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Einladungswettbewerb | 05/2008

Neugestaltung und Sanierung der Rudolf-Reißenweber-Schule Weidach/Weitramsdorf zum Studien-Zentrum der Fachhochschule-Schloss-Hohenfels

2. Preis

Architekturbüro Gatz

Architektur

  • Verfasser:

    Christoph Gatz

  • Mitarbeitende:

    Benjamin Wichert, Mitarbeiter: Dipl.-Ing. Benjamin Wichert Dipl.-Ing. Andreas Repus Fachberater: Dipl.-Ing. Arne Kruft (EKG)

Erläuterungstext

Das vorhandene Schulgebäude zeichnet sich durch ein hohe Architekturqualität aus. Sowohl die Baukörperkomposition als auch die Details bezeugen ein charakterstarkes Gebäude mit den typischen bauzeitlichen Merkmalen. Durch die erforderlichen Maßnahmen wie die energetische Sanierung der Gebäudehülle und die Unterbauung des aufgeständerten Gebäudes verändert sich der Gesamteindruck zwangsläufig nicht unwesentlich. Unser Entwurf reagiert auf diese Veränderungen durch eine sublimierte Neuinterpretation des Gebäudekonzeptes. Der formale Zeitgeist der 60er Jahre findet hierbei Berücksichtigung. In wichtigen Elementen wie den Fenstergliederungen und des Fassadenreliefs soll jedoch eine größtmögliche Nähe zum Original bewahrt werden. Wesentliches Element der Neuinterpretation ist der im Obergeschoß durchlaufende Sonnenschutz in Form eines Vorhanges. Dieser ist hinter einer einfachen, offenen Windschutzverglasung angeordnet. Durch die Bewegung des Vorhanges erhält die Gebäudehülle einen ambivalenten Charakter. Auch im geschlossenen Zustand bleibt durch die hohe Transparenz des Vorhanges die Wahrnehmung der bauzeitlichen Fassadenebene möglich. Die offene Verglasung wirkt zugleich als Wetterschutz für die Holzfenster. Sie bewirkt auch, dass bei starkem sommerlichen Wind der Sonnenschutz geschlossen bleibt. Durch die offene Bauweise werden die Nachteile einer Doppelfassade vermieden. Die Bibliothek wird mit einer rahmenlosen Verglasung umgeben, sodass der schwebende Charakter des Gebäudes erhalten bleibt. Der Sonnenschutz erfolgt hier durch einen Lamellenbehang, der im geschlossenen Zustand in der Gebäudehülle verschwindet. Im Erdgeschoss des Hauptbaues werden für die Kippfenster Scheibenjalousien eingeplant. Der Verbindungsgang zur Turnhalle wird komplett abgebrochen. So entsteht eine direkte Anbindung des Pausenhofes zum Parkplatz. Im Pausenhof bilden dachförmig geschnittene Platanen ein grünes Dach und bieten Schatten. Linear angeordnete Sitzmöbel laden zum Verweilen ein. MATERIALKONZEPT Stelzenbau: Obergeschoß - Holzfenster, geölt, Rotholz - Brüstung mit Holzverkleidung, Rotholz - Sonnenschutzvorhang aus silberbedampftem, hochtransparentem Polyestergewebe, hochreißfest, Elektroantrieb - Einscheibenverglasung als Windschutz, punktgehalten Erdgeschoß - rahmenlose raumhohe Isolerverglasung mit Aussteifung durch Glasschwerter Hauptbau-Süd: Obergesdchoß - siehe Stelzenbau Erdgeschoß - Fensterband mit Holz-Kippfenstern, Rotholz, Scheibenjalousien, Fensterpfeiler mit Holz verkleidet - Brüstung mit WDVS Hauptbau-Nord: - Kippfenster, Rotholz, im Betonfertigteilrahmen, wärmebrückenfrei befestigt - Fassadenverkleidung, Rotholz

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser erreicht mit seinem Entwurf die horizontal geprägte Typologie des Gebäudes zu erhalten, gleichzeitig aber eine völlig neue Fassade zu schaffen, die das vorgeschlagene Energiekonzept unterstützt. Der dafür verwendete Holzrahmen verspricht eine spannungsreiche neue Ansicht, der etwas modische Sonnenschutzvorhang aus Polyestergewebe bedarf wohl einer zusätzlichen unteren Führung. Die vorgesetzte Glasscheibe lässt die in der Perspektive gezeigte Tiefe der Fassade verschwinden. Der Abbruch der Toilettenanlage der Sporthalle verbessert die räumliche Situation im Außenbereich. Die Erschließung der Fachhochschule ist auf beiden Ebenen gut gelöst, die Anordnung des Hörsaals im OG des Südgebäudes erscheint sinnvoll. Die Integration der neuen Funktion in das bestehende Gebäude ist gelungen. Die Toilettenanlage Lehrer ist definitiv zu klein. Der Eingang des Physiotherapieraumes im Bereich des Rampenfußpunktes sollte überdacht werden.Der Aufzug befindet sich etwas dezentral zum Eingang. Die rundum verglaste Bibliothek ist unter dem Südbau gut vorstellbar, die Konstruktion des Altbaus bleibt durch die transparente Fassade sichtbar, der Versatz zum Obergeschoss könnte deutlicher erkennbar sein. Das vorgeschlagene energetische Konzept mit Temperaturzonierung wirkt überzeugend. Die Konstruktion einer Doppelfassade auf der Südseite macht eine auf Vollauslastung dimensionierte mechanische Be- und Entlüftung notwendig und reduziert die Möglichkeiten einer Bauteilaktivierung. Einige Details des Energiekonzeptes sind zu überarbeiten. Insgesamt stellt der Entwurf eine gelungene Lösung der Aufgabe dar. Das völlig neu konzipierte Gebäude ist eine Reminiszenz an das Vorhandene, schafft gleichzeitig zeitgenössisch gut detailliertes Neues.