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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2008

Neubau Jüdisches Museum Franken

Sandsteinmodell

Sandsteinmodell

Ankauf

sic architekten gmbh

Architektur

  • Mitarbeitende:

    Uwe Stephan-Jasper, Dipl.-Ing. Jan Gutermuth Dipl.-Ing. U. Stephan-Jasper Dipl.-Ing. Canan Durmus

Erläuterungstext

Entwurfsidee

Der Neubau steht für die starke Verwurzelung und die lange Tradition des Judentums in Franken. Stadtbildprägendes Baumaterial in Fürth ist der lokale Sandstein. Das Gebäude gleicht einem fränkischen Sandstein-Monolithen, mit einer markanten, sedimentschichtartigen Gliederung.
Symbolisch übernimmt das neue Gebäude-Museum die gleiche Aufgabe wie die Institution-Museum.

Die deutlich sichtbaren „Sedimentschichten“ stehen hier für einen symbolischen Schnitt durch die Zeit. Es lässt sich die lange Geschichte des Judentums in Franken und deren Überlagerung mit anderen Einflüssen ablesen und verdeutlichen.
Gleich einem Geo- oder Archäologen ist es die Aufgabe der Institution Museum einzelne Schichten frei zu legen, zu analysieren und zu interpretieren.
Im übertragenen Sinne wird also ein Stück der Geschichte Frankens in der Gestalt eines sedimentierten Steinblocks, sozusagen als „Bodenprobe“, gehoben und im Stadtbild verankert.

Dialog Alt - Neu

„Wichtigstes Exponat“ des Jüdischen Museum Franken ist der Altbau
mit seiner eigenen Geschichte.
Vor diesem Hintergrund erklären sich Form und Orientierung des neuen
Baukörpers:

Außen
Mit seiner einfachen und klaren Kubatur tritt der Neubau hinter das
historische Gebäude zurück.
Durch die leichte Drehung des Baukörpers aus der Fassadenlinie des
Bestandsgebäudes bleibt der Altbau im Straßenraum erlebbar.
Gleichzeitig wird die Eingangssituation akzentuiert.
Mit der Orientierung der neuen Fassade an den wesentlichen horizontalen Fassadenlinien des Bestandsbaus wird die Beziehung zwischen Alt- und Neubau betont.
Das Gebäude ist grundsätzlich introvertiert, öffnet sich jedoch im
Erdgeschoss mit seinen „öffentlichsten“ Bereichen, dem großflächig
Verglasten Café und dem Museumsshop, zum Straßenraum.
Besucher und Passanten werden so mit einer einladenden Geste in das
Museum gebeten.

Innen
In seiner gesamten internen Gestik wendet sich der Neubau dem historischen Bau zu.
Funktionales und formales Bindeglied zwischen Alt- und Neubau ist
eine atriumähnliche Raumfuge, die sich über die gesamte Gebäudehöhe
erstreckt.
Sie ist ein Zitat der für Fürth typischen und stadtbildprägenden
schmalen, gassenartigen Fugen zwischen den einzelnen Häusern einer
Straßenzeile. Wichtigste Funktion des Atriums ist es, das historische
Bestandsgebäude vom Neubau aus als „wichtigstes Exponat“ erlebbar zu machen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser definieren mit einem markanten Kubus in angenehmen Proportionen die Ecke. Das Erscheinungsbild wird der Bedeutung der Aufgabe gerecht, die Wahl der Betonfertigteile kann das gewünschte Bild der \"Geschichtssedimente\" angemessen interpretieren.
Die rechtwinkelige Weiterführung der Straßenfassade schafft am Übergang zum Altbau eine räumliche Aufweitung und gibt so dem \'Exponat Altbau\' eine angenehme Präsenz im Stadtraum. An der Nahtstelle zwischen Alt und Neu lassen die Verfasser eine Fuge, die aus der spezifischen Fürther Stadttypologie der Gebäudezwischenräume hergeleitet wird.
Folgerichtig liegt hier der Eingang und eröffnet dem eintretenden Besucher einen Foyerrau m zwischen Alt und Neu , der bei genauer Betrachtung die versprochene Großzügigkeit nicht einlöst. Im Blickfang der Aufzugsturm , geeignet für großflächige Informationen, beengt die räumliche Wirkung der Fuge und liegt ungelenk im Grundriss.
Die Kasse liegt richtig. Von hier aus hat man einen Überblick über ankommende Besucher, das Café, den Shop und alle weiteren Wege in den Gebäudekomplex.
Das Café kann durch seine Lage sowohl Straßen- als auch Platzraum bereichern. Das Museum öffnet sich hier mit den richtigen Nutzungen nach Außen.
Leider ist die räumlich beeindruck ende Raumfuge in ihrem rückwärtigen Bereich zusätzlich durch die ins Untergeschoss führende Treppe sehr beinträchtigt.
Ein wenig attraktiver Zugang zum dort liegenden Versammlungsraum.
Funktional wären die ebenfalls dort liegend en Depotflächen eher der Sonderausstellungsfläche zuzuordnen. Die eingegrabenen WCs im kleinen Hof sind bautechnisch kaum zu bewältigen.
Die Bibliothek funktioniert gut, auch wenn der/die Bibliothekar/ in einen abgeschlossenen Raum bräuchte. Die Leseplätze zur Raumfuge, gegenüber dem historischen Museumsbau bieten eine angenehme, introvertierte Atmosphäre.
Diese wird jedoch durch die Fluchttreppenführung in diesem Bereich
beeinträchtigt. Die Fluchtwegeführung für den Werkstattbereich wird hiermit leider nicht aufgezeigt.
Die gewünschte Anbindung der Obergeschosse an den Altbaufunk tioniert mit dem in der Raumfuge sitzenden Aufzug gut.
Mit Ausnahme der WC- Anlage im UG ist das Gebäude in seiner kompakten Baukörperform wirtschaftlich zu errichten. Die Klimatisierung ist aufgrund der großen geschlossenen Flächen unproblematisch. Der Brandschutz lässt jedoch zur Raumfuge und dem wirklichen Erscheinungsbild einige Fragen offen.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Westansicht

Westansicht

Südansicht

Südansicht

Blick Eingang in \"Raumfuge\"

Blick Eingang in \"Raumfuge\"