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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Aufwertung und Nachverdichtung Wohnsiedlung Moosach in München

Lageplan Gesamtsituation

Lageplan Gesamtsituation

Anerkennung

Preisgeld: 4.000 EUR

NUWELA Büro für Städtebau und Landschaftsarchitektur

Stadtplanung / Städtebau

FAM Architekten - Hartinger Koch Tran-Huu Part mbB

Architektur

Erläuterungstext

Bestehende Quartiere weiterbauen –
eine Stadt für Viele gemeinsam entwickeln

Städte unter Druck! Münchens Einwohnerzahlen steigen. Die Kosten ebenso. Die Spekulation auf hohe Bodenerträge ist ungebrochen. Es wird spürbar enger und teurer in dieser Stadt. Flächenreserven gehen zu Neige und bezahlbare Räume verschwinden. Die Frage zukünftigen städtischen Zusammenlebens, baulicher und funktionaler Dichten, der Möglichkeiten geeigneter Nutzungsmischungen und Koexistenz wird nicht erst im Zuge der Corona Pandemie neu diskutiert.

Wir wollen in Moosach ein Quartier weiterbauen und entwickeln, das sich stark mit den vorgefundenen Strukturen – baulich, freiräumlich, sozial – auseinandersetzt.

Die Städte und deren Quartiere stehen vor tiefgreifenden räumlichen und funktionalen Umstrukturierungen. Es geht dabei insbesondere um Themen wie Klimaresilienz, Ökologie und Entsiegelung, Umverteilung des öffentlichen (Verkehrs-)Raums, räumliche Ausprägungen der Digitalisierung, Umgang mit Spekulation (Grund und Boden, Eigentum), Mobilitätsverhalten und Diversifizierung der Lebensstile im Allgemeinen.

Der daraus abzuleitende, dringend nötige Stadtumbau hin zu leistungsfähigeren Systemen kann nur kontextbasiert und in engem Austausch mit der Stadtgesellschaft und den unmittelbar im Gebiet lebenden und agierenden Menschen wirklich nachhaltig funktionieren.
Getragenen von einer breiten Akzeptanz kann das System ‚Stadt-Quartier-Nachbarschaft-Wohnraum‘ auch tiefgreifenden Änderungen ausgesetzt werden, ohne dabei übermäßigen Verdrängungsprozessen zu erliegen und zum Spekulationsobjekt zu verkommen.

Das Projektgebiet zeichnet sich durch eine gute Versorgung an öffentlichen Freiräumen und einen raumprägenden gewachsenen Baumbestand aus. Dieser Standortvorteil soll dem Entwurf als robustes Rahmenkonzept dienen. Ziel ist es ein sich ergänzendes Raumkontinuum zu entwerfen, einen im Alltag lebenswertes städtisches Quartier. Der Lage und guten verkehrlichen Anbindung gemäß, wird die bauliche Dichte erheblich erhöht, ohne dabei die freiräumlichen Qualitäten zu verlieren. Es entstehen sowohl neuer Wohnraum, als auch lebendige Straßenzüge, privatere grüne Höfe, ökologische Vorrangflächen und nicht zuletzt ein zusammenhängender Verbund öffentlicher Grünräume.

urban streetscapes
lebendige Strassen- und Platzräume

Im Bestand fällt die räumliche Zuordnung bisher schwer. Welche Räume darf ich nutzen, wie finde ich mich im Quartier zurecht? Was ist privat, was ist öffentlich? Räumliche Proportionen scheinen monoton und gleichförmig.

Durch präzise gesetzte Bauvolumina entsteht ein baulich gefasster, adressbildender Straßen- Platz- und Gassenraum, der durch aktivierte Erdgeschosszonen optimale Voraussetzungen für das Entstehen eines lebendigen öffentlichen Verkehrsraums bietet. Ein intuitiv les- und erlebbarer Ort zum Werken, Treffen, kommunizieren und Verweilen.

inner urban landscapes
grüne Infrastruktur „Stadtnatur“

Ein zusammenhängender öffentlicher, hoch programmierter und flexibel nutzbarer Grünraumverbund schafft wohnortnahe Möglichkeiten für Aktivität, Sport, Spiel und Kultur. Nötige Infrastrukturen (WC, Kiosk, Pavillon, …) ergänzen Karl-Lipp Park, Amphionpark und Nanga-Parbat-Wiese.

Die baulichen Setzungen lassen neben den angesprochenen, gefassten Straßenräumen ruhige Hoflagen entstehen, die das Potenzial der schon im Bestand guten Grünraumversorgung wecken. Aus anonymen Abstandsgrün werden gemeinschaftliche und aneigenbare grüne Innenhöfe. Hier finden sich private Terrassen, kleine Gärten und einsehbare Orte für (Klein-)Kinderspiel.

Ökologische Vorrangflächen

Gezielt sollen dezentral verteilte Bereiche von intensivem Nutzungsdruck ausgenommen werden und dadurch ökologische und klimatische Positiveffekte erzielen.

Im nachhaltigen Stadtumbau werden solche grün-blauen Inseln als ‚ökologische Vorrangflächen‘ entscheidend zur Qualität der zukünftigen Quartiere beitragen. Sie leisten wertvolle Beiträge hinsichtlich mikroklimatischer Kühleffekte, Retention und Versickerung sowie Biodiversität. Durchlässige, kiesige Substrate lassen hier extensiv genutzte Ruderalflächen entstehen. Darüber hinaus wirken sie raumbildend, ästhetisch und fördern so die Wohn- und Lebensqualität im Quartier. Ähnlich dem Gebäudebestand, Straßenräumen, öffentlichen Parks und privaten Grünräumen werden sie essenzieller Bestandteil der städtischen Fläche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Bebauungsstruktur der Wohnbebauung Moosach wird beibehalten und mit Punkthausbauten ergänzt. Am Wintrichring wird überzeugend die Bauflucht geschlossen, Schneisen für Nachtkühlung und Baumbestand können Großteils erhalten bleiben. An der Dachauer Straße erfolgt eine Nachverdichtung mit einer versetzten Blockrandbebauung, die den Schallschutz gewährleistet und die bestehenden Baumreihen erhält. Zum Blockinneren löst sich die Bebauung in Punkthäuser auf.
An der Nanga-Parbat-Wiese wird ein Wohnheim mit Sportzentrum angeboten. Insgesamt wird vergleichsweise wenig Bestand rückgebaut. Zusammen mit umfangreichen Ergänzungen ergibt sich eine im Vergleich sehr große Bebauungsdichte. Die Wohnqualität am Wintrichring und entlang der Dachauer Straße wird deutlich verbessert.
Die Wohnqualität der bestehenden Wohnbauten bleibt erhalten und wird sinnvoll ergänzt. Die Positionierung der Kopfkante nördlich der Karlinger Straße kann nicht überzeugen.

Der Freiraum bleibt in seinen Grundzügen erhalten, die vorgeschlagene geschlossene Bebauung an der Dachauer Straße ermöglicht ruhige Innenhöfe. Ebenfalls überzeugt die Lärmschutz-Bebauung am Wintrichring, wobei die Klimaschneisen zum Teil erhalten werden.

Der Straßenraum bleibt unverändert. Auf Tiefgaragen wird bis auf die Bauten an der Dachauer Straße verzichtet. Der Großteil der Stellplätze wird in Quartiersgaragen gebündelt. Ein Schwachpunkt ist allerdings die fehlende Zuordnung der Quartiersgaragen zu den Wohnquartieren. So werden die Stellplätze für die Grundstücke der GWG Wohnungsgesellschaft auf einem Fremdgrundstück nachgewiesen, dass seinerseits kein adäquates Entwicklungsangebot erhält.

Am Wintrichring wird eine intelligente städtebauliche Lösung angeboten, die die Aspekte des Schallschutzes und der Klimaanpassung gleichermaßen berücksichtigt und zudem in Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Realisierbarkeit überzeugen kann.
Lageplan

Lageplan

Blick auf die Nanga-Parbat-Wiese

Blick auf die Nanga-Parbat-Wiese

Struktur

Struktur

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Bestehendes weiterbauen, neue Qualitäten schaffen

Bestehendes weiterbauen, neue Qualitäten schaffen

Entwicklungsprozess

Entwicklungsprozess

Blick entlang der Welzenbachstraße

Blick entlang der Welzenbachstraße