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begrenzt offener städtebaulicher Ideen- und baulicher Realisierungswettbewerb | 10/2004

Ideen- und Realisierungswettbewerb Wippertor I

3. Preis

studioinges

Architektur

H.J. Lankes

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept

Das Areal des Wippertores stellt sich heute als nahezu hermetisch abgeschottetes Gebiet dar. Es verweigert jeden Bezug zu seiner Umgebung, die auf der einen Seite vom städtischen Gefüge der angrenzenden Altstadt, auf der anderen vom Grünraum der Wipper geprägt wird. Die unproportionierten Freiflächen sind ein fließender, halböffentlicher Raum. Dieser homogene Charakter lässt kaum eine differenzierte Nutzung dieser Räume zu und bietet so weder Raum für öffentliches Leben noch private Rückzugsmöglichkeiten.

Der Entwurf reagiert darauf mit zwei wesentlichen Eingriffen. Die Stiftstrasse wird in das Gebiet verlängert und mündet in einen Platz, der auf seiner Westseite mit dem Blick zur Trinitatiskirche die Verbindung zur Altstadt herstellt und sich östlich dem Grünraum der Wipper öffnet. Es entsteht ein Platz mit städtischem Leben, ein Gelenk zwischen Stadt und Park. Einzelhandel und Gastronomie in den Erdgeschosszonen werden hier als wesentliche Voraussetzung für einen lebendigen öffentlichen Raum gesehen. Zusätzliche Gewerberäume, z.B. durch den Ersatzneubau der Verwaltung der WBG „Wippertal“ können weitere Impulse bringen. Der neu entstehende Volkspark am Fluss bietet als Ergänzung zum historischen Schlosspark Raum für Freizeit- und Sportaktivitäten. Über Planplatz und Uferpromenade werden diese beiden Grünräume miteinander verbunden und bilden ein die Stadt umfassendes grünes Band entlang der Wipper.

Das Rückgrat des Gebietes selbst bildet die „Neue Jechastrasse“. Sie entsteht durch Einschnitte in die Längsstruktur der Platte¬ und bildet die Haupterschließung des Gebietes. Planplatz und Cruciskirche liegen somit nicht mehr isoliert vor den Mauern der Siedlung und können identitätsstiftend auf das ganze Gebiet wirken. Südlich wird so auch die Wand vor dem Jechator aufgebrochen und das Gebiet öffnet sich dem Ankommenden. Die Neue Jechastrasse gliedert das Quartier in vier Blöcke, die in ihrer Maßstäblichkeit den Dimensionen der Altstadt entsprechen. Durch sparsame Neubauten an den Giebelseiten wird die Zeilenstruktur der Platte aufgelöst. Es entsteht ein städtisches Gefüge. Die Neue Jechastrasse wird zur Quartiersstrasse mit Gewerbeflächen in den Erdgeschosszonen der neu errichteten Gebäude.

Ein untergeordnetes Wegesystem erschließt die höher gelegenen Wohnhöfe. Durch Aufweitungen der Wege entstehen an den Rückseiten der Gärten kleine Höfe zum Spielen und Verweilen. An der Parkseite ist über die Wohnhöfe ein barrierefreier Zugang zu den privaten Gärten möglich. Die Wegeverbindung zwischen Quartiersplatz und Planplatz erschließt einen Gemeinschaftshof mit Spielplatz. Das Nebeneinander von privaten Gärten, halböffentlichen Grünräumen und attraktiven öffentlichen Plätzen bzw. Grünräumen schafft die Vorrausetzung für eine funktionierende Stadtgemeinschaft und ein sozial verträgliches Wohnviertel.

Der Planplatz erhält westlich eine neue bauliche Kante, die den Platz räumlich fasst und gleichzeitig eine Öffnung zum Schlosspark formuliert. Diese bauliche Kante und die Einschnürung von der J.-Karl-Wezel-Straße kommend lassen den Platz als solchen wieder erlebbar werden.

Die Gebäude werden durchgehend um zwei auf vier Geschosse reduziert. Teilweise fünfgeschossig setzen die Gebäude am Quartiersplatz und das Gebäude Planplatz 10-15 in der Achse der J.-Karl-Wezel-Straße aufgrund ihrer städtebaulichen Lage einen Akzent.


Architektonisches Konzept

Die Hauptdefizite der bestehenden Plattenbauten liegen in den Zugangssituationen sowohl zum Gebäude selbst, als auch zu den einzelnen Wohnungen. In den drei Realisierungsbereichen werden im Entwurf exemplarisch den unterschiedlichen stadträumlichen Situationen angepasste Lösungen aufgezeigt. In jedem Fall entstehen so großzügige, 1,5- oder 2-geschossige, offene Eingangsbereiche und über eingeschnittene Loggien belichtete Treppenhäuser, die den Wohnungszugängen eine neue Qualität verleihen.

Die Wohnungen der Plattenbauten bestehen aus einem klaren, durchgesteckten Grundkörper mit innenliegendem Bad, relativ kleinem Wohnraum und schmalen Balkonen. Die Erweiterung um eine zusätzliche Raumschicht bietet die Möglichkeit der Vergrößerung des Wohnraumes oder eines Wintergartens und ermöglicht die Neugliederung der starren Gebäudekubatur.
Einschnitte an den Treppenhäusern bieten einen großzügigen offenen Raum als Loggia oder Terrasse und führen Licht in die innenliegenden Treppenhäuser. Die Eingriffe in die Grundrissstruktur sind wenig aufwendig. Die Lage der Schächte bleibt unverändert. Die massiven Brüstungen der Fenster werden teilweise oder ganz herausgeschnitten.

Der Realisierungsbereich 1 als stadtabgewandte Seite zeigt eine Variante in der eine straßenseitige Raumschicht Platz für Hobbyräume, Werkstätten oder Abstellflächen für Autos und Fahrräder bietet. Die Wohnungen im 1. Obergeschoss liegen niveaugleich mit den privaten Mietergärten im Wohnhof und sind über diesen auch barrierefrei zu erreichen. Das Eckgebäude ist als Neubau geplant und bietet mit großzügigeren Loftwohnungen eine Abrundung des ansonsten ausschließlich mit 2- und 3-Zimmer Wohnungen geplanten Bestandsgebäudes.

Der Realisierungsbereich 2 auf der städtischen Seite des Gebietes zeigt eine Möglichkeit der gewerblichen Erdgeschossnutzung. Geplant sind, zum Teil zweigeschossige Läden oder gastronomische Einrichtung, die das Gebäude zum Planplatz öffnen und zur Belebung des Platzes beitragen werden. Im darüberliegenden Geschoss befinden sich Maisonette-Wohnungen. Die beiden Ecksegmente werden durch Neubauten ersetzt. Die Split-Level-Typen stellen ein zusätzliches Angebot für die Wohnungsvielfalt dar und ermöglichen eine effiziente Erschließung der kleinen Parzellen bei akzeptablen Wohnungsgrößen. Dieser Typ ermöglicht trotz des dreieckigen Parzellenzuschnitts, dass fast alle Wohnungen durchgesteckt werden können.

Beim Realisierungsbereich 3 wurden die Hauseingänge auf die andere Seite des Gebäudes verlegt um die Erschließung von der Straßenseite zu ermöglichen und die Wohnungen zum Garten im Wohnhof ausrichten zu können. Über den angehobenen Gemeinschaftsgarten überwindet man die Distanz zur Strasse und betritt das Gebäude auf dem Niveau des Zwischenpodestes des untersten Geschosses. Es entsteht eine neue Kante zum Straßenraum und die bisherige Präsenz des Kellergeschosses wird aufgehoben.

Sowohl die rückgebauten Plattenbauten als auch die Neubauten werden einheitlich mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen. Die Putzschicht soll mit Zuschlagstoffen (z.B. mit Eisenoxidpigmenten) durchgefärbt werden. Die Wirkung homogener Gesamtkörper ist dabei bewusst gewünscht.
Die an die Bestandsgebäude vorgehängten Raumerweiterungselemente und Balkone werden mit ihren Druckkräften geschossweise in die Decke abgelastet, Elemente zur Aufnahme der Zugkräfte werden in der jeweils darüber liegende Decke verankert.