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Einladungswettbewerb | 03/2008

Fassadengestaltung Quartier MK2 - "Hotel am Altmarkt"

Nordfassade vom Altmarkt aus gesehen

Nordfassade vom Altmarkt aus gesehen

Ankauf

Architekturbüro KNERER UND LANG

Architektur

Erläuterungstext

Das Grundstück am Altmarkt befindet sich in einer städtebaulich schwierigen Situation: Einerseits ist das Gebiet zum Teil wieder durch die für das alte Dresden vor der Zerstörung typische Blockrandbebauung geprägt, andererseits wurde durch die Neubebauung der Oststeite des Altmarktes nach 1945 die Maßstäblichkeit, Baufluchten und die wichtige Sichtverbindung zur Kreuzkirche so nachhaltig verändert, dass nur durch die städteplanerische Intervention in Form eines vorspringenden, niedrigeren Gebäudeteils die historische Situation einer schmalen, gassenartigen Verbindung zur Kreuzkirche hin nachempfunden werden kann.

Struktur und Fassade des Neubaus bringt diese Diskrepanz in ein neues kompositorisches Gleichgewicht: Der Entwurf reagiert auf die beiden gegensätzlichen Traufhöhen durch die geschoßweise Stapelung vertikaler Fassadenelemente, die in den oberen Geschossen und im Bereich der nordöstlichen Ecke zur Kreuzkirche leicht zurückspringen. Der gleichmäßige fließende Rhythmus der Fassade unterstreicht die skulpturale Wirkung des Baukörpers und hebt das herkömmliche Prinzip von Vorder- und Rückseite auf.

Diesem gestalterischen Anspruch folgend ergibt sich eine Fassadengestaltung, in der die stehenden Öffnungen zu einem disziplinierten Spiel variiert werden. Die tiefen Fensteröffnungen mit innenbündigen Fenstern erzeugen eine umlaufend profilierte Außenfassade mit großformatigen, sandsteinfarbenen Betonelementen, deren Oberflächen sandgestrahlt und hydrophobiert wurden. Der prominenten Lage am Altmarkt und der hochwertigen Nutzung als Hotel wird durch die ornamentalen Reliefs mit Renaissancemotiven Rechnung getragen. Das Gebäude fügt sich in die Platzfront ein und offenbart auf den zweiten Blick seine Besonderheit. Die Atriumfassaden erhalten im Kontrast zur profilierten Außenfassade außenbündige Fenster in einer hell gestrichenen, flächigen Putzfassade.

Die tief liegende Fenster schützen vor übermäßiger Sonnen- und Wärmeeinstrahlung. Motorisch gesteuerte Verschattungselemente im Sturzbereich bieten die Möglichkeit der vollständigen Verschattung. Eine zentral gesteuerte Fensterlüftung der Innenhof-Fassade zur Kühlung des gesamten Baukörpers im Sommer entlastet die Klimaanlage. Auf diese Weise wird ein konstantes Temperaturverhalten, Nachhaltigkeit und Energieffizienz erreicht.

Die Fassade aus großformatigen Betonfertigteilelementen aus B45 mit einer maximalen Abmessung von 2,30 m - 2,90 m Höhe x 0,90 m Breite für die vertikalen Elemente und 0,70 m Höhe x 2,00 m Breite für die horizontalen Elemente wird über offene Schein- und Stossfugen strukturiert. Die U-förmig umlaufende Leibungstiefe erzeugt eine große Plastizität.

Durch natürliche beige bzw. orangerote Zuschläge und Pigmente im Beton werden die verschieden, fein nuancierenden Farbtöne der Fassadenelemente erzeugt, so dass sich von unten nach oben ein geschossweise gestufter Verlauf von beigen zu roten Sandsteintönen ergibt. Die sichtbare sandige Oberflächenstruktur entsteht durch das anschließende Sandstrahlen der fertigen Elemente. Die gestaltprägenden vertikalen Relief-Strukturen zwischen den Fensteröffnungen im 2. bis 7. Geschoss werden durch einfache Matrizeneinlagen in der Schalung erzeugt und nehmen Motive der ehemaligen repräsentativen Bürgerhäuser aus der Barock- und Renaissancezeit auf. Durch das abschließende Hydrophobieren werden die Oberflächen wasserabweisend und dauerhaft witterungsbeständig gemacht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit stellt einen sehr eigenständigen, souveränen Beitrag dar;
Der Verfasser schlägt einen skulpturalen Baukörper vor, dessen Obergeschosse an der Ecke Kreuzkirche, Altmarkt zurückspringen und somit den Blick auf den Turm der Kreuzkirche freigeben ohne die geschlossene Platzfront des Altmarktes aufzugeben.
Die gleichmäßige Bänderung der Fassade ermöglicht die Integration des im Bebauungsplan ausgewiesenen Annex an der Ecke Kreuzkirche / Altmarkt, das Gebäude bleibt als skulpturaler Baukörper ablesbar.

Infolge dieser Grundidee widerspricht der Entwurf in Bezug auf Dachausbildung und Traufhöhe der „Nase“ den Festlegungen des Bebauungsplanes.
Neben der skulpturalen Ausprägung verhilft auch die Materialwahl und die ornamentale Bearbeitung des Fassadenmaterials dem Gebäude zu großer Eigenständigkeit, welche aber in Bezug auf die Einordnung
in den Kontext des Altmarktes sehr kontrovers diskutiert wurde.
Die umlaufend ausgeprägte zweigeschossige Sockelzone ist hierbei wesentliches und einziges Element der Vermittlung zur Nachbarbebauung.

Das Preisgericht erkennt in der Arbeit des Verfassers eine klare Entwurfsidee, die konsequent verfolgt wird und in ihrer Darstellung und Durcharbeitung überzeugt.

(Auszug)
Ansicht Südost an der Kreuzkirche

Ansicht Südost an der Kreuzkirche

Fassadendetail

Fassadendetail