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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2008

Städtebaulicher und freiraumplanerischer Wettbewerb Kernbereich Bethel

Übersicht des Planes

Übersicht des Planes

1. Preis

Breimann & Bruun

Landschaftsarchitektur

De Zwarte Hond GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Bruun & Möllers GmbH & Co. KG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Topographie und Landschaft
Die Kombination zweier Merkmale macht die Lage Bethels einzigartig - der Stadtteil liegt versteckt zwischen den grünen Bergrücken des Teutoburger Waldes aber dennoch zentral südlich der Bielefelder Innenstadt. Aufgrund seiner Zentrumsnähe und seines großen landschaftlichen Potentials hat der Ortsteil programmatisch vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten.
Sich das landschaftliche Potential zu Nutze zu machen, ist erklärtes Ziel unserer dreigliedrigen Strategie. Erstens muss Bethel stärker in das öffentliche Raumsystem Gadderbaums eingebunden werden, zweitens müssen die landschaftlichen Träger optimaler genutzt und gegebenenfalls weiter entwickelt werden und drittens muss dafür deren Zugänglichkeit verbessert werden.
Jedoch sind physische Zugänglichkeit und Erreichbarkeit nicht das alleinige Ziel, ebenso wichtig ist die Schaffung einer logischen Hierarchisierung von Landschaft und öffentlichem Raum, um die Orientierung in Bethel zu erleichtern und eine einprägsame städtische Gliederung („mental-map“) zu schaffen.
Wir wollen die unveränderliche und deutlich anwesende Topographie Bethels als ordnendes Prinzip nutzen!

Drei Grüne Adern
Der Hauptkamm mit Sparrenburg und Herrmannsweg sowie der Zionskirchkamm sind die beiden dominierenden Landschaftsträger, die als Ausläufer des Teutoburger Walds räumlich ins Stadtinnere fließen. Mit der geplanten Offenlegung des Bohnenbachs bietet sich die einmalige Möglichkeit auch den Stadtteil Bethel über eine grüne Ader mit seinem Umland zu verbinden. Diese kann aufgrund ihrer Tallage transparenter, offener und zugänglicher gestaltet werden als die zwei waldähnlich durchgrünten Bergrücken. Im Ergebnis wird der „grüne Dreiklang“ den Bezug zum Umland herstellen und damit den Charakter des Stadtteils nachhaltig prägen.

Fünf Straßenprofile
Den drei grünen Adern, die sich räumlich in den Bielefelder Pass schieben, stellen wir 5 Straßenzüge gegenüber, die in entgegen gesetzter Richtung verlaufen. Durch ihre jeweils sehr unterschiedliche Bebauungstypologie und topographische Lage besitzen diese einen hohen Widererkennungswert, den es zu stärken gilt.
- das Kantersiek, eingebettet zwischen den beiden landschaftlichen Kämmen mit überwiegend großmaßstäblicher Krankenhausbebauung,
- der Remterweg als Kammweg auf dem Zionskirchrücken mit kleinmaßstäblicher Bebauung in einem sehr „grünen Wesen“,
- der Sarepta-/Bethelweg am Fuße des Zionskirchrückens mit unterschiedlich großen Gebäuden, die einen starken Bezug zur Topographie aufweisen,
- der Saron-/Karl Sieboldweg auf halber Höhe entlang des Hanges gelegen, als Zentrum Bethels,
- der Quellenhofweg entlang des Bohnenbachs mit gewerblichen Nutzungen im ersten und landschaftlicher Wegeführung im zweiten Teilstück

Im Rahmen des langfristigen Stadtumbaus sollen diese Straßenzüge stärker herausgearbeitet und entsprechend ihrer Identität weiter entwickelt werden. Hierbei ist die Öffnung des Saronwegs ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie, Bethel zu einem zugänglichen und logisch erschlossenen Ortsteil zu entwickeln. Um jedoch eine Nutzung des Saronweges durch Durchgangsverkehr zu vermeiden, wird das Straßenprofil in minimaler Dimensionierung ausgeführt. Gleichzeitig kann ein kleiner Teil des entstehenden Quell- und Zielverkehres über den parallel verlaufenden Karl-Schnitger-/ Badeweg abgewickelt werden.

Leitbild: Ein Geflecht aus Bäumen
Der Stadtteil Bethel ist aus der Vergangenheit als ein grüner Stadtteil bekannt. Heute lassen seine heterogenen Grün- und Freiräume einen einheitlichen Charakter missen. Um dieser Entwicklung gegen zu wirken und Bethel in seiner ursprünglichen Charakteristik zu stärken, wird der Stadtteil als Identitätsstiftendes Element mit einem Geflecht aus Bäumen durchzogen. Hierbei stellen die Bäume zum einen den übergeordneten Bezug zur umgebenden Landschaft her, fungieren aber auch zum anderen als Orientierungsträger und ordnende Elemente im künftigen Stadtbild von Bethel. Hier werden sie, der realen städtischen Nutzung entsprechend, den Stadträumen zugeordnet. So umschließen Robinienhaine Gebäude mit gewerblichen Nutzungen und das Dankort/Prowerk, auch begleiten Robinien den vornehmlich von Gewerbe flankierten Quellenhofweg. Wohnumfeld wird durch die Ergänzung des wertvollen Baumbestands mit Walnussbäumen herausgestellt (da hier im Bestand bereits überdurchschnittlich viele Bäume dieser Art vorhanden sind), die verbindenden Ost-West Straßenzüge sind von Kirschen gesäumt und Birken flankieren die zentrale städtische Nord-Süd Verbindungsachse des Saronweges.

Verbindungslinien und Entrees
Die Birke wird also zum Leitmotiv der zentralen Verkehrsachse und damit zum Charakterträger des Stadtteilzentrums. Diese Zugehörigkeitsposition wird gestärkt, indem der Baum Birke auch an den Abfahrten der Artur-Ladebeck Straße in Richtung Bethel Verwendung findet. Hier, an den gefühlten ‚Eingängen‘ zum Stadtteil, stehen sie im Raster auf kleinen, neu angelegten, städtischen Plätzen.

Der Bohnenbachpark
Der Bohnenbachpark ist im Gegensatz zum angrenzenden städtischen Raum nicht von einem durchgehenden Baumgeflecht durchzogen. Gegen die herkömmlichen Erwartungen an eine Parkanlage wird das Ambiente des Bohnebachparks, von wenigen Einzelbaumgruppen abgesehen, von freien lichten Räumen und damit von großzügigen Rasenflächen geprägt. So bildet das Ende des „Baumgeflechts“ den Auftakt zum Park, die vertikale grüne Grenze des Stadtraums den Eingang zum horizontal durchgrünten Grünzug.

Im Bohnenbachpark wird der Bachlauf (siehe auch Realisierungskonzept) entgegen seiner Strömungsrichtung offen gelegt und entsprechend der natürlichen Topographie gestaltet. Dadurch müssen für die Zwischenphasen keine neuen Bauwerke errichtet werden. Partiell wird das Bachbett durch Steinschüttungen gesichert. Dadurch kann die Strömungsgeschwindigkeit geregelt und ein unkontrolliertes „Eingraben“ des Baches verhindert werden. Im ausgeweiteten Teil des Bachbett und an drei tiefer liegende Stellen im Talprofil werden neue natürliche Retentionsflächen geschaffen, so dass das Regenrückhaltebecken am Maraweg in der letzten Realisierungsphase deutlich kleiner ausfallen und einer natürlichen Formensprache folgend neu gestaltet werden kann.

Ordnungsprinzipien - öffentlich, kollektiv und privat – Öffentlicher Raum
Bethel ist durch eine in den letzten hundert Jahren gewachsene, sehr heterogene Bebauungsstruktur gekennzeichnet. Unterschiedlichste städtebauliche Prinzipien und Leitbilder wurden verfolgt und prägen heute den städtischen Raum. Im Wesentlichen können drei Gebäude-Raum-Typologien unterschieden werden:
- Gruppen von unterschiedlich großen Wohngebäuden mit eigenen oder kollektiven Gärten (z.B. Saronweg 22 -38)
- Gebäude, die eine deutliche Raumkante zum Straßenraum bilden (z.B. Brosa, Bäckerei und Neue Schmiede)
- Großmaßstäbliche Gebäude meist aus den 70’er Jahren mit einem stark funktional gegliederten Umfeld (z.B. Dankort)

Im Umgang mit diesen Typologien kommen unterschiedliche Strategien zum Einsatz. Alle verfolgen jedoch dieselben Ziele - die qualitative Aufwertung der Freiräume, die deutliche Markierung von zugänglichen öffentlichen bzw. kollektiven Bereichen sowie deren Abgrenzung zu privat genutzten Räumen.

Zunächst einmal gilt es jedoch die ebenfalls heterogenen städtischen Freiräume entsprechend ihrer tatsächlichen Nutzung neu zu gliedern, zu vernetzen und an einigen Stellen zu Gunsten der Entwicklung eines urbaneren Lebens, welches momentan im Stadtteil Bethel nicht stattfindet, auszuweiten. Hierbei ist besonders die Freiraum-Verbindung vom Dankort über die Handerwerkerstraße hin zum Bethelplatz zu stärken. Demnach wird künftig eine Fußgängerbrücke durch den Bohnenbachpark zum Saronweg führen. Als elementare promenadenähnliche Freiraumachse soll jedoch die Handwerkerstraße überformt werden. Dieser Zielsetzung geschuldet, wird der Neuen Schmiede vorgelagert ein Platzraum mit großzügiger Treppenanlage und hoher Aufenthaltsqualität geschaffen. Er bildet das noch fehlende Glied in der Raumfolge öffentlicher Freiräume – vom Bohnenbachpark über den Platz vor der Neuen Schmiede hin zum Bethelplatz. Das so entstehende gestärkte Freiraumgerüst unterstützt die städtebauliche Fassung der oben erwähnten, unterschiedlichen baulichen Typologien.

Zusätzlich wird sich aber unserer Strategie folgend auch verschiedener Typologien bedient, um die architektonischen ‚Nachbarschaften’ in ein leicht lesbares räumliches Gerüst zu integrieren. So werden private Freiflächen durch weiße Holzzäune (wie sie auch jetzt schon im Stadtteil verbreitet sind) oder grüne Hecken eingegrenzt. Die privaten Grundstücke im Bohnenbachpark erhalten zum Bach ausgerichtete weiße Terrassen, die ihren privaten Charakter unterstreichen und eine klare Abgrenzung zum öffentlichen Raum zu schaffen.
Öffentliche Räume hingegen werden direkt bis an die Gebäude herangeführt, um die Wechselwirkung mit den öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss zu verstärken. Als einheitliches widererkennbares Möblierungselement findet das Bethelmöbel Anwendung. Die Funktionsflächen um die großmaßstäblichen Gewerbebauten werden nach dem Shared-Space-Prinzip neu gestaltet. Sie erhalten einen einheitlichen Belag und werden durch ein transparentes Baumraster aus Robinien im 7,5 Meter Rhytmus räumlich gefasst. Diese Gestaltungsthematik schränkt die Nutzungsvielfalt dieser Bereiche nicht ein. Vielmehr können Funktionen wie Anfahrt, Parken und Fußläufige Wegeverbindung problemlos realisiert werden ohne den Zusammenhalt der Anlage aufzuweichen.

Gestaltungsprinzipien für den öffentlichen Raum
Ruhender Verkehr
Im momentanen Stadtbild fällt auf, dass, wann immer möglich, vorhandene Freiflächen für wildes Parken genutzt werden. Das Gestaltungskonzept will dieser Entwicklung entgegen wirken, indem Parkflächen neu geordnet werden. Ausgerichtet auf die jeweiligen öffentlichen Gebäude finden sich temporäre Stellflächen. Zusätzlich soll ein neu gebautes Parkhaus am Quellenhofweg gebündelt Parkraum schaffen. Außerdem ist entlang des Saronweges Kurzzeitparken vorgesehen. Hier sind die Parkflächen nicht durch Hochborde von den Fußwegen getrennt, sondern es erfolgt eine rein visuelle Trennung von Straßenfläche zum Parkbereich über abgeschrägte Bordsteinkanten. Damit verbleiben ungenutzte Parkflächen nicht als funktionsleere Räume im Straßenraum sondern werden automatisch zum integrativen Bestandteil der durch Fußgänger nutzbaren Wegefläche.

Material
Die räumlich funktionale Neuordnung des Stadtteils spiegelt sich auch in der verwendeten Materialauswahl wider. Straßen werden in Asphaltbelag ausgeführt, Fußwege erhalten einen einheitlichen Pflasterbelag, Plätze und großräumlich genutzte Gewerbeflächen werden durch großformatige Platten charakterisiert und im Bohnenbachpark finden wassergebundener Wegedecken Verwendung.

Architektur und Nutzung
Bebauung nördliches Kerngebiet / Saronweg
Zwischen Saronweg und dem verlängerten Karl-Schnitger-Weg entsteht ein Streifen mit blockartigen Gebäuden, die sich an der Typologie und am Bild des Hauses Tiberias und der Bäckerei orientieren. In der Brockensammlung I und auf dem Standort der Brocksammlung II wird die neue Brosa realisiert. Die Ladenflächen orientieren sich zum Park, die Warenannahme findet am Saronweg statt. Die An- und Abfuhr durch LKW erfolgt zwischen Haus Tiberias und Veritas um eine Belastung des Saronweges durch LKW zu minimieren.
In den Obergeschossen der Neuen Brosa werden Wohnnutzungen geschaffen. Zwischen der Bäckerei und Haus Jaffa schlagen wir zwei U-förmige Wohngebäude, die sich um einen kollektiven Innenhof reihen, vor. Im Erdgeschoss dieser Gebäude sollen besondere Nutzungen (Einzelhandel, Gastronomie) angesiedelt werden, die sowohl den Platz vor der „Neuen Schmiede“ als auch die Parkseite „bespielen“.

Bebauung Quellenhofweg / Handwerkerstrasse
Nach Verschwenkung der Handwerkerstraße zum Kreisverkehr kann südlich hiervon ein Gebäude für betheltypische Nutzungen gebaut werden. Im Untergeschoss befindet sich eine öffentliche Parkgarage mit circa hundert Stellplätzen.

Bebauung Weiterführung Karl-Schnitger-Weg
Am Übergang vom Karl-Schnitger-Weges auf den Badeweg werden zwei Wohngebäude vorgeschlagen, welche die Parkseite des Straßenblockes zum Park hin abrunden.

Bebauung Quellenhofweg / Maraweg
Durch die Integration der Retentionsflächen in den Bachlauf kann das Regenrückhaltebecken zurückgebaut werden. Es entsteht Raum für vier Wohngebäude, die den Auftakt zur kleinmaßstäblichen Bebauung im weiteren Verlauf des Quellenhofweges bilden.

Formensprache und Material
Langfristiges Ziel ist, das architektonische Bild zu homogenisieren. Darum schlagen wir vor, für den projektierten Neubau und für Baumaßnahmen außerhalb des engeren Wettbewerbsgebietes, Gestaltungsvorgaben zu entwickeln. Neben einer Materialisierung – roter Backstein und weißer Putz – sollten auch Vorgaben zu Wechselwirkung zwischen Gebäude und öffentlichem Raum gemacht werden.


Realisierungskonzept
Die vorgeschlagene Transformation für das innere Wettbewerbsgebiet lässt sich logisch in sechs Realisierungsphasen aufteilen. Damit entsteht ein prinzipieller Entwicklungsstrom vom Hoffnungstalerweg zum Maraweg. In jeder Phase soll eine deutliche Verbesserung der jeweiligen Ausgangssituation erzielt werden.
Der Straßenblock östlich des Saronweges und der Platz vor der Neuen Schmiede können hiervon unabhängig umgestaltet werden.
Eine gute Erschließung ist während aller Zwischenstände gewährleistet, außerdem werden so genannte „Zahnlücken“- Situationen vermieden.

Die Eingriffe im weiteren Wettbewerbsgebiet, z.B. die Eingangssituationen, die Quartiersverbindungen im Stadtteil Gadderbaum und die weitere Verdeutlichung der Erschießungsstruktur können ebenfalls unabhängig vom engeren Wettbewerbsgebiet realisiert werden. Eine Verknüpfung mit turnusmäßigen Instandhaltungsarbeiten wird hierfür angestrebt.

Da sich der Stadtumbau in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Mitteln über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren erstrecken kann, ist es unabdingbar von Anfang an eine breite Akzeptanz bei den beteiligten Akteuren und Bewohnern Bethels zu schaffen. Zu diesem Zweck schlagen wir vor als ein Startzeichen und als Identitätsstiftende Maßnahme die ersten Bethelbänke zu realisieren. Diese werden an verschieden Stellen im öffentlichen oder kollektiven Raum aufgestellt und markieren so den Beginn des Umbauprozesses. Die Bethelbank hat drei Merkmale: Sie bietet Platz für genau zwei Personen, es gibt keinen Grund alleine zu sitzen. Sie ist mobil und kann zu größeren Gruppen zusammengestellt werden. Sie wird auf die selbe Art und Weise geschoben wie eine Schubkarre und steht damit symbolisch für den Umbau von Bethel.
übersicht des Planes

übersicht des Planes

Plankarte

Plankarte

Plankarte

Plankarte

Konzept

Konzept

Konzept

Konzept

Eindruck Bohnenbachpark

Eindruck Bohnenbachpark

Eindruck Saronweg

Eindruck Saronweg

Eindruck Saronweg

Eindruck Saronweg

Eindruck Bohnenbachpark 1

Eindruck Bohnenbachpark 1

Schnitte

Schnitte

Eindruck Bohnenbachpark 2

Eindruck Bohnenbachpark 2