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Einladungswettbewerb | 04/2008

Gemeindehaus Andreaskirche

3. Preis

Architekten Mühlich + Partner BDA

Architektur

Erläuterungstext

Verortet

Die städtebaulichen Spielräume sind denkbar gering. Wir entdecken den vorhandenen Standort neu, bestehende Gebäude- und Raumkanten greifen wir auf und implantieren das Gemeindehaus präzise in die in Zeitabschnitten gewachsene Umgebung, formulieren ein schlüssiges Gesamtensemble.
Städtebaulich dienend entwickelt das Gebäude selbst eine Eigenständigkeit, die dem Anspruch nach Offenheit und Gastfreundschaft, nach Rückzug und Kontemplation gleichermaßen gerecht wird.
Das zwischen Kirche und Pfarrhaus vorgegebene Raumprofil definiert unseren Foyerbereich, der öffentliche Außenraum setzt sich in das Innere fort und bietet darüberhinaus Blickverbindung zum Freibereich Kindergarten, ein neuer Mittelpunkt.
Jeweils seitlich der öffentlichen Zone - innen wie außen - formulieren wir Orte des Rückzugs. Saal und Gemeinderaum bilden eine Klammer, sämtliche Nebenräume spannen wir dazwischen. So schaffen wir optimale funktionale Zusammenhänge, klare Orientierung. Die beiden Aufenthaltsräume bieten die für eine zeitgleiche, konfliktfreie Nutzung gebotene räumliche Distanz und stehen dennoch in erkennbarem Dialog zueinander.
Beide Räume überhöhen wir, beide Räume belichten wir umlaufend von oben, beide Räume statten wir mit einem schmalen Sichtbezug nach draußen aus, abgestimmt auf die Augenhöhe im Sitzen. Beide Räume werden zu Orten der Stille, zu Orten der inneren Einkehr, beide Räume sind aber auch geöffnet zum Foyer Teil eines zusammenhängenden Gesamtflächenangebotes. Flexibilität par excellence!

Im Außenraum folgen wir diesem Prinzip. Der überragende Kirchturm in der öffentlichen Mitte mit eingeschossigem Hintergrund, die seitlich überwachsenen Lauben, Orte der Ruhe, auch hier die Klammer. Gemeinsam bespielt, ein Festplatz mit angemessener Proportion.
Die Konstruktion und Materialwahl folgt der konzeptionellen Klarheit, der konzeptionellen Einfachheit. Elementierte, energetisch optimierte Bauteile gewährleisten eine kurze Bauzeit und knappe Unterhaltskosten, gewährleisten aber vor allem den sorgsamen Umgang mit den anliegenden Freianlagen, dem anliegenden Baumbestand bei der Realisierung.
Alles in allem ein Haus, das den Erwartungen nach städtebaulicher Einbindung, nach optimaler Funktionalität, nach hoher Wirtschaftlichkeit voll gerecht wird und darüberhinaus ein Haus das Emotionen weckt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit dem abschließenden Riegel und der Herausarbeitung des Kirchplatzes durch Abgrenzung der Seitenräume verstärkt der Verfasser die für die Andreaskirche charakteristische Hofsituation in überzeugender Weise. Bedauert wird, dass der mittlere Abschluss mit dem niedrigen Foyerbereich vorgenommen wird und die Anlage mit einem relativ großen Abstand zum Turm weit nach Süden und Osten greift und wertvolle Teile der Kindergartenanlage überbaut. Die beiden Seitenräume erhalten nutzungsgemäß eigene Identitäten, der Abschluss von Saal und Außenraum trägt dem Nachbarschutz Rechnung.
Die beiden Gemeinderäume öffnen sich über Schiebewände zu einem nach beiden Seiten (Hof und Kindergarten) verglasten Foyerbereich, der jedoch durch Einbauten so verstellt wird, dass er die angelegte Großzügigkeit einbüßt. Von großer Qualität im Ansatz sind die Eckräume, die durch Unterbauten und Glasaufsätze herausgehoben sind. Auch hier wird bedauert, dass der Gemeinderaum durch das eingreifende Lager erheblich gestört wird.
Die Kubatur liegt im mittleren Bereich. Die einfachen Kuben wären mit etwas Aufwand noch wirtschaftlich zu bauen. Eine Arbeit, die ungeachtet der beschriebenen und gewichtigen Probleme auch gestalterisch einen qualifizierten Beitrag zur Lösung der Bauaufgabe bringt.