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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2008

Messestadt Riem 4. BA Wohnen

3. Preis

03 Arch. GmbH

Architektur

mahl gebhard konzepte

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Raumfolgen und Blockkörper

Als Vorbilder dienen die „Reformhöfe“ des frühen 20. Jahrhunderts in Berlin, Wien, Amsterdam oder der Borstei in München, mit ihrer ausgewogenen Mischung aus städtischer Haltung und intensivem Grünbezug der einzelnen Wohnung.

Das Bebauungsmuster der Messestadt wird anhand von zwei einfachen Prinzipien interpretiert:
1. Raumfolgen entstehen, indem der öffentliche Raum, Straßen, Plätze und Grünverbindungen miteinander verflochten werden.
2. Blockkörper werden direkt vom öffentlichen Raum aus erschlossen. Im Inneren der Blockkörper entstehen gemeinschaftliche Höfe.


Raumfolgen

Die Außenkanten sind zugleich die Adressen des Gebiets. „Edinburghplatz“, „Promenade“, „Westpromenade“ und „Grüner Weg“ bestimmen das äußere Erscheinungsbild des Quartiers. In dieses System aus Grünräumen wird der öffentliche Raum eingehängt. Sich öffnende und schließende Raumfolgen leiten an Stelle von klassischen Straßen und Plätzen von den Rändern ins Innere und geben von dort den Blick nach Außen frei.
Die entstehenden öffentlich zugänglichen Räume werden als Platzflächen gründurchwirkt aufgefasst. Durch den polygonal geschnittenen Belag werden die Richtungen aufgehoben und die Räume durchdringen sich in jeder Richtung.

Die Freiflächen sind nicht gerichtet, sondern ganz „legere“ Aufenthaltsräume, in denen Kinderspiel ebenso stattfinden kann wie gemeinschaftlich ausgerichtete Feste oder einfach die Begegnung mit dem Nachbarn.
Die polygonalen Flächen können steinern sein oder auch als Rasenpflaster, Staudenbeete oder ähnliches angelegt werden.
Die Straßenbäume der „Oslo“- und der „Stockholmstraße“ entsprechen dem Leitbaumkonzept, ergänzt um weiß-blühende Bäume und Vogelnahrungsgehölzen.


Blockkörper

Die Blockkörper nehmen nahezu vollständig Wohnungen auf. Um gleichwertige Wohnqualitäten zu erreichen, werden maximal vier Geschoße festgelegt. Dies entspricht dem Durchschnitt der bisher realisierten Wohnbebauung und schafft einen einheitlichen Abschluss für den westlichen Rand der Messestadt.

An den Aufweitungen des öffentlichen Raums werden erdgeschoßig nutzungsoffene Räume vorgesehen. Dort können sich z.B. Einrichtungen zur Alten- und Kinderbetreuung, Läden und Gastronomiebetriebe ansiedeln und die Plätze beleben.

Statt offener Balkone werden Loggien in die Wandflächen zum öffentlichen Raum hin eingeschnitten, um private Freibereiche zu erhalten.
Im Blockinneren können zusätzlich zu den Loggien Balkone auch vor die Außenwände gestellt werden.

Die Blockkörper sind konsequent von Außen erschlossen. Mit der „Westpromenade“, dem „Grünen Weg“ im Osten und der „Südpromenade“ werden neue Adressen geschaffen.


Blocktypologien

In den Blockkörpern kann eine Vielzahl von Wohnformen umgesetzt werden: klassischer Geschoßwohnungsbau, Haus-im-Haus-Typen, gestapelte Maisonetten und Stadthäuser; in größeren Einheiten für geförderten und frei finanzierten Wohnungsbau sowie klein geteilt für Baugruppen.
Wir haben drei Leittypologien nachgewiesen:
Geschlossene Blockkörper: Baukörpertiefe bis 10 m, mit Einschnitten für Dachterrassen und Durchgängen vom Hofbereich in den öffentlichen Raum.
Durchbrochene Blockkörper: Baukörpertiefe bis 11,50 m, für zwei bis drei Durchgänge vom Hofbereich in den öffentlichen Raum.
Offene Blockkörper: Baukörpertiefe bis 14 m, mit gemeinsamer äußerer Baulinie und einem gemeinsamen Hofbereich.


Wohnhöfe

Im Blockinneren entstehen große zusammenhängende Hofflächen, die in den Durchgängen mit Toren abgegrenzt sind, um für die Anwohner einen geschützten Bereich zu erhalten und für Kinder eine Grenze nach außen zu definieren. In den Kellern werden Nebenräume für Fahrräder angeordnet; Müllräume werden erdgeschoßig mit den Tiefgaragenrampen kombiniert.
In jedem Hof sind Kleinkinderspielplätze geplant – diese stellen die Mitte der Gemeinschaft dar, die mit Sitzgelegenheiten noch betont wird.

Die von den Wohnungen im EG nutzbaren Freiräume sind mit Modellierungen, die immer mit Sträuchern bepflanzt sind, von den gemeinschaftlich nutzbaren Freiräumen getrennt.
Jeder Hof hat eine Leitbaumart, so dass nicht nur über die Baustruktur die Einzigartigkeit jeder Adresse erkennbar ist, sondern auch über die charakteristische Bepflanzung.


Verkehr

Um die Baufelder auch kleinteilig erschließen zu können, wird die Hauptstraße bis zur „Promenade“ verlängert und die Querstraßen bis zur „Westpromenade“ geführt.
Für größere LKW besteht eine Wendemöglichkeit am Ende der Hauptraße; Müllfahrzeuge können an jedem Stich gewendet werden.
Tiefgaragen werden ringförmig unter den Höfen angelegt und die Zufahrtsrampen in die Baukörper integriert.
Fuß- und Radwege aus dem Landschaftspark und den angrenzenden Baufeldern werden aufgenommen und ins Feld weitergeführt.


Ökologie

Module zur solaren Brauchwassererzeugung können sowohl auf den zahlreichen südorientierten Baukörpern als auch auf den Flachdächern der Ost-West orientierten Gebäude installiert werden.
Alle Gebäude weisen eine hohe Kompaktheit auf – je freistehender das Gebäude desto größer die Gebäudetiefe. Dadurch werden Energieverluste an der Gebäudehülle minimiert.
Alle Dachflächen werden begrünt und überschüssiges Regenwasser zu Sickerflächen in die Hof-Innenbereiche geführt.


Rettungswege

Die Dimensionierung der Straßenräume ist auf die Anforderungen der Aufstellflächen für die Feuerwehr abgestimmt. Bei maximal viergeschoßigen Baukörpern kann durchweg der Abstand von maximal 9 m vom Fahrbahnrand eingehalten werden. Die Promenaden werden mit Erschließungswegen aufgedoppelt, die auch als Feuerwehranfahrt geeignet sind. Die Plätze und Raumfolgen sind wie die Straßen von der Feuerwehr befahrbar. Für Hof-Innenbereiche können bei den 10 und 11,50 m tiefen Blöcken durchgesteckte Wohnungen verwendet werden. In Ecksituationen sollte die nicht durchgesteckte Wohnung im 3. OG zur Blockaußenseite liegen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die durchweg 4-geschossige Blockrandbebauung schafft eine in der Höhe moderate einheitliche und an den Rändern klar ablesbar bauliche Grundstruktur, die das vorhandene Erschließungssystem der Messestadt aufnimmt. Es wurde kontrovers diskutiert, ob die Block-Rand-Bebauung, auch mit den dargestellten Differenzierungen, eine angemessene Antwort auf die Lage in der Messestadt Riem ist. Die konsequente Erschließung der Gebäude von Außen ermöglicht abschließbare private Innenhöfe. Diese sind ausreichend dimensioniert für gemeinschaftliche Nutzungen der Bewohner, Kleinkinderspiel und private Gärten im Erdgeschoss. Der Grundsatz von privatem Raum in den Blockinnenbereichen und öffentlichem Außenraum wird konsequent umgesetzt. Wie die Blockinnenbereiche sind auch die Vorgärten leicht angehoben, so dass sich auch auf diese Weise die Trennung zwischen Öffentlichkeit und Privatheit deutlich abzeichnet.

Der Straßenraum führt im Süden und Westen bis an die Freiräume heran und schafft hier unbefriedigende Übergänge. Platzartige Aufweitungen entlang der Haupterschließung, wie auch am Siedlungsrand führen zum Teil zu durchaus interessanten Raumabfolgen. Sie sind aber in ihrer Anzahl, Lage und Ausdifferenzierung nicht überzeugend.
Die drei angebotenen Leittypologien "geschlossene, offene und durchbrochene" Blocktypologien lassen eine hohe Differenzierung der Blockgrundstruktur zu. Allerdings dürften sich bei einer kleinteiligeren Auflösung der Blockstruktur Probleme mit der Erschließung ergeben. Dies gilt auch zum Teil für eine mögliche Teilung der Tiefgarage.
Die Rücksprünge der Blockstruktur schaffen insbesondere in den nordwestlichen Ecken Wohnungen geringer Qualität.
Ökologische Aspekte werden insbesondere bezüglich der Auflösung der Blockstrukturen, Gebäudetiefen und Kompaktheit der Gebäude berücksichtig.
Die Innenhöfe sind zum Teil nicht unterbaut und stehen so für Regenwasserversickerung und Pflanzungen zur Verfügung. Eine größere Spielfläche fehlt. Der Anteil an öffentlichen Grünflächen ist gering.