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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2008

PLANWERK NEUE MITTE WILHELMSBURG

Lageplan

Lageplan

2. Rang

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschafts- / Umweltplanung

Erläuterungstext

POSITION

Für Hamburg stellt die Elbinsel Wilhelmsburg eine der wichtigsten Entwicklungsräume für die nächsten Jahrzehnte dar. Der Umgriff des Wettbewerbsgebiets zeigt sich als strategisch wichtiger Raum, in dem die stadtgesellschaftliche und stadtgestalterische Neuausrichtung der Elbinsel gesteuert werden kann. Bereits die Werkstatt „Sprung über die Elbe“ hatte die geografische Mitte der Insel in den Fokus gestellt und die Frage aufgeworfen, wie der Übergang der HafenCity nach Harburg und die Überwindung der Infrastrukturtrassen in Ost-West Richtung entwickelt werden kann. Mit dem Ausruf einer Internationalen Bauausstellung und der Umsetzung einer Internationalen Gartenschau wird folgerichtig genau an diesem Ort ein hohes Maß an Aufmerksamkeit geschaffen. Doch mit baulichen und programmatischen Mittel allein lassen sich die offensichtlichen Probleme nicht lösen.

Wilhelmsburg zeigt sich an diesem Ort von zwei sehr unterschiedlichen Seiten: Im geografischen Zentrum der Elbinsel finden sich mit dem Bürgerzentrum und dem alten Rathaus zwei wichtige, urbane Stadtfragmente. Doch sie liegen - fast schon verträumt - zwischen einer Park ähnlichen Umgebung und einer gewöhnlichen Gewerbeentwicklung. Eine städtebauliche Integration der Gebäude in das Leben von Wilhelmsburg ist bislang nur bedingt gelungen.
Dieser Ort ist aber zugleich ein Zentrum vielfältiger, lokaler Wegeverbindungen und intensiver, überregionaler Verkehrswege. Durch die begrenzte Anzahl an Brücken über die Bahngleise konzentrieren sich die Ost-West gerichteten Fuß- und Radwegeverbindungen auf wenige, wichtige Punkte. Hinzu kommt, dass der heutige Knotenpunkt der Neuenfelder Straße mit der Bundesstraße einen weiten Flächenumgriff beansprucht, der die Mitte Wilhelmsburgs zu einem unbelebten Ort mit hoher Orientierungslosigkeit werden lässt. Mit der Neuorientierung des Autobahnnetzes auf der Elbinsel und dem Wegfall der hoch frequentierten Bundesstraße B4/75 eröffnet sich die einmalige Chance eine der Nord-Süd orientierten Verkehrsbarrieren abzubauen und die daraus resultierenden Freiräume gezielt zu nutzen.

Die Spielräume neu zu definieren, die vorhandenen Wegeverbindungen aufzugreifen und neu in Beziehung zu setzen, bietet ein hervorragendes Potential zur Entwicklung einer „neuen“, urbanen Mitte. Dabei gilt es den Spagat aus lokalen Wilhelmsburger Fragestellungen einerseits und überregionaler Interessen und Aufmerksamkeiten andererseits miteinander abzuwägen. Doch nur mit einer definierten, baulichen und freiräumlichen Masse und einer differenzierten Vielfalt an Nutzungen und Nutzern wird es gelingen, die überregionale Verbindung der Hamburger Innenstadt mit Harburg und die lokale Verbindung der westlichen und östlichen Stadtteile Wilhelmsburgs zu schaffen.

Das Areal vereinigt schon heute eine Reihe der wichtigsten Verknüpfungen der Insel. Dies wird auch weiterhin ein essentieller Teil des Ortes bleiben. Mit dem Konzept der Internationalen Gartenschau werden weitere Wegeverbindungen, die so genannten „Passagen“, hinzukommen. Die Neue Mitte Wilhelmsburg verbindet diese Wege und Bezüge miteinander, setzt sie in Beziehung und entwickelt hieraus spannende und wieder erkennbare Orte innerhalb des Quartiers.

STRATEGIE

Unser Beitrag zum Gutachten „Neue Mitte Wilhelmsburg“ ist als dynamisches Planwerk konzipiert. Wir gehen davon aus, dass nach der Realisierungsphase bis 2013 die klassischen Planungsinstrumente und die dazugehörigen Prozeduren offener und strategischer ausgerichtet werden müssen. Hinzu kommt, dass sich durch den schnellen Rhythmus von ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen herkömmliche Planwerke oft als zu statisch erweisen. Dies gilt insbesondere für den Umsetzungszeitraum nach 2018, wenn die Wilhelmsburger Reichsstraße als Bundesstraße aufgegeben wird. Für uns stehen für diesen Zeitraum vielmehr die mit der Aufhebung verbundenen städtebaulichen Optionen im Vordergrund und weniger das abschließende, städtebauliche Bild. Daher schlagen wir für den Ideenraum einen strategischen Ansatz mit fixierten und offenen Komponenten vor, der die städtebaulichen Planungen, die immobilienwirtschaftlichen Zielsetzungen und die vorhandenen Begabungen des Areals miteinander in Beziehung setzt.

Mit der Fixierung der bereits vorhandenen und zukünftigen Begabungen in einer städtebaulichen Figur wird für den Planungsteil eine realistische Grundlage für den Zeitraum während und nach der IGS und der IBA geschaffen. die allen Beteiligten kommunizierbar ist. Dieses klare städtebauliche Bild stellt eine Projektion der aktuellen Rahmenbedingungen und bündelt die Vorstellungskraft aller Beteiligten.


STADTRAUM UND CHARAKTERE


Die einzelnen Teilbereiche des Quartiers im Planungsraum gliedern sich durch spezifische Freiraumsequenzen. Die besonderen Orte und markanten Ausprägungen tragen zu einer klaren Identifizierung von einzelnen Teilquartieren bei. Um das neue Stadtquartier in die bestehende und zukünftige Struktur an Wegen anzubinden, wird ein differenziertes Angebot an Freiräumen entlang der Verbindungen angeboten. An jedem dieser Orte werden die Wege aufgegriffen und mit anderen Verknüpfungen in Beziehung gesetzt.
Die spezifischen, räumlichen Charaktere ergeben sich einerseits aus den stadträumlichen Setzungen und den Qualitäten des öffentlichen Raumes und andererseits aus den funktionalen Anforderungen der Internationaler Gartenschau und Programmatik der Internationalen Bauausstellung. An den Rändern der Neuen Mitte Wilhelmsburg findet sich ein differenziertes Angebot zum Wohnen und Arbeiten. Aber nicht nur mit einem Blick in den zukünftigen Park offenbart sich die Neue Mitte Wilhelmsburg. Auch im Inneren des Areals werden charakteristische Milieus mit identifizierbaren Qualitäten geschaffen.

Der Stadtraum der Neuenfelder Straße zeigt sich als großstädtischer Bewegungsraum, der ähnlich einem Chamäleon, beständig seine Atmosphäre wechselt. Durch ihn werden die zwei Seiten lins und rechts der Bahntrassen verbunden. Seine besondere Qualität ist nicht in markanten Anfangs- oder Endpunkten zu suchen, sondern vielmehr in einer außerordentlichen Sequenz spezifischer Räume. Die Identität dieses Stadtraumes generiert sich aus dem Wechsel von Weite und Dichte, Urbanität und Park, Bestand und neuer Architektur, geführter und offener Blickbeziehungen. Der Straßenquerschnitt der Neuenfelder Straße wird neu gestaltet und die Höhenlage im Bereich der heutigen Kreuzung von Neuenfelder Straße und Wilhelmsburger Reichsstraße auf ein Niveau abgesenkt. Der westliche, zentrale Raum gibt dem alten Rathaus durch Ausweitung der gegenüber liegenden Wasserfläche mehr Raum und wird damit zum repräsentativen Eingangstor für den Park nach dem Wegfall der Wilhelmsburger Reichsstraße. Der südlich angrenzende Park erhält durch die tief gestaffelten, städtebaulichen Strukturen einen guten Lärmschutz.

Der Standortfaktor Wasser ist bereits heute im Planungsraum präsent und soll als übergreifendes Thema weiterentwickelt werden. Durch die schiffbare Aufweitung des Kanals bis zum Bürgerzentrum und die Fortsetzung von Wasser geprägten Räumen bis zum künftigen Eingang der Internationalen Gartenschau entsteht für das gesamte Entwicklungsgebiet - insbesondere für das neue Wohnquartier - eine Adresse, die mit großzügigen Aufenthaltsräumen und attraktiven Wegeverbindungen eine maritime Atmosphäre entfaltet.
Lageplan

Lageplan

Fotomontage

Fotomontage

Fotomontage

Fotomontage

Räumlicher Charakter

Räumlicher Charakter

Räumlicher Charakter

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