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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2008

"Forum Vogelsang"

2. Preis

HINRICHS WILKENING ARCHITEKTEN

Architektur

A24 Landschaft

Landschaftsarchitektur

fd-ingenieure, Dipl.-Ing. Frank Dröse, Tragwerksplanung, Brandschutz, Thermische Bauphysik

Architektur

Erläuterungstext

Der Internationale Platz Vogelsang

Die Anlage des ehemaligen nationalsozialistischen Schulungsheims Vogelsang inszeniert den Kontrast zwischen gebauter Landschaft und der „Natur“- Landschaft des Nationalparks. Dieser Gesamteindruck der Anlage soll durch die freiraumplanerischen Eingriffe erhalten und in seiner Erlebbarkeit gestärkt werden. Hierzu ist eine behutsame Rekonstruktion und Ergänzung einzelner Bereiche erforderlich. Die neue Erschließungsachse in Verlängerung der Haupterschließungsstraße verbindet die Anlage Vogelsang mit dem Nationalpark und dem Urftsee. An dieses Rückgrad lagern sich alle neuen Elemente wie der Zentralparkplatz mit ca. 500 PKW-Stellplätzen und 25 Busstellplätzen, der Infopavillon, die internationale Begegnungsstätte / Jugendwaldheim und die Nationalparkverwaltung an. Der Sockel des „Haus des Wissens“ liegt als Fragment in der offenen, weiten Freifläche des Hangrückens. Der Sockel bietet als Aussichtpunkt einen ersten Blick über die Gesamtanlage und den Nationalpark. Der ehemalige Adlerhof ist der zentrale Platz der Anlage. Seine strenge Symmetrie wird aufgebrochen. Statt der symmetrischen Rasenflächen des ehemaligen Adlerhofs gliedern asymmetrische grüne Inseln den Platz. Der Werkshof wird zur Vorfahrt für Busse und zum zentralen Zugang zur Anlage. Um die Internationale Begegnungsstätte und das Jugendwaldheim in der ehemaligen „Redoute" bieten Orte am Waldrand wie Waldgärten und Spielplätze Raum für Entdeckungen und Naturerlebnis. Sportfelder im unmittelbaren Umfeld des Jugendwaldheims ermöglichen den Jugendlichen eine aktive Freizeitgestaltung. Der Platz am Haupterschließungsweg wird zum Gelenk zwischen Naturpark, Jugendwaldheim und dem Forum Vogelsang. Ein Infopavillon informiert über den Naturpark. Picknicktische im Außenbereich laden zur Rast ein. Die neuen Nutzungen in den Gebäuden der ehemaligen Ordensburg Vogelsang werden durch zwei deutliche Erweiterungsbauten thematisiert. Ein neuer transparenter Infopavillon am Wegesrand, unterhalb des steinernen Turmes markiert den Weg in den Landschaftspark. Er versteht sich als Auftakt und sichtbares Zeichen unserer Zeit und vermittelt zwischen dem Nationalpark Eifel und dem Internationalen Platz Vogelsang. Das neue Eingangsgebäude legt sich als transparenter Riegel entlang des Adlerhofs zwischen die Bestandsbauten. Er verknüpft sinnvoll die verschiedenen Ausstellungsbereiche miteinander und gibt dem Besucher eine klare Orientierung. Der Infopavillon und das neue Eingangsgebäude kontrastieren in ihrer kristallinen und hellen Erscheinungsform der behäbigen und schweren Burgarchitektur. Als Antipoden markieren sie den Aufbruch der Nutzung Vogelsangs in eine dem Menschen dienliche Zukunft.

Ausstellung

Das NS-Dokumentationszentrum wird in der ehemaligen Burgschänke untergebracht, hier kann die Ausstellung auf drei Ebenen organisiert werden. Erdgeschossig ist das Dokumentationszentrum direkt von der Vorfahrt her erschlossen. Desweiteren ist es über den westlichen Umgang des Adlerhofes mit der Außenterrasse und der Wandelhalle verbunden. Ein neuer großzügiger Durchgang bindet den Umgang direkt an den Adlerhof an. Im Ostflügel des ehemaligen Gemeinschaftshauses zieht das Nationalparkzentrum ein. Direkt vom neuen Eingangsgebäude erschlossen verteilen sich die großzügigen Ausstellungsräume über drei Ebenen und schließen den ehemaligen Wirtschaftshof mit ein. Das Zentrum für Regionalgeschichte liegt im Westflügel des ehemaligen Gemeinschaftshauses und ist über die verglaste Wandelhalle direkt an die Besucherinformation angebunden. Eine Ebene unter der Wandelhalle befindet sich die neue Wechselausstellung, sie kann je nach Bedarf separat genutzt werden und direkt an die Ausstellung Regionalgeschichte oder Naturpark angebunden werden. Zwei neu eingefügte Erschließungskerne jeweils im Ost- und Westflügel binden alle Ebene an und lassen die Besucher bequem zirkulieren. Die Gastronomie befindet sich in der Wandelhalle und kann den Adlerhof als Außenfläche nach Osten und Süden und die Kaminterrasse nach Westen nutzen. Die Küche liegt im Untergeschoss und kann den Free Flow Bereich direkt andienen. Der große Konferenzraum liegt im Obergeschoss des Westflügels und wird direkt von der Wandelhalle erschlossen. Der große Seminarraum befindet sich in dem Raum der heutigen Cafeteria und ist über den ehemaligen Wirtschaftsflügel, der die kleineren Seminarräume aufnimmt, direkt an das neue Eingangsgebäude angebunden. Die Verwaltungsbereiche befinden sich in den Obergeschossen. Das Dachgeschoss des Ostflügels wird als Flächenreserve ausgewiesen und kann mit Depot und Archiv belegt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Gewürdigt wird der Versuch, die Monumentalität der Gesamtanlage auf 'geradlinige' Weise zu brechen. Dies geschieht, indem ein offener undeterminierter Freiraum vorgeschlagen wird, der von Waldrändern entlang der äußeren Erschließungsstraßen eingefasst wird. Als gestaltendes Element werden die Grundmauern des „Hauses des Wissens“ bastionsartig genutzt. In gleicher Absicht wird im „Adlerhof“ ein lang gestreckter, strenger Glaskubus an der heutigen Störungsstelle zwischen Wandelhalle und Ostflügel implantiert, der ohne weitergehende bauliche Eingriffe in den historischen Bestand mit Absicht die Nordfront des Adlerhofbebauung durchstößt und sich von deren schweren Materialität deutlich absetzt. Der Umgang mit dem Gelände unter Einbeziehung der Gebäudereste von „Van Dooren“ und des Kinos ist selbstverständlich. Der Freiraum auf dem Plateau ist in seiner Gesamtaussage jedoch zu uneindeutig und zu wenig ausformuliert. Die Lage der Parkplätze ist ebenso funktional wie die Erreichbarkeit des Besucherzentrums für Fußgänger. Die vorgeschlagene Glashalle schafft zwar eine qualitätvolle Entree-Situation, ist aber in der vorliegenden Durchgestaltung noch zu wenig prägnant, so dass die geforderte und beabsichtigte Brechung nicht kräftig genug ausgebildet ist. Dies gilt insbesondere für die Unentschlossenheit in ihrer Höhe in Bezug zur Firsthöhe des Bestands. Die großzügige Innenraumwirkung im Glaskubus wird durch eine Vielzahl von Nutzungen gestört. Die Chance einer sinnvollen Verknüpfung der verschiedenen Funktionsbereiche wird nur unzureichend genutzt. Insgesamt bietet der Entwurf einen interessanten Grundansatz, der aber im Detail noch nicht hinreichend überzeugend durchgearbeitet ist. Hinsichtlich der wirtschaftlichen Kenndaten liegt er im günstigen durchschnittlichen Bereich.