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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2008

Stadtumbau Rathenow, Stadtplatz im Quartier Nördliche Innenstadt

1. Preis

HAHN HERTLING VON HANTELMANN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Idee
Ein moderner, urbaner Stadtplatz entsteht für die Nördliche Innenstadt in Rathenow. Er wird gleichzeitig ein Kiez- und Quartiersplatz sein, der Jung und Alt zum Verweilen, Spielen und Plaudern zusammenführt.

Der einstige Wohnblock wird mit einer locker gesetzten doppelten Baumreihe nachgezeichnet: Die Baumgalerie. Die städtebaulichen Raumkanten der historischen Blockstruktur bleiben lesbar. Dort, wo einst das Blockinnere die Wohnqualität des Blocks ausgezeichnet hat, öffnet sich dem Besucher im Inneren der Baumgalerie eine großzügige offene Parkfläche. Neben der Baumgalerie teilt sich der Stadtplatz in drei Bereiche. An der Spandauer Straße, Richtung Innenstadt, befindet sich eine Platzfläche als Quartiersplatz und bildet mit einem Dach einen Identität stiftenden Treffpunkt für die Nachbarschaft. Ihm schließt sich, drei Sitzstufen tiefer gelegen, eine generöse Spiel- und Liegewiese an, die nach Norden wieder auf das Nullniveau ansteigt. Hier bildet ein Spielbereich für die Kleinen das nördliche Pendant zum südlichen Quartiersplatz.
Mit dem neuen Stadtplatz entsteht ein attraktiver Anziehungspunkt für die Nördliche Innenstadt und weit über das Quartier hinaus. Als Identifikationspunkt im Quartier wertet er die Wohnqualität hier erheblich auf.


Die Baumgalerie
Eine Baumgalerie rahmt wie ein Wandelgang den Stadtplatz.
Lichte, aufgeastete Bäume bilden den Raum. Hainbuche, Boulevardeiche und Robinie sind die drei ausgewählten Baumarten, die sich in ihrer Farbe, Textur, Blattwerk, Färbung, Blüte und Rinde gegenseitig spannungsvoll ergänzen. Sowohl von der Rasenfläche aus als auch aus dem Stadtraum bietet sich dem Betrachter eine vielfältige und abwechslungsreiche Kulisse. Im Laufe des Jahres und der Vegetationsperioden verändert sich jeder Baum in seiner charakteristischen Art und Weise und gibt den Anwohnern die Möglichkeit die Jahreszeiten zu erleben. Die Robinie besticht durch ihre dunkle Rinde, dem lichten Wuchs, dem Duft der weißen Blüten und den zarten, gefiederten Blättern, die immer in Bewegung zu sein scheinen. Daneben kontrastiert die Boulevardeiche mit ihren großen Blättern die sich im Herbst spektakulär rot färben. Die Hainbuche mit ihrem symmetrischen Kronenaufbau zeichnet sich dadurch aus, dass sie ihre Blätter nach der leuchtend gelben Herbstfärbung den Winter über bis zum Frühjahr trägt. Zudem hat sie eine besonders schöne Rindenmaserung.

Mit den unterschiedlichen Gehölzen der Baumgalerie wird ein Stück Natur mit ihren Impressionen, Stimmungen und optischen Reizen im Wechsel der Jahreszeiten in die Stadt geholt und gleichzeitig die klassische Geometrie eines historischen Stadtplatzes gewahrt. Er bleibt so als städtebauliche, geometrische Figur markant im Stadtbild verortet.
Die Baumgalerie bietet einen abwechslungsreichen Spazierrundweg, der zum Entdecken und zum Beobachten des Treibens auf dem Platz einlädt. Mit immer wieder neuen Durchblicken werden vielfältige Sichtbeziehungen generiert.

Die Besonderheit: Die Bürger können Baumpatenschaften zu den einzelnen Bäumen eingehen. So entsteht eine ganz besondere Beziehung der Anwohner zu Ihrem neuen Stadtplatz und wirkt Vandalismus entgegen. Baumschildchen präsentieren den Paten und können Besuchern stolz präsentiert werden.

Nutzung und Orientierung
Sitzen ist neben dem Flanieren ein großes rahmendes Thema auf dem Stadtplatz. Geschützt durch die Baumgalerie sind Sitzbänke partiell mit bequemen Holzauflagen auf einem rahmenden Band im Boden positioniert. Sonnenexponierte und schattige Aufenthaltsqualitäten variieren im Wechselspiel der Bäume.

Der gesamte Stadtplatz ist eine multifunktionale Fläche und bietet Raum für vielfältigste Nutzungen jeder Art und für jede Altersgruppe: vom Sonnenbaden, Picknicken, Federball-, Frisbeespiel und Drachen steigen lassen auf der Spiel- und Liegewiese, über Veranstaltungen wie Quartiers- und Kinderfeste, Flohmärkte, Boule- und Schachnachmittage für Senioren auf dem Quartiersplatz an der Spandauer Straße. Eine Dachkonstruktion bietet hier Schatten und einen einprägsamen Treffpunkt für die Nachbarschaft.
Die großzügige Gestaltung des Stadtplatzes bietet eine klare Orientierung und eine äußerst übersichtliche Wegeführung. Alle Bereiche sind einsehbar, einengende Raumsituationen werden im Hinblick auf die Sicherheit im öffentlichen Raum vermieden. Sichtverbindungen innerhalb der Flächen und im Wechselspiel mit der umgebenden Bebauung stärken die klare Orientierung. Durch die fließenden Übergänge zwischen den Höhenniveaus sind alle Flächen absolut barrierefrei zugänglich.


Die Ausstattung
Die Sandspielfläche ist mit Holzelementen bestückt, die in ihrer abstrahierten Brillenform auf die Rathenower Optikvergangenheit anspielen. Eine 30 cm breite Einfassung verhindert, dass der Sand sich mit der Wassergebundenen Wegedecke vermischt.
Auf dem Quartiersplatz zeichnen bodenbündig Stahlbänder in der Wassergebundenen Wegedecke Spielmöglichkeiten wie eine Boulebahn und zwei Schachfelder ab. Die Dachkonstruktion ist zusätzlich mit einem Sitzelement ausgestattet.
Im Lauf des ehemaligen Blockes wird ein Gehweg in Kleinsteinpflaster, als Passé Verbund verlegt, hergestellt. Stahlbänder bilden den Übergang zur Wassergebundenen Wegedecke der Baumgalerie.


Das Lichtkonzept
Ein besonderer und äußerst wichtiger Aspekt ist die Ausleuchtung der Fläche in der Nacht im Kostenrahmen zu realisieren, damit der Ort auch nächtens sicher ist und lebendig wirkt. Die Lichtplanung für den Stadtplatz baut im Wesentlichen auf zwei Elemente.

Zum einen werden die im Straßenraum vorhandenen Leuchten aus DDR Zeiten Instand gesetzt. Die konischen Mastleuchten entlang der Platzgrenzen beleuchten den umliegenden Straßenraum, hellen die platzbegrenzenden Flächen auf und lenken ebenso Licht in die Baumkronen.

Den Lichtschwerpunkt im Inneren setzen 2-3 Einzelleuchten an einem 7m hohen Lichtmast. Ihr gut abgeblendetes Licht beleuchtet weich die Rasenfläche und etwas stärker den Aufenthaltsbereich auf dem Quartiersplatz. So stellt sich der Platz aus dem Umfeld heraus und ist auch bei Dunkelheit gut nutzbar, wirkt anziehend und sicher. Die Auswahl energiesparender HIT-Leuchtmittel, variable Lichtoptiken mit guter Entblendung und moderne Betriebsgeräte in Verbindung mit einer einfachen Lichtsteuerung sorgen für einen wirtschaftlichen Betrieb bei einem hohen Lichtkomfort.


Realisierung
Der Entwurf berücksichtigt den Kostenrahmen und ist im Nachgang mit einem minimalen Aufwand zu pflegen. Die schlichte, robuste Gestaltung ist besonders resistent gegen Vandalismus. Durch die Materialwahl wird der Versieglungsgrad auf ein absolutes Minimum reduziert. Die Baumgalerie bildet einen grünen Pufferbereich als Abschirmung zum Verkehr.