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2. Rang 3 / 3

Mehrfachbeauftragung | 12/2007

Umgestaltung Kiliansplatz Heilbronn

Lageplan_500

Lageplan_500

3. Rang

Pfrommer + Roeder Freie Landschaftsarchitekten BDLA IFLA

Landschaftsarchitektur

SCALA Architekten und Stadtplaner

Architektur

Erläuterungstext

Umgestaltung Kiliansplatz in Heilbronn ARGE Pfrommer + Roeder -Landschaftsarchitekten & SCALA -Architekten Stadtplaner

ERLÄUTERUNGSBERICHT
Prolog:
Feld (=Parzelle), Gasse und Platz
Grundlagen
Der bestehende Kiliansplatz, an der Schnittstelle zwischen der Nord-und Südstadt gelegen, als Partner des Marktplatzes, als Vorfeld der Kirche, \"leidet\" einerseits an der unklaren Definition von \"Platz\" und \"Gassen\", wie an der begrenzten Raumweite des verbleibenden Platzraumes (insbesondere in Ost-West-Richtung).
Der große Sonderbaustein \"Kilianskirche\" fordert im Grunde auch einen großzügigen öffentlichen Raum.
Hinzukommt, dass die Kirche im Hinblick auf Ihre Zeichenhaftigkeit durch den Hauptturm und die Eingangssituation eine eigenwillige Disposition aufweist. Vielmehr \"arbeitet\" verstärkt der östliche Apsisbereich mit den beiden Osttürmen, incl. \"Siebenröhrenbrunnen\", mit dem eigentlichen Platzraum.
\"Stadt\" ist nicht nur die größte Konstruktion der Menschheit, sondern zumeist eine sehr alte Konstruktion - dadurch bestehen sehr starke raumbildende Grundstrukturen, die sich über viele Jahre in den \"Stadtboden eingraviert\" haben, und die es in einigen Fällen gilt, wieder herauszuschälen - mit dem Ziel, Stadträumen verlorengegangene, eindeutige Identitäten zurückzugeben.

Spurensuche:
Die im Moment unklare Südflanke des Vorfeldes der Kilianskirche ist mit einem Blick in die historischen Karten (z.B. 1617 und 1834) und in einige historische Aufnahmen verständlich.
Das in Teilen umbaute, eingefasste Kirchenfeld mit zeitweise vorgelagerten Baumreihen zeigt, dass es sich bei der Kirchbrunnenstraße um eine verdichtete, eher enge Gasse gehandelt hat, mit einem eindeutigen Vorfeld zur Kirche.
Der Kiliansplatz selbst lag in einigen Zeitabschnitten mit seiner Ostflanke, fast einem Taschenplatz gleich, weiter östlich.
Diese Spurensuche hat nichts mit einer rückwärtsgewandten Lösungsfindung zu tun, sie kann jedoch im Sinne einer kreativen Spurensuche dazu dienen, eine im Moment unklare Raumdisposition zu verstehen und diese in eine zeitgemäße Neuinterpretation zu überführen.

Ziele:
Folgende Grundlagen werden als raumbildende Grundlagen angesehen

- eindeutige Zuordnung von -teilweise- auch engen Gassen, dafür aber umso weiteren Platzräumen, (mit dem Ziel klein wirkenden Platzräumen eine neue Weite einzuverleiben
damit zusammenhängend:
- Klärung des Kirchenfeldes und der Eingangsituation
- Der Namensgeber, die Kilianskirche und der Platzraum sind in einen stärkeren Dialog zu bringen.

Innerhalb der großen Gassen- und Platzraumfolgen, insbesondere innerhalb des Hauptkreuzes in Nord-Süd und West-Ost Richtung ist der Kiliansplatz im Hinblick auf seine linearen Anschlußräume eindeutiger zu definieren.

Maßnahmen:
Feld-Gasse-Platz:
Die Kilianskirche erhält im Süden -als Teil einer umgreifenden Feldidee- ein großzügiges Vorfeld mit Sitz-und Laufstufen. Auch die Windgasse wird somit eindeutiger und weniger abweisend von dem Kirchenvorfeld empfangen.
Dieses umgreifende Kirchenfeld nimmt auch die versetzte Christopherus-Skulptur und in einem Bronzetext-Rahmen den Siebenröhrenbunnen neu auf.
Der Kircheneingang (insbesondere vom Kiliansplatz aus betrachtet) wird dadurch entsprechend freigespielt.
Durch das Öffnen und Verschieben der Treppenanlage Richtung Süden wird nicht nur das Vorfeld für die Kirche optimiert, sondern auch die Kirchbrunnenstrasse \"verdichtet\", die zusätzliche Baumreihe unterstützt die Gassenidee an diese Stelle ergänzend.
Das geklärte Vorfeld und die \"verdicheten\" Zugangsgassen verhelfen dem an sich zu kleinen Kiliansplatz (insbesondere im Hinblick auf die Ost-West-Ausdehnung) zu einer gestärkten Weite, einer Weite, die zumindest optisch unterstützt, dem großen Kirchenbauwerk entspricht: enge Gassen stärken weite Platzräume.
Die Belagstextur des Kiliansplatzes orientiert sich an der Lage der Kirche und trägt zusätzlich über die durchgehenden Längsfugen (parallel zum Kirchenbauwerk) der unterschiedlichen Bänder zur Stärkung der Ost-West Ausdehnung des Platzraumes bei.
Über diese klare, eingelegte Fläche wird eine ergänzende Ordnungsstruktur in der Fläche vorgetragen, die das Verhältnis Raumkanten und Fläche zum eingestellten Baukörper \"Kilianskirche\" neu erleben lässt.

Die Einstellungen:
Die Christopherus-Skulptur wird in der nach Süden ausgedehnten Treppenanlage integriert. Der Siebenröhrenbrunnen (in Reminiszenz an die namensgebende Quelle, die \"Heiligbrunno\") wird nicht mehr primär an eine Treppenanlage gebunden, sondern durch seinen Belagsteppich wieder verstärkt Bestandteil des \"Kirchenfeldes\" und der Kirche selbst.

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Die wenigen Stufen im Bereich des Komödiantenbrunnens werden als Bestandteil der Belagsstruktur verstanden und in ihrer Längsausdehnung minimiert, die Brunnenanlage mit ihren Figuren selbst in einer Idealvorstellung von allen raum-und wegversperrenden Elementen befreit; Wasserfontänen ergänzen saisonal die Skulpturenaufstellung.
Das vorgetragene Gesamtkonzept ist aber auch unter dem kompletten Erhalt der Wasserbecken, jedoch mindestens unter Anpassung der Stufen möglich.
Eine feste Möblierung wird max. auf dem erhöhten Kirchenfeld in Südlage, mit Blick auf den Kiliansplatz und im Bereich der gegenüberliegenden Baumreihe (abgestimmt auf die Eingangssituationen der begleitenden Bebauung) mit Blick auf die Kirche angeboten. Die \"Mastenbänke\" vor der Ostkante ergänzen dieses Angebot.
Im Hinblick auf die Anforderungen des Marktes, der Bühne u.a. Bespielbarkeiten der eigentlichen Platzfläche wird auf die graphischen Diagramme verwiesen, die eine Vielfalt an unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten zeigen.
Die vorgetragenen Beispiele zeigen, dass ein großzügiges Raumgefüge mit wenigen Einstellungen jederzeit für weitere Nutzungen offensteht - die wenigen bindenden Elemente lassen genug Freiräume zu.
Anstelle eines temporären Veranstaltungsdaches mit Spannseilen und -segeln wird der \"Heilbronner-Membran-Schirm\" vorgetragen.
Die Grundposition des Freiraums sollte offen -auch nach oben offen- sein, ohne Seile.
Für Sonderveranstaltungen lassen diese andernorts zwischengelagerten Membran-Schirme eine sehr schnelle und auch recht flexible Überdachung für Veranstaltungen zu, gestatten eine Vielfalt unterschiedlicher Aggregatszustände (auch durch unterschiedliche Positionierungen) und lassen den öffentlichen Raum in seiner Basisversion frei und unverstellt... insbesondere mit dem Blick nach oben, den die Kirche in vielen Fällen fordert.
Die Freiraumbewirtung kann im Moment durch die Bedingungen der Randnutzungen leider nur auf zwei Bereiche begrenzt werden: an der Nordostkante und der Südkante.
Hier wäre unsere Empfehlung doch im Kontext zur östlichen Raumkante begrenzt Nutzungen dieser Art zuzulassen.
Im Übrigen wird der öffentliche Raum als \"Bühne des städtischen Lebens\" begriffen.
Der offene Platzraum und die Ränder lassen diesen öffentlichen Raum als einprägsame Platzfigur erscheinen.
Die grünen Bausteine:
Bäumreihen und -dächer werden eher in den zum Platz führenden Gasen und Wegen vorgeschlagen, insbesondere um den Platzraum im Wechsel zu den eher dichteren Gassen in seiner Weite zu steigern.

MATERIAL - UND LICHTKONZEPT

1) Materialkonzept
Der ordnende, eingelegte Stadtboden wird mit Pflasterplatten aus Granit (z.B. Flossenbürger Granit u.a.) in unterschiedlichen Bandbreiten belegt.

Diese Verlegeart findet sich im Grunde in der Fassade der Kilianskirche wieder und wird entsprechend abstrahiert auf die Platzfläche übertragen. Kilianskirche und Kiliansplatz kommen damit in einen sehr direkten, im Grunde unmissverständlichen Dialog. Unterschiedliche gelb-graue bis rötlich-braune Tönungen und Pflasterplattengrößen lassen eine lebendige, in Teilen auch schwingende Belagsfläche entstehen.
Das direkte Kirchenumfeld mit der Treppenanlage im Süden wird ebenfalls mit Granit belegt, jedoch mit anderer Oberflächenbehandlung und gleichmäßigen, feineren Pflasterplattenbändern in einer Färbung, die dem gelblich-braunen Material der Kirchenfassade sehr nahe kommt.
Den Belagsanforderungen (motorisierter Lieferverkehr und verkehrsberuhigte Bereiche) wird dahingehend entsprochen, dass der Belagsaufbau entsprechend der Bauklasse IV, RSTO 01, ausgeführt werden kann.
Die Platzentwässerung wird konzeptunterstützend über die Fläche bewältigt. Eingestreute Entwässerungslinien (parallel zu den Stoßfugen) unterstützen den flächenhaften Ansatz. Das angedachte Entwässerungskonzept ist den beiliegenden Graphiken zu entnehmen.

2) Lichtkonzept
Primär sollte der Raum oder wesentliche Einzelarchitekturen über das Licht spürbar gemacht werden.
Hinzukommt, dass auch ein Lichtwechsel zwischen Innenraumausleuchtungen (Kirche), Fassadenanstrahlungen u.a. Lichtelementen möglich sein sollte, um den Raum lichttechnisch nicht statisch wirken zu lassen.
Über eine dezente Beleuchtung wird die wertvolle Bausubstanz, hier insbesondere die Kilianskirche, gestärkt.
Die Baumdächer an den Eingangssituationen erfahren durch einzelne Baumstrahler eine zarte, fast skulpturale Ausleuchtung.
Die Skulpturen und der Siebenröhrenbrunnen werden über eine zusätzliche Anstrahlung herausgestellt, die Stufen können in den Steigungsflächen mit Lichtelementen ergänzend ausgestattet werden.
Diese Lichtelemente müssen nicht gleichzeitig in Erscheinung treten, vielmehr kann über ein präzise gewähltes Szenario eine Lichtstimmung die andere ablösen oder ergänzen.
Zu einem festgelegten Zeitpunkt (z.B. 00.00 Uhr) werden einzelne Beleuchtungselemente zurückgenommen, lediglich der Brunnen und die Grundbeleuchtung bleiben spürbar und der Kirchenraum (insbesondere Apsis) wird von Innen ausgeleuchtet. Diese Lichtwechsel sind aber jederzeit wandelbar.
Die Freiräume werden durch wenige, präzise Elemente gestärkt und beruhigt, sie wandeln sich durch ein Maximum an Freiheiten im Rahmen der wenigen bindenden Elemente, bei Nacht und Tag und über alle Jahreszeiten hinweg zu einem gestärkten identitätsstiftenden Ort in Heilbronn.

ARGE Pfrommer + Roeder -Landschaftsarchitekten & SCALA -Architekten Stadtplaner
Lageplan_500

Lageplan_500

Lageplan_200

Lageplan_200

Lageplan_200

Lageplan_200

Diagramme

Diagramme

Diagramme

Diagramme

Schnitte

Schnitte

Schnitte

Schnitte

Licht und Perspektiven

Licht und Perspektiven

Licht und Perspektiven

Licht und Perspektiven

Licht und Perspektiven

Licht und Perspektiven

Licht und Perspektiven

Licht und Perspektiven

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