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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2008

Landesgartenschau Löbau/Oberlausitz 2012

3. Preis

HL Heilbronner Lachkareff Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

SMAQ Architektur und Stadt

Architektur

Kamel Louafi Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Zuckerfabrik als Gartenhaus und Stützenlandschaft
Die Transformation der Zuckerfabrik in eine nachindustrielle Nutzung basiert auf einer Verstärkung der bestehenden Innenraumqualitäten und pointiert die aussichtspunktartige Lage des Gebäudes am Rande des Tals.
Das Erdgeschoss wird zum Plateau hin mit neuen Eingängen versehen, hier im niedrigsten Geschoss befindet sich das Foyer und ein unauffälliger Einbau, der Nebenräume wie Seminar, Büro, Küche und Erschließung aufnimmt. An nord-östlicher Seite wird die Decke geöffnet, so dass sich ein vertikaler Raum zum Obergeschoss hin ergibt. Diese Maßnahme wird an der süd-westlichen Seite für das Obergeschoss wiederholt, so dass sich eine vertikale Verbindung in das Dachgeschoss ergibt. Auf diese Weise bleibt der horizontale von Stützen geprägte Raumeindruck erhalten, wird aber um zwei vertikale Bereiche erweitert. Diese werden während der Gartenschau als Themengärten verwendet, während die Blumenschau auf den horizontalen Flächen stattfindet.
Das Dachgeschoss ist geprägt von einem Holzstützenwald. Hier befindet sich das Restaurant, das „Baumhaus“, welches im oberen Bereich der „Stämme“ hängt. Damit bleibt im Dachgeschoss die Stützenkontinuität weiterhin erlebbar, während gleichzeitig die Krone bewohnbar wird. Das „Baumhaus“ dringt über 3 Öffnungen nach außen, hier sitzt man sozusagen über den Baumkronen des Tals und blickt auf den Löbauer Berg.
Das Baumhaus ist damit Höhepunkt einer Promenade, die im Innenraum unterhalb der bestehenden Fensterreihen abläuft und nur durch wenige der Orientierung dienende neue Öffnungen unterstützt wird. In der Fassade erscheinen die neuen Öffnungen als diese U-förmige aus gefärbtem Beton gefertigten Auskragungen und lassen die dreidimensionale Neunutzung des solitären Gebäudes erkennen.
Erschlossen wird das Gebäude über das existierende geschlossene Treppenhaus und ein neues auf der diagonal gegenüberliegenden Seite. Hier befindet sich auch ein neuer Personenaufzug, der Gäste von der Talseite bis ins Restaurant bringen. Der bestehende Lastenaufzug bleibt erhalten.
Das Nachnutzungskonzept beruht auf der Entkoppelung von (beheizbaren) Nutzräumen und offener „Landschaft“ der ehemaligen Fabrik. Diese kann nach Bedarf mit Ausstellungen und Festen bespielt werden, ein Betrieb von Büro, Seminarraum und dem „parasitären“ Restaurant ist jedoch auch bei Nichtnutzung der großen Räume möglich und profitiert selbst dann von den beeindruckenden Qualitäten der ehemaligen Industrieräume.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Grundidee der Verfasser, das Augenmerk auf die 3 Gestaltungsschwerpunkte Hanggarten, Zuckerplateau und Talraum - zu konzentrieren, bewirkt eine wohltuende konzeptionelle Klarheit. - der Verlauf des Talraumes wird zu einem durchgängig wahrnehmbaren Kontinuum geformt. Waldartige Ränder Säumen Wiesenlichtungen, so wie es der Typik des weiteren Talverlaufes entspricht. Um dieses Spiel zwischen Weite und kulissenartiger Vegetation zu inszenieren, werden Eingriffe in den Bestand an richtiger Stelle mit angemessenem Aufwand vorgenommen. Beispielhaft dafür ist das Freistellen des Viadukts und die Zurücknahme der Vegetation auf der Insel. Die Wege im Talraum des Löbauer Wassers sind spannungsvoll geführt . Folgerichtig wird bei dieser Konzeption das Tal von Ausstellungsinhalten freigehalten, was sich aus Hochwassergründen als sinnvoll erweisen könnte. Die Vorschläge zum Hermannbad sind funktional nicht sinnvoll in der Fläche nachgewiesen. Bei den Senkgärten wird die gestalterische Qualität kritisch diskutiert . Dies betrifft die räumliche Vorstellung, das gesamte tiefliegende Gartenbecken mit einem Holzsteg zu durchqueren. Die darüber geführten Stege bringen den Einblick in eine fast Schatztruhenartige Gartensituation mit industriellen Relikten der Wassernutzung besser zur Geltung. - die gestaltenden Eingriffe im Hanggarten werden bezüglich sinnvoller zusätzlicher Wegeverbindungen vom Tal hinauf in die Stadt und der direkte Zugang zum Zuckerplateau mit der Möglichkeit des Ausblicks in den Landschaftsraum positiv gewertet. Die weiteren Angebote, hier Kinderspielbereiche zu integrieren stören den mehr kontemplativen Charakter und die Inszenierung der Landschaftskante. Kritisch das Zuviel an Wegen gesehen. - das Zuckerplateau ist durch Baumhaine und Belagselemente gut gegliedert. Hier liegen die Ausstellungsschwerpunkte mit den unterschiedlichen geforderten Themen, die hinsichtlich der Programmerfüllung weiter nachgewiesen werden müssten. Der Zutritt des Plateaus über einen Brückenkopf mit Rampe und Treppe ermöglicht eine gute Orientierung und eröffnet den Blick in die Weite der Landschaft. Die Zuckerhalle ist mit großen Öffnungen im Innenraum und einer zusätzliche eingefügten Caféebene von der Belichtung her besser nutzbar gestaltet und erhält dadurch in der Fassadengestaltung moderne Attribute, die sich schlicht und wirkungsvoll darstellen. Der Wegeverlauf von der Görlitzer Straße wird über Rampenwege zu einem äußerst schmalen Wegebalkon geführt, der dramaturgisch so nicht der Geste des langen Weges standhält. Die Vermittlung der Plateauebene zu den so genannten Senkgärten entspricht in keiner Weise der gestalterischen Konsistenz der anderen Bereiche. Mauern zeichnen eine starke Überformung der steilen Böschung und Wege ergeben keine kontinuierliche sinnfällige Abfolge im Hangverlauf. Insgesamt zeichnet sich der Entwurf durch die Gestaltung des Zuckerplateaus, des Talraums und des Hanggartens aus, durch die Angemessenheit der Maßnahmen und Eingriffe, die eine wirtschaftliche und nachhaltige Lösung für die gestellte Aufgabe in Löbau bedeuten.
ehemalige Zuckerfabrik

ehemalige Zuckerfabrik

Schnitt, Grundriss, Axonometrie Zuckerfabrik

Schnitt, Grundriss, Axonometrie Zuckerfabrik