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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2008

Umbau, Sanierung und Nutzungsergänzung des Alten und Neuen Schlosses

3. Preis / Planungswettbewerb

Architekten Mühlich + Partner BDA

Architektur

Erläuterungstext

Reduktion als Planungsprinzip – oder die Sinnlichkeit des Einfachen

Nur wenige Eingriffe wollen wir vornehmen und diese auch konsequent zeigen. Die neue Eingangsfassade, die kompakte Treppe, der Aufzug, die Differenztreppen in den drei Geschossen, ein kleines Deckenstück vor dem neuen Saal und dessen große Zugangstür.
Weißenhorns Rathaus soll nicht vordergründig dominiert werden von den zukünftigen Einbauten – den Bestand wollen wir im höchsten Maße respektieren und bewahren – alle neuen Elemente sollen sich unterordnen, dienen, ohne jedoch ihre Eigenständigkeit zu leugnen. Gestalterische Klarheit, konstruktive Einfachheit, funktionale Logik, handwerkliche Präzision und konzeptionelle Nachhaltigkeit sind unsere planerischen Werkzeuge.
Am Zugang greifen wir die bestehenden Fassadenöffnungen der beiden Obergeschosse auf und stimmen die vier raumhohen Durchgänge daraufhin ab. Die vorgelagerte Glasfassade mit dem aus der Stellung des Fuggerschlosses entwickelten Vordach bildet zukünftig den Rathauszugang, angemessen großzügig und gleichzeitig mit dem gebotenen Maß an Zurückhaltung. Eine einladende Geste – die einzige nach außen erkennbare Veränderung – mit der wir in das große Foyer führen. Die Treppe buhlt nicht raumfüllend um Aufmerksamkeit, sie lehnt sich zurückhaltend an die Rückwand des Foyers und holt die Besucher regelrecht in die beiden Obergeschosse ab. An- und Austritte folgen konsequent den funktionalen Zusammenhängen, im Foyer Richtung Hauseingang, im Obergeschoss Richtung neuem Ratssaal, eine spürbare Logik.
Die Informationstheke stellen wir als skulpturales Element frei ins Foyer, ihre Form leitet sich aus den sie umspülenden Wegebeziehungen ab. Hier zeigt sich ein klarer Vorteil unserer Treppe: sie ist raumsparend und kann fast zur Hälfte problemlos unterschritten werden, das Foyer gewinnt an Großzügigkeit. Die tiefen, bestehenden Wandnischen nutzen wir als öffentliche Orte des Rückzugs in die virtuelle Welt.
Den Aufzug positionieren wir als Durchlader an der Schnittstelle Fuggerschloss / Zwischenbau und gewährleisten so die barrierefreie Erschließung aller Räume. Die jeweiligen Differenztreppen begleiten den freigestellten Aufzugsschacht und korrespondieren in ihrer Lage mit der Haupttreppe.
Der Vorteil der kompakten Treppenanlage liegt auch im zweiten Obergeschoss klar auf der Hand: die großzügig geschaffene Aufenthaltsfläche bildet den angemessenen Auftakt zum zukünftigen Ratssaal. Die materialgleiche Einheit aus der neuen Türanlage und dem erhöhten Deckenbereich - indirekt hinterleuchtet - führt den Besucher unaufdringlich repräsentativ in den Sitzungssaal. Saalseitig integrieren wir die reaktivierte Tür zum bestehenden Treppenturm in das Gesamtelement, ein Teil unserer Brandschutzvorüberlegungen.
Bei der Materialwahl üben wir ebenfalls Zurückhaltung: alle Neuankömmlinge sind aus verschweißtem Stahlblech mit tragender Wandstärke. Eisenglimmerbeschichtet stehen sie im gewünschten Kontrast zu den historischen Einbauten und sorgen im Gesamtensemble für stilvolle Noblesse. Im Erdgeschoss und auf der Treppe greifen wir den geschliffenen Terrazzo des Fuggerschlosses auf, in den Obergeschossen bildet neuer Parkett in den Erschließungsbereichen den Übergang zu den Amtszimmern. Treppenhandlauf und Stoßgriffe an der Tür zum Saal in gebeizter Eiche suchen die Materialverwandtschaft zu historischen Türen, klare Folge unseres Reduktionsprinzips.
Kompakte Einbauten, die einfache Konstruktion, vor allem aber wenig Eingriff in die historische Bausubstanz und damit größtmöglicher Erhalt des vorhandenen Raumangebotes führen zur maßstäblichen Kostenentwicklung und zur bezahlbaren Realisierung.
Die vorgeschlagene Außenanlagengestaltung folgt konsequent unseren Planungsprinzipien im Inneren. Das Pflaster des Kirchplatzes führen wir fort, nicht über die gesamte Fläche, vorhandene Fluchten und Wegebeziehungen begrenzen den versiegelten Bereich. Das liebgewonnene Thema Buchshecken greifen wir auf und interpretieren es neu, gereiht nach wie vor in Grasflächen. Der gezielt positionierte Baum mit Sitzgelegenheit ergänzt die Aufenthaltsqualität am neuen Rathauszugang. Die weiteren Flächen belassen wir als wassergebundene Decke und tragen auch so zur selbstverständlichen Integration des neuen Platzes in seine vorgefundene Umgebung bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Um im 1. und 2. Obergeschoss den Raum im Anschluss zum Stadtbauamt zu erhalten, legt sich der Verfasser bei der Organisation der vertikalen Erschließung große Zwänge auf. Die denkmalpflegerische Absicht wird jedoch honoriert.

Das vorgesetzte Eingangselement wirkt in dieser Ausformung im Verhältnis zur Architektur und Nutzung zu bescheiden.

Die Situierung der Treppe hemmt die Erschließungsmöglichkeiten der dahinter liegenden Räume. Die vierläufige Treppe schafft räumliche Probleme; die Durchgangshöhe unter dem Podest wird als zu gering empfunden.

Die Informationstheke im Erdgeschoss wird nicht benötigt.

Der Aufzug ist richtig angeordnet, so dass die Niveaus beider Gebäudeteile erschlossen werden können. Dabei entstehen teilweise unklare und beengte Wegführungen. Die Barrierefreiheit ist im Prinzip gegeben, eine Vergrößerung der Verkehrsflächen wäre möglich.

Die Arbeit liegt im mittleren wirtschaftlichen Bereich.