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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2007

StÀdtebauliches Gutachten Windausweg

2. Preis

SERGIO PASCOLO ARCHITECTS

Architektur

ErlÀuterungstext

Standort und StÀdtebauliche Anbindung
Das GrundstĂŒck liegt an der Schnittstelle zwischen der konsolidierten Stadt und der sie umgebenden Natur im Gebiet sĂŒdlich von Göttingen: Der Stadtpark und der Kiessee stellen zusammen mit der ausgedehnten KleingĂ€rtenflĂ€che die wichtigste grĂŒne Lunge der Stadt dar. Der Leinekanal im Westen und die Achse der Stadtvillen aus dem 19. Jahrhundert im Osten stellen die Verbindung zwischen dem GrundstĂŒck und dem mittelalterlichen Stadtkern dar. Der Projektentwurf unterstreicht diese außerordentliche morphologische Gegebenheit, nutzt die Achse Lotzestraße als geometrische Ausrichtung des neuen Bauvorhabens und konzentriert die Bebauung auf drei von GrĂŒn umgebene Insel-Blöcke, die sich um einen zentralen FußgĂ€ngerplatz schließen: Auf diese Weise schafft das neue Viertel eine stĂ€dtische Umgebung in NaturnĂ€he, eine GrĂŒn- und FußgĂ€ngerzone mit Orten der Begegnung und Orten fĂŒr Spiel und Freizeit, einen Raum, der gleichzeitig ein stĂ€dtischer und natĂŒrlicher Raum ist, ein Ort der Sozialisierung und gleichzeitig ein Ort der Ruhe.

Nutzungs- und Raumprogramm
Das Projekt zeichnet drei klar umrissene Bereiche fĂŒr die drei Gesellschaften vor, sodass die drei „Inseln“ technisch, verwaltungsmĂ€ĂŸig und architektonisch unabhĂ€ngig von einander sind, und schlĂ€gt ein flexibles Aggregationssystem sowohl der Blöcke als auch der Wohneinheiten in den GebĂ€uden vor, das es den einzelnen Gesellschaften erlaubt, ihre jeweilige Insel nach den spezifischen Erfordernissen ihrer Zielgruppe zu bauen und dabei gleichzeitig ein urbanes Gesamtbild zu wahren. Außerhalb der drei “Inseln” liegt ein vierter Baukörper, der eine Art Verbindungsglied zwischen dem neuen Wohnviertel und der Stadt darstellt. Dies GebĂ€ude am Windausweg in der NĂ€he der Kreuzung mit der Lotzestraße wird zu einer Landmarke und einem Ort der Begegnung mit gewerblichen und Sozialisierungsfunktionen (CafĂšs, Restaurants, GeschĂ€fte, BĂŒros, RĂ€umlichkeiten fĂŒr Events, Ausstellungen, usw.), sowohl fĂŒr die neuen Bewohner als auch fĂŒr das umliegende Viertel.

Erschließung und StellplĂ€tze
Die Zufahrt zum Quartier erfolgt ausschließlich ĂŒber einen Fahrweg auf der Ostseite des GrundstĂŒcks, dort wo sich der derzeitige Eingang befindet. Über diesen Zufahrtsweg gelangt man zu den AbstellplĂ€tzen und in die Tiefgarage unter dem zentralen Platz; die oberirdischen AbstellplĂ€tze sind unter Wahrung des vorhandenen Baumbestands rechts und links von der Straße vorgesehen. Außerdem sind oberirdische AbstellplĂ€tze in der Nahe aller GebĂ€ude lĂ€ngs des Windausweg vorgesehen; dazu wurden der derzeitige Fuß- und Fahrwegverlauf neu gestaltet; in diesem Fall sorgen einige “Heckenblöcke” fĂŒr eine neue GrĂŒnlandschaft, die die Sicht auf die Autos auf ein Mindestmaß reduziert. Der Eingang zur Tiefgarage erfolgt unter Ausnutzung der leichten Höhenunterschiede des GrundstĂŒcks ab Höhe 148.00 ĂŒber eine minimal bemessene Rampe innerhalb eines Pavillons im GrĂŒnen am Ende des FußgĂ€ngerplatzes auf Höhe 150.20.

FreiflÀchen und Landschaftsarchitektur
Die Gestaltung fĂŒr den Außenraum der Wohnsiedlung am Windausweg leitet sich aus dem Potential des Ortes und der zukĂŒnftigen Nutzung ab.
Drei inselartige Wohnhöfe gliedern zusammen mit dem zentralen Quartierplatz den Ort.
Der axiale Hartplatz ist zentrales Verbindungsglied der Wohnhöfe und gibt der Gesamtanlage einen urbanen Charakter. Die Materialisierung des Platzes bestimmt ein Gussasphalt mit eingestreutem Korn. Lange PflanzgefĂ€ĂŸe mit Zierahorn-Arten gliedern den Raum und geben dem Ort eine hohe AufenthaltsqualitĂ€t.
Die Höfe, begrenzt von den WohnhÀusern, stellen die ruhige innere Welt der Anlage dar. Sie sind Ruheinseln und können von den Anwohnern zur Erholung und zum Aufenthalt genutzt werden.
Allen Höfen gemeinsam sind ein dunkler Klinkerbelag und die einheitliche Möblierung mit Brunnen und SpielgerĂ€t. Die großen Wasserbecken sind das Herz jeder Hofanlage. Ihr Rand ist als breite Sitzkante ausgebildet.
Durch die Bepflanzung erhalten die Höfe ihre eigene IdentitĂ€t: jedem Hof wird eine Baumart zugeordnet, die sich in ihrer Gestalt und Erscheinung von den anderen unterscheidet. Kirschenhof – Blasenbaumhof – Schnurbaumhof.
Der wertvolle Baumbestand wird so weit als möglich erhalten und mit SolitĂ€rbĂ€umen wie Linde, Eiche, Eschen und Kastanien ergĂ€nzt. Frei geschwungene Wege als wassergebundene Decke ausgebildet, fĂŒhren durch die Wohnparkanlage.
Orte fĂŒr das Kinderspiel sind in den Höfen, auf dem zentralen Platz und in der Parkanlage zu finden.

Bebauung
Die GebĂ€udeblöcke der drei Höfe sind in Gruppen um einen großzĂŒgigen zentralen Platz herum angeordnet.
Die viergeschossigen GebĂ€ude mit Dachwohnungen auf der fĂŒnften Etage sind abwechselnd in Nord-SĂŒd und Ost-West Richtung ausgerichtet, mit Fenstern, Loggien und Terrassen nach SĂŒden und Westen, um die Sonnenenergie bestmöglichst zu nutzen. Die kĂŒrzeste Entfernung von den gegenĂŒberliegenden GebĂ€uden betrĂ€gt 12 Meter, sodass die Sonneneinstrahlung immer gegeben ist und man nicht in die Fenster hineinsehen kann.
Der Masterplan legt FlĂ€chen und Rauminhalte und das VerhĂ€ltnis zwischen GebĂ€uden und gemeinschaftlich genutzten FlĂ€chen fest; diese Konfiguration erlaubt daher eine variable Kombination von Wohntypen und Baukörpern, um den Erfordernissen der drei Gesellschaften in der Phase der architektonischen Ausarbeitung und auch der zukĂŒnftigen Nutzung entgegen zu kommen.

FlexibilitÀt
Wohnbautypen: Der Entwurf deutet durch schematische Beispiele an, dass jede “Insel” - ohne die QualitĂ€t des Gesamtkonzepts zu verĂ€ndern – unterschiedlich große Wohnblöcke haben könnte, je nach den effektiven Aggregationen der Wohnungsarten und der Bewohnergruppen (zum Beispiel Seniorenresidenz, Frauengruppen, Wohngruppen, usw.)
Tiefgarage: Der Entwurf sieht eine gemeinsame Garage vor, die bereits vorher unabhĂ€ngig von den GebĂ€uden angelegt werden kann; das bedeutet einen erheblichen Vorteil bezĂŒglich der Raumnutzung, eine Reduzierung der befahrbaren und gepflasterten FlĂ€chen zu Gunsten der GrĂŒn- und FußgĂ€ngerflĂ€chen und bedeutet eine erhebliche Einsparung sowohl bei den Bau- als auch bei den Unterhaltungskosten. Sollten die drei Gesellschaften oder ihre Bewohner jedoch andere Erfordernisse haben, sieht der Plan die Möglichkeit vor, dass jede Gesellschaft fĂŒr spezifische Erfordernisse (grĂ¶ĂŸere Bequemlichkeit, Senioren oder Behinderte als Benutzer) eines der drei GebĂ€ude mit individuellen AbstellplĂ€tzen direkt unter den Wohnungen ausstattet, wobei die Gemeinschaftsgarage fĂŒr die ĂŒbrigen Wohnungen beibehalten, aber kleiner gestaltet wird; eine andere Lösung wĂ€re die, dass eine, zwei oder alle drei Gesellschaften eine eigene Garage im eigenen Hof bauen.

Wohnungsmix
Der Entwurf sieht eine Aggregation von Wohneinheiten vor, fĂŒr die vielfĂ€ltige Kombinationsmöglichkeiten bestehen. Die WE von 55-60 bis 135 Quadratmeter können in unterschiedlichen Blockarten zusammengestellt werden (mit einem Treppenhaus wie in einer Stadtvilla, mit zwei bis vier TreppenhĂ€usern) und damit Bewohnergruppen aufnehmen, die entweder durch Freundschaft oder gemeinsame Erfordernisse oder auch die gleiche WohnungsgrĂ¶ĂŸe miteinander verbunden sind; zur AggregationsflexibilitĂ€t kommt noch eine WohnungsflexibilitĂ€t hinzu: NĂ€mlich die Möglichkeit, die Wohneinheiten durch einen oder mehrere angrenzende RĂ€ume zu erweitern oder zu verkleinern. Das Kompositionssystem sieht vor, dass die endgĂŒltigen Aggregationen nach Ermittlung der Bewohnergruppen unterschiedliche Konfigurationen aufweisen, die dann zu einer gemeinsamen architektonischen Gestalt und zu rĂ€umlicher Vielfalt fĂŒhren.