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Offener Wettbewerb | 08/2008

Neugestaltung Karlsplatz-Passage

1. Rang

GERNER GERNER PLUS. Architekten

Architektur

Ritter + Ritter Architekten

Architektur

Vasko+Partner Ingenieure ZT GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Kulturpassage Karlsplatz: Die neue Flaniermeile Wiens
„In den 50er Jahren war das hier eine Flaniermeile – mit Geschäften und einem Espresso“, schwärmt Architektin Gerda Maria Gerner von GERNER GERNER PLUS. Gemeint ist das 1955 in Betrieb genommene Rondeau der Opernpassage – ein Teil der neuen Kulturpassage Karlsplatz. Die Karlsplatzpassage und die denkmalgeschützte Opernpassage wurden bei laufendem Betrieb nach einem europaweit ausgeschriebenen Architektenwettbewerb saniert und in gestalterischer wie technischer Hinsicht optimiert. Die Arge Kulturpassage Karlsplatz – GERNER GERNER PLUS.  | ritter+ritter | vasko+partner – zeichnen für die Neugestaltung verantwortlich. Die Stadt suchte nach einer zündenden Idee für die Passage, die mehr als nur eine umfassende Sanierung sein sollte. Die Architekten schlugen die Mehrfachnutzung der Passage als Kunstraum vor. Die unmittelbare Nähe vieler bedeutender Kulturbauten nützend, entwarfen die Architekten das umfassende Gesamtkonzept für die stark in die Jahre gekommene Karlsplatzpassage zu einer Kulturpassage.
Einst als unterirdischer Durchgang für einen verkehrsfreien Weg zur Kärntner Straße errichtet, heute genützt als eine der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte für U-Bahnbenützer – und zukünftig auch wieder für Passanten, die einfach Lust auf regensicheres flanieren und Kultur haben. Neben der Wandmalerei von Ernst Caramelle wird die Passage mit großflächigen Videoscreens bespielt. „So verteilen sich Kunsteindrücke durch die gesamte Passage und betonen das einheitliche Konzept des Projekts“, erläutern die Architekten Ritter. Der ehemals schmale Gang, der die Opernpassage mit der Hauptpassage verbindet, wurde auf fast acht Meter verbreitert. Neben dem Leitsystem für sehbeeinträchtigte und blinde Menschen zeigen die LED- Kulturleitlinien am Boden – eine Idee von Andreas Gerner – die Richtung zu den Kulturstätten Wiens wie Wien Museum, Künstlerhaus, Kunsthalle Wien oder Secession. Damit wird der Karlsplatz als Kunstplatz auch unter der Oberfläche erlebbar. Die Kulturpassage Karlsplatz ist der am stärksten frequentierte Verkehrsknotenpunkt Wiens, mit 200.000 Personen täglich. Im Vergleich: Der Hauptbahnhof Wien ist für eine tägliche Frequenz von 145.000 Fahrgästen konzipiert.
Hell und freundlich
Die denkmalgeschützte Opernpassage wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt getreu dem originalen Erscheinungsbild der 1950er-Jahre saniert. „Wir recherchierten die ursprüngliche Ausstattung der Opernpassage anhand zahlreicher historischer Fotografien – so kamen wir auch zu der Entscheidung für den Naturstein für Böden und Wände, der optisch dem ursprünglichen Bodenbelag ähnelt“, erklären Gerda Maria und Andreas Gerner. Die auffälligen dicken Stützen und Wandelemente entlang der Rolltreppen in der Opernpassage wurden aufwändig saniert: Dafür wurden Fotos von den ursprünglichen Linoleumbelägen angefertigt, diese auf vorgesetzte Glaselemente gedruckt und die Stützen damit verkleidet. Alle Flächen entsprechen nun optisch dem historischen Erscheinungsbild, erfüllen aber gleichzeitig alle modernen Sicherheitsanforderungen. „Das dunkle Rot passt nun zu den Vorgaben der Denkmalpflege und gibt der Kulturpassage Karlsplatz ein wenig von dem Flair der 50er Jahre zurück. Auch die Beleuchtung konnten wir rekonstruieren, sowohl die indirekte Beleuchtung des Rondeaus als auch die großen runden Deckenleuchten“, so die Architekten.
Die Aufgabe der Arge war die komplette Sanierung der Passage, mehr Übersichtlichkeit, ausreichend Platz und eine helle und ansprechende Gestaltung zu schaffen. „Vor allem die Eliminierung der Angsträume war ein wesentlicher Bestandteil der Überlegungen, die gesamte Passage zu begradigen. Es gibt nun keine versteckten Ecken mehr“, erläutern Martin und Alfred Ritter. Sämtliche Zugänge und Liftanlagen wurden saniert bzw. neu gestaltet. In der Hauptpassage entstand ein neues Info- und Ticketbüro der Wiener Linien.
Statische Herausforderung
Vasko+Partner zeichnete als federführender Arge-Partner als Generalkonsulent für Planungs- und Konsulentenleistungen abseits der Gestaltung und architektonischen Ausführungsplanung verantwortlich. Carl Thümecke, Projektleiter seitens Vasko+Partner, beschreibt die Herausforderungen bei dem Projekt: „Es treffen die Ansprüche eines modernen Nahverkehrsknotenpunktes mit vielen unterschiedlichen Funktionen, auf die strengen Auflagen des Denkmalschutzes. Doch das Ergebnis überzeugt auch den letzten Skeptiker.“ Das Team von Thümecke war bezüglich Statik gefordert: „Zur Anpassung der Rampenanlage, unter Berücksichtigung der erforderlichen Barrierefreiheit, mussten Stützen im Gangbereich ausgewechselt werden – denn die Opernpassage liegt höher als der restliche Durchgang. Darüber hinaus wurde ein neuer Aufzug gebaut, zahlreiche Nischen begradigt, der Steinboden erneuert und im Hintergrund eine Fülle von Modernisierungen an Haus- und Elektrotechnik vorgenommen – und das alles unter aufrechtem Betrieb“, erklärt Thümecke.
Neben optischen Verbesserungen ging es jedoch auch um klare Strukturen: „Die Passage hat wichtige Funktionen, den Zugang zu drei U-Bahn-Linien, die Unterbringung zahlreicher technischer Betriebsräume und Anlagen der Wiener Linien, die öffentliche Infrastruktur wie Polizeistation, Ticketschalter, Infostation, Sanitäranlagen wie auch die verbleibenden Geschäftsflächen“, so die Architekten Ritter.
Die gesamte neue Kulturpassage Karlsplatz ist 260 Meter lang. „Mit der Generalsanierung erhält die Passage nun auch wieder ihre einstige Attraktivität als bedeutende Erschließung für Fußgänger, die sicher, witterungsgeschützt und kreuzungsfrei nun von der Oper zum Karlsplatz gelangen“, so die Arge abschließend.

Gesamtplan - Übersicht

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