftigkeit ermöglicht ein hohe Flexibilität im Hinblick auf eine künftige Neueinteilung in Individual- bzw. Multispace-Zonen. Im Entwurf orientieren sich die Multispace-Zonen um den zentralen Innenhof. Sie gewährleisten kurze, schnelle Wege und eine optische Verbindung der Büroflächen. Die beiden einfachen Gebäuderiegel werden westlich zum Park über einen Querriegel, der alle öffentlichen Funktionen des Gebäudes enthält, verbunden. Im Erdgeschoss befinden sich hier Foyer, Ausstellung und Empfang. Im Obergeschoss werden die geforderten Besprechungsräume mit dem Sitzungssaal des Vorstandes zu einer, zum Foyer offenen Besprechungszone verknüpft. Die Konstruktion des Gebäudes besteht aus einem überwiegend offenem Stahlbetonskelettbau mit Vorhangfassade. Zur Wahrung einer freien Raumeinteilung erhält das Gebäude ein zweischalige Fassade aus einer inneren, meistenteils offenen PR-Konstruktion in einem 1,40/1,50m breiten Büroraster und einer äußeren Metall-Lamellenschicht. Im Zwischenraum der Fassade werden Sonnenschutzrollos zur flexibleren Verschattung und Nutzung der Innenräume eingebaut.


Parkhaus

Das Parkhaus ist als offene Großgarage systemoffen, auf einem Stellplatzrastermaß von 2,60m als Stahlskelettkonstruktion konzipiert und enthält auf 4 oberirdischen sowie einer unterirdischen Parkebene, inklusive der Behindertenstellplätze, 465 Stellplätze. Das Gebäude besteht aus 2 Parkschiffen pro Ebene im Vollgeschossversatz. Sie werden über eine Vollgeschossrampe im Zwischenraum erschlossen. Das Tiefgeschoss wird über einen gestalteten, inneren Hof sowie durch seitliche Belichtungsschächte als offene Großgarage belüftet. Der Parkverkehr innerhalb des Gebäudes wird zur Vermeidung von Havarien ausschließlich im Einrichtungsverkehr geführt. Der Parksuchverkehr von Mitarbeitern und Azubis wird bereits im Einfahrtsbereich getrennt. Die Azubis nutzen die Obergeschosse (311 Stpl.), Mitarbeiter die vordere Hälfte des Erdgeschosses sowie das Tiefgeschoss (144 Stpl.) zum Parken. Die zum Campus orientierten Flächen des hinteren Erdgeschosses werden durch Sonderstellflächen für Fahrräder, Motorräder und Behinderte genutzt. Der Entwurf sieht gemäß Auslobung Ein- und Ausfahrtschranken und entsprechende Aufstellflächen vor. Die Verfasser empfehlen jedoch auf Einfahrtsschranken zu verzichten und eine Kontrolle und Bewirtschaftung ausschließlich über Ausfahrtsschranken zu realisieren.


Fahrradstellplätze

Der Entwurf sieht zwei dezentrale Abstellbereiche für Fahrräder möglichst zentral im Campus vor. Die Fahrradstellplätze für die Verwaltung werden unmittelbar gegenüber im Eingangsbereich des Parkhauses angeboten. Fahrradstellplätze für Auszubildende werden seitlich vom Aktionsband, unterhalb des zweiten Bauabschnittes angeboten und orientieren sich damit stärker zu den Ausbildungsplätzen.


Erweiterungsbauten / Ideenteil

Zur modularen Erweiterung des Verwaltungsgebäudes wird das Grundprinzip der zweihüftigen Gebäuderiegel durch einen dritten Riegel fortgesetzt. Wünschenswert wäre eine Umsetzung der geplanten Erweiterungsflächen - wie dargestellt - ausschließlich im Obergeschoss, so dass die überbauten Erdgeschossflächen als Fahrradabstellflächen sowie als Außenausstellflächen der HWK genutzt werden können. Eine weitere Nachverdichtung auch im Erdgeschoss ist denkbar. Der Erweiterungsbau wird technisch über das südliche Treppenhaus mit dem Hauptgebäude verbunden. Hier wird die Ausstellungs- und Foyerfläche des Neubaus in einer überdachten äußeren Ausstellfläche fortgesetzt. Die inhaltlich-funktionale Anbindung erfolgt nach Anmeldung im Empfang des Hauptgebäudes und den zentralen Steigepunkt im Foyer über einen offenen Steg im Obergeschoss. Der Erweiterungsbau bleibt damit Teil des funktionalen Gefüges.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der vorliegende Entwurf beantwortet die aktuell durch die örtlich vorhandene großflächig vorgelagerte Parkierungszone sehr offene und damit undefinierte städtebauliche Situation entlang der August-Horch-Straße mit einer kraftvollen und klaren Konfiguration, bestehend aus 2 unterschiedlichen, ihrer Nutzung entsprechend proportionierten Baukörpern: Die 4-geschossig in Erscheinung tretende Hochgarage wird als Gebäuderiegel sinnvollerweise am südwestlichen Grundstücksrand parallel zur Straße angeordnet und tritt gegenüber dem Straßenraum deutlich zurück. Im sich ergebenden Zwischenraum und damit in unmittelbarer Straßennähe werden offene Besucherstellplätze angeordnet, das Campus-Innere bleibt bis auf die interne Anlieferung von Fahrverkehr weitestgehend frei. Das Verwaltungsgebäude tritt dem Parkhaus am nordwestlichen Grundstücksrand entgegen, weicht jedoch bewusst dessen Achse aus, und bildet so - der Wertigkeit der Nutzungen entsprechend - einen starken Akzent als Campus-Auftakt im Straßenraum. Die Gegenüberstellung der Baukörper bewirkt einen großzügigen Zwischenraum, der die bestehende Campus-Achse aufnimmt, den Blick gezielt in das Campus-Innere lenkt und in diesen regelrecht hineinführt. Dieser Zwischenraum ist in Kreuzungsbereich der Parkierungszone und Straßennähe zunächst noch urban gestaltet, unterstreicht so optisch den Grundstückszugang und schafft einen angemessenen Rahmen für den Haupteingang des Verwaltungsgebäudes, der durch Unterschneidung im Baukörper markiert ist. Im weiteren Verlauf ist die zentrale Campus-Achse weitestgehend entsiegelt gestaltet und mündet in einen großzügigen, zentralen, offenen Grünraum, der sich zwischen Bestandsgebäuden und den Neubauten des 1. Bauabschnitts entfaltet, verfasserseitig als „Herz des Campus“ definiert. Die dargestellte Freiraumgestaltung bietet differenzierte Nutzungsmöglichkeiten, durch unterschiedliche Widmung von Aktionsflächen und atmosphärische Hofflächen im Gebäudeinneren. Die innere Struktur des Verwaltungsgebäudes ist als zweigeschossige Zweispänner um einen zentralen Lichthof funktional organisiert und bietet den Vorteil einer weitestgehend natürlichen Belichtung und Belüftung aller Funktionsbereiche, die durch Verglasung optisch miteinander vernetzt werden. Darüber hinaus sind vielfältige Variationsmöglichkeiten und in diesem Zusammenhang flexible Umorganisationen und interne Vernetzungsvarianten denkbar, was durch die vorgeschlagene Skelettkonstruktion gut realisierbar ist. Der im offenen Foyer inszenierte Treppenaufgang mündet im Obergeschoss in einen Flur, was als nicht optimal angesehen wird, zudem bietet die offen angedachte Anordnung der Besprechungsräume in der dargestellten Form noch zu wenig Diskretion, beides lässt sich im Zuge einer weiteren Bearbeitung unproblematisch variieren. Die unmittelbar an das Verwaltungsgebäude angrenzenden Stellplätze für Vorstand, Ehrenamt usw. an der nordöstlichen Grenze sind sinnvoll angeordnet und schaffen eine Entzerrung der Verkehrssituation auf dem Grundstück. Die dargestellte Zufahrtssituation zum Parkhaus wird dagegen als kritisch eingestuft, zu erwartender Rückstau in den Stoßzeiten scheint derzeit auf dem Grundstück noch nicht angemessen regelbar. Die Organisation des unterkellerten Parkhauses im Vollgeschossversatz bewirkt ein recht großes Bauvolumen, was einer genaueren Prüfung unterzogen werden sollte. Die funktionalen Abläufe im Parkhaus sind nicht wirtschaftlich. Die zur architektonischen Annäherung beider Baukörper gewählte Gleichförmigkeit der Fassaden wird kritisch gesehen, hier wäre eine deutlichere Ausdifferenzierung wünschenswert. Leider wird die Idee des zentralen Grünraums im Herzen der Campusfläche im Falle einer Realisierung des Ideenteils unter Beibehaltung der vorgeschlagenen Erweiterungsfläche konterkariert. Der vorgeschlagene Zugang der Erweiterungsflächen ausschließlich nach vorheriger Anmeldung im Foyer erscheint nicht optimal, ebenfalls ist die angedachte Erweiterung der Ausstellungsfläche in den überdachten Außenraum durch die dargestellte verhältnismäßig enge Fluranbindung im EG im Ergebnis nicht wahrnehmbar und könnte optimiert werden.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Regelgeschoss

Regelgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Untergeschoss Parkhaus

Untergeschoss Parkhaus

Fassadendetail

Fassadendetail

Ansicht Nord-Ost Parkhaus

Ansicht Nord-Ost Parkhaus

Ansicht Nord-West

Ansicht Nord-West

Ansicht Süd-Ost

Ansicht Süd-Ost

Ansicht Süd-West Verwaltung

Ansicht Süd-West Verwaltung

Schnitt Längs

Schnitt Längs

Schnitt Quer

Schnitt Quer