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Einladungswettbewerb | 10/2021

Quartier Tor zum Tiefen Feld in Nürnberg

3. Preis

SUPERWIEN URBANISM ZT GMBH

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

In der Metropole der Zukunft geht es um gut angebundenen Wohnraum, Produktionsflächen und Arbeitsplätze in einem engmaschigen Raum-Netzwerk. Hier wächst Nürnberg nach innen, die Lage an der Bahn mit klimaneutraler Mobilität ist die Voraussetzung für die Entwicklung des Standortes. Am Postareal entsteht ein urbanes Mischquartier als produktives Zentrum der Zukunft. Von hier aus geht ein Impuls in die Metropolenregion.
Die vielfältigen und aktiven Nutzungen in der Erdgeschoßzone prägen den Charakter des neuen Quartiers. Die vertikale Nutzungsmischung wird zum Potentialland und Nährboden für produktives Schaffen sowie eigenverantwortliches Handeln. Ein Mehrwert für die Bewohner*innen, Nachbar*innen und Klima entsteht.
Die Baukörper der Mixed-Use City ermöglichen flexible EG-Zonen für Geschäftsnutzung gemischt mit digitaler Produktion, sowie großzügigen hybriden Produktionsweisen in flexiblen Werkstätten. Die ganzheitliche Betrachtung von Hardware (Gebäude), Software (Nutzungsvielfalt) und Orgware (Management) dient als Gerüst um das Quartier als produktives Zentrum zu entwickeln.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Quartiersentwicklung
Vermittelnd zwischen den verschiedenen städtebaulichen Bezugsfeldern aus dem Gewerbe- und Handelsgebiet und dem Verlauf der Rothenburger Straße wird eine klare und überzeugende Position des Hochpunktes gesetzt. Die nach Osten an das Hochhaus anschließenden Sockelgeschosse sind straßenbegleitend. Hofseitig wird die Kontur am Mobility Point zur Breite des Parkhauses ohne einen klaren städtebaulichen Ansatz verzogen. Die Verschneidungen von Verbindungsbauteil mit der Parkhauskontur, die hier raumprägend werden, zeigen die räumlichen Unzulänglichkeiten der Binnenstruktur. Die sehr differenzierte und starke identitätsstiftende Silhouette des Hochpunkts prägt die Komposition.

Zwischen dem Hochpunkt und dem Nordbau öffnet sich ein Raum, der sich zu wenig als Platz ausbildet und keine eindeutige Adresse bildet. Die Bauminsel im Bereich des „Kiss and Ride“ Anfahrbereiches ist atmosphärisch gut gewählt. Der kleine baumüberstandene Park zwischen Trafo und Parkhaus schließt den etwas indifferenten räumlichen Platz mit intensiver Grünskulptur.

Nutzungsangebote
Das interne geringe Flächenangebot des nördlichen Baukörpers könnte durch eine intensivere Nutzung verbessert werden. Hier ist die angebotene städtebauliche Komposition zu sehr additiv aus der zu integrierenden Trafostation entwickelt.

Die vielschichtigen Nutzungsangebote sind gut nachvollziehbar verortet. Die Integration von Außenraum auf dem Stadtboden und Adaption der verschiedenen Dachflächen für sportliche und kulturelle Nutzungen muss besonders positiv herausgestellt werden. Die Tribünentreppenanlage zwischen Hochhaus und Zwischenbau neben der angeschnittenen Fassadenrestfläche der Garage zeigt eine nicht gelöste Schwäche in der Arbeit.

Die Erschließungen sind klar und einfach erreichbar, gleichwohl fehlt ein einladendes Entreé und die damit vermisste klare Adressbildung.

Realisierung und Wirtschaftlichkeit
Die Auswirkungen des Bahnkörpers durch Erschütterungen und Lärm werden durch gute Setzung der Bauteile und deren vielfältige Nutzbarkeit konzeptionell gut gelöst. Die Dachnutzungen erfahren durch die jeweiligen Anordnungen ausreichenden Schutz und liegen noch im realisierbaren Erreichbarkeitsbereich.

Das Hochhaus liegt mit der „Skybox“ über der 60 m Grenze. Hier muss eine Anpassung der Geschosshöhen an die Nutzungen untersucht werden.

Grundsätzlich liegen die angebotenen Grundflächen klar unter den Erwartungen. Die Ausnutzung des nordwestlichen Planareals bietet Optimierungspotential. Sehr gut wird bei der Baukörperteilung die Realisierung der beiden Bauflächen unabhängig ermöglicht.

Klimabetrachtung

Freiraum, Grünflächen und Klimaanpassung
Der Freiraum zeigt sich indifferent. Eine hohe Flächenversiegelung und fehlende grüne Freiflächen, sowie die große, fast royale Vorfahrt über den gesamten Platz lassen keine attraktive Aufenthaltsqualität erwarten. Die Böschung kann durch die zu vielen Durchwegungen nicht durchgehend erhalten bleiben.

Der Umgang mit Regenwasser im Bereich der nicht versiegelten Fläche ist nicht ausreichend. Die Frei- und Grünflächenausstattung ist eher gering. Allerdings ist durch die gute Ausstattung mit großkronigen Bäumen im Bereich des Quartiersplatzes eine hohe Verschattungs-/Kühlleistung am Tag gegeben. Die Flächen sind in der Regel versickerungsfähig ausgeprägt, was positiv zu werten ist. Regenwassermanagement soll auch hier über den Schwammstadt-Ansatz umgesetzt werden.

Eine Unterbauung der Freiflächen findet nicht statt, was aus klimatischer Sicht positiv zu werten ist. Auf den Zwischengeschossen sind vielgestaltige Dachgärten angedacht die humanbioklimatisch eine positive Wirkung aufweisen können.

Durch die geschlossene SW-NO ausgerichtete Gebäudefront werden die nächtlichen Kaltluftflüsse auf der regionalen Ebene deutlich gestört werden. Im Hinblick auf den Windkomfort wird der Entwurf als positiv eingeordnet. Lokale Windspitzen sind nicht zu erwarten. Durch Fassadengestaltung werden „Fallwinde“ an der Fassade des Hochpunktes vermieden.