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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2000

Barockachse Carl-Theodor-Straße, Schlossplatz, Bahnhofanlage

Schlossplatz

Schlossplatz

Bahnhofanlage

2. Preis / Auftrag

Bauer.Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wettbewerb Schloßplatz/Barockachse/Bahnhofanlage in Schwetzingen


Die Sommerresidenz

„Das Vornehmste alhier ist wohl die Menge der italienischen Gewächse und Bäumen.“ (Johann Friedrich von Uffenbach)

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts war Schwetzingen Sommerresidenz der pfälzischen Kurfürsten. Das unpretiöse Landschloß entsprach dem Geschmack der damaligen Zeit, in der man das einfache Landleben bevorzugte. Zu dieser Zeit erfolgte auch die Anlage des Schwetzinger Gartenparadieses unter der Herrschaft von Kurfürst Carl Theodor. Schon damals diente der nördliche Schloßflügel als Orangerie. Im 18. Jahrhundert war diese wegen des reichen Bestandes an exotischen Pflanzen be-rühmt. Es ist uns ein Anliegen, diese Tradition des „Südens im Norden“ in unserem Entwurf aufzunehmen und neu zu interpretieren.


Der Schloßplatz

Dieses Musterbeispiel einer barocken Platzanlage bildet zusammen mit dem Ehrenhof des Schloßes eine städtebauliche Einheit. Wir versuchen mit unserem Vorschlag, diesen Zusammenhang wieder räumlich erlebbar zu machen.

Auf einer einheitlichen Platzfläche befinden sich 60 Orangenbäume (Citrus sinensis) in Kübeln. Die Sammlung südlicher Gewächse ist aus dem Barock überliefert und dieses Thema der Gartenkunst schafft die Verbindung zu einem herausragenden Zeugnis dieses Metiers- dem Schwetzinger Schloßgarten. Im Winter werden diese Pflanzen durch immergrüne, auffällig fruchtende Formgehölze (Ilex aquifolium) ersetzt.

Die Trennung in eine nördliche und südliche Hälfte wird aufgehoben, der Platz wird in seiner Gesamtheit als Plattform städtischen Lebens nutzbar. Unterstrichen wird dies durch den einheitlichen Belag des Platzes. Wir schlagen in Anlehnung an die Beläge im Schloßgarten kleinformatige Sandsteinplatten vor. Die Orangenbaum-Standorte werden durch großformatige Platten markiert, die in den Platzbelag integriert werden.

Der Verkehr wird bewußt „über“ den Platz gelenkt. Dies führt zu erhöhter Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer und trägt gleichzeitig zur Verkehrsberuhigung bei. Die Beleuchtung des Schloßplatzes- wie auch der übrigen Bereiche- erfolgt über gestalterisch sehr zurückhaltende Lichtstelen, die das barocke Ensemble nicht in seiner Wirkung beeinträchtigen.


Die Carl-Theodor-Straße

Die Carl-Theodor-Straße ist Teil der barocken Achse (Palatina), die vom Königsstuhl, dem Heidelberger Hausberg, zum Kalmit in den Pfälzer Bergen führt. Der Straßenraum wird mit der Neupflanzung der Allee überarbeitet. Die Bäume rücken von den Fassaden ab, es entstehen großzügige Fußgängerbereiche, die zum Flanieren einladen. Wir schlagen auch hier kleinformatige Sandsteinplatten für die Gehwege vor, um den Zusammenhang zwischen dem Schloßplatz und der Carl-Theodor-Straße zu unterstreichen. Die Fahrbahn wird dagegen in Asphalt ausgeführt. Parken ist in Längsrichtung grundsätzlich möglich, doch sprechen wir uns mittelfristig für die Herausnahme des ruhenden Verkehrs aus der Barockachse aus.

Historisch überliefert ist die Bepflanzung der Allee mit Maulbeerbäume (Morus nigra), die wir vorschlagen. Dieser mittelgroße Baum mit seiner rundlichen Krone bildet sehr wohlschmeckende Früchte. Dem berühmten Schwetzinger Spargelfest im Mai folgt ein „Maulbeerfest“ im August. Ein Bürgerverein könnte die Früchte ernten und der heimischen Gastronomie zur Verfügung stellen. Die Baumscheiben werden offen in wassergebundener Decke ausgeführt und mit Sandsteinsplitt abgestreut. Darüber hinaus wird eine unterirdische Baumbewässerung empfohlen.

Die historische Achse wird heute durch zahlreiche Verkehrbauten zerschnitten und ist daher nicht mehr in ihrer Gesamtheit erlebbar. Ein künstlerisch formuliertes „Perspektiv“ macht auf diesen Zustand aufmerksam und führt die Achse im Gedanken des Betrachters ins Unendliche. Das zeitgemäße „Perspektiv“ stellen wir uns als eine Spiegelfläche an der Bahnunterführung vor.


Die Bahnhofanlage

Die im 19. Jahrhundert entstandene Platzanlage bildet das „Entreé“ von Schwetzingen. Der Platz vor dem Bahnhof wird eigenständig formuliert und lehnt sich in der Materialwahl an den Schloßplatz an. Der denkmalgeschützte Brunnen wird selbstverständlich in die Gestaltung integriert.

Ein Fontänenfeld begrüßt die Reisenden und führt sie auf einer Promenade von geschnittenen Platanen beschirmt in die Stadt. Der südliche Teil der Bahnhofanlage als der vom Zentrum abgewandte Teil wird mit vielfältigen Spieleinrichtungen bestückt. Der einheitliche Belag aus wassergebundener Decke unter den Platanen fügt sich gut in den südlichen Charakter des Gesamtentwurfs ein.

Die Flächen des ruhenden Verkehrs werden unaufdringlich in die Gesamtanlage integriert. Die Straßen erhalten eine Asphaltdecke, die Fußgängerbereiche und die Flächen des ruhenden Verkehrs (176 Stellplätze) werden mit veredeltem Betonpflaster belegt.
Carl-Theodor-Straße und Bahnhofanlage

Carl-Theodor-Straße und Bahnhofanlage

Luftbild

Luftbild

Schlossplatz

Schlossplatz

Carl-Theodor-Straße

Carl-Theodor-Straße

Bahnhofanlage

Bahnhofanlage