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einstufiger, begrenzt offener Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren (Losentscheid) mit 30 Teilnehmern | 10/2004

Renovation Pfarrkirche - „Zur Heiligsten Dreieinigkeit“

1. Preis

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

Erläuterungstext

INNENRENOVATION PFARRKIRCHE „ZUR HEILIGSTEN DREIEINIGKEIT“
LUDWIGSBURG



\"Die Kirche im Dorf lassen\"... den Kontext respektieren und ihn doch neu zu sehen, in diesem Sinne sollte die Aufgabe angegangen werden. Eine Gratwanderung, den bestehenden \"klassischen\" Kirchenraum in seiner Einfachheit und Klarheit zu belassen und doch die gewünschte Neufassung zu gestalten. Die Lösung hier, ist etwas in den Kirchenraum zu stellen, welches den Raum neu definiert, ohne ihn in seiner klaren Struktur zu Verletzen:

ein Möbel

Ein Möbel, welches den Raum gliedert, ihn intimer gestaltet und gut funktioniert. So können mit der \"sanften\" und kostengünstigen Maßnahme des Einbaus aus Holz die Ziele der Sanierung erreicht werden, um der Gemeinde ein angemessenes geistliches Zentrum im alten Gotteshaus zu geben.

Tradition

Dieses Möbel beinhaltet eine umlaufende Empore, wie sie vor 1903 vorhanden war. Es wird an die bestehende Empore angesetzt. Das Möbel gliedert so den Kirchenraum in drei Schiffe: in ein Mittel- und in zwei Seitenschiffe. Das Mittelschiff schließt mit seiner Struktur an den Chor an und bindet ihn räumlich in seiner Flucht in den längsgerichteten Raum der Kirche mit ein.

Modernität

Die Aufnahme traditioneller Motive zur räumlichen Neugliederung der Kirche soll die Maßnahme in ihrer Wertigkeit mit den zeitlosen Werten der katholischen Kirche in Beziehung setzen. Gleichwohl ist durch Abstraktion, Rationalität und dem Einsatz ökologischer Baumaterialien - Holz - die Architektur des Möbels als modern und in besten Sinne zeitlos konzipiert.

Barock

Die Konstruktion des Holzstabwerks wird nicht thematisiert. Es ist in der Art barocker Architektur
nur mehr als Raumstruktur relevant. Dies wird durch einen weißen Anstrich des Holzes erreicht. Die Fügung der Holzstäbe ist unsichtbar. Wie in den Barrockkirchen eines Balthasar Neumann entmaterialisiert sich die Struktur je nach Lichteinfall nach oben hin, wo sie von den Kirchenfenstern illuminiert wird.

Basilika

Die Gliederung des Großraumes in Vorhalle, Mittelschiff, Seitenschiff und Chorraum entsprechen dem Typ der römischen Basilika. Ohne eine direkte Rezeption wird so eine urkirchliche Raumordnung in abstrakter Form hergestellt, die den Wünschen des Trägers nach Flexibilität, Kleinteiligkeit und Offenheit gleichermaßen gerecht wird.

Vorhalle

Durch die Abtrennung des Eingangsbereiches zum eigentlichen Kirchenraum besteht die Möglichkeit, diesen neben seiner Nutzung als Kirchenfoyer zu unterschiedlichen Zwecken zu aktivieren: Ausstellungsraum, Versammlungsraum und nicht zuletzt als direkt am Marktplatz angrenzendes Kirchencafe.

Seitenschiffe

Den Raum unter der Empore bilden die beiden Seitenschiffe. Durch die Möglichkeit flexibel anordenbarer Wandelemente ist dieser Bereich wechselseitig oder mehrschichtig nutzbar. Im Regelfall des alltäglichen Gottesdienstes befinden sich die Elemente in Ihrer Position zwischen Mittel- und Seitenschiff. Dadurch entsteht ein geborgener Kirchenraum, ohne dass der Raum dabei von seiner Festlichkeit verliert.

Mittelschiff

Der neue Hauptraum für den Gottesdienst bildet das Mittelschiff, welches durch die Struktur des Stabwerks und die Anordnung der Leuchten räumlich gefasst wird. Dieser so in seiner Längsdimension gestärkte Raum ist durch einfaches Zurückschieben der Wandelemente um die Räumlichkeiten der Seitenschiffe erweiterbar. Im Fall des Festgottesdienstes stehen die Elemente wie selbstverständlich an der Innenwand des Kirchenraumes und ermöglichen so die maximale Raumbestuhlung.

Exedra (Apsis)

Durch das Möbel räumlich angebunden an das Mittelschiff, emanzipiert sich dieser Raum dennoch durch seine besondere Geometrie und Lage innerhalb der Kirche. Der ehemalige Altarraum wird in der neuen Raumkonzeption während des Festtagsgottesdienstes zum Standort des Kirchenchors.

Denkmalschutz

Die Vorgaben des Denkmalschutzes werden ernst genommen. Das Gebäude bleibt in seiner äußeren Erscheinung unangetastet. Mit Ausnahme der gewünschten Sanierungsmaßnahmen. Alle räumlichen und funktionalen Erfordernisse werden mit dem eingestellten Möbel gelöst.




PETER W. SCHMIDT ARCHITEKT BDA

Beurteilung durch das Preisgericht

Die konzeptionelle Idee dieses
Entwurfes ist, den Kontext
zu respektieren und
durch das Einstellen neuer
Holzelemente neu zu definieren.
Durch die Holzeinbauten
entsteht ein angemessenes
geistliches Zentrum
im alten Gotteshaus.
Durch diese Einbauten entstehen
neue Proportionen
und eine angenehme
Raumwirkung.
Der Entwurf entwickelt durch die Holzeinbauten klar gegliederte neue und funktionsfähige
Kirchenräume - Mittelschiff - Chorraum - Seitenschiff und Eingangsbereich.
Die Bereiche in den neuen Seitenschiffen erlauben je nach Anforderung
große und kleine Räume mit positiver Beurteilung.
Liturgie:
Der Altar steht im Kirchenschiff für eine gute Kommunikation und gemeinschaftliches
Gottesdienstfeiern mit den Gläubigen. Die Beziehung Altar - Ambo - Tabernakel
betrachtet das Preisgericht als liturgisch nicht überzeugend. Der Tabernakel
sollte eine neue Position finden.
Der Chorraum wird als Taufort neu definiert. Dieser Raum ist aber auch für kleinere
Messfeiern, stille Andacht und Meditationsveranstaltungen gut definiert.
Die Bestuhlung bietet zahlreiche Möglichkeiten für das Gestalten von Gottesdienstformen
und auch für Konzerte und weitere Veranstaltungen.
Die Erstellungskosten sind im wirtschaftlichen kostengünstigen Bereich.