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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2008

Neugestaltung Hindenburgplatz

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

2. Preis

GRUPPE PLANWERK

Architektur

léonwohlhage

Architektur

Hoffmann - Leichter Ingenieurgesellschaft mbH

Immissionsschutzplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Leitbild

Die Weiterentwicklung des Hindenburgplatzes zu einem attraktiven, urbanen Ort der Stadt an der ablesbaren Schnittstelle zwischen Altstadt, Neustadt und Vorstadt orientiert sich an folgenden Leitsätzen:

- Neugestaltung des Platzes und der städtischer Raumbezüge unter Referenzierung historischer Schichten des Ortes.

- Revitalisierung der öffentlichen Raumfolge in die Neustadt, zwischen Hindenburgplatz und Lambertikirchplatz, durch freie Öffnung zum Platz und ostseitige Neufassung der Küsthardstraße.

- Erhaltende Einbeziehung der platzbestimmenden 50er-Jahre-Architektur, Stadttore und Blockabschlüsse mit den (Hoch-)häusern im Westbereich sowie den Torbauten an der Goslarschen Straße.

- Profilierung der Zingel als städtischem Dienstleistungsboulevard durch Heranführung des städtebaulichen Kontinuums an die Platz-Kreuzung und Schaffung eines neuen Ankers am Platz.

- Der Anlage eines öffentlichen Gartens nördlich der Goslarschen Straße unter Bezugnahme auf den historischen Gartenparzellengrundriss.

- Zusammenführung des Platzraumes zu einer (be-)nutzbaren, aufenthaltsfreundlichen Platzoberfläche, unter Integration der verkehrlichen Raum- und Nutzungsansprüche.



Städtebauliche Entwurfsprinzipien

Der Hindenburgplatz wird als Verkehrs- und Stadtplatz mit hohen Ansprüchen an die Aufenthaltsqualtität am historischen Standort neu einjustiert und erhält eine neue, zusätzliche Bedeutung als Anker der Dienstleistungsachse von Kennedydamm und Zingel.

Die Entwicklung der Platzfigur wird durch folgende Aspekte bestimmt:

- Für die neue Prägung des Ortes durch die Ausformulierung des urbanen Platzes im Dialog mit dem öffentlichen Garten werden Raumbezüge zum historischen Stadtgrundriss der Alt- und Neustadt aufgenommen und die konstitutiven Bestandteile des Stadtraumes aus den 50er Jahren respektiert.

- Um den Ort in dieser Weise neu zu interpretieren, wird ein Ensemble im nördlichen Teil vorgeschlagen, das sowohl zur Platzseite als auch in den Garten raumbildend wirkt. Die Typologie sieht im Erdgeschoss eine öffentliche Nutzung vor, in den Obergeschossen können neben größer dimensionierten Dienstleistungsflächen auch attraktive Wohnungen eingerichtet werden.

- Die jahrhundertealte Stadttorfunktion der Friesenstrasse wird durch unterstützende Flächengestalt sowie Raumbildung sichtbar gemacht. Der südliche Platzraum erhält ein neues Gebäude, das in den historischen Achsbezügen verortet wird und den Übergang zur Küstardstraße neu gestaltet [Neuordnung des Postgrundstückes]. Somit wird ein Entrèe und Bindeglied zur Neustadt geschaffen, das zugleich ein breiteres Nutzungsangebot erlaubt.

- Die angestrebte Reduzierung der Verkehrsbelastung in der Wollenweberstraße ermöglicht es, die Platzfläche über die Fahrbahn hinweg zu führen und die Straße auf dem Platz nach Shared-Space-Prinzipien zu organisieren. [siehe Blatt 2].



Verkehrskonzept

Der Hindenburgplatz bildet einen Konzentrationspunkt städtischer Zentrumsnutzungen und zugleich einen wichtigen Verkehrsknoten. Das Verkehrskonzept wird auf diese urbane Qualität ausgerichtet.

Das Verkehrskonzept orientiert sich an vier Leitprinzipien:

- Mit Ausnahme der Wollenweberstraße wird die vorhandene Kfz-Verkehrsbelastung zugrunde gelegt.

- Die Wollenweberstraße wird im Bereich des Hindenburgplatzes nach Shared-Space-Prinzipien gestaltet.

- Der Fahrradverkehr erhält eigene Angebotsstreifen und Aufstellflächen im Kreuzungsbereich.

- Die Haltestellen des Buslinienverkehrs werden aus allen vier Richtungen an die Kreuzung herangeführ.

Konzept für den Kreuzungsknoten

Die Wollenweberstraße wird baulich durch „Aufpflasterung“ in den Hindenburgplatz integriert. Nagelmarkierungen geben Spur- und Richtungshinweise. Am Kreuzungspunkt wird die Fahrgasse als Einmündung mit Fußgängerfurt und Haltelinie gestaltet, um sie in das LSA-System einzubinde.
Aufgrund der starken Abbiegeströme erhalten alle Zufahrten, bis auf die Wollenweberstraße, drei Fahrstreifen. Die Wollenweberstraße hat nur zwei Fahrstreife.

In der Zingel werden separate Radfahrstreifen für den geradeaus- und linksabbiegenden Radfahrer eingerichtet, die über eine ÖPNV- und Fahrradschleuse zu erreichen sind. Vom Hindenburgplatz aus ist die Zingel für Radfahrer über eine eigene Radfahrerfurt parallel zur Fußgängerfurt zu erreichen.

Die Goslarsche Straße erhält eine Radfahrerschleuse ohne Vorsignalisierun. Linksabbiegende Radfahrer können dadurch während der Rotphase bis zur Haltlinie vorfahren, um sich dort links vor dem Kfz-Verkehr aufzustellen, der eine zurückgesetzte Haltlinie erhält.

Fußgänger erhalten Querungsmöglichkeiten über alle Knotenpunktsarm. Mittelinseln und Querungshilfen sind für Fußgänger nicht vorgesehen. Diese queren die Fahrbahnen jeweils in einem Zuge.


LSA-Steuerung

Durch den Umbau des Hindenburgplatzes wird in einer ersten Annahme davon ausgegangen, dass sich ein Teil des bisherigen Verkehrsaufkommens durch die Wollenweberstraße (Basis die vorliegende Verkehrszählung vom 07/08. 02.2002) in der Größenordnung von ca. 50 % verlagern wird.

Da die meisten Zufahrten in der Nachmittagsspitzenstunde sehr starke Abbiegeströme aufweisen und sich keine geeigneten Nachläufe für einzelne Zufahrten zur Bewältigung des Verkehrsaufkommens realisieren lassen, wird von einer gesicherten Führung der Linksabbieger ausgegangen. Dies führt zu gesondert signalisierten Linksabbiegern und somit zu einer 4-Phasen-Steuerung an der LSA. Für die Nachmittagsspitzenstunde wurde eine überschlägige Überprüfung der Leistungsfähigkeit vorgenommen, die eine ausreichende Leistungsfähigkeit des Verkehrsablaufs ergab.

Aufgrund der geplanten Radfahrerschleusen sind direkt am Knotenpunkt keine eigenen Radfahrersignale geplant. Ausnahme ist die Zufahrt Wollenweberstraße, an der der Radfahrer parallel zur Fußgängerfreigabe sein Signal erhalten kann. Fußgänger erhalten ihre Freigabe zeitgleich zu verträglichen Freigabezeiten des Kfz-Verkehrs.Aufgrund der innerstädtischen Lage sollten an allen Fußgängerüberwegen akustische oder taktile Blindensignale eingerichtet und die Borde für fähigkeitseingeschränkte Personen abgesenkt werden.

Busbevorrechtigungsschaltungen sind für Linienbusse in allen Zufahrten möglich.



Zeitschichten und Perspektiven

Die Zukunft des Ortes reflektiert den historischen Entwicklungshintergrund anhand von drei Zeitschichten:

Erste Zeitschicht (bis zur Industralisierung)
- Vor der Stadtmauer, dem Friesentor und dem Glacis befinden sich Gärten in barockhafter Anlage.
- Das Konzept „Spielgarten am Platz“ legt diese Struktur frei und interpretiert sie neu, in den historischen Grundriss werden Möblierungen in barocker Anmutung sowie ein Folie eingeschrieben.

Zweite Zeitschicht (vom 19. Jahrhundert bis zur Stadtzerstörung)
- Der Ort erhält seine großzügige, längliche Platzfigur, im Südwesten begrenzt von kleinteiliger, geschlossener städtischer Bebauung, im Süden durch das platzbestimmende Schulgebäude an der Küsthardstraße, im Osten und Norden durch offene Bebauung unterschiedlicher Dimension.
- Das Konzept öffnet die Küsthardstraße wieder zum Platz hin und formuliert eine neue südliche Platzkante.

Dritte Zeitschicht (50er Jahre bis heute)
- Die Nachkriegsgebäude und der Schuhstraßen-Durchbruch konstituieren einen grundlegend veränderten Stadtraum.
- Das Konzept respektiert diesen städtebaulichen Kontext und schafft zugleich neue Raum- und Nutzungsangebote. Damit entstehen neue Identitäten, ohne bisherige unkenntlich werden zu lassen.

Vierte Zeitschicht (Zukunft)
- Der Platz steht im Zeichen von Kommunikation und Begegnung unterschiedlicher Benutzer zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten. Straßenverkehr teilt den Platzraum mit anderen Nutzungsansprüchen. Die Gebäude treten in einen unmittelbaren Bezug zum gesamten Platz. Der Garten bietet einen Ort spielerischer Aktivitäten und auch der Kontemplation.



Nutzung

Die ursprüngliche Nutzung des Platzes zur Parade wird als stringentes Gestaltungskonzept interpretiert, das im Dialog mit den landschaftlich geordneten Bäumen steht.

Alle Erdgeschosse der Platzkanten bildenden Gebäude werden auf publikumsintensive Nutzungen ausgerichtet.

Der Platz wird als nutzungsoffener Aufenthaltsraum gestaltet. Die Zonen vor den Gebäuden bieten erweiterte Möglichkeiten für jahreszeitliche Außengastronomie, der Mittelbereich des Platzes wird jedoch für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten im Alltag sowie besonderer Ereignisse (Bühne / public viewing / city-beach-volleyball) vollständig frei gehalten.



Oberflächen

Die farbliche Ausrichtung der durchlaufenden, 25 cm breiten Pflasterung in drei Tönen bestimmt die Platzoberfläche:

- Dunkle schmale Pflasterbänder im Wechsel mit hellen breiten Pflasterbändern auf den Platzflächen südlich der Goslarschen - und Schuhstraße
- Dunkle Pflasterung der über den Platz verlaufenden Fahrgassenflächen der Wollenweberstraße, mit 2 cm Fahrgassenkante
- Helle Pflasterung der Flächen nördlich der Goslarschen - und Schuhstraße



Ausstattung

Wasser und szenisches Licht
- Wesentliches Strukturelement des Platzes ist ein im historischen Verlauf der Goslarschen Straße angelegter Brunnen mit abendlicher szenischer Beleuchtung.
- Die kleinklimatische und akustische Wirkung (Überlagerung der Verkehrslärmwahrnehmung) des permanent sprudelnden Wassers erhöht die Aufenthaltsqualität.

Funktionales Licht
- Der Platz wird mit im regelmäßigen Versatz angeordneten Leuchten mit tages- und nachtzeitlich variierenden Lichtatmosphären versehen. Damit können die Platzbereiche sowohl gleichmäßig, als auch den unterschiedlichen Teilraumnutzungen und Abendzeiten entsprechend ausgeleuchtet werden.

Bäume
- Die vorhandenen Platanen auf dem Platz werden als wesentliche raum- und schattenbildende Elemente in den Platzraum integriert.
- Im Nordostbereich fügt sich die Neubebauung zwischen den beiden zu erhaltenden Großbäumen ein
- Die bestehenden und zu ergänzenden Alleen der Straßen werden an den an den Platzraum heran, aber nicht hinein geführt

Sonstige Elemente
- Großzügige Sitz- und Liegeinseln laden zum Verweilen ein.
- Die über den Platz geführte Wollenweberstraße erhält eine Randgliederung durch in die Pflastergeometrie integrierte Steinpoller.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf sieht behutsame Eingriffe in den gegenwärtigen Bestand mit partiellen, ergänzenden baulichen Maßnahmen vor.

Auf der Nordseite des Hindenburgplatzes wird ein solitärer Baukörper entlang der Zingel mit einem Kopfbau an der Ecke Goslarsche Straße vorgeschlagen. Das Gebäude wirkt raumbildend sowohl zu den genannten Verkehrsadern, als auch nach Osten, was gleichwertige Fassaden, ohne Rückseiten bedingt. Die Kanten des Stadtraums werden mit dem Neubau zur Zingel klar gefasst. Einen Kritikpunkt bildet die Beziehung zwischen dem vorgeschlagenen Kopfbau und dem Hindenburgplatz. Der dargestellte Zwischenraum erscheint insbesondere im Vergleich zur Torsituation an der Zingel zu gleichwertig, um stadträumlich überzeugend zu wirken.

Die bestehende Grünfläche im Norden wird durch den Entwurf respektiert. Die öffentliche Fläche wirkt durch die vorgeschlagene Neubebauung nun allerdings privater, was die Gestaltung erschwert.

Die funktionale Anbindung der Neustadt an das Wettbewerbsareal erfolgt über die Öffnung der Küsthardtstraße und die Neugestaltung ihrer Ostseite.Die Oberflächengestaltung des südlichen Stadtplatzes wird durch farblich akzentuierte Pflasterbänder bestimmt, die im Bereich der Wollenweberstraße in dunkles Pflaster übergehen. Die Vorzonen der angrenzenden Gebäude sind mit sparsamen Stadtmöblierungen angemessen akzentuiert. Die Beibehaltung bestehender Grünstrukturen bestätigt heutige Qualitäten.

In der Verkehrsabwicklung werden keine grundsätzlichen Änderungen vorgeschlagen. Die Proportionen des motorisierten Verkehrs werden durch den Entwurf verkleinert und die Abwicklung des nichtmotorisierten Verkehrs gestärkt. Positiv bewertet wird, dass im Bereich des Hindenburgplatzes die Wollenweberstraße zur gemeinsam genutzten Verkehrsfläche (shared-space) umgestaltet wird, um in diesem Bereich den Verkehrsfluss zu beruhigen und zu reduzieren.

Das Preisgericht würdigt den insgesamt präzise durchgearbeiteten Entwurf und die feine Detaillierung.
Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Verkehrskonzept

Verkehrskonzept

Verkehrskonzept

Verkehrskonzept

Verkehrskonzept

Verkehrskonzept

Konzept Platzgestaltung

Konzept Platzgestaltung

Konzept Platzgestaltung

Konzept Platzgestaltung

Konzept Platzgestaltung

Konzept Platzgestaltung

Zeitschiene / Städtebauliche Einordnung

Zeitschiene / Städtebauliche Einordnung

Zeitschiene / Städtebauliche Einordnung

Zeitschiene / Städtebauliche Einordnung

Zeitschiene / Städtebauliche Einordnung

Zeitschiene / Städtebauliche Einordnung

Simulationen

Simulationen

Simulationen

Simulationen

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Schnitte

Schnitte

Schnitte

Schnitte

Schnitte

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