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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2008

Neubau von drei forensischen Stationen für das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN)

4. Preis

BAYER & STROBEL ARCHITEKTEN

Architektur

urbanegestalt

Architektur

Erläuterungstext

Ausblick

Ziel der Behandlung des Maßregelvollzugs ist es die Untergebrachten
wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Durch die Architektur der drei
neuen forensischen Stationen in Wiesloch soll ein therapeutisches
Milieu geschaffen werden, das dem Patienten in einer wohnlichen
Atmosphäre vielfältige Beschäftigungs- und
Bewegungsmöglichkeiten bietet und ihn so durch selbständige und
tagesstrukturierende Tätigkeiten in der Gemeinschaft auf ein
eigenverantwortliches und straffreies Leben vorbereitet.
Daneben müssen dem Patienten aber auch genügend
Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, weshalb neben den
kollektiven Räumen (Wohnbereiche, Wandelhöfe) auch den
Individualräumen besondere Bedeutung zukommt. Sämtliche Einzelund
Doppelzimmer sollen daher an der Außenfassade liegen und
einen Ausblick über die Umfassungsmauer hinweg in die großzügig
durchgrünte Parklandschaft des PZN oder in die die Klinik umgebende
nordbadische Landschaft bieten.

Um diesen Ausblick über die Mauer zu gewährleisten, müssen folglich
alle Individualräume in Obergeschossen liegen, weshalb die Stationen
13 und 14 übereinander gestapelt werden. Trotzdem können die
Wandelhöfe unmittelbar in das jeweilige Wohnumfeld integriert
werden. Auf diese Art und Weise entsteht ein komplexes räumliches
Gefüge mit ein- und zweigeschossigen Höfen, welches dennoch in
jeder Station eine ruhige und reizarme, fast museale Atmosphäre
erzeugt.
Durch die zentral liegenden Pflegestützpunkte ist eine gute
Übersichtlichkeit und eine direkte Einsehbarkeit der Stationen
gewährleistet. Durch die kompakte Organisation der beiden Stationen
innerhalb eines Gebäudes ergeben sich kurze Wege für Patienten und
Personal. Das Erdgeschoss nimmt die gemeinschaftlich genutzten
Therapie- und Nebenräume auf.
Die Aufnahmestation liegt außerhalb der Mauer, auch hier liegen alle
Patientenzimmer im Obergeschoss. Die Schleuse ist in das Gebäude
integriert, durch die Lage der Gebäude ist die geforderte Bauabfolge
gewährleistet. Nach Aussen hin stellen sich die beiden Häuser als in
sich ruhende Baukörper dar.

Wirtschaftlichkeit

Neben einem personaleffizienten Betrieb bewirkt die kompakte
Bauweise der Stationen auch minimierte Transmissionswärmeverluste,
was durch eine dämmtechnisch optimierte Gebäudehülle noch
unterstützt wird. Die Wärmeerzeugung erfolgt mittels der vorhandenen
zentralen Hackschnitzelheizung. Die schweren Geschossdecken
bieten ausreichend Speichermasse und verteilen die Wärme in die
Räume.
Sämtliche Aufenthaltsräume werden natürlich belichtet und können
natürlich be- und entlüftet werden. Durch das Anbringen von
Lüftungsklappen im Bereich der Brüstungen können die
Fensterbänder als Festverglasung ausgeführt werden. Auf zusätzliche
Sicherungsvorkehrungen wie Gitter kann somit verzichtet werden.
Umlaufende Brüstungselemente aus günstigen
Stahlbeton-Fertigteilen gliedern die Fassade horizontal und
ermöglichen einen großzügigen Ausblick in allen Räumen. Durch
Zuschläge wird der Beton durchgefärbt und danach sandgestrahlt und
erhält so die Anmut eines Natursteins.
Als Analogie zu den Wandelhöfen im Innern der Gebäude werden
aussen Wandelhaine als prägendes Element der
Aussenraumgestaltung angelegt. Der Rundweg entlang der Mauer
bleibt erhalten.
Durch die besonderen innen- und aussenräumlichen Qualitäten kann
somit auch die Architektur der neuen forensischen Stationen in
Wiesloch mit zu einem nachhaltigen Behandlungserfolg beitragen.