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Begrenzt offener, einstufiger Realisierungswettbewerb als Einladungswettbewerb im kooperativen Verfahren nach GRW 1995 | 09/2008

Sanierung, Erweiterung und Neubau von Teilbereichen des Klinikums Schwabing

2. Preis

studioinges

Architektur

H.J. Lankes

Architektur

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

  • Mitarbeitende:

    Maik Böhmer, Maik Böhmer Mitarbeit: Heiko Müller

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliches Konzept

Die bauliche Struktur des Klinikums Schwabing ist in ihrer Eigenständigkeit bereits im gesamtstädtischen Maßstab erkennbar. Die Mittelschiene mit den zentralen Funktionen, dem zentralen Freiraum und die sechs symmetrisch angeordneten, freistehenden, pavillonartigen Bettenhäuser mit ihren naturnahen Gartenhöfen sind die wesentlichen Gestaltmerkmale der Anlage.
Der Entwurf schärft und ergänzt diese additive Struktur durch sechs Kuben als Erweiterung der Bettenhäuser und eine Mantelbebauung des südlichen Funktionsgebäudes und damit die Stärkung der Mittelschiene. Die Wahrung der Symmetrie und Ganzheitlichkeit der Anlage, der Erhalt der qualitätvollen Freiräume und des Pavilloncharakters der Bettenhäuser sind das Hauptanliegen des stadträumlichen Eingriffs.
Aus diesem Grund wird auch vorgeschlagen am Bettenhaus 6 ebenfalls einen Erweiterungsbau vorzusehen, auch wenn dieses für eine Fremdnutzung frei wird.
Die Mantelbebauung des südlichen Funktionsgebäudes erweitert dieses im Wesentlichen nach Süden, so dass der zentrale Innenhof mit seiner wichtigen freiräumlichen Gelenkfunktion erhalten und aufgewertet werden kann.
Die Erschließung des Krankenhausgeländes für Fußgänger erfolgt hauptsächlich über den Haupteingang an der Parzivalstraße und einen neuen Zugang in Verlängerung der Bummstraße um eine bessere Anbindung an den U-Bahnhof Scheidplatz herzustellen. Diese Zufahrt dient außerdem als zusätzliche Erschließung für Fahrzeuge insbesondere im Zusammenhang mit der Anlieferung und der geplanten Fremdnutzungen in nördlichen Krankenhausgelände. Die bestehenden Zufahrten bleiben im Wesentlichen erhalten, lediglich die Ausfahrt der Rettungsfahrzeuge wird in die James-Loeb-Straße verlegt.
Der ruhende Verkehr wird hauptsächlich im neu geplanten Parkhaus südlich von Haus 8 untergebracht. Um den Parkcharakter der Anlage nicht zu stören sind oberirdische Stellplätze nur sparsam und überwiegend im nördlichen Krankenhausgelände untergebracht.


Architektonisch-Funktionales Konzept

Die Qualität der Gartenhöfe wird durch die bauliche Struktur der Bettenhäuser konsequent im Inneren erlebbar gemacht. Sowohl in den nach Süden orientierten Patientenzimmern, als auch im nördlichen Erschließungsgang gibt es einen sehr starken Außenraumbezug. Diese Situation schafft vielmehr das Gefühl eines Kuraufenthaltes, denn eines Aufenthalts in einem straff organisierten Krankenhausbetrieb. Mit der vorgeschlagenen Erweiterung der Bettenhäuser am Kopf der Bestandsgebäude wird dieser Charme erhalten und gleichzeitig ein effizienter Pflegebetrieb möglich.
In einem Bettenhaus mit Erweiterung können zwei Pflegestationen untergebracht werden, die im Nachtbetrieb aufschaltbar sind. Der Neubau bildet hierbei zusammen mit einem Kopfbau des Bestandsgebäudes eine dreihüftig organisierte Station mir kurzen Wegen. Auch für die andere, ausschließlich im Bestand betriebene Station verkürzen sich die Wege durch die Verkürzung des Erschließungsflures erheblich.
Durch die Erweiterung der Bettenhäuser in Richtung der Mittelachse wird außerdem eine Verkürzung der Wege zwischen Pflegestationen und den zentralen Funktionsgebäuden erreicht. Hierbei sind die operativen Pflegestationen in den Häusern 2 und 5 untergebracht und über eine Aufstockung der zentralen Verbindungsgänge zwischen den Häusern 1 und 2, sowie 4 und 5 direkt an das OP-und Eingriffszentrum und das Diagnosezentrum angebunden. Die nichtoperativen Pflegestationen sind im Haus 3 mit kurzen Wegen zur Physikalischen Medizin und Dialyse im Haus 14 und zu den angegliederten Tageskliniken sowie zur Palliativmedizin in Haus 13 untergebracht.
Die Kopfbauten der Bettenhäuser 1 und 4 und deren Erweiterungen bilden eine funktionale Einheit mit dem südlichen Funktionsgebäude (Haus 16) und dessen Erweiterung (Haus 15) und bilden zusammen mit diesen das Herz des Krankenhauses. Hier sind alle zentralen Funktionen konzentriert. Im Erdgeschoss von Haus 15/16 befindet sich die Zentrale Notaufnahme und die Zentrale elektive Aufnahme in den Seitenflügeln (innere Teile der Häuser 1 und 4) das Diagnosezentrum, im 1. Obergeschoss das OP-Zentrum und seitlich angelagert das Eingriffszentrum und Spezialdiagnostik (HNO / Auge) und im 2. Obergeschoss, in unmittelbarer räumlicher Nähe die Pflegestationen der Intensivmedizin.
In den äußeren Flügeln der Häuser 1 und 4 befinden neben den Büros der Chefärzte, dem Ärztedienst, dem zentralen Besprechungsbereich und dem Bereitschaftsdienst drei weitere Pflegestationen mit besonderen Anforderungen. Die Aufnahmepflege (Haus 1, EG) in unmittelbarer Nähe der Notaufnahme, die Premiumstation (Haus 1, 2. OG), und die Gynäkologie (Haus 4, 2. OG) mit einer direkten Anbindung an das Mutter-Kind-Zentrum.
Mit der sich zum zentralen Innenhof öffnenden Cafeteria ist im Haus 15/16 eine weitere zentrale Einrichtung vorhanden. Zusammen mit dem Badehaus und den Verbindungsgängen, die sich in ihrer Orientierung und Ausrichtung alle zum Innenhof öffnen, ist sie ein wesentlicher Teil eines lebendigen Innenhofes.


Architektonisch-Gestalterisches Konzept

Die Bettenhäuser der Gründerzeit sind durch Risalite, Erker, Dachformen, Gauben und unterschiedliche Fensterformate stark gegliedert und detailliert. Die dreigeschossigen Erweiterungen kontrastieren dies durch eine ruhige, abstrakte Kubatur und eine reduzierte Fassade. Durch diese Ausformung und einen Abstand zum Altbau erhalten die Baukörper eine starke Eigenständigkeit und gestalterische Unabhängigkeit. Diese Eigenständigkeit spiegelt sich auch im Fassadenmaterial wider. Emaillierte Glaspaneele und großformatige Verglasungen zeigen Reflexionen und Spiegelungen des Parks und erzeugen so ein klares Nebeneinander der Leichtigkeit der Neubauten auf der einen und der Massivität der alten Bettenhäuser auf der anderen Seite.
Trotz gewollter Eigenständigkeit und bewusstem Kontrast entsteht ein Baukörper, der keine Konkurrenz zum Bestand aufbaut, sondern als Addition im Sinne der bestehenden Struktur in Erscheinung tritt.
Durch einen Abstand zwischen Alt und Neu, eine gläserne Fuge, wird der Grünbezug im Innenraum auch im dreihüftigen, neuen Gebäudeteil erlebbar. Von jeder Stelle des Flures sind Blickbeziehungen in den Park gegeben. Das Charakteristikum der neuen Patientenzimmer ist die große Offenheit zum Garten durch die raumhohen und -breiten Verglasungen.
Mit dem Umbau des südlichen Funktionsgebäudes wird die Gelegenheit ergriffen eine einheitliche architektonische Gestaltung der Neubauteile zu erreichen. So ergibt sich auch vom zentralen Innenhof ein ganzheitlich gestaltetes Ensemble.


Freiraumkonzept

Die Neugestaltung schärft die historisch gewachsene Struktur der Freianlagen und ergänzt diese durch eine zentrale Freiraumfigur im umschlossenen Innenhof des Hauptgebäudes.
Die Alleen der Hauptwege, die sich heute lückenhaft präsentieren, werden wieder geschlossen und geben dem Krankenhausareal einen einheitlichen, verbindenden Charakter. Zusammen mit dem wertvollen Baum-Altbestand der Rasenflächen bleibt der parkartige Eindruck der Anlage erhalten. Das Wegenetz erhält im Detail eine sowohl ästhetisch wie funktionale Korrektur.
Kern der Neugestaltung ist der zentrale Innenhof des Krankenhauses. Dieser südlich anmutende, umschlossene Hof verbindet die Qualität eines Gartens mit der Offenheit eines mediterranen Platzes. Die historischen Verbindungswege erhalten durch bis zum Fußboden reichende Fensterreihen eine optimale Verknüpfung von Innen und Außen. In der Mitte befindet sich eine bewegt-skulpturale Grünfläche mit zahlreichen skurril anmutenden Wasserfontänen, die als heilendes Medium den Bezug zum benachbarten Badehaus herstellen. Ein breit angelegtes Holzbord rahmt die Pflanzfläche und bietet viel Platz zum Sitzen. Eine bequeme Bank mit Rückenlehnen und beidseitiger Sitzfläche umschließt die grüne Mitte und verleiht dem Innenhof eine hohe Aufenthaltsqualität. Gesägtes Kieselpflaster bildet einen weiträumigen, Barriere freien, wertigen Bodenbelag. Die gastronomischen Außenflächen fügen sich akzentuierend in den Innenhof ein. Pflanzbehälter für wechselnde Staudenbepflanzungen runden die Gestaltung des Innenhofes ab und machen ihn zum blühenden Garten.