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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2008

Universität Rostock - Neubau Institut für Physik

2. Preis

struhkarchitekten

Architektur

DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Städtebau und Leitidee
Das Ziel des städtebaulichen Konzeptes ist:
• Die klare räumliche Struktur des Masterplans zu stärken.
• Die vorgeschlagene „Innenhofbildende Bebauung“ neu zu definieren mit einem zentralem Element der Hörsäle für die Lehre und einer „Straße für die Kommunikation“ mit angelagerten Laboren für die Forschung.
• Die harten Kanten der Cluster aufzunehmen, indem die neue Mitte des Instituts für Physik – „die Kommunikation“ - jeweils von einem „schützenden“ Kranz von „dienenden“ Räumen umgeben wird.

Erschließung und Funktion
Lehre
Von der internen Campusachse erreichen die Studenten und Besucher unter dem leicht schwebenden zentralen Baukörper der Hörsäle den Informationsbereich mit Forschungshighlights und „Mitmachexperimenten“. Bereichert wird die Ausstellung durch das Foucault’sche Pendel und die Einsteinbüste. Die Verwaltung und der PC-Pool sind auf kurzem Weg im Erdgeschoss zu erreichen.
Über eine offene Treppe werden der Experimentalhörsaal und weitere Säle, die ihr Tageslicht über ein Atrium erhalten, erreicht. Vorbereitungsräume lagern sich ringförmig um die Säle, Grund- und Nebenpraktika mit weiteren Seminarräumen sind im 2. und 3. Obergeschoss angeordnet und über Lufträume mit den beschriebenen Ebenen verbunden. Hierdurch ergeben sich interessante Blickbeziehungen mit einer guten Orientierung. Die Anlieferung erfolgt über die Nordwestseite.

Forschung
Die Mitarbeiter erschließen das Institut für Physik mit seiner Forschung über eine zentrale zweigeschossige „Kommunikationsstraße“, einem Ort zum zwanglosen Wissensaustausch, für Arbeitsbesprechungen und für Ausstellungen. Der transparente zweigeschossige Erschließungsraum mit seinen offenen Teeküchen, Sitzmöbeln und gläsernen Besprechungsboxen ermöglicht beiläufige, spontane Kontakte. Die angrenzenden Labore, die wie Häuser im Tiefgeschoss und Erdgeschoss an diese Straße angelagert sind, erhalten ihr Tageslicht über Innenhöfe, die mit Kies, Wasser, Gräser, Stein oder Moos gestaltet sind und Themen der vier Grundelemente aufnehmen. Diese Orte der Ruhe und Konzentration dienen der Orientierung und fördern eine konzentrierte Forschungsarbeit. Über die Laborkuben werden die seitlich angelagerten gestapelten Institute und Büroräume erreicht. So lassen sich die Funktionsbereiche horizontal und vertikal gut verzahnt organisieren. Teeküchen und Garderoben, WC’s, Kopierräume, Medien- und Technikräume werden geschossweise organisationsabhängig zugeordnet. Die Personenaufzüge gewährleisten die Barrierefreiheit.
Die gewählte Gebäudestruktur mit ihren kurzen Wegen und vielfältigen Blickbeziehungen eröffnet auch für zukünftige Entwicklungen und Veränderungen vielfältige Nutzungsvarianten.
Die Anlieferung auf der Südseite des Gebäudes stellt die Ver- und Entsorgung über einen Lastenaufzug sicher. Von hier werden die Labore mit Versuchsaufbauten aus den Werkstätten und den Medien der Haustechnik versorgt.

Tragwerk
Hörsaal- und Laborgebäude werden unter den speziellen Anforderungen in Stahlbetonbauweise konzipiert.
Hörsaalgebäude
• Die Hörsaalgruppe bildet zusammen mit dem Atrium ein statisches System mit tragenden Wandscheiben und Stahlbetonrippendecken.
• Die umfassenden Räume erhalten Flachdecken mit h=20 cm.


Laborgebäude
• Die Labortrakte haben eigenständige, schwingungsentkoppelte Tragwerke. Ihre Räume werden mit schwingungsarmen Flachdecken h=40 cm (z.B. System Cobiax) überspannt. Zur weiteren Erhöhung der Nutzungsflexibilität kann gegebenenfalls im EG auf Stützenstellungen verzichtet werden.
• Die flankierenden Instituts- und Bürobereiche werden einachsig mit Stahlbetondecken in Halbfertigteilbauweise mit h=24cm überspannt.

Fassaden
Die visuelle und thermische Behaglichkeit der Nutzer und die hohen Anforderungen der Labore stehen im Vordergrund der Fassadenkonzeption.
Für die Büros und die Labore werden daher Dreifachverglasungen mit integrieten Sonnen-schutzlamellen vorgeschlagen. Dieses System gewährleistet in CUT-OFF-Stellung Blendfreiheit und ebenso den ungestörten Betrieb bei Wind. Ein zusätzlicher Blendschutz kann dann entfallen. Nach außen öffnende Senkklappelemente stellen die natürliche Lüftung sicher.

Gestaltung, Material
Während die geschlossenen Fassaden der schützenden umfassenden Bauten mit Mauerwerk verblendet sind, werden die Labore und der Hörsaalkern mit weißem Profilbauglas belegt. Hierdurch erhalten die Innenhöfe zusätzlich Helligkeit. Zusammen mit der Innenhofgestaltung wird eine Atmosphäre der Ruhe geschaffen.
Im Innenraum dominieren Materialien in Form von warmen Holztönen aus Eiche und Lochziegeln (Akustik) und kontrastieren mit Glas und Sichtbeton. Die lichtdurchflutete und offene Atmosphäre wird durch die Beleuchtung unterstützt.
Der Einsatz von hellen Akustiksegeln und Akustikflächen an den Möbeln (Büros) gewährleistet eine raumakustische Behaglichkeit.

Energetisches Konzept, nachhaltige Ökonomie
Der bereits durch bauliche Maßnahmen extrem reduzierte Wärmebedarf wird durch natürliche Energiequellen (Energiepfähle) mit einer Wärmepumpe bzw. durch Solarkollektoren abgedeckt.
Unter Heranziehung einer Bauteilaktivierung werden Wärmelasten über die speicherfähige Konstruktion reduziert. Fassadenelemente mit steuerbaren Schlitzöffnungselementen ermöglichen eine gute Querlüftung und Nachtabkühlung (Speichermassen) und sorgen für eine thermische Behaglichkeit. Die Atrien ermöglichen ein gutes Mikroklima, so dass hierdurch mit Hilfe einer Querlüftung für die angrenzenden Funktionen eine angenehme Aufenthaltsqualität gegeben ist.
Im Tiefgeschoss liegen die Technikzentralen mit kurzen Wegen zu den Leitungstrassen. Die Anordnung gleichartig installierter Nutzungen übereinander sorgt für Wirtschaftlichkeit. Die Laborbereiche sind für einfache Nach- und Umrüstungen offen installiert und unterstützen so die Flexibilität und Nachhaltigkeit. Während die Labore und Hörsäle ein bedarfsgerechtes Be- und Entlüftungssystem erhalten, wird in den Büros weitgehend natürlich gelüftet. Low-Tech-Maßnahmen wie Nachtlüftung, Nutzung der speichefähigen Massen und bauteilaktivierte Betondecken reduzieren die Wärmelasten und tragen zu einer Behaglichkeit bei.

Zusammenfassung
Es entsteht das Institut für Physik
• mit einladender menschlicher Atmosphäre
• mit schönen abwechslungsreichen Räumlichkeiten
• mit guter Orientierung
• mit motivierenden Arbeitsplätzen
• mit Licht, Transparenz und Schatten
• mit Individualität und Gemeinschaft
• mit Konzentration und Kommunikation
• mit Offenheit und Geborgenheit
• mit einem energetisch und ökologisch zukunftsweisendem Gesamtkonzept
• mit guter Nachhaltigkeit und
• mit wirtschaftlicher Bauweise,
dessen Ausstrahlung das Selbstverständnis des Instituts für Physik nach innen und außen unterstreicht.