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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2008

Sanierung und Umbau der Kleinmarkthalle

3. Preis

Ferdinand Heide Architekt

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Das Konzept für die Sanierung und Modernisierung der denkmalgeschützten Kleinmarkthalle verfolgt das Ziel, so behutsam wie möglich mit der baulichen Substanz und dem „sozialen Gefüge“ der Markhalle umzugehen.
So werden keine umfangreichen Erweiterungen mit neuen Fassaden und großen Erweiterungsflächen vorgeschlagen, sondern lediglich ein schlankes Vordach mit kleinen, seitlichen Sockelbauten.
Dieses Vordach definiert einen Raum - einen offenen Marktstand – welcher der Halle zum neuen Platz auf der Südseite eine zusätzliche Ausrichtung und ein lebendiges Umfeld gibt.
Dieser Idee des neuen Markplatzes auf der Südseite folgend, wird die Tiefgarage – mit den stadträumlich immer problematischen Zu- und Ausfahrtsrampen – auf die Nordseite der Halle gelegt. Dies hat den Vorteil, dass nicht nur die Rampen in dem für das städtische Gefüge wichtigen südlichen Vorplatz entfallen, sondern auch, dass sämtliche Bäume erhalten werden können. Erst so kann ein „Marktplatz“ als attraktiver Stadtraum entstehen.
Die Andienung wiederum, die Rangierfläche für LKWs benötigt, verbleibt auf der Südseite, da Lieferverkehre ohnehin zu anderen Zeiten erfolgen als der Marktbetrieb.
Mit dem offenen Markstand, den neuen „schirnartigen“ Verkaufsständen und dem neuen Markplatz wird im Süden der Halle eine attraktive Ergänzung angeboten, ohne das funktionierende Gefüge der Halle selbst und ihren besonderen Charme anzugreifen.


Konzept bauliche Umsetzung

Der Entwurf ermöglicht zwei voneinander völlig unabhängige Bauabschnitte: Die Erstellung einer Tiefgarage im Norden und die Sanierung und Ergänzung der Markt-stände im Süden: Bei allen Bauabschnitten steht entweder nördlich oder südlich der Halle auskömmlich Fläche zur Verfügung, um auf der einen Seite eine Baustelle einzurichten und um auf der anderen Seite die von der Sanierung betroffenen Händler temporär in Verkaufswagen vor der Halle unterzubringen.


Städtebaulicher Ideenteil

Die vorgeschlagenen Maßnahmen im Umfeld der Halle verfolgen zwei Ziele: Zum einen soll mit dem neuen „Marktplatz“ der Halle ein attraktives Umfeld gegeben werden, zum andern soll das Wohnen in der Stadt durch ein Wohnhäuser in Passivhaus-Bauweise nördlich der Halle und als Arrondierung der Bebauung an der Berliner Straße gestärkt werden.
Die Maßnahmen des städtebaulichen Ideenteils, die Errichtung von Wohnbauten in Passivhaus-Bauweise südlich und nördlich der Halle kann völlig unabhängig von der Baugeschehen der Kleinmarkthalle erfolgen. Die Händlertiefgarage im Norden ist so ausgebildet, dass sie in einem ersten BA hälftig errichtet wird, um den Stellplatz-bedarf der Halle zu decken. In die Garage bereits integriert (jedoch ohne Aufzüge) sind drei Treppenaufgänge, die zunächst als Fluchttreppen dienen und die später die Treppen-häuser der Wohnbauten bilden können. Mit der Erweiterung der Händlergarage nach Norden kann dann wiederum wirtschaftlich und effizient der Stellplatzbedarf des Wohnungsbaus gedeckt werden.
Die denkmalgeschützte Bebauung an der Berliner Straße wird mit drei fünfge-schossigen Punkt-Wohnbauten so ergänzt, dass einerseits die städtebauliche Struktur gestärkt, andererseits eine kräftigere Raumkante zum neuen Marktplatz süd-lich der Halle entsteht. Vorgeschlagen werden schlanke hohe Bauten, die pro Ge-schoss entweder zwei kleine Appartements oder eine größere Wohnung aufnehmen. Im EG liegen jeweils ein kleine Eingangshalle und parallel zum Platz Ladenflächen. Die vorhandenen Öffnungen in der Bebauung an der Berliner Straße werden konsequent als öffentlicher Durchgang zur Markthalle geführt. Mit der neuen Bebauung werden durch die Anordnung der Stellplätze in einer Tiefgarage neue Innenhöfe geschaffen, die als wohnungsnahes Grün gestaltet werden können. Die Tiefgarage ist taschenartig so in den Bestand eingefügt, dass nur parallel zu den vorhandenen Wohnbauten eine schmale Fahrstraße ausgebildet werden muss, die den Erhalt der Bäume am Platz ermöglicht.


Bauliche Struktur / Organisation

Die Neubaumaßnahmen sind auf ein Minimum begrenzt: Auf der Südseite der Halle liegt ein Vordach als Stahlbetonflachdecke auf eingeschossigen Baukörpern, die im Westen die Gastronomie und im Süden die Läden sowie die Andienung aufnehmen.
Eine neue, außen liegende Freitreppe bindet das 1. OG der Halle an und ermöglicht einen vom Hallenbetrieb unabhängigen Zugang zu einem weiteren Gastronomie-be-trieb im OG der Halle. Die Dachfläche vor dem neuen Weinlokal kann als Terrasse genutzt werden. Durch den Wetterschutz des neuen Daches ist es möglich, die Marktstände der südlichen Hallenzeile nicht nur zur Halle, sondern auch „schirnartig“ zum Platz zu öffnen. Dieses Angebot für die Sommermonate wird ergänzt durch zusätzliche, freistehende Marktstände, die als bauseitiger Installationsblock (Medien- und Abwasserversorgung) ermöglichen, dass das Marktgeschehen der Halle temporär auch auf den Platz erweitert wird. Nur in der Südschiene werden die Marktstände der Fleischer modular – um jeweils zwischen den Einheiten platzierte Kühlzellen – ergänzt, zwei neue Treppenhäuser sowie zwei Lastaufzüge vervoll-ständigen die Baumaßnahmen an der Halle. Alle sonstigen Maßnahmen sind behutsame Modernisierung am Bestand ohne dessen Erscheinung zu verändern:
Die Neueindeckung (Wärmedämmung des Daches) mit einem Kal-Zip- Blechdach mit integrierten Photovoltaikzellen, eine neue Isolierverglasung der Nordfassade einhergehend mit einer Dämmung der vorh. Stahlkonstruktion sowie der Austausch sämtlicher Fenster des Kopfbaus und der Südseite verbunden mit einer neuen inneren Vorsatzschale.



Konzept Haustechnik

– Regelungsanlage zur Energieeinsparung
Als Regelung wird das innovative Optimierungssystem der Firma Bauer eingesetzt. Damit lassen sich bei Häusern alter Bauart immer ca. 30% Heiz- und elektrische Antriebsenergie einsparen. Die einzige Voraussetzung ist die Dichtheit der Gebäu-dehülle im Winter, die mittels automatisch schließender Türen immer wieder her-gestellt wird.
Diese neue Art der Regelung ist bereits in mehreren Hallen eingebaut worden und hat gegenüber der DDC-Regelung mit Standardprogrammierung, die vorher einge-baut war, zu enormen Minderungen des Wärmeenergieverbrauchs geführt. Der elek-trische Energieverbrauch für die Ventilation und die Kälteerzeugung sank im eben-falls deutlich.
In einem bisher zwei Jahre dauernden Test wurden im direkten Vergleich zweier identischer Kinosäle, die unmittelbar nebeneinander liegen und mit DDC-Regelungen ausgerüstet sind, bei der mit dem Optimierungssystem ausgerüsteten Anlage der Wärmeverbrauch um 47% und der Stromverbrauch um 39% reduziert.

– Heizungs- und Lüftungsanlage
Da mit dem neuen Optimierungssystem die Konvektion unterbunden wird, verlieren Heizkörper ihre Funktion. Somit erhält die Halle keine statische Heizung und auch keine Fußbodenheizung. Die Beheizung der Halle erfolgt ausschließlich über die Lüftungsanlage. Im Sommerfall wird die Anlage zur Belüftung benutzt (max. 3-facher Luft-wechsel). An den Außenwänden und Fenstern wird die Luft stehen bleiben und eine isolierende Schicht ausbilden. Abfallende Kaltluft wird nicht entstehen. Feuch-tig-keitsausfall an den Scheiben wird nicht auftreten.

Die Zuluft wird über 4 in der Mittelachse der Halle angeordnete Türme von ca. 1,5m Durchmesser in 6,5m Höhe in die Halle eingeblasen. Über einen 5. Turm in der Mitte der Halle wird die Luft wieder abgesaugt.
Das Optimierungssystem garantiert eine Luftverteilung ohne Temperaturschich-tungen. Die Luft im Raum wird überall die gleiche Qualität besitzen. Dies wird auch in den Verkaufsständen so sein, sofern diese zur Halle hin geöffnet sind.
Diese Anordnung ist bereits getestet worden und liefert sehr gute Ergebnisse.

Im Untergeschoss werden 2 Lüftungsanlagen angeordnet, die jeweils die Hälfte der benötigten Luftmenge erwärmen und fördern. Im Störungsfall können beide mit einer Klappe verbunden werden, um die Leistung der jeweils gestörten Anlage zum Teil zu übernehmen.

– Beschreibung der raumlufttechnischen Anlage
Die Außenluft (AU) wird über die Außenluftklappe angesaugt und von einem Filter gereinigt. Über ein weiteres Klappensystem wird die Außenluft durch ein Wärmerückgewinnungsregister geführt, um dort die Wärme der Fortluft (FO) zu übernehmen. Ein Heizregister wärmt die Außenluft weiter auf den gewünschten Sollwert auf, um in der Halle die geforderte Raumtemperatur (19°C) zu erreichen.
In der Halle sind 3 Fühler montiert, die die Temperatur (T), den Luftdruck (P) und die Luftqualität (Q) messen. Die Ventilatoren sind mit Drehzahlreglern ausgerüstet.
Die Drehzahl des Zuluft-Ventilators wird erhöht, wenn die Raumluftqualität dies erfordert. Ebenso wird die Drehzahl des Zuluft-Ventilators erhöht, wenn die Halle stärker beheizt werden muss. Die Drehzahl des Abluft-Ventilators wird vom Raumdruckfühler beeinflusst, so dass durch die Verringerung der Drehzahl im Raum sich ein leichter Überdruck einstellt. Sollte sich auch bei stillstehendem Abluftventilator kein Druck aufbauen, wird zusätzlich in Folge die Fortluftklappe geschlossen.
Mit Hilfe der Luftregelklappen werden die Luftmengen, die durch den jeweiligen Turm der Halle zugeführt werden, geregelt, sodass es möglich wird, die Halle in Temperaturzonen aufzuteilen.


– Heizung der Verkaufstände an der Straßenseite
Für diese Verkaufsstände ist eine Fußbodenheizung vorgesehen. Jeder Raum erhält einen eigenen Thermostaten.

– Hallendach
Die Dachfläche wird mit einem neuartigen Blechprofildach belegt. Integriert in diesem Dach sind Photovoltaik-Folien. Diese erzeugen eine elektrische Leistung von ca. 100kWp. Dies entspricht einer Ernte von etwa 85.000kWhel pro Jahr.
Auf den Stirnseiten des Daches werden zusätzlich je 100qm Solarkollektoren montiert. Diese erzeugen pro Sonnentag 10cbm heißes Wasser mit einer Temperatur von 60°C.

– Tiefgaragenbelüftung
Über 3 Türme, die an den neu zu errichteten Punkthäusern angebracht sind, wird die Luft aus den jeweils darunter liegenden Garagenabschnitt abgesaugt. Die Zuluft strömt über die Rampen nach. Über 2 Türme, die an der Fassade der nördlichen Bebauung liegen, wird die Luft aus der Nordgarage abgesaugt. Die Zuluft strömt über die Rampe nach. Die Türme dienen auch zur Entrauchung.

– Wohnungsheizung und Lüftung
Die Wohnungen werden mit Fußbodenheizungen ausgerüstet. Jedes Zimmer erhält einen eigenen Regelkreis mit Raumthermostat. Jede Wohnung erhält eine Anlage zur kontrollierten Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung.


Fazit
Baumaßnahmen, die auf das Notwendigste reduziert sind und ein sensibler Einsatz von Technik sollen dazu betragen, dass die Kleinmarkthalle einerseits durch Moder-ni-sierung zukunftsfähig wird. Dabei soll aber andererseits aber ihre den Frankfurter Bürgern lieb ge-wonnene Bau- und Händlerstruktur so wenig wie möglich beein-trächtigt werden.