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Einladungswettbewerb | 03/2008

Fassadengestaltung Quartier MK2 - "Hotel am Altmarkt"

2. Preis

TCHOBAN VOSS Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Wettbewerb
Für die Schließung der letzten Lücke des Dresdner Altmarkts wurde Anfang Januar 2008 ein einstufiger, beschränkter, anonymer Einladungswettbewerb veranstaltet. Ausloberin ist die Dresdner Gewerbehaus GmbH. Teilgenommen haben elf Büros, darunter Pfau Architekten Dresden, Knerer und Lang, Dresden, kister scheithauer gross, leipzig und nsp tchoban voss, Berlin. Letztere hat die Jury unter Vorsitz von Prof. Ivan Reimann (Müller und Reimann, Berlin) im März 2008 mit dem zweiten Platz bedacht, der nun realisiert wird.
In der Begründung heißt es, dass der Entwurf in Volumen und Fassadentextur auf die Vorgaben der Platzgestalt reagiere und die Lücke am Altmarkt mit „gelassenem Selbstverständnis“ schließe. Es wird ein hoher handwerklicher Aufwand bemerkt, der Bezüge zur historischen Nachbarbebauung herstelle. Die Urbanität des Quartiers werde gestärkt. Sorgen meldet die Jury wegen der zu erwartenden hohen Kosten an: Das Ausmaß der filigranen Ausarbeitung sei sehr hoch.

Situation
Der Dresdner Altmarkt markiert als zentraler Platz den Mittelpunkt der historischen Altstadt.
Durch geschichtlich bedingte Wiederaufbau-, Um- und Neubaumaßnahmen entstammt die umgebende Bebauung ganz unterschiedlichen Phasen. Mit der Bebauung des MK 2 wird die letzte Lücke an der Südostseite des Altmarkts in unmittelbarer Nachbarschaft der Kreuzkirche geschlossen.

Baukörper und Fassadengestaltung
Der Bebauungsplan gibt die aufzunehmenden Fluchtlinien, Trauf- und Gebäudehöhen detailliert vor. Der bereits vorhandene Arkadenverlauf muss berücksichtigt werden.
Eine weitere prägende Vorgabe ist das auf allen Fassaden wiederkehrende Achsraster von ca. 4,0 m bzw. 3 x 1,33m. All diese Parameter bilden die Grundlage der Fassadengestaltung.
Der Neubau des Hotel- und Geschäftshauses wird als geschlossene Blockrandbebauung mit sieben Geschossen und einem Dachgeschoss errichtet. Die vier Fassaden werden durch ein Walmdach abgeschlossen. Ab dem 2. Obergeschoss entsteht ein Innenhof. Der Baukörper wird um einen fünfgeschossigen Annex zwischen Altmarkt und Kreuzkirche ergänzt. Der Annex schließt mit einem Flachdach in Form einer nutzbaren Dachterrasse ab. Die Abweichung vom Bebauungsplan, der grundsätzlich Walmdächer vorschreibt, halten die Autoren für vertretbar.

Unser Vorschlag sieht eine Lochfassade als vorgehängte, hinterlüftete Natursteinfassade mit entsprechender Wärmedämmung nach der Energieeinsparverordnung vor. Als einheitliches Natursteinmaterial wird ein heller Stein im Grundton Beige mit entsprechenden Spezifikationen für die Außenanwendung vorgeschlagen. Die Fassadenoberflächen wechseln zwischen gerillter (grob scharrierter) und - im Bereich der fassadenbündigen Fensterumrahmungen und im 5.OG – glatter geschliffener Steinoberfläche. Alle nicht der Hinterlüftung dienenden Natursteinfugen werden in Steinfarbe dauerelastisch verschlossen und besandet.

Im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss wird eine zweigeschossige umlaufende Arkade herausgearbeitet. Zur Kreuzkirche und Kramergasse kann die Arkade in einer Tiefe von ca. 4,0m begangen werden. Zur Schreibergasse und zum Altmarkt wird das Motiv der Arkade im Spiel der Pfeilervorlagen und Deckenbänder fortgeführt. Im Bereich der Arkade wird der Geschossdeckenanschluss zwischen Erdgeschoss und 1. Obergeschoss in Form eines „Luftbalkens“ mitgeführt, um umlaufend dieselbe Maßstäblichkeit zu halten. Im Erdgeschoss sind Schaufensteranlagen und die benötigten Zu- und Ausgangstüren zu den einzelnen Nutzungen vorgesehen. Als Hotelzugang ist u. a. eine Drehtrommeltür geplant.
Im 1. Obergeschoss zeichnen sich die dahinter befindlichen Sondernutzungen, wie Konferenz- und Tagungsräume durch großzügige, nicht unterteilte Verglasungen ab. In der Fassade zum Altmarkt erstreckt sich die Festverglasung über sechs Achsen auch in das 2. Obergeschoss – bedingt durch einen zweigeschossigen Ballsaal. Auf eine weitere Akzentuierung des Ballsaals in der Fassade wurde bewusst verzichtet.

Innerhalb der glatten Fensterumrahmung entwickelt sich vom 2. bis einschließlich 5. Obergeschoss ein wiederkehrendes, liegendes Fenstermotiv. Die gestaffelten Laibungssteine und Fensterpfeiler aus glattem Naturstein erzeugen ein formenreiches und für den Betrachter interessantes Schattenspiel.
Die schwarzen Profile der vierteiligen Metallfenster sind weitestgehend verdeckt. Ein schwarzes Metallgeländer in dem für den Nutzer öffenbaren Fensterbereich erzeugt Maßstäblichkeit und macht die Hotelnutzung ablesbar. Die äußeren beiden Fensterelemente – im Regelfall fest verriegelt – lassen sich zu Reinigungszwecken mittels Werkzeug ebenfalls öffnen. Außen liegende Sonnenschutzeinrichtungen sind nicht vorgesehen. Verglasungen werden, wo notwendig, als weitestgehend farbneutrale Sonnenschutz-Isolierverglasung ausgeführt, z. B. im Bürogeschoss.

Die Fensterumrahmung gewinnt mit jedem höherliegenden Geschoss an Breite - hierdurch entsteht der Eindruck eines sich verjüngenden Fassadenpfeilers. Das 6. Obergeschoss mit Büronutzung ist als um ca. 1,0m zurückgesetztes Geschoss mit durchlaufender, bodenständiger Fensterfassade ausgebildet. Das 6. Obergeschoss betont seine Eigenständigkeit zusätzlich durch das „Umrunden“ der Gebäudeecken. Gegliedert wird es durch einzelne Natursteinpfeiler, die den Bezug zur darunterliegenden Fassade und den Gauben darüber herstellen. Vorgestellt ist der Fassade ein schwarzes Metallgeländer mit Ober- und Untergurt und einer Füllung aus vertikalen Stäben. Eine einzelne Gaubenreihe mit ihrer Umrahmung aus Naturstein durchbricht die ansonsten glatte Walmdachfläche. Als Dachdeckung sind dunkelrote Biberschwanzdachziegel vorgesehen.
Die Fensterumrahmungen der Hauptfassaden treten jeweils ausgehend von den Eckbereichen als drei Achsen in der Breite und drei Achsen in der Höhe (im 2./ 3./ 4. Obergeschoss) um ca. 10cm hervor. Das erzeugt die Assoziation eines Eckrisalits und trägt zur behutsamen Gliederung der Fassade bei, ohne den Grundrhythmus des Gebäudes in Frage zu stellen.
Das Rahmen-Laibungsmotiv der Fenster wird im Bereich der Gebäudeecken aufgegriffen und gleichsam als „Blindfenster“ herumgeführt – ab dem 1. Obergeschoss in abgerundeter Form. Die weichen Rundungen des Gebäudes lassen es mit seinen Nachbarn korrespondieren bzw. in einen bewussten Kontrast treten. Sämtliche Fenstersohlbänke und Attikaabdeckungen werden mit entsprechendem Horizontalgefälle ebenfalls in Naturstein ausgeführt.

Werbegraphische Darstellungen und Einrichtungen sind in Anlehnung an den Bebauungsplan nicht oberhalb der Fensterbrüstung des 1. Obergeschosses vorgesehen. Der Fassadenentwurf verweist sämtliche Werbung in die Zone im Sturzbereich oberhalb der Schaufenster im Erdgeschoss und unterhalb des Geschossdeckenbandes zwischen Erdgeschoss und 1. Obergeschoss. Hier sind gleichsam als oberer Abschluss des Fensterelements je Achse hinterleuchtete Kästen zur Aufnahme werbetechnischer Schriftzüge oder Logos vorgesehen. Gegebenenfalls außerhalb der vorgenannten Zone, gewünschte Werbedarstellungen, z. B. vom Hotelbetreiber, sind aus unserer Sicht im Bereich der Attika des 6. Obergeschosses möglich, bedürften aber einer gesonderten genehmigungsrechtlichen Abstimmung.

Innere Raumaufteilung
Trennwände können im gesamten Gebäude mindestens auf der Hauptsachse an die Fassade angeschlossen werden. Im 6. Obergeschoss (Büros) können Trennwände in Abhängigkeit vom ausgeführten Fensterprofiltyp zusätzlich in jeder Ausbauachse angeschlossen werden, um eine entsprechende Flexibilität im Ausbau zu ermöglichen.